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1985

Kategorie:

Religionswissenschaft

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung I 10. Jahrgang 1985 Nr. 12

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Literatur behandelt VT in „Die apologetisehe Schrift des Salomo b.
Adret gegen einen Muhammedaner" (S. 271-274), den er als Ihn
Ha/m und seine Schrift ..Kitab al-milal wa-n-nihal" (Buch der Religionen
und Glaubensgemeinschaften) identifiziert. - Zu bedauern ist,
daß Hg. nicht auch noch die wichtige Abhandlung „Sarnau 'al b. Jahja
al-Magribi und seine Schrift Ifham al-Jahud" (in: MGWJ 42 [1898],
S. 123-133. 170-180. 214-223. 253-261. 407-418. 457-465; 43
[1899], S. 521-522) in den vorliegenden Hand mit aufgenommen hat;
immerhin ist dies die erste Veröffentlichung und Übersetzung dieser
polemischen Schrift.'

Schließlich sind noch zwei Studien zu erwähnen, die in den Bereich
der arabisch-jüdischen Literaturgeschichte gehören. Es sind dies die
..Beiträge zur Geschichte der Bibel in der arabischen Literatur"
(S. 347-365), wozu W.Bachers Bemerkungen in REJ 35 (1897),
S. 128ff, zu vergleichen wären, sowie die Werkanalyse «Lc Kitäb
al-mouhädara wa-l-moudhäkara de Moise b. Esra et ses sources»
(S. 217-270), die einem arabisch geschriebenen literaturwissenschaftlichen
Traktat über die hebräische Poesie aus der Feder des großen
Dichters und dem Neuplatonismus zugeneigten Philosophen
Moschehb. Ezra (gest. um 1135) gilt.

Mit den vorstehenden Sätzen ist der reiche Inhalt des Sammelbandes
eher angedeutet als beschrieben. Alle Studien Sch.s zeichnen sich
durch eine gekonnte Verbindung von religions- und geistesgeschicht-
licher mit sorgfältiger philologischer Analyse aus, der es wesentlich zu
verdanken ist, daß diese Studien auch nach fast einem Jahrhundert
nicht obsolet geworden sind. Sicher ist die Forschung unterdessen in
vielen Punkten vorangeschritten; viele Texte, die Sch. nur als Handschriften
zugänglich waren, liegen mittlerweile in textkritischen Editionen
vor. Gelegentlich sind geäußerte Ansichten aufgrund neuerer
Untersuchungen zu modifizieren. Wo dies der Fall ist, hat es Hg. im
Appendix im einzelnen nachgetragen (einschließlich der erforderlichen
bibliographischen Angaben) (S. 627-674). In einer Zeit, in der
das Gespräch der Religionen, auch zwischen Juden und Muslimen,
zaghaft genug zwar, wieder beginnt, kommt dem Studium des Meinungsaustausches
über die Religion, wie er, im Unterschied zu heute,
in jener Zeit, in der die Gesprächspartner in engem Kulturkontakt
miteinander lebten, geführt wurde, besonderes Gewicht zu; dies um so
mehr, als die Themen von damals oft auch die Themen von heute
sind, nur daß die Voraussetzungen zum Gespräch sich gewandelt
haben. In diesem Kontext also verdienen Sch.s Studien nicht nur zur
Kenntnis, sondern gebührend gewürdigt zu werden. Hg. und Verlag ist
daher zu danken, daß sie diese in bequemer Zusammenfassung wieder
zugänglich gemacht haben.

Berlin Stefan Schreiner

' Zur Biographie s. I. H. Schmelczer, Martin Schreiner (1863-1926). in:
Studies in Bibliography and Booklore 10(1973/74), S. 83-88.

" Bibliographie in: I. H. Schmelczer. a. a. O. S. 88-93. Diese Bibliographie
ist in den vorliegenden Sammelband aufgenommen worden (S. 620-624).

' Eine neue Ausgabe besorgte Hg.: Sarnau 'al al-Maghribi. Ifham al-Yahüd -
SilencingthcJews. ed. M. Pcrlmann. New York 1964 (= PAAJR 32).

Gcnsichcn. Hans-Werner: Weltrcligionen und Wcltfriede. Göttingen: Van-
denhoeck & Ruprecht 1985. 164 S. 8-.

Keller. Carl A.: Gnostik als religionswissenschaftliches Problem (ThZ4l.
1985.59-73).

khoury. Adel Theodor, u. Peter Hünermann (Hrsg.): Was ist Erlösung? Die
Antwort der Wcltreligionen. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1985. 156 S. kl. 8'
= Herderbüchcrei, 1181. Kart. DM 8.90.

Petuchowski. Jakob J.. Rombach. Heinrich, u. Walter Strolz: Gott alles in
allem. Religiöse Perspektiven künftigen Menschseins. Freiburg-Basel-Wien:
Herder 1985. II3S.. I Farbtaf. 8' = Veröffentlichung der Stiftung Oratio Dominica
, geb. DM 19.80.

