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Ausgabe:

1985

Spalte:

865

Autor/Hrsg.:

Neugebauer, Fritz

Titel/Untertitel:

- 876 Die dargebotene Wange und Jesu Gebot der Feindesliebe 1985

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Theologische Literaturzeitung

Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgeber: Ernst-Heinz Amberg
in Verbindung mit Karl-Heinz Bernhardt, Gert Haendler,
Erich Hertzsch, Traugott Holtz, Ulrich Kühn, Erhard Peschke, Eberhard Winkler

ISSN 0040-5671

Nummer 12 110. Jahrgang Dezember 1 985

Spalte

Die dargebotene Wange und Jesu Gebot
der Feindesliebe. Von F. Neugebauer ... 865

Anderson, M. L.: Windthorst (K. Nowak).... 903

"esier, G.: Die protestantischen Kirchen
Europas im Ersten Weltkrieg(G. Graf)..... 904

Chantraine. G.: Erasmc et Luther, libre et serf
arbitre(M. Lienhard)................... 906

Daiber. K.-F.. u. Th. Luckmann [Hrsg.]: Religion
in den Gegenwartsströmungen der
deutschen Soziologie (H.Moritz)......... 923

Melius, H.-U.: Augustin als Quelle Luthers
(H.-J. Diesner)......................... 900

Flasch. K. [Hrsg.]: Von Meister Dietrich zu
Meister Eckhart (U. Kern)............... 897

Franz, A.: Glauben und Denken (R. Gara- "
venta)................................ 913

Garcia Bazän. F.: Neoplatonismo y Vedänta
fW. Nagel)............................ 875

Crom, B.: Methoden Tür Religionsunterricht,
Jugendarbeit und Erwachsenenbildung. 7.,
Überarb. u. erw. Aufl. (G. Kehnscherper)... 920

Guthrie. D.: New Testament Theology (H.
Räisänen)............................. 889

Habicht, Chr., s. Kümmel, W............... 885

Heimbrock, H.-G: Lern-Wege religiöser Erziehung
(G. Kehnscherper).............. 920

Hernändez. J. A.: Studien zum religiösethischen
Wortschatz der deutschen Mystik
(N.Largier)............................ 899

Spalte

Hübner, H.: Gottes Ich und Israel (K. Nieder-

wimmer).............................. 892

Kaiser, 0„s. Kümmel. W.................. 885

Kent, J. H. S.: The End of the Line? (M. Gre-

schat)................................. 911

Kümmel, W. G. [Hrsg.]: Jüdische Schriften
aus hellenistisch-römischer Zeit. hrsg. in
Zusammenarb. m. Chr. Habicht, O. Kaiser.
O. Plöger u. J. Schneider. V, 6: S. Uhlig:
Das äthiopische Henoehbuch (G. Delling).. 885
Kuske, M.: Weltliches Christsein (Ch. Grem-

mels)................................. 915

Luckmann, Th.,s. Daiber, K.-F............. 923

McNamara. M.: Palestinian Judaism and the

New Testament (W.Wiefel).............. 886

Miyata, M.: Mündigkeit und Solidarität (Th.

Sundcrmeier).......................... 925

Pani, G.: Martin Lutero Lezioni sulla Lettera
ai Romani (Römerbriefvorlesung 1515 bis

I5I6)(A. Molnär)...................... 902

Panjikaran, S.: Ansätze zu einer ganzheitlichen
Spiritualität aufgrund des Yoga (P.

