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Ausgabe:

1985

Spalte:

728-729

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

Greek and Latin authors on Jews and Judaism ; III: Appendixes and indexes 1985

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 1 10. Jahrgang 1985 Nr. 10

728

die Pseudepigraphen des Alten Testaments in bisher nicht gebotenem
Umfange in englischer und deutscher Übersetzung zugänglich sein.
An die gesammelte Herausgabe pseudepigraphischer Schriften in
moderner Übersetzung werden grundsätzlich besondere Anforderungen
gestellt. Einerseits soll sie dem weiten Kreis der interessierten
Nichtfachleute die Texte in allgemeinverständlicher Sprache und mit
sachkundiger Erläuterung zugänglich machen. Andererseits muß sie
auch den Anforderungen des Fachmannes - sei er nun Bibelwissenschaftler
oder Historiker - genügen, der ja bei der Vielsprachigkeit des
pseudepigraphischen Schrifttums diese oder jene Gruppe von Texten
nur über eine Übersetzung erreichen kann. Beiden Aspekten wird die
neue Ausgabe der Schriften weithin gerecht, mit den im folgenden
noch zu erwähnenden Einschränkungen. Gemeistert wird im wesentlichen
auch das weitere Problem, die Übersetzungen und Erläuterungen
einheitlich zu gestalten, obgleich 24 Autoren beteiligt sind.
Erreicht wurde dies vor allem durch ein ziemlich detailliertes mehr
oder weniger verbindliches Schema für die Einleitungen in die einzelnen
Schriften: Auf Bemerkungen zum Text, zur Originalsprache, zur
Datierung und zum Entstehungsort, folgt die Erörterung der historischen
und theologischen Bedeutung. Dann werden jeweils die Beziehungen
zu den kanonischen Büchern und zu den Apokryphen gewürdigt
. Besonders zu begrüßen ist die Berücksichtigung der kulturellen
Nachwirkungen der jeweiligen Schrift, "for the better understanding
of the origin of our culture" (XVI). Diese hochgespannte Erwartung
wird freilich durchweg nur andeutungsweise erfüllt, da eben doch
umfangreiche kulturhistorische Untersuchungen die notwendige, aber
billigerweise von den Bearbeitern nicht zu fordernde Voraussetzung
dafür sind. So beschränken sich die Angaben zur kulturellen Nachwirkung
überwiegend auf den Nachweis direkter literarischer Beziehungen
. Nur gelegentlich werden historische Konkretisierungen von apokalyptischen
Schilderungen berücksichtigt, die als Voraussagen angesehen
wurden. Den Abschluß der Einleitungen bilden jeweils ausgewählte
bibliographische Angaben.

Die verhältnismäßig sehr ausführlichen Einleitungen entlasten die
laufenden Kommentare zur Übersetzung ganz erheblich, zumal diese
Kommentare, die selbstverständlich nicht mehr als knappe sachliche
Erläuterungen, Hinweise auf Belege, Parallelen und Lesarten sowie
weiterführende Literaturangaben bieten können, auf Anmerkungen
unter dem übersetzten Text beschränkt sind. Die Anwendung sehr
kleiner Drucktypen gestattet es jedoch, erstaunlich viel in den Anmerkungen
unterzubringen. Raumsparend werden erwähnenswerte Beziehungen
zu biblischen Textstellen in Marginalien verzeichnet. Im
einzelnen bieten die Anmerkungen quantitativ und qualitativ Unterschiedliches
. Einige Autoren verzichten auf jegliche Sacherklärung,
beschränken sich also auf die Mitteilung von Lesarten und sonstigen
textkritischen Beobachtungen. Insbesondere im Falle von 1. Henoch
und IV Esr wäre ein Minimum an Erklärung nicht nur wünschenswert
, sondern doch wohl notwendig gewesen.

Sehr zu begrüßen ist es, daß eine ganze Reihe von weniger bekannten
apokalyptischen Texten in die Sammlung aufgenommen wurden.
Zu nennen sind 3. Henoch, die Abhandlung Sems, des Sohnes Noahs,
die Vision Esras, die Fragen Esras, die Offenbarung Esras, die
Sedrach-Apokalypse, die Daniel-Apokalypse und das Testament
Salomos. Einige dieser Schriften sind überhaupt erstmalig ins Englische
übersetzt worden. Von den durch neuere Textfunde zugänglich
gewordenen Schriften wird die Adam-Apokalypse aus Codex V von
Nag Hammadi geboten. Von der Aufnahme apokalyptischer Fragmente
aus den Qumran-Funden wurde abgesehen, falls sie nicht in
dem angekündigten Supplement berücksichtigt werden. Vollständigkeit
wird aber weder angestrebt, noch ist sie erreichbar bei der Fülle
der Pseudepigraphen apokalyptischen Inhalts. Kriterien für die
Berücksichtigung sind eine engere Beziehung zum Alten Testament
sowie eine Abfassung bzw. Endredaktion spätestens im 9./10. Jh.
Diese zeitliche Begrenzung wird keinen Widerspruch finden; denn die
späteren Zeugen .apokalyptischer' Literatur - von der Kabbala bis zu
bestimmten Richtungen der neuzeitlichen ,science-fiction-Welle' -

gehören lediglich in die Wirkungsgeschichte der jüdischen und
jüdisch-christlichen Apokalyptik. Insgesamt ist festzustellen, daß der
Hrsg. eine gute Auswahl getroffen hat, die zugleich wesentlich umfangreicher
ist als jede andere Ausgabe der alttestamentlichen Pseudepigraphen
.