Tworuschka. Udo: Die vielen Namen Gottes. Weltreligionen heute Gütersloh
: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1985. 254 S. 8* = GTB. Siebenstern.
776. Kart. DM 19.80.

Altes Testament

Smelik. Klaas A. D.: Bchoudcn schritt. Historische documenten uit
hetoude Israel. Baarn: Ten Have 1984. 175 S. m. Abb. 8 Kart.

Übertragen ins Deutsche müßte der Titel des Buches von
K. A. D. Smelik in etwa lauten: „Bewahrte Schrift/Bewahrt gebliebene
Schrift: Historische Dokumente aus dem alten Israel". Hinter
diesem Titel vermutet man eine Textausgabe, entweder eine kritische
Edition von Textfunden aus dem vorchristlichen Palästina oder eine
Sammlung von Inschriftenübersetzungen ins Niederländische, die als
eine Art Textbuch zur Geschichte Israels fungieren könnte. Diese
Erwartungen werden nicht erfüllt. Die Absicht des Verfassers ist es.
palästinisches, d.h. westlich und östlich des Jordans entdecktes
Inschriftenmaterial aus dem Zeitraum von 1 000-500 v. Chr. nicht
einfach in niederländischer Übersetzung zugänglich zu machen, sondern
zugleich und vor allem seine Bedeutung für die Geschichtsrekonstruktion
aufzuzeigen (S. 7). Das Ziel bestimmt den Aulbau des
Buches. Die historische Abfolge der Texte, ihre Gattungen oder ihre
Fundorte, die für die Gliederung eines Textkorpus maßgeblich sein
können, sind für die hier gewählte Stofidarbietung zweitrangig. Der
Verfasser geht vielmehr von aneinander anknüpfenden historischen
Fragestellungen aus und ordnet die Texte in diese Horizonte ein. Auf
diese Weise ist ihm ein „Textbuch" gelungen, das man ohne Kenntnis
des Hebräischen oder Aramäischen in einem Zug durchlesen kann.
Angesichts des spröden Stoffes, den viele Inschriften wegen ihres fragmentarischen
Zustands oder wegen ihrer Fremdartigkeit für den heutigen
Leser darstellen, liegt hierin die wesentliche Leistung des Buchs:
Texte werden nicht einfach übersetzt, sie werden in ihren historischen
Kontext gesetzt, und damit beginnen sie zu sprechen.

Wer will, kann das Buch auch gegen seine Intention lesen, sozusagen
gegen den Strich. In diesem Fall muß man vom Register der
behandelten Texte ausgehen (S. 175) und dazu die nach einzelnen
Inschriften oder Inschriftengruppen angeordnete Bibliographie beiziehen
(S. 156-172). Man erhält dann ein respektables Textbuch, das
die wichtigsten Inschriften und Textgattungen vorstellt, die man in
Palästina entdeckt hat. und mit Hilfe der gut zusammengestellten
Literaturlisten kann man schließlich auch den Einstieg in die semitische
Epigraphik wagen.

Entsprechend der anderen Zielsetzung des Verfassers beginnt er
seine Darstellung mit einem Einleitungskapitel (S. 10-24). das den
mit der Materie nicht vertrauten Leser in die Präliminaria der
Inschriftenkunde einführt. Hier erfährt man. wie die Schrift und das
Alphabet entstanden und welches Schreibmaterial man benutzte.
Schon in dieser Einführung stößt man als erstes übersetztes Textdokument
auf die Inschrift des Ahiram-Sarkophags aus Byblos. Auch die
folgenden Kapitel 2-1 I enthalten ab und zu den Wortlaut von außerhalb
Palästinas gefundenen Texten, sofern dies für die Darstellung
historischer Verhältnisse hilfreich ist. Bei der Masse der in Übersetzung
gebotenen Texte handelt es sich freilich um Inschriftenfunde aus
Palästina. Läßt man Siegellegenden und Gewichtsaufschriften außer
Betracht, dann enthält das Buch ungefähr 60 Texte und stellt damit
ein beachtliches Inschriftenkorpus dar.

Kapitel 2 (S. 25-34) führt den Leser mit antiken Schreibübungen in
die Epigraphik ein (Alphabete und Bauernkalender von Geser). Den
Nutzen der Schriftfunde für die Geschichtsrekonstruktion demonstriert
sodann Kapitel 3 (S. 35-53) an den moabitischen Bauinschriften
des 9. Jh. v. Chr. (Mesa-lnschrift und je ein Inschriftenfragment
aus Dibän und el-Kerak). Die Versorgung des nordisraelitischen
Hofes und seiner Beamten mit Öl und Wein zeichnet Kapitel 4
(S. 54-64) anhand der Samaria-Ostraka (Nr. 2.6.19.30.55) nach. Die
Beschreibung der gesellschaftlichen und historischen Verhältnisse
Jerusalems in Kapitel 5 (S. 65-78) stützt sich auf Steininschriften und
Ostraka verschiedener Gattungen und Zeiten (Siloa-Inschrift. Grabinschriften
aus Sihvün, Grabinschrift des Ussia, zwei fragmentarische
Monumentalinschriften sowie Ostraka und Gefäßaufschriften vom