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Ausgabe:

1985

Spalte:

884-885

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Hentschel, Georg

Titel/Untertitel:

1 Könige 1985

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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883 Theologische Literalurzeitung I 10. Jahrgang 1485 Nr.

(Scpluagmta plus: Nccho) ihn bei* in Mcgiddo töten lifB. Alle Überlegungen
zum Kampf bei Megiddo basieren nur auf dem Text der Chronik
(2Chr 35.20-24). der sieh anderswo als fiktiv herausgestellt hat. hier aber das
historische Bild Sp.s entscheidend prägt.

In drei Exkursen4 ZU den Gegenspielern Jahwes: Baal. Aschera und
dem Himmelsheer (S. 200-225) durchleuchtet Sp. diese Begriffe auf
dem Hintergrund des dtr. Wortgebrauchs neu. Die Durchsicht führt
bei Aschera ([+PI.] Anat und Himmelsheer) zu der These, daß mit
dieser Bezeichnung „nicht primär der kanaanäische Horizont der
I ruchtbarkeitsgöttin aktualisiert werden soll, sondern vielmehr der
assyrische" (S. 216), wie denn die Ausdrücke Himmelskönigin und
Aschera im Juda des 7. Jh. die Ischtar meinen, die schon z. Z. Manas-
ses.Jnass. Gestalt Einzug in Jerusalem hielt" (S. 219)/

Das Problem ist mit den hebräischen Inschriften aus Hirbet el-Qom und
kuntillat Agrud noch nicht hinreichend geklärt. Die Himmelskönigin, die lange
nach dem Untergang des neuassyrischen Reiches angebetet werden soll
(Jer 44.1711). ist wohl nicht die assyrische Ausprägung der Isehtar gewesen.

Der zweite Teil der Studie Sp.s (II A) ist eine breitangelegte Untersuchung
, mit einer Fülle von assyrischen Texten (Transkription und
Übersetzung) zur assyrischen Religion im 8. und 7. Jh. Ihr Fazit ist.
daß die Assyrer im 7. Jh. ..das Bewußtsein um den Verfall ihrer ethnischen
und kulturellen Identität mit allen . . . Mitteln ... zu
bekämpfen versucht [haben]" (S. 306). Von den assyrischen Texten
her versucht Sp. sodann das Eindringen einzelner religiöser und kultischer
Phänomene assyrischer Provenienz in Juda auf/u/eigen.
Wenn z. B. auf assyrischen Reliefs häufig Götterstreitwagen abgebildet
sind, so werde auf diesem Hintergrund die Bedeutung der Wagen
in 2Kön 23.1 1 erhellt. Die Verlagerung des assyrischen Staatskultes
auf Samas (S. 238) wird in Bezug gesetzt zu den Wagen für Samas, die
Josia aus dem Tempel entfernte (S. 245, 251). Wenn assyrische
Rituale und Gebete häufig auf Dächern vollzogen werden, beleuchte
das 2Kön 23.12. wonach Josia die Altäre, die sich auf dem Dach
befunden hätten, abbrechen ließ (S. 2931). Da assy rische prophetische
Texte häufig auf Prophetinnen zurückgeführt werden, stelle sich die
Frage, „ob nicht die einflußreiche Position der Prophetin Hulda . . .
nur aufgrund der zeitgenössischen assyrischen Vorbilder verständlich
ist" (S. 302).

Der ass) tische Einfluß auf Juda wird bisweilen auch überschätzt. Den Beamten
Netanmelek (2Kön 23.11) hält der Re/. unter Verweis auf westsemitische
Namen dieser Bildung" nicht für assyrischer Herkunft. Auch die termini tech-
nici oh und yid'oni sind hesser nicht assyrisch zu deuten.

Teil II A der Arbeit Sp.s beschreibt an Hand von Texten assyrische
Kult- und Religionsphänomene im 8. und 7. Jh. ausführlich. Die Belege
für die Bedeutung (weißer) Pferde und Gespanne im mesopota-
mischen Kult (S. 250 u. A. 68-70), für Opferhandlungen auf Dächern
(S. 294 u. A 193) u. a. lassen sich in dieser Fülle anderswo nicht finden
.

Im Kap. IIB tritt Sp. ah. die Thesen von J. W. McKay und
M. Cogan* zu widerlegen. Besonders M. Cogan hatte versucht aufzuzeigen
, daß die Assyrer nur auf die Völker der eins erleibten Provinzen
, nicht aber auf die Vasallen religiösen Einfluß ausgeübt haben.
M. Cogans strenge Scheidung zwischen Vasallen und assyrischen Provinzen
hält Sp. nicht aufrecht.'' Gegen M. Cogans These werden sechs
Texte zur Geltung gebracht. Diese Texte haben nach Ansicht des Rez.
M. Cogans These zwar erschüttert, aber noch nicht zu Fall gebracht.
Zustimmen wird man Sp. darin, daß Verträge mit Vasallen von assyrischer
Seite nur unter Umständen abgeschlossen wurden, die als
hemerologisch günstig angesehen wurden, die Vasallen sich insofern
auch mit allerlei assyrischen religiösen Praktiken vertraut machen
mußten.

Die assyrischen Texte zur religiösen Kricgsführung1" oder zur
Deportation (bzw. Rückgabe) fremder Götter sind - wie alle übrigen
assyrischen Texte - vorbildlich dargeboten. Auf drei neuere Lesungsvorschläge
, die auf R. Borger zurückgehen." sei ausdrücklich hingewiesen
. -Zur Reform Josias und - thematisch viel weiter gefaßt - zum
religiösen Einfluß des neuassyrischen Reiches auf die abhängigen und
unterworfenen Völker hat Sp. die umfänglichste und neueste Publika-

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tion vorgelegt.'1 Seine materialreiche Arbeit ist zukünftig bei allen
Fragen aus diesem Bereich beizuziehen. Sie verdient unseren herzlichen
Dank.

