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Ausgabe:

1985

Kategorie:

Judaistik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung I 10. Jahrgang 1985 Nr. 1 1

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wird sich auf dem Berg Zion für die ganze Welt Gott als König offenbaren
und seine königliche Aktivität ausüben" (S. 431).

Eine Tabelle I „ermöglicht eine rasche Übersicht über die zeitliche
und gruppenmäßige Streuung der Texte zum Königtum Gottes"
(S. 447, 4480. Tab. II eine solche über ihren Inhalt (Umfang, Gebrauch
von Nomen, Verb, Abstraktum, eschatologische Bedeutung
S. 450-452). Literatur: S. 453-476. Register der Stellen in Bibel und
frühjüdischen Texten: S. 477-492.

Überwiegend bietet C. in Teil 2-5 eine Zusammenstellung der Einzeltexte
unter den Stichwörtern des Gesamttitels in der gewählten
Reihenfolge der Schriften, teilweise mit vergleichenden Auswertungen
. Man sähe gern über diese und über die knappe „Bilanz" in
Kap. 14 hinaus eine sachlich gegliederte Zusammenschau unter den
verschiedenen Gesichtspunkten, die sich aus den mannigfachen
Schriften bzw. Schriftengruppen ergeben (vgl. z. B. oben Zit. S. 352,
351). Raum dafür war aus einer Kürzung der z.T. recht ausführlichen
Behandlung der sog. Einleitungsfragen leicht zu gewinnen
.

Halle (Saale) Gerhard Delling

' C. bezieht sich für seine Verwendung des Wortes auf N. Perrin, Jesus and
the Languagc of the Kingdom (London 1976).

1 Überschr. 8.3.6; „Ergebnis zu IQM: In der Herrschaft Israels verwirklicht
sich die Herrschaft Gottes" (S. 305).

' Vgl. S. 232f zu Jub l,27f. S. Eduard Lohse, Das neue Jerusalem.
ThWNT 7, 324f.

ISandmel. Samuel :| Nourished with Peace. Studies in Hellenistic
Judaism in Memory of Samuel Sandmel, ed. by F. E. Greenspahn,
E. Hilgert and B. L. Mack. Chico, CA: Scholars Press 1984. XVI,
237 S., I Taf.gr. 8* = Scholars Press HomageSeries. Lw. $ 23.95.

Die Beschäftigung mit Philo hatte eine zentrale Stellung im Lebenswerk
des jüdischen Gelehrten Samuel Sandmel. Dem entspricht, daß
die Beiträge dieses Gedächtnisbandes sich vornehmlich Themen der
Philo-Forschung widmen. Sie sind in der alphabetischen Reihenfolge
ihrer Verfasser, hervorragender Gelehrter auf dem Gebiet des hellenistischen
Judentums, geordnet. Gerahmt sind die wissenschaftlichen
Aufsätze durch vier Würdigungen Sandmels von M. J. Cook, G. S.
Sloyan, J. Z. Smith und K. Stendahl sowie durch eine Wiedergabe der
Korrespondenz V. Nikiprowetzkys mit Samuel Sandmel und seiner
Frau aus den Jahren 1979-1981; abgeschlossen wird er durch eine
Bibliographie, die F. E. Greenspahn erarbeitet hat. Mehrfach wird die
besondere Bemühung des jüdischen Geistlichen um die Verständigung
mit dem Christentum hervorgehoben. K. Stendahl beginnt seine
Würdigung mit dem Satz: "Samuel Sandmel was a gift of God to
both Jews and Christians." Der Band bietet diese "Studies in Hellenistic
Judaism": Y. Amir. The Transference of Greck Allegories to
Biblical, Motifs in Philo. 15-25. - G. Delling, The "One Who Sees
God" in Philo. 27-41. - L. H. Feldmann, Abraham the General in
Josephus, 43-49. - R. D. Hecht. The Exegetical Contexts of Philo's
Interpretation of Circumcision. 51-79. - B. L. Mack, Decoding the
Scnpture: Philo and the Rules of Rhetoric. 81-1 15. - V. Nikipro-
wetzky, "Moyses palpans vel liniens": On Some Explanations ofthe
Name of Moses in Philo of Alexandria, I 17-142. - J. R. Royse, Further
Greek Fragments of Philo's Quaestiones, 143-153. - D. R.
Schwanz. Philo's Priestly Descent. I 55-171. - A. Tcrian. A Philonic
Fragment on the Decad. 173-182. - B. Z. Wacholder. The Beginning
ofthe Seleucid Era and the Chronology ofthe Diadochoi. 183-21 I.

T. H.

Wojak. Andreas [Hrsg.]: Schatten der Vergangenheit. Deutsche und Juden
heute. Gütersloh: Gütersloher VcrlagshausGerd Mohn 1985. 176 S. m. Abb. 8'
= GTB. Siebenstern. 573. Ein NES AMMIN-Buch. Kart. DM 14.80.

