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Ausgabe:

1985

Spalte:

60-61

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Hoberg, Martin

Titel/Untertitel:

Die Gesangbuchillustration des 16. Jahrhunderts 1985

Rezensent:

Blaufuß, Dietrich

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Theologische Literaturzeitung 1 10. Jahrgang 1985 Nr. 1

60

Die vorliegende Sammlung von Selbstdarstcllungcn bietet auf relar
tiv engem Raum einen Einblick in wichtige nichtchristliche und
christliche Antworten auf die zentrale Frage nach dem Tod und das
Schicksal des Menschen jenseits des Todes. Lücken bleiben sowohl
innerhalb der Beiträge als auch durch das organisatorisch bedingte
Auswahlprinzip. Dennoch ist die Auswahl so repräsentativ, daß diese
Lücken nicht desorientierend wirken, sondern zu Weiterarbeit und
umfassender Information anregen.

Halle (Saale) Helmut Obst

Christliche Kunst und Literatur

Grosch, Heinz: Nach Jochen Klepper fragen. Annäherung über
Selbstzeugnisse, Bilder und Dokumente. Stuttgart: Steinkopf 1982.
198 S. m. 74 Abb. 8°. Kart. DM 16,80; Lw. DM 19,80.

Für Titel und Programm des Buches muß man dankbar sein. „Nach
Jochen Klepper fragen" ist etwas anderes als über ihn urteilen. Die
wertende Einordnung Kleppers in literarische, politische, theologische
Lager tritt zurück hinter dem Versuch, die Stimme des Dichters
selbst hörbar zu machen und den Leser gerade dadurch in eine Fragc-
haltung zu versetzen, die sich mit den schon vorhandenen Antworten
nicht abfindet. Dabei ist Grosch - teils offen, teils verdeckt - im
Gespräch mit Rita Thalmann, die mit ihrer Biographie (vgl. ThLZ
106, 1981 Sp. 846ff) einem Klepper-Kult den Boden entzieht, einer
Klepper-Polemik aber nicht Vorschub leisten will, sondern das Verständnis
für den Menschen Klepper in eine Kritik der theologischpolitischen
Tradition überführt, die ihn zu dem werden ließ, als der er
scheiterte. Grosch verschleiert das von R. Thalmann herausgestellte
Problem nicht. Jedoch ist er deutlich bemüht, den Kontrast Bonhoef-
fer- Klepper zu relativieren und über die Begegnung mit dem Menschen
Klepper auch Verständnis für die Wurzeln seiner geistigen und
geistlichen Existenz zu wecken, ein Verständnis, das dem heutigen
Christsein zugute kommen soll. Das geschieht aber weniger argumentativ
als eben fragweise, aus der Betroffenheit eines Lesers heraus, der
sein eigenes Urteil den Mitlesern nicht aufdrängen mag.

Im übrigen wollte Grosch keine Biographie schreiben. Sein Ziel
war, wie der Untertitel zutreffend sagt, eine „Annäherung" zu vermitteln
, und zwar „über Selbstzeugnisse, Bilder und Dokumente". Die 74
Beigaben zur Lebens-, Werk- und Zeitgeschichte sind so plaziert, daß
sie das Auge des Lesers in unmittelbarer Nachbarschaft derjenigen
Textpassagen erreichen, die sie zu veranschaulichen haben. So willkommen
dieses für ein Taschenbuchformat reichlich zugemessene
Material ist - die Leistung des Autors liegt doch in der Bereitstellung
der Selbstzeugnisse und in der Art, wie er sie einführt, gruppiert und
miteinander verknüpft. Natürlich sind seine Hauptqucllc die Tagebücher
. Aber abgesehen davon, daß er auch verstreute Aufsätze
heranzieht: In den Tagebüchern gibt es so viele Stellen, über die man
leicht hinwegläse, wenn sie nicht, wie hier geschehen, bedeutend
gemacht würden durch Zitation in einem Zusammenhang, der
dadurch schlagend erhellt wird. Grosch schließt durch Zitieren auf.
Die Anmerkungen (181-195) weisen jede Fundstelle nach. Allerdings
beschränkt sich die Bibliographie (195-197) bei den Quellen auf
die bekannten Werk- und Briefausgaben, bei der Sekundärliteratur auf
selbständige Schriften.

Zwischen zwei Rahmenteilen, die das Anliegen und das Ergebnis
der Frage nach Jochen Klepper behandeln, stehen ein vorzüglicher
biographischer Abriß und sechs Problemkapitel. Es geht darin um
Ehe und Familie, Hakenkreuz und Davidstern, Glaube und Kirche,
um das in Roman und Lied wahrgenommene Pfarramt des Schriftstellers
, um Schönheit als irdische Ordnung, bedrohtes Idyll und bergendes
Christusfest, schließlich um den Selbstmord, für den sehr zu Recht
die ursprünglichen Schlußzeilen des Neujahrslicdes von 1937/38 in
Erinnerung gebracht werden: „Laß - sind die Tage auch verkürzt, /
wie wenn ein Stein in Tiefen stürzt- / uns dir nur nicht entgleiten!"

