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Ausgabe:

1985

Spalte:

57-59

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Was erwartet uns nach dem Tod? 1985

Rezensent:

Obst, Helmut

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Theologische Literaturzeitung 110. Jahrgang 1985 Nr. I

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hängen das weil ausgebreitete Material aus dein anthropologischen traditionellen OreBki reffen - zeichnet ein sehr trollendes Bild der

und vorallcm religionswissenschahlichcn Bereich her? So wiees jetzt Verdrängung von Sterben und Tod aus dem Erlebnisbercich des

verarbeitet und. hat es eigentlich allein den F.ITekl. den katholischen modernen Menschen, beschädigt-sich auranregende Weise mit dem

Priester in eine gefährliche Nähe zu den Kultpricstern nichtChrist- Problemfeld Gesellschaft und Tod. mit der Rolle der Kirche bei der

lieher Religionen zu rücken, ja. den gan/en christlichen Glauben in seelsorgerliehen Begleitung von Sterbenden und Trauernden. Die

Zusammenhänge einzur heu. in die er nicht gehört. Statt dessen theologische Position im Hintergrund ist klar: ..Nicht der Verweis auf

söllte wohl gefragt werden: Was kann eigentlich nach ider Offenbarung das .Danach-, sondern die Konzentration auf das .Hier' steht im

Gottes in Jesus C hristus noch ..Priester'" bedeuten? Sollte sieh dann Mittelpunkt evangelischer Überlegungen." (88) Vom ..Hier" ist dann

aber überhaupt noch der Begriff als gebrauchsfähig erweisen, dann auch entsprechend die Rede. Die heutige evangelische Kirche erweist

mußte von hieraus nach Kriterien gefragt werden, ob daran min eine sieh, dies liegt nicht nur in dem betont subjektiven C harakter des

Beteiligung von Frauen möglich erscheint oder nicht. Aber das set/le Beitrages, als die Kirche mit den kümmerlichsten und nebelhaftesten

Jeweils freilich einen anderen Ansatz voraus. Aussagen über das ..Danach". Ob dies der christlichen Hotsehalt

So erscheint auch mit dieser Arbeit das Problem - und wohl auch gerecht wird und ein Vorteil oder ein Nachteil ist. wird jeder selbst

hir den katholischen Raum - noch keineswegs gelöst, aber wieder beantworten müssen. Die vorliegende Sammlung bietet da/u reiche

einmal bestätigt zu sein, wie sehr Antworten zu Detuirfragcn von Vatglcichsmöglichkeiten an. Daß in der evangelischen Tradition

(,rundcnlschcidungen abhängen, die aufganz anderen Ebenen fallen. theologische Fragen und Antworten /um ..Danach" durchaus ihren

v- i, . . .'.„-.. ,, , .. , legitimen Platz haben, zeigt auf seine Weise der an Schrift und

qcnoncichc bei Berlin Hubert Kirchner r .

Bekenntnissen orientierte Beilrag der Selbständigen Evangelisch-
Lutherischen Kirche.

,, Die Darlegungen von röm.-kalh. Seite fassen die bekannten Positio-

Kagusc, Siegfried: Was.cnvartet uns nach dem Tod? 24 Darstellungen , v -__■ ........... rv,u-: .. . i i n

.„,„... , ,. ■ .... , „, , V rten dieser Kirche zusammen. Dabei wird, von der Position der

uln Keliüionen und Konlcssionen. Im Auhrue des Bilduncswerkes ,, , ,, „ ... . .. . _ .,

ii.-r .u -. i, i v i , ■. i ii i n Unsterbhchkeitslehre her selbstverständlich, die in reden der neue-
uvr Arbeitsgemeinschaft der Kuchen und Rclmionsucscllschnllcn

C V. hrsg. Gütersloh: Gülcrsloher Verlagshaus Gerd Mohn 1983. a*n ^»"«clwchen Theologie verbreitete (ianzto*Auflassung abge-

240S. kl.8"=GTB Siebenstern. 1069. Karl. DM 12.80. lehnt. Ausführlich erfolgt auch eine Information über die theologische
Sieht lies J odes und die Rolle der Kirche für die Gläubigen vor

Das Problem des Todes ist in den let/lcn Jahren aus vielerlei Grün- und nach dem Tode aus orthodoxer Sicht. Der nach den Quellen

den wieder aktuell geworden. Oft sehen sich Religionen und Konfes- erarbeitete Beitrag über die Vorstellungen der Heiligen Apostolischen

sionen von außen her angefragt. In der vorliegenden Publikation Katholischen Kirche des Ostens (Nestorianer) läßt Unterschiede zur

antworten 24 Mitglieder des Bildungswerkes der Arbeitsgemeinschaft orthodoxen Tradition erkennen und macht interessante Nuancierun-

der Kirchen und Religionsgesellschaflen e.V. in Berlin Wesl aus gen sichtbar.