Neues Testament

Vogler, Werner: Judas Iskarioth. Untersuchungen zu Tradition und
Redaktion von Texten des Neuen Testaments und außerkanonischer
Schriften. Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1983. 224 S. 8" =
Theologische Arbeiten, XLII.M 14.20; Ausland 16.50.

Der neutestamentlichen „Randfigur" Judas Iskarioth ist dieses
Buch gewidmet, das im Frühjahr 1978 von der Sektion Theologie der
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald als Dissertation angenommen
wurde. Der Vf. verfolgt die Absicht, „den Weg der Judasüberlieferung
von ihren Anfängen bis zu den außerkanonischen Evangelien
" aufzuweisen. Die forschungsgeschichtliche „Einleitung" verdeutlicht
, daß das Judasbild in der Auslegung schwankt. Umstritten
ist insbesondere die Frage, ob Judas eine historische Gestalt gewesen
ist. Dieser wie auch der Frage nach dem möglichen Motiv des Judasverrates
geht die Untersuchung nach. Dabei schließt sich der Vf. an
die Ergebnisse der bisherigen Forschung weitgehend an. deren neuere
Arbeiten in einem kurzgefaßten Überblick vorgestellt werden
(S. 10-15), um sodann die Tradition und die Redaktion der urchristlichen
Judasüberlieferung und ihrer Auslegung bis in das 3. Jahrhundert
hinein nachzuzeichnen. Von hier aus erklärt sich der Aufbau:
Nach einer Darstellung der für das Ganze der Judastradition wichtigen
Begriffe und Sachverhalte (Kap. 1) wird das Judasbild in den
neutestamentlichen Evangelien (Kap. 2-5) und abschließend in den
Schriften der Apostolischen Väter und in der apokryphen Literatur
untersucht (Kap. 6-7). Die einzelnen Kapitel gliedern sich in Analyse
der Texte und Nachzeichnung des Judasbildes.

Was den Namen „Iskarioth" angeht, so stellt der Vf. in Kap. I
(S. 1 7-38) zu Recht fest, daß die semitische Schreibweise die älteste
Form des Beinamens ist und ausgerechnet in der Redaktion des angeblich
judenchristlichen Matthäusevangeliums die späteste, griechische
Form bezeugt wird (S. 22). Die Auskunft. Matthäus habe durch die
griechische Namensform die .judäische Herkunft dieses Jüngers . . .
verdecken" wollen, um auf diese Weise das „Gespräch mit dem
.ludenehristentum ... zu entlasten" (S. 220. kann freilich nicht überzeugen
. Und auch die Folgerung. Matthäus habe durch den Hinweis
auf die Herkunft des Judas aus dem judäischen Karioth „auf einen
Gegensatz" zu dem aus Galiläa stammenden übrigen Jüngerkreis hinweisen
wollen, bleibt äußerst hypothetisch, zumal dererste Evangelist
diesen Namen mit Sicherheit in der Tradition vorgefunden hat (vgl.
Mk 3.19). Der Beiname sei ursprünglich in der Jüngerliste, nicht aber
auch in der Passionserzählung (trotz Mk 14.10: anders 14.43) enthalten
gewesen und habe eine abwertende Funktion nicht gehabt
(S. 24).

Daß der Verräter dem Zwölferkreis angehörte, wird von der neutestamentlichen
Überlieferung einhellig behauptet. Dennoch bestreitet
die neutestamentliche Forschung bis in die neueste Zeit, daß dieser
Kreis von Jesus eingesetzt worden ist. vielmehr sei er sekundär in das
Leben Jesu zurückprojiziert worden. Demgegenüber läßt sich zwar
nicht mit J. RololT einwenden, daß die Urgemeindc den Weg Jesu
..nicht aus selbstgewählten Schriftmotiven" gestaltet habe (viele neu-
testamentliche Perikopcn beweisen das Gegenteil!), wohl aber sind die
Schwierigkeiten der These, der Verräter Judas sei lediglich ein „theologisches
Postulat" (vgl. S. 250. größer als die der Annahme, daß
Judas in der Tat Mitglied des vorösterlichen Kreises der Zwölf gewesen
ist (auch wenn man zugestehen mag. daß 1 Kor 1 5,5b ein wichtiges
Gegenargument bereithält). Es ist zu bedauern, daß der Vf. diesem
Problem nicht weiter nachgegangen ist. Seine Position ist eindeutig:
Judas verkörpert mit den übrigen Angehörigen des Zwölferkreises
Jesu Anspruch an Israel, der „dem ganzen Volk in all seinen Teilen
galt" (S. 27). So sei es vor allem beim letzten Mahl Jesu, dessen
Charakter nicht weiter hinterfragt wird, in Erscheinung getreten
(S. 27 IT). Die Spannung, die sich aus der Zugehörigkeit des Judas zum
Kreis der Zwölf und den Verräteraussagen der evangelischen Überlieferung
ergibt, möchte der Vf. durch die Vermutung mildern, daß sie