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Ausgabe:

1985

Spalte:

773-774

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Martini, Carlo Maria

Titel/Untertitel:

Damit ihr Frieden habt 1985

Rezensent:

Heidrich, Peter

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung I 10. Jahrgang 1985 Nr. 10

774

Arbeit, die sich gelegentlich auch an Einzelheiten bemerkbar macht
(bis hin zur Andeutung textkritischer Entscheidung und historischer
Kritik-vgl. S. 87; 107; 176), ohne daß der Übergang zur exegetischen
Beweisführung oder Diskussion gesucht wird. (Auf Anmerkungen
wurde konsequent verzichtet.) So wird die Geschlossenheit des gesprochenen
Exerzitiums an keiner Stelle gestört. „Wir müssen also die
Heilsbotschaft des Lukas als etwas nehmen, das in diesem Moment
Teil unserer eigenen Erfahrung ist, uns in der Gegenwart tri III und uns
erklärt, was wir jetzt in der Kirche, in der Gemeinde, in der jetzigen
•Jahreszeit'der Seele . . . erleben" (20).

Insgesamt haben sich die von exegetischer Einsicht geleitete biblische
Erfahrung und die von den ignatianischen Exerzitien geprägte
seelsorgerliche Weisheit auf überzeugende Art zu einer Sprache vereint
, die im organischen Wechsel von biblischer Reflexion, adhorta-
"ver Anrede und Gebet eine mitnehmende Meditation vollzieht. So
wird auch der evangelische Leser aus der (durchaus ökumenisch geöff-
neten-vgl.S. 75f; 160) Weite dieser Erfahrung nicht nur an einzelnen
Erkenntnissen Gewinn haben, sondern sich auch anregen lassen von
dem souverän integrierten Gebrauch biblischer Texte innerhalb einer
konsequenten geistlichen Anrede.

Potsdam Martin ßehnisch

Martini, Carlo M.: Damit ihr Frieden habt. Geistliches Leben nach
dem Johannesevangelium. Übers, aus dem Ital. von R. Kohlhaas.
Freiburg-Bascl-Wien; Herder 1982.236 S. 8". Lw. DM 29,80.

Der Vf. ist Erzbischof von Mailand, zuvor war er Rektor des Bibel-
'nstituts. dann der Universität Gregoriana in Rom. Er bringt zwei
großartige Voraussetzungen mit, um „in einer Atmosphäre des
Gebets auf das Wort Gottes zu hören", wie S. 13 das Anliegen des
Buches bestimmt wird. Martini ist kundiger Exeget, Methodik und
Literatur stehen im selbstverständlich zu Gebote, was in diesem nichtexegetischen
Werk gleichsam nebenbei auffällt. Zudem ist er mit der
Meditationsweise der Gesellschaft Jesu tief vertraut, selbst der
Vatikan lud ihn zu Exerzitien ein. Auf Exerzitien für Ordensleute
entstand das vorliegende Buch.

Der erste, größere Teil des Buchs (bis S. 194) enthält 15 biblische
Meditationen nach dem Johannesevangelium. Die Themen dafür und
'hre Anordnung sind nicht ohne Bezug zum ignatianischen Exerzi-
'ienbüchlein. Beim Johannesprolog wird ausdrücklich das „Fundament
" der Übungen herangezogen, es folgen Betrachtungen über die
Feinde Jesu, über Sünden und Tod, Jesu Werk, das Geheimnis Gottes
unter uns. den Glauben, die ;,zwei Banner" bei Johannes. Immer
wieder zeichnet der Vf. als Exeget die Linien des Abschnitts nach. Oft
stellt er verschiedene Interpretationen nebeneinander und macht sie
fruchtbar für eindringende Kontemplation. Nicht selten gesteht er.
vor nicht lösbaren Problemen zu stehen. Die eigentümliche Art
johanneischer Darstellung arbeitet er sorgfältig heraus, besonders in
den Abschnitten aus der Passion und aus den beiden letzten Kapiteln.
Das vierte Evangelium set/c den gereiften Christen, den Gnostiker als
Leser voraus. Die „Bildung des innerlichen Christen", der „erste
Schritt auf dem Weg zur erfahrenen Vertrautheit mit dem Mysterium
Gottes" sei im Neuen Testament etwa die Aufgabe des Paulus, besonders
aber die des Johannes und, unter einem anderen Gesichtspunkt,
die des Hebräerbriefs (S. 18).