Kiel Stefan I mim

1 H.-D. Holtmann. Reform und Reformen. Untersuchungen /u einem
(irundthema der deulerononiistischen Geschichtsschreibung, ATHANT66.
Zürich 1980.

! Vgl. schon ähnlich H.-D. Holtmann. Reform. S. 92 A 69 zu Asa.

1 Ein Übergreifen Josias auf das ehemalige tiehiet des Nordreiches (Bethel)
w ird mit guten Gründen abgelehnt (S. 112).

4 Ein vierter Exkurs gilt dem Perfekt eopulativum.
Verweise auf neuere Literatur ZU Aschera fehlen, vgl dazu u.a.
W. L. Rced, The Ashera in the Old Testament. Förth Worth 1949: R. Patai.
"The Goddess Ashera". JNES24. (1965). S. 37-52; K.-H. Bernhardt.
„Aschera in Ugarit und im Alten Testament". MIO 13 (1967), S. 163-174;
W. Hclck. Betrachtungen zur großen Göttin und den ihr verbundenen Gottheiten
. Religion und Kultur der alten Mittelnieerwelt in Parallelforsehungen.
Bd. 2 München-Wien 1971.

* F. L. Benz. Personal Names in the Phoenician and Punie Inseriplions.
Studia Pohl. 8 (Rome 1972). S. 147.32.8f. 344f. 364 u. ö.

7 J. Ebach/U. Rüterswörden, „Unterweltsbeschwörung im Alten Testament
. I-2".UF9(I977),S. 57-70; 12(1980).S. 205-220.

" I. W. McKay. Religion in Judah under the Assyrians 732-609 B.C., SBT
SS 26. London. 1973: M. Cogan, Imperialism and Religion. Assyria. Judah and
Israel in the Eighth and Seventh C'enturies B.C.F. . SBL MS 19. Missoula/
Moni.. 1974.

" „Die strikte Scheidung in Vasallen- und Pro in/ordnung ist gerade in den
westlichen Teilen des ass. Großreiches ielfach durchbrochen." (S. 312 A II)

Vgl. noch M. Wcippert. ...Heiliger Krieg' in Israel und Assyrien".
ZAW 84 (1972), S. 460-493 mit den dortigen Belegen. - Zur wirtschaftlichen
Ausbeutung der westindischen Vasallen und deren jeweiligem Abhängigkeitsverhältnis
von Assyrien vgl. noch J. Begrich. Der wirtschaftliche Einlluß Assyriens
auf Südsyrien und Palästina. Diss. ev. theol Berlin 1975.

"Zu H. W. Saggs. "The Nimrud-Lctters. Part IV". Iraq 20 (1958).
S. 182-212 (Nr. 39 Z. 30: lu-sak-ki-lu). zu H Winckler. Die Keilschrifttexte
Sargons nach den Papierabklalsehen und Originalen (Leipzig 1889). S. 178.
Z. 61-65 mit (unpubl.) Duplikat aus Hamat und F. H. Weißbach. „Zu den
Inschriften der Säle im Palaste Sargon's II. von Assyrien. ZDMG 72 (1918).
S. 161-185 (S. I84.Z. 53[mu-ma-i]-rutum).

,! Druckfehler: S. 42 Z. 5 lies: Falle: S. 66 Z. 4 lies: aufgrund: S. 82 A 108
lies: als; S. 145 A 257 lies: K 6205+BM 82-3.23.131; S. 149 Z. 20 schreibe
„sah": S. 177 A 41 lies: Überlicferungsgcschichtlers; S. 191 Z. I lies Dtr H;
S. 237 Z. 4 lies: Zukunftsvoraussagen: S. 243 Z. 23 lies Suzeränitätserhältnis-
ses; S. 293 Z. 9 lies: Samas; S. 359 Z. 4 streiche: mit.

Schreiner, Josef: Jeremia II. 25. 15-52. 34. Würzburg: Echter 1984.

IV, S. 149-282 gr. 8° = Die neue Echter Bibel. Kommentar zum

Alten Testament mit der Einheitsübersetzung. 9. DM 28,-.
Hentsehel. Georg: 1 Könige. Würzburg: Echter 1984. 242 S. gr. 8" =

Die Neue Echter Bibel: Kommentar zum Alten Testament mit der

Einheitsübersetzung. 10. DM 28.-.

Vergleicht man die neue Jeremia-Bcarbeitung von J. Schreiner mit
F. Nötsehers Kommentar im .alten Echter', dann werden die Vorzüge
des .neuen Echter' in recht beeindruckender Weise deutlich: Für die
Erklärung steht wesentlich mehr Raum zur Verfügung, und dieser
Raum wird viel besser ausgenutzt. Verweise auf inhaltliche Parallelen
oder sonstige Beziehungen zu anderen Texten im Alten und Neuen
Testament erscheinen grundsätzlich nur noch als Marginalien. Die
Erklärung von einzelnen Begriffen und Namen wird durch die Kom-
menticrung von zusammengehörigen Texteinheiten abgelöst. Allgemeine
Erklärungen, die eigentlich nur das w iederholen. was dem Text
ohnehin zu entnehmen ist. werden vermieden. Zurück treten auch die
frommen Werturteile. Archäologische Forschungsergebnisse werden
stärker berücksichtigt. Neue Erkenntnisse über die Redaktionsgeschichte
des Jeremia-Buches finden Aufnahme und Anwendung. Hervorzuheben
ist vor allem das tiefere Eindringen in den Text.