Heidrich)............................. 917

Pcrlmann, M.,s. Schreiner, M.............. 876

Plöger. O..S. Kümmel. W.................. 885

Räisänen, H.: Paul and the Law(H. Hübner) . 894
Schcdl, C: Zur Christologie der Evangelien
(O. Betz).............................. 891

Spalte

Schneider. J . s. Kümmel. W................ 885

Schnelle, U.,s. Strecker, G................. 887

Schreiner, M.: Gesammelte Schrillen, hrsg.
von M. Perlmann (St. Schreiner).......... 876

Smelik, K. A. D.: Behouden Schrift (H. Weip-
pert).................................. 880

Spieckermann, H.: Juda unter Assur in der
Sargonidcnzeit (St. Timm)............... 881

Spiegel, Y.: Glaube wie er leibt und lebt, 1-3
(J. Langer)............................. 916

Strecker, G„ u. U. Schnelle: Einführung in die
neutestamentlichc Exegese(J. Roloff)..... 887

Teipel. A.: Die Katechismusfrage (F. G. Frie-
mel).................................. 921

Thulstrup, M., s. Thulstrup, N.............. 908

Thulstrup, N. and M. M. [Ed.]: Kierkegaard's
Teachers(W. v. Kloeden)................ 908

Thulstrup, N.: Commentary on Kierkegaard
's Concluding Unscientific Postscript
(J.H.Schjorring)....................... 910

Uhlig, S., s. Kümmel, W................... 885

Kurzanzeigen:

Fähndrich, G.. u. G. Traupe: Bedingungen
des Lernens im Konfirmandenunterricht... 919

Hentschel.G: 1 Könige................... 884

Schreiner, J : Jcrcmia II........-........... 884

Die dargebotene Wange und Jesu Gebot der Feindesliebe

Erwägungen zu Lk 6,27-36/Mt 5,38-48
Von Fritz Neugebauer, Seehausen
Gerhard Delling zum 80. Geburtstag

I

Jesu Wort von der Feindesliebe und seine Entfaltung und Verdeutlichung
schließt sich bei Lukas unmittelbar den Seligpreisungen und
Weherufen an. und in dieser Anordnung ist uns vermutlich die Abfolge
einer besonderen Logientradition (= Q), was immer das gewesen
sein mag. erhalten.' In der Tat ist es eine gut begründete Annahme,
daß Umfang und Abfolge von Q am ehesten bei Lukas erkennbar
sind.2 Andererseits haben die zu Q gehörigen Einzellogien sehr oft bei
Matthäus eine ursprünglichere Gestalt bewahrt, und zwar einmal
wegen der palästinischen Nähe des ersten Evangeliums, zum anderen
aber deshalb, weil der. der die Überlieferung dieses Evangeliums ins
Griechische transponierte, in hohem Maß Sprachkompetenz in beiden
Richtungen besessen hat. Die Bitte um das tägliche Brot ist in der
Lukasfassung in die Kontinuität der Ortsgemeinde1 transformiert:
Das uns nötige Brot gib uns (präsentischcr Imperativ im iterativen
Sinn) Tag für Tag (Lk I 1.3).J Bei Matthäus bleibt die Bitte: Das uns

nötige Brot gib uns (aoristischer Imperativ im Sinne von Einmaligkeit
und Dringlichkeit)5 heute (Mt 6.11), das Gebet der mit Jesus wandernden
Jüngerschar, die das Kommen des Reiches erfleht und in der
Ernstnahme dieser Bitte den heutigen Tag mit der Einmaligkeit des
letzten Tages verbindet. An der wohl aramäischen Urgestalt dieser
Bitte war in der palästinischen Christenheit nicht zu rütteln. Andererseits
erhielt sich hier die Lebensgestalt des Jüngerkreises nicht nur in
wandernden Boten, sondern auch in Flucht- und Verfolgungserfahrung
von Jüngern und Gemeinden, die in Standortunsicherheit und
-Ungewißheit zu leben hatten. Die sogenannte vierte Bitte hat bei
Matthäus eine deutliche Ursprünglichkeit.

Ein Beispiel Tür die besondere Sprachkompetenz des ersten Evangelisten
ist Mt 10,37. Hat die Lukas-Parallele die semitische Vorgabe in
Gestalt von wörtlich als „hassen" übersetzt, so weiß die Wiedergabe
des Matthäus, daß das semitische Äquivalent in Gegenüberstellungen
den Sinn „weniger lieben, zurücksetzen" bekommt.'' Von hier

0 n CCS 10 8 r.