Dieses Buch ist gewiß nicht das letzte, das über Jochen Klepper
geschrieben sein wird. Aber in der Reihe der bisherigen nimmt es
einen Platz ein, den auch die künftigen nicht so bald besser besetzen
werden.

Pctcrshagcn b. Berlin Jürgen Henkys

Hoberg, Martin: Gesangbuchillustration des 16. Jahrhunderts. Ein

Beitrag zum Problem Reformation und Kunst. Mit 25 Abbildungen
auf 17 Tafeln. Baden-Baden: Koerner 1973. [IV], 139 S. [mit Ergänzungen
des Vf. Juli 1982] gr. 8"= Studien zur Deutschen Kunstgeschichte
, 296. Brosch. - [Veränd. Reprint der Ausg. Straßburg
: Heitz 1933. [XIV], 1 19 S. m. 24 Abb. auf XVII Taf.]

Eine bemerkenswerte Veröffentlichung ist anzuzeigen. -
Erstens: Vf. legte 1933 seine in Leipzig 1932 angenommene philosophische
Dissertation vor, begutachtet von Leo Bruhns und Otto
Giemen. Noch nach 50 Jahren behält diese Arbeit ihren Wert, nicht
zuletzt durch einen gründlichen „Katalog" (S. 83-118) mit den
Einzelnachweisen der Illustrationen aus Gesangbüchern von 1535
(Klug III) bis 1597. Auch die Tafeln I bis XVII. in der Ausgabe 1973
die Seiten [119] bis [135], vermitteln zusammen mit den Erläuterungen
des Textes einen anschaulichen Einstieg ins Thema. Wenn man
sich die Mühe der Erarbeitung gemacht hat, dann merkt man, daß
man etwa bei der Behandlung eines katholischen Gesangbuchs von
der S. 69/70, Schilderung des „ketzerischen Haufe", über Tafel XV
ins Abbildungsverzcichnis Nr. 22 gehen muß, um schließlich auf S.
114/115 endlich den exakten Fundort und eine ikonographische
Beschreibung zu linden. Ein nicht ganz einfacher, aber lohnender
Vicrerschritt.

Zweitens: Es handelt sich um einen, 1933 erstmals erschienenen,
„Neudruck", wie schamhaft S. [IV] vermerkt ist. Eine ganze Menge
freilich ist nicht vermerkt, und da wird's ärgerlich. Der Umschlagtitelkarton
mit Bild wurde modernisiert (ohne Bild), wodurch auch
der Titelblattvermerk, mit „25" Abbildungen, falsch wird. Großzügig
wurde mit den ersten 14, römisch paginiert zu denkenden, Seiten verfahren
: Die Veröffentlichung ist nun kein „Heft" mehr, sondern ein
„Band". Die Ersetzung der ursprünglichen Titelei bringt - abgesehen
vom Geschmacklichen - den Leser um die Kenntnis des Erstverlages
und der Druckerei (Heitz/Straßburg). Fürdic folgenden zehn (!) Seiten
war kein Raum mehr vor Seite „1": sie mußten völlig weichen oder
bekamen einen anderen Platz im Neudruck zugewiesen. Die „Übersicht
" rückte man nun auf die S. [139]. Ganz entfiel - ein barbarischer
Akt! - die auch sachlich überaus wichtige Widmung an Victor
Schultze, als „ehrwürdige(r) Nestor der Christlichen Archäologie"
hervorgehoben im Vorwort, das freilich 1973 ebenfalls fehlt! Und
dabei enthielt dieses Vorwort den Hinweis auf die sensationelle Entdeckung
von „Klug II" 1533. Vom Literaturverzeichnis (S. 137-138)
blieben 1973 nur 66 2/3 % übrig - es endet bei „Schottenloher". eine
Auflösung des natürlich zahlreich verwendeten Siglum „Wackfcrna-
gel)" hat offenbar niemand vermißt! Das wichtige Abbildungsverzeichnis
hat 1973 aufS. 136 (1933: S.[l 19]) Platz gefunden. - Hier
kann man nur sagen: vor solcher „Betreuung" von Reprints/Neudrucken
mögen wir bewahrt werden! Nicht der Rezensent, sondern
der Verlag hätte jede Änderung anzuzeigen! Des Rez. Hinweis auf das
Hobergsche Werk ist gar nicht möglich ohne Konsultation des Erstdruckes
; und das kann wohl nicht der Sinn eines Reprints sein. Dafür
haben Reprints inzwischen eine viel zu wichtige Stellung auf dem
wissenschaftlichen Sektor erlangt, als daß man nicht auf sorgfältiger
Betreuung bestehen müßte! Daran fehlt es bei diesem Band.

Drittens: Hat der Verlag mit Absicht das Copyright-Zeichen nur
mit der Jahreszahl versehen? Jedenfalls liegt uns vom Juli 1982 (!) aus
der Feder des bei sehr guter geistiger Frische in Hamburg lebenden
Autors ein „Vorwort zum Neudruck" vor, welches die Folgen der
großzügigen Eingriffe (s. o.) nicht tilgen, aber mildern kann. Victor
Schultze wird wenigstens wieder genannt. Das große Gesangbuchwerk