Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1985

Spalte:

841-842

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Schneider, Hans

Titel/Untertitel:

Walsh, Katherine, Richard Fitzralph in Oxford, Avignon and Armagh 1985

Rezensent:

Schneider, Hans

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

841

Theologische Litcraturzeitung I 10. Jahrgang 1985 Nr. I I

842

Jesu Christi schließt in ihrer ckklcsialen Vermittlung das Tun des
• Amtes' im .Setzen' der Sakramente.

Die Untersuchung ist umfassend, umfassender als ihr Titel verspricht
, denn sie ist nicht auf die „Einsetzung der Sakramente durch
Christus" beschränkt. Man erfahrt aus ihr viel Neues. Es zeigt sich,
daß die Auseinandersetzung mit der scholastischen Sakramentstheologie
sich keinesfalls auf die Hochscholastik beschranken darf. Ja,
könnten nicht im ökumenischen Gesprach so manche frühscholastische
Aussagen sich als hilfreich erweisen? Hier liegt doch die gemeinsame
theologische Wurzel des westkirchlichen theologischen
Denkens! Gerade weil hier noch keine Verfestigung der Lehraussage
erfolgt war, eignen sich manche Gedanken dazu, gemeinsam über die
Lehre der Kirche nachzudenken. So könnte sich eine dogmengeschichtliche
Untersuchung für die Gegenwart als fruchtbar erweisen.
Obwohl Vf. seine Arbeit in einem ökumenischen Kontext sieht (1),
vermißt man doch die Auseinandersetzung, ja Erwähnung nichtrömisch
-katholischer Literatur (außer Mirbt und Weiser. ATD!). Das
'st schade. Sonst aber ist die Arbeit sehr zum Studium zu empfehlen
.

Frcibcrg Karl-Hermann Kandier

' Vf. hat die Darstellung J. Finkcnzcllers im HDG (vgl. meinen Aufsatz „Zur
allgemeinen Sakramentcnlchre". ThLZ 108, 1983 Sp. 311 -318) nicht mehr berücksichtigen
können.

WaJsh, Katherine: A Fourteenth-Century Scholar and Primate:
Richard Fitzralph in Oxford, Avignon and Armagh. Oxford: Clarendon
Press 1981. XVIII, 518 S„ 1 Taf. 8". Lw£25,-.

Riehard Fitzralph (ca. 1300-1360) ist in der Kirchengeschichte des
14. Jh. kein Unbekannter. Eine Reihe von Untersuchungen haben
sich in den letzten Jahrzehnten mit dem Scholastiker, Exegcten, Prediger
und Kämpfer gegen die Mendikantcn beschäftigt. Die Wyclif-
Forschung hat längst die Bedeutung des Einflusses erkannt, der -
neben Thomas Bradwardine - vom ,Armachanus' auf Wyclif ausging
.

Die an der Universität Innsbruck lehrende Vfn. erstellt in ihrem bei
aller Gelehrsamkeit gut lesbaren Buch ein Gesamtbild von Fitzralphs
Leben und Wirken, wie es bislang nicht zur Verfügung stand, und korrigiert
perspektivische Einseitigkeiten und Verzeichnungen der bisherigen
Forschung. Eine bemerkenswerte Leistung ist schon die Sammlung
des verstreuten ungedruckten Materials (aus 33 Archiven und
Bibliotheken), das sorgfältig ausgewertet wird. Breiten Raum nimmt
die Interpretation der Schriften Fitzralphs ein, die im sachkundigen,
Mets weiterführenden Dialog mit der neueren Forschung erfolgt.