Im Interesse des angesprochenen weiten Leser- und Benutzerkreises
ist eine Serie von Vorworten vorangestellt worden, darunter auch je
eines für Christen und Juden. J. H. Charlesworth hat seinem Vor-
spruch-als Herausgeber noch eine ausführliche 'Introduction for the
General Reader' hinzugeselll, die auch Fragen des Verhältnisses zum
biblischen Kanon und der Hauptlinien der Theologie der pseudepigraphischen
Literatur erörtert. Es scheint manches darauf hinzudeuten
, als werde den Pseudepigraphen von Theologie und Religionsgeschichte
jetzt wieder größere Aufmerksamkeit gewidmet und bislang
Versäumtes nachgeholt. Das zunehmende Interesse - vielleicht
auch etwas ermuntert durch Tendenzen in der populärwissenschaftlichen
und belletristischen Literatur unserer Tage - an diesen Schriften
, die für die Kenntnis der religiösen Entwicklung in den Jahrhunderten
um die Zeitenwende von großer Bedeutung sind, ist erfreulich.
Gewiß wird die neue Ausgabe der Pseudepigraphen nicht nur die
Beschäftigung mit ihnen erleichtern, sondern auch eine anregende
Wirkung auf die Forschung ausüben. Viele dankbare Leser und Nutzer
werden nun dem zweiten Bande dieser gediegenen Ausgabe entgegensehen
, der hoffentlich bald folgen kann.

Berlin Karl-Heinz Bernhardt

Hesse, Eric W., Isaak M. Kikawada: Jonah and Genesis I-11 (AJBI 10. 1984
S. 3-19).

Kaestli, Jean-Daniel, et Otto W'ermclinger [Ed.]: Le canon de l'Ancien
Testament. Sa formation et son histoire. Genf: Labor et Fides 1984. 399 S. gr. 8'
= Lc Monde de la Bible.

Neippert, Helga: Das deutcronomistische Geschichtswerk. Sein Ziel und
Ende in der neueren Forschung(ThR 50,1985 S. 213-249).

Wonneberger, Reinhard: Leitfaden zur Biblia Hebraica Stuttgartensia. Göttingen
: Vandenhoeck & Ruprecht 1984. VI, 136 S. gr. 8'. Kart. DM 14.80.

Yamaga, Tetsuo: Can the Roots of the Broom bc eaten? - A Proposal for the
Interpretation of Job 30:2-8 (AJBI 10,1984 S. 20-32).

Judaica

Stern, Menahcm: Greek and Latin Aiithors on Jews and Judaism.

Edited with Introductions. Translations and Commentary. III:
Appendixesand Indexes. Jerusalem: The Israel Academy of Sciences
and Humanities 1984. XIII, 159 S. 8" = Publications of the Israel
Academy of Sciences and Humanities. Section of Humanities.
Fontes ad Res Judaicas Spectantes.

GLAJJ III (vgl. ThLZ 101, 1976, 260-262; 107, 1982, 5061) bietet
vor allem wichtige Hilfen zur Verarbeitung der in GLAJJ I und II vorgeführten
Quellen. Appendix I (S. 1-62) liefert zunächst Texte von
Alcaeus bis zu den Scholia Platonica, Appendix II: Legal Writers ab
Ulpian (S. 63f). Aus App. I seien erwähnt Addenda to Alexander
Polyhistor (S. 16-22), Bezugnahmen auf Mose in griechischen
Schriftstellern, die in derCohortatioad Gentiles (Ps.-Justin)angeführt
werden (S. 38-42), Synesius (48-58).

Von besonderer Bedeutung sind die Indizes (S. 69-159), der erste zu
den Quellen einschließlich Bibel, frühjüdischer Literatur. Rabbinica.
Papyri. Inschriften und natürlich zu den griechischen und lateinischen
Texten. Der zweite, vielseitige Select Index of Subjects
(S. 101-155) bietet ein sorgfältig angelegtes Register von Namen und
Sachen zu für das Verständnis auch der Religion des antiken Judentums
wichtigen Themen wie Prophetie, Proselytentum. Sabbat. Spei-
sevorschriflcn, Aberglaube, Demiurg usw., von Stichwörtern zur sonstigen
Geschichte des antiken Judentums, zur Landeskunde Palästinas
usw. zu schweigen. So erschließt der Index Möglichkeiten umfas-