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Ausgabe:

1985

Spalte:

49-51

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Titel/Untertitel:

Doctrina patrum de incarnatione verbi 1985

Rezensent:

Winkelmann, Friedhelm

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Theologische Litcraturzeitung I 10. Jahrgang 1985 Nr. 1

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behilft sich zwar so. daß er zu jeder Handschrift auf Kataloge und Untersuchungen
verweist, doch hätte man zumindest in aller Kürze etwas vom eigenen
Standpunkt und neuen Erkenntnissen des Editors gesehen. Wem schließt ersieh
z. B. hei seinen Datierungen an? Sollte es nicht beträchtliche Divergenzen
m der jeweils genannten Literatur geben? Außerdem entlallt auch eine
genauere Charakterisierung des übrigen Inhalts der Handschriften. Das aber
wiederum ist sehr wiehlig iui die Beurteilung der späteren Tradierung des
Textes. Hierzu sind auch die Testimonia hinzuzuziehen. Ulhcmann hat sie. als
seiner Meinung nach nicht so wichtig. S. 321-32.1 genannt - nicht also in einem
Tesiimonienapparal unter dem jeweiligen Text, und sie noch einmal in einem
Index S. 449—»51 zusammengefaßt. Die Delinitionensammlung (Kap. II), entnimmt
man daraus, stand weitgehend im Mittelpunkt des späteren Interesses.
Der überwiegende Teil des Werkes dagegen fand später überhaupt kein Testimonium
.

1 redriksen Landes. Paula: AugUStine on Romans. Propositions from
the Epistle lo the Romans. Unfinished Commcntary on the Epistle
to the Romans. Chicö, CA: Schotars Press 1982. XVI. 107 S.gr. 8- =
SBL Tcxts and Translations 23. Early Christian Literature Series
6. Kart.S 12.75.

Augustinus kommentiert in seinen ..Retraetationes" (426/427) 1.23
und 25 selbstkritisch die beiden kleinen und auf jeweils unterschiedliche
Weise Fragment gebliebenen Arbeiten über den Römerbrief (in
dieser Ausgabe mit den Titeln: ..Expositio cjuarundam Proposilio-
num ex Epislola ad Romanos". ..Epistolae ad Romanos inehoata
Expositio"). welche - beide noch vom Hipponenser Priester verläßt -
aul ihre Weise die Stellung des Kirchenvaters zum Apostel Paulus in
der Zeit um 395 kennzeichnen. In erster Linie gehören sie mit in die
Reihe derantimanichäischen Schriften, die seit 387 rasch aufeinander
folgten.

D"e Verfasserin hat eine sorgfältige und insgesamt gut lesbare zwei-
sPrachige Ausgabe fertiggestellt, wobei sie neben der CSEL-Edition
eigene Handschriftenunterauchungen in Paris und Oxford mit eingebracht
hat. Demzufolge wird der Ausgabe ein Appendix mit
Addenda and Corrigenda to CSEL 84" beigegeben, der die Forschung
zweifellos bereichert, ebenso Namen-. Sach- und Bibelstellenindex
.

Nicht recht erklären kann ich mir die etwas vom Üblichen abweichende
Titelgcstallung der ersten Schrift, die. ebenso wie der Textanfang
, von der Wiedergabe in den ..Retraetationes" abweicht. Die
Deutsche Augustinusausgabe (1976) hat den Wortlaut: ..Scnsus hi
sunt in Epislola Pauli ad Romanos" und gibt als Übersetzung: „