Die Gliederung des Buches zeigt eine Kombination von biographisch
-chronologischem und thematischem Zugriff (ein Verfahren,
das zu einer Anzahl von Wiederholungen führt, die sich durch häufigere
Querverweise hätten verringern lassen): Kap. I schildert Fitz-
ralphs anglo-irische Herkunft und seine durch einflußreiche Gönner
geforderte akademische Laufbahn in Oxford bis zum Kanzler der Universität
in der kritischen Phase einer drohenden Abspaltung (sog.
Stamford-Schisma). Als Hauptquelle seines theologischen Denkens in
dieser Zeit wird der Sentenzenkommentar behandelt; anders als
G. Lcff(R. F., Commentator ofthe Sentences. A Study in Thcological
Orthodoxy. Manchester 1963) beurteilt ihn W.. auch unter Hinweis
auf die Geschichte der Rezeption, als weit weniger konservativ.
Kap. II behandelt Fitzralphs langjährige Aufenthalte in Avignon, wo
er als Prediger und durch seine Beteiligung an den Diskussionen um
die Visio beatifica sowie an den Bemühungen des avignonesischen
Papsttums um die Ostkirchen Ansehen gewann. Hier ist. wie W. nachweist
, sein bedeutendster Beitrag zur mittelalterlichen Theologie, die
„Summa de quaestinonibus Armcnorum", entstanden. Besondere
Aufmerksamkeit widmet W. der sich abzeichnenden Wendung Fitzralphs
von einer scholastisch-spekulativen zu einer biblischen Theologie
, die sich unter den späteren pastoralcn Herausforderungen noch
weiter ausprägen sollte. Kap. III untersucht das erhaltene .corpus
sermonum'. Theologisch erscheinen die in Avignon gehaltenen Predigten
bedeutender, während die übrigen, z. T. in der Volkssprache
gehaltenen stärker seelsorgerlichen Bedürfnissen Rechnung tragen
oder kirchenpolitisch-polemisch ausgerichtet sind. Kap. IV schildert
Fitzralphs Wirken als Erzbischof von Armagh. Kirchenpolitisch
stand die Verteidigung der primatialen Stellung gegenüber den Ansprüchen
Dublins im Vordergrund. Seine pastorale Wirksamkeit
erscheint bestimmt durch reformerische Bemühungen in einer von
den Folgen der großen Pestepidemie erschütterten und vom irisch-
englischen Nationalitätenkonflikt zerrissenen Gesellschaft. Kap. V
widmet sich dem erbitterten Kampf Fitzralphs gegen die Mcndikan-
ten, der auf dem Hintergrund der Spannungen zwischen Weltklerus
und Bettelorden entfaltet und in seinen Etappen vorgeführt wird. Im
Mittelpunkt der Darstellung steht die Schrift „De pauperie Salvato-
ris". Ihr Verständnis von dominium und gratia und ihr Einfluß auf
Wyclif - R. L. Poole hatte Teile des Werkes in seiner Ausgabe von
Wyclifs „De dominio divino" bereits 1890 ediert - werden ausführlich
erörtert. (Ikonographisch reizvoll ist die Illustration in einer Handschrift
des Werkes, die Mönche der vier Bettelorden in Gesellschaft
von vier Teufeln zeigt; vgl. die W.s Buch beigegebene Taf.) Der von
den Mendikantcn angestrengte Prozeß an der Kurie verlief nach Fitzralphs
Tod 1360 in Avignon im Sande. In einem „Epilog" schildert
W. die Wirkungsgeschichtc des „heiligen" Richard von Dundalk. dessen
Kanonisation wohl nicht zuletzt wegen der Verehrung, die er in
lollardischen Kreisen genoß, unterblieb.

Ein Anhang mit Bemerkungen über die Verbreitung der Schriften
Fitzralphs und die wichtigsten Handschriften (einen vollständigen
Katalog bereitet W. vor), eine Bibliographie und ein zuverlässiges
Register ergänzen das Werk. In der Bibliographie fehlen das o. g„ im
Texl herangezogene Buch von LefT über den Sentenzenkommentar
sowie das gleichfalls benutzte Werk von G. R. Owst. Preaching in
Mcdieval England. An Introduction to Sermon Manuscripts of the
Periodca. 1350-1450, Cambridge 1926.

W. hat Leben und Werk Fitzralphs überzeugend in seine Zeit eingebettet
. Dadurch wird das Buch zu einem aspektreichen Beitrag zur
Kirchen- und Theologiegeschichte des 14. Jh. Überall wird stets der
neueste Forschungsstand berücksichtigt. Gewissermaßen en passant
fallen bemerkenswerte Forschungsbeiträge ab. z. B. zur Oxforder Universitätsgeschichte
(Hintergründe des Stamford-Schisma), zur Papst-
und Theologiegeschichtc (neue Deutung der Wandlung Johannes"
XXII. in der Frage der Visio beatifica) u. a. m. Für die Biographie
Fitzralphs und die Datierung seiner Schriften dürfte das Buch die
erschöpfende und abschließende Behandlung darstellen. Die theolo-
giegeschichtlichc Erforschung seines Gesamtwerks erhält damit ein
zuverlässiges Fundament und neue Impulse. Die von J. McEvoy. Belfast
, vorbereitete Edition des Sentenzenkommentars wird die weitere
Diskussion gewiß beleben. Eine kritische Ausgabe des vollständigen
Textes von „De pauperie Salvatoris" wäre - auch im Blick auf die
Wyclif-Forschung-sehr wünschenswert.

Ncucndettelsau Hans Sehneider

Kirchen- und Konfessionskunde

Fogarty. Gerald P.: The Vatican and The American Hierarehy from
1870 to 1965. Stuttgart: Hiersemann 1982. XXII. 438 S. gr. 8' =
Päpste und Papsttum, 21. Lw. DM 220-

Im Frühjahr 1984 wurde die kirchliche, aber ohne Zweifel auch
eine gewisse politische Öffentlichkeit von der Meldung überrascht,
daß zwischen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und dem
Heiligen Stuhl volle diplomatische Beziehungen aufgenommen
worden seien. Das vorliegende Buch erschien zwar bereits 1982
und ist nurdurch einen unglücklichen Umstand erst jetzt hierzu prä-