'hier Sicht darauf. Sie will, so betont der Herausgeber Siegfried Aus dem freikirchlichcn Raum und dessen Umfeld sind neben der

Kagusc. ..den Tragenden eine Hille" sein. (7) „Alle hier behandelten bereits erwähnten Selbständigen Evangelisch-lutherischen Kirche

Religionen und Konfessionen lehren uns. daß das Sein des Menschen die altkalholisehe Kirche, der Bund Evangclisch-Trcikirehlicher

nicht mit dem Tode beendet ist." (17) Im ein/einen gehen dann die Gemeinden (Baptisten), die Heilsarmee, die Volksmission entschiede-

Antworten je nach Religion und Tradition weit auseinander. ner C hristen (Pfingstler), die Religiöse Gesellschaft der Freunde

Verschiedene nichtchristliche Religionen sind vertreten. Der (Quäker) und die Unitarische Kirche vertreten,

buddhistische Beitrag zeichnet sich durch Klarheil und Allgemeimer- Die Quäker geben dabei nur zu Protokoll, daß sie sieh verbindlich

Handlichkeit aus. Er berücksichtigt verschiedene buddhistische Schu- äußern können. Mit Ausnahme der Unitarier, die sich klar zu der

'cn und vermittelt neben den Leh rawflbssungen auch interessante Lehre von wiederholten Erden leben (Rei n ka rnat ion) beken neu. bewe-

Einzclheitcn der ..Slcrhescelsorge". Stark dogmatisch-informativ. am gen sich die vertretenen Anschauungen trotz, erheblicher DilTcrenzie-

fcM des Korans ausgerichtet, sind die Ausführungen über ..Das rungen im Rahmen bzw. am Rande evangelischer und katholischer

' eben nach dem Tode" im Islam. Das Bestreben der Bahä i- Traditionen

Bewegung, zu einer Synthese der Wahrheilen aller Religionen zu Vielfach ist klar der Einfluß des Pietismus zu erkennen. Dies gill

Serangcn, wird auch bei der Behandlung des I odcsprohlcms unter grundsätzlich auch Iiir die Beiträge seitens des Aposlclamtes Jesu

dem Gesichtspunkt der Trage nach der Seele des Mensehen deutlieh. C hristi und der Gemeinschaft der Sicbcntcn-Tags-Advcnlisten. Aus-

Noeh stärker zeigt sich das Anliegen, zu einer undogmatischen, indi- lülirlich entfallet der advenlistisehc Vertreter in einem sorgfältig

Vtduell geprägten Erkenntnis des einen Gottes, der einen Wahrheit konzipierten Artikel im Rahmen der Anthropologie die Tschatologie

Und der einen Religion zu kommen, im Beilrag des Sulismus. Grund- der C iemeinschaft. Ein thematischer Schwerpunkt, der im 19. Jahr-

ntotivc zoroaslriseher Tschatologie klingen in den relativ kurzen hundert als wichtiger Dill'erenzpunkt zu den evangelischen Kirchen

Ausführungen der Ma/da/nan-Bcvvcgung zu Jod und Weilerleben galt, isl dabei die entschiedene Ablehnung der ..heidnischen"

■n. Der jüdische Beilrag kann für den christlichen Leser in mehrfacher l 'nsterbliehkeitslehre zugunsten einer ausschließlichen Au ferst C-

Hhtsichl anregend sein. Er ist aus einer liberalen jüdischen Position hungshoffnung.

heraus geschrieben. Dei erlässer (W. K. Homolka) sieht ..Religion Tin nachdrückliches Plädoyer IBr die l'nsterbliehkeitslehre im

s Ausdruck und Spiegel der menschlichen Wünsche und Sehn- Kontevt einer meist sehr farbigen und breit angelegten persönlichen

suchte, die auf den GoltesbegrilT übertragen werden". (148) Ergeht Tschatologie stellen dagegen die Stellungnahmen mehrerer anderer

»•von aus. „daß jede These und Theorie" über das Schicksal des Religionsgemeinschaften dar. Ts handeil sich um die Christliche

Menschen nach dem Tod ..vom Menschen erdacht wurde" (ebd.). Wissenschaft, die C hristengemeinschaft. Johannische Kirche. Kirche

y°n hohem Informalionswcri isl die durch Literatur abgesicherte Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) und die Neue

' beisichl des Todesverständnisses und der Twigkeilsvorslellungen im Kirche (Swedenborgiancr). Hier weiden, meist auf der Grundlage

■hidcnium. Sie macht deutlich, daß sich im Judentum, anknüpfend an neuer OlVenbarungcn. Alternativ niodcllc zu herkömmlichen chrisl-

^USsagen, die bis in den Pentateuch zurückreichen, allmählich das liehen Antworten auf die Trage: Was erwartet uns nach dem Tode'.'

l'iisterbliehkcitsdenkcn durchgesetzt hat. eine Tatsache, die von angeboten. Das für unseren Bereich wohl ausstrahlungskräftigstc und

'eilen der neueren evangelischen Theologie, zumindest was das all- auch iheologiseh anspruchsvollste Alternativ modell dürfte wohl das

•estamentliehe Judentum betrifft, oft nicht zur Kenntnis genommen derC hrislcngemcinschnft sein, sieht man von den Ideologie- und reli-

*Mu. gionsgeschichllich weitreichenden und vielfältigen Nachwirkungen

Der Beitrag der evangelischen Kirche - damit kommen wir zu den svvcdcnboniischerC iedankeneänuc ab.