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Ausgabe:

1985

Spalte:

875-876

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

García Bazán, Francisco

Titel/Untertitel:

Neoplatonismo y vedânta 1985

Rezensent:

Nagel, Walter

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Seite 1

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875

Theologische Literaturzeitung 1 10. Jahrgang 1985 Nr. 12

876

der Weisung Jesu, die doppelte Strecke Wegedienst zu leisten, wird olfensichtlich
der Römer als Feind bewußt in die Feindesliebc einbezogen. Wer zwei Meilen
mitgeht, kann zudem zwei Meilen lang vom Reich Gottes reden.

' alpav bezeichnete bereits die Aktion des Mantelräubers. Eine ..Deutung
auf das .leihend Weggenommene' (Bornhäuscr) verkennt den Rückbczug auf
V29b" (H. Schürmann, Das Lukasevangelium, [, Leipzig [1970], S. 384,
Anm. 45).

" L. Schottroff/W. Stegemann (s. Anm. 3, S. 148) deuten den Lukanischen
Text auf ein innergemeindliches Verhalten wohlhabender Christen. Gegen die
innergemeindliche Eingrenzung mit Recht G. Theißen. s. Anm. 3, S. 182,
Anm. 48.

H. Schürmann, s. Anm. 41. S. 347. Eine solche Redeweise vermutlich
auchLk 14.26.

44 Die Termini xn/röc. notäv und äyaüonoiav (Lk 6,27.33.35) sind charakteristische
Ausdrücke christlicher Paränesc. Dieses Wortfeld erscheint sonst fast
ausschließlich im I. Petrusbrief (vgl. F. Neugebauer. Zur Deutung und Bedeutung
des I. Petrusbriefes NTSt26, 1980, S. 61-86, S. 820- In hellenistischer
Literatur erscheinen vor allem w noitiv und FMF.pyr.Tav (vgl. H. Bolkestcin, s.
Anm. 35, S. 95.43311").

45 Diese Entgegensetzung wäre, da gegenüber jüdischen Gegebenheiten formuliert
, für die heidenchristlichen Adressaten des dritten Evangeliums nicht
verständlich gewesen, da ihnen nicht gesagt werden konnte: ,.lhr habt gehört,
daß gesagt worden ist". Die Form der betonten Entgegensetzung werden wir
dem Mund Jesu nicht nehmen können. In Lk 6,27 könnten mit «/./.«. Mya) und
der eigentümlichen Ansprache an die ..Hörenden" Fragmente einer Antithese
erhalten sein. Daß Lukas an heidenchristliche Verhältnisse appliziert, war in
unserem Abschnitt nicht nur einmal erkennbar. Zur Frage der Antithesen vgl.
H. Hübner, EWNT 11,855.

*" Urchristliche Propheten sagten: So spricht der Geist (Apg 21,11: 11,28).

In der Ich-Form sprach freilich auch der Täufer (Mt 3,9.11 par.), der aber im
Worte Jesu mehr ist alsein Prophet (Mt 11,9.11 par.).

47 Vgl. P.Schäfer, Die Torah der messianischen Zeit, ZNW65. 1974,
S. 27-42; F. Neugebauer. Die Davidssohnfragc (Mark XII.35-7 parr.) und der
Menschensohn, NTSt, 21, 1975, S. 81 -108, S. 97.

48 Vgl. L. SchottrolT, s. Anm. 7. S. 216ff, G. Theißen, s. Anm. 3. S. 164ff.
Der Satz des Matthäus, den Alten sei gesagt, man solle den Nächsten lieben und
den Feind hassen (5,43), besitzt in seinem letzten Teil keine ausdrückliche Entsprechung
im AT. ist freilich ein Stück weit in Lcv 19,18 enthalten. Direkt befohlen
wird der Feindeshaß in 1QS 1.10; 9.21 f. Vgl. auch A.Nissen, s.
Anm. 21. S. 31811'.

4V G. Theißen ebd.

Eine sehr ähnliche Aussage bei Seneca (benef IV. 26.1): ,,Si deos. inquit.
imitaris, da et ingratis benelicia, nam et sceleratis sol oritur et piratis patent
maria". Vgl. G. Theißen.ebd. S. 163.

Im Unterschied zu Jesus appelliert Paulus nicht an das unmittelbar Wahrnehmbare
, während Jesus auch den sorgenden Gott vor die Augen der Jünger
rückt. Allerdings folgt auf Rom 12,19 auch Rom 13,1-7, wo die in der Tat
sichtbare Obrigkeit als der Anwalt des göttlichen Zorns erscheint (Rom 13.4).
52 Zur Sache vgl. G. Theißen, s. Anm. 3. S. I691T.

Das liegt wohl auch daran, daß es in unserem Zusammenhang nicht um
den Gegensatz von Sünde und Gerechtigkeit, sondern um den von Wohlverhal-
ten und besserer Gerechtigkeit geht.

Beim Segnen ist vor allem an den Segensgruß zu denken. Gruß und Segen
liegen für den Juden dicht beieinander und werden mit dem gleichen Wort beschrieben
: ^"13. Vielleicht ist das semitische Äquivalent bei Lk zu wörtlich übersetzt
. Mt erwähnt den Gruß (5,47)!

Diese Anrede an die Jünger wird sich, wenn nicht als Prolog, so doch als
Präludium der Passionsgeschichte erweisen.