Wie der Vf. hier die Rolle des Johannes im neutestamentlichen
Schrifttum bestimmt, wäre auch zu charakterisieren, was das Exerzi-
•ienbüchlein will. Dessen Bibclmeditation auf der Grundlage heutigen
exegetischen Wissens und Fragens zu ermöglichen, gelingt dem Vf.
Eindrücklich stellt er gerade Szenen aus der Passion vor, erörtert den
möglichen Doppelsinn von „ckathisen" in 19,13, meint schließlich.
Was die Andeutungen des Johannes in uns in Bewegung setzen könnten
, könne nur unsere Anbetung irgendwie fassen (S. 167). Allenfalls
bei der Meditation der drei Menschenarten (Exerz.n. 149IT) kann man
fragen, wieweit sie sinnvoll aufJoh 9 erweitert werden können.

Der zweite Teil des Buches enthält sechs biblische Ansprachen, ihre
Themen sind das Beten, die ersten Jünger, das Dürsten, das verborgene
Leben, eine Art der Demut und die Fußwaschung. Es sind Predigten
, die ohne überflüssige Worte dem Sinn des vierten Evangeliums
nachgehen.

Das Buch von Martini verbindet auf überzeugende Weise exegetische
Reflexion und Kontemplation; die so sichtbar werdende Einheit
theologischer Disziplinen ist nicht selbstverständlich.

Rostock Peter Heidrich

Aftoldcrbach. Martin [Hrsg.]: Gebete und Meditationen für die Gruppe.
Giitersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1985. IIIS. 8* = GTB/Siebenstern. 706:
Jugendarbeit. Kart. DM 9.80.

DeBrie. Joris J.: The Soul and its Immortalily. Selbstverlag. 114 S.. 1 Porträt

4

küng. Hans: Woran man sieh halten kann. Christliche Orientierung in orientierungsarmer
Zeit. Zürich-Einsicdcln-Köln: Benziger 1985. 77 S. 8' = Theologische
Meditationen. 64. DM 11,80.

Praktische Theologie:
Katechetik/Religionspädagogik

Mennig, Peter: Konfirmandcnclternarbeit. Stuttgart-Berlin-Köln-
Mainz: Kohlhammcr 1982. 160 S. gr. 8" = Praktische Wissenschaft;
Kirchengemeinde. Kart. DM 29,80.

Die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit den Konfirmandcn-
eltern ist seit einigen Jahren vielfach im Gespräch. Sie bedarf aber
einer plausiblen Begründung, denn die meisten Eltern schicken ja ihre
Kinder in den Unterricht, weil sie die Einführung in den christlichen
Glauben einem dafür ausgebildeten Fachmann übertragen möchten.
Sic handeln hier ähnlich, wie wenn sie ihre Kinder zur Schule schik-
ken. Arbeitstciligkeit und Spezialisierung als Prinzip auch in der
Kirche schlagen hier durch. Die meisten Eltern - ob der Kirche verbunden
oder entfremdet - haben heute bestimmte Erwartungen an
den Konfirmandenunterricht, die sich meist an den persönlichen Erfahrungen
ihrer Jugend orientieren. Aber ihre Einstellung dazu wird
oft zwiespältig sein, was besonders für die inhaltliche Seite des Konfif-
mandenunterrichtsgelten wird.

In dieser Situation kommt theoretischen Überlegungen in dem Bereich
der Konfirmandcnclternarbeit. wie sie der Vf. vorlegt, eine besondere
Bedeutung zu. nämlich individuelle Praxis und Rollenerwartungen
aufzuklären, Zusammenhänge und wechselseitige Abhängigkeiten
durchschaubar zu machen und dadurch einen Impuls für die
mögliche Weiterentwicklung der Zusammenarbeit von Religionspädagogen
und Eltern im Rahmen einer Konzeption für den Gemeindeaufbau
sinnvoll werden zu lassen.

Im Unterschied zu gelegentlichen Abenden für Konfirmandeneltern
- meist auf Anregung des Pastors - und pädagogischen Seminaren
und Wochcnendriistzciten - meist auf Anregung der Konfirmandeneltern
hin - wird heute Konfirmandcnetternarbeit mehr und mehr
zu einer festen Einrichtung der Kirchengemeinden. Gewiß sind auch
die ursprünglichen Ziele immernoch gültig: Verbesserung des Konfir-
mandenunterrichts durch die Mithilfe der Eltern. Kennenlernen des
sozialen Kontextes des Unterrichts und Beheimatung von Eltern und
Konfirmanden in den Gruppen der Gemeinde.

Bei diesen Zielen ist es jedoch nicht geblieben. Es wird klar, daß
Konfirmandcnelternarbcit auch ein Weg ist. Erwachsene als Gemeinde
ernst zu nehmen."Durch die Konfirmanden könnten Botschaft
und Lehre auch wieder die Eltern erreichen. Sic würden angesprochen
ohne den Gedanken des „Vercinnahmens". Es spricht sich dann herum
, daß die Erwachsenen, die Eltern der Konfirmanden, als mündige
Gemeinde angefragt sind und auch ein Wort mitzureden haben. Konfirmandenunterricht
ist nicht mehr Sache des Pastors allein, sondern