Religionswissenschaft

Garcia Bazän. Francisco: Neoplatonismo y Vedanta. La doctrina de la
materia en Plotino y Shänkara. Buenos Aires: Ed. Dcpalma 1982.
XVII, 284 S. gr. 8'= Ilicoo. Coleccion „Oriente-Occidente".

In der Reihe „Oriente-Occidente" veröffentlichte Bazän seine
zweite, in der ThLZ anzuzeigende Schrift „Neuplatonismus und
Vedanta" mit dem genauer den Inhalt kennzeichnenden Untertitel
„Die Lehre über die Materie bei Plotin und Shankara". (Vgl.
ThLZ 108, 1983, 517-519) Ist Bazän schon in der spanisch- und
englischsprechenden Fachwelt durch seine Arbeiten zur hellenistischen
Philosophie bekannt, so fügt er jetzt sein eigenes Engagement
gegen den vulgären Materialismus hinzu (oposicion al materialismo
vulgär S. 223). G. baut auf den Ergebnissen der „vergleichenden Philosophie
" (filosofia comparada) von Rudolf Otto auf. Sein Thema
wurde von J. F. Staal, Advaita and Neoplatonism, Madras 1961 und
J. C. Sherma. Neoplatonism and Indian Thought (bei Harris. Buffalo
1982) letzthin behandelt.

G. legt ausführliche Analysen von der Behandlung der Materie bei
Plotin und Shänkara vor. Beide werden als Vollender und Vollstrek-
ker der auf sie zulaufenden Vorgeschichte ihrer Disziplin und ihrer
Umwelt begriffen. Unter dem Stichwort „Parallelismus" und
„Gleichgcstaltigkeit" (paralismo, isomorfica) werden die Denkstrukturen
des Hellenismus und der indischen Philosophie am Ende der
Schrift zueinander oder mindestens nahe zueinander gestellt. Naturgemäß
kann sich G. nicht auf das General-Thema „Materie" einstellen
, ohne andere Kategorien bis hin zur Ethik und Eschatologie einzu-
beziehen. Ein Versuch, die oft erörterte Frage nach einer echten
Begegnung zwischen Plotin und einem Brahmanen wird zurecht mit
einem non licet beschieden. Eher bleibt die Möglichkeit offen, weit in
der Vergangenheit, z. B. bei Pythagoras und bei Piaton, zeitlich näher
bei Ammonios Saccas, zu spekulieren, ohne daß etwas dabei herauskäme
. G. argumentiert nur mit Texten, die er in spanischer Übersetzung
aus den Enneaden des Plotin und aus Kommentaren des Shänkara
(Die fünffache Kraft der Illusion, Brahma-Sutra usw.) anfügt.
Diese Texte sind nur ein Teil des von G. im Berichtsteil des Buches

verwendeten Mater.ials. Dankbar vermerkt wird ein außergewöhnlich
sorgfältiges Register von mehr als dreißig Seiten.

Es fallt nicht schwer, tatsächlich in den Texten Parallelen zwischen
Plotin und Shänkara zu linden. Sie sind beide „Idealisten" (S. 90,
S. 211). Allgemeine Analogien oder die Übereinstimmung in den
Strukturen des Denkens (S. 63, S. 21 1-214) führen notwendig zur
Askese, Metaphysik und Mystik. Der von G. vermerkte Unterschied
in der Arbeitsweise will da nicht viel bedeuten. Plotin ist ein Systematiker
von großer denkerischer Kraft, Shänkara ist ein Kommentator,
der im Vorbeigehen dieses oder jenes Problem aufgreift. Wichtig ist es
für G., daß das Resultat seiner Gegenüberstellung akzeptiert wird.

Nach Meinung des Rez. sollten zusammenlässend am Ende der
Arbeit Differenzen zwischen Plotin und Shänkara aufgezeichnet werden
. Z. B. bei Plotin ist der Einstieg in die Deduktionen in der „Materie
" geschehen und endet im Anstieg zu dem „Einen, der keinen Zweiten
neben sich hat". Bei Shänkara ist umgekehrt verfahren worden.
„Lo Uno/Brahman" ist der Einstieg, und die Deduktion endet in der
Materie (Maya). Die Materie ist bei Plotin ein Zauberwerk (maga). bei
Shänkara ist sie ein Zauberer (mago). Bei eschatologischen Erörterungen
heißt es bei Plotin „ewige Wiederkehr" („etorno retorno"), - setzt
also einen festen Ausgangspunkt voraus. Bei Shänkara handelt es sich
um einen Weg „ohne Anläng und ohne Ende" (sin comienzo ni fin).
Bei solcher Zusammenfassung würde die Lektüre ein wenig erleichtert
sein'.

Bremen Walter Nagel

' Dankbar vermerkt wird die freundliche Beratung durch Herrn Dr. Hugald
Gräfe, früher Dozent an der HochschuleGurukul in Madras.

Sehreiner. Martin: Gesammelte Schriften. Islamische und jüdisch-
islamische Studien, hrsg. u. eingel. von M. Perlmann. Hildesheim-
Zürich-New York: Olms 1983. XXI. 674 S. gr. 81 = Collectanea.
XI.Lw. DM 178,-.

Martin (Marton Mordechai Zvi) Schreiner (1863-1926). der Autor
der im vorliegenden Band gesammelten Studien, gehört zu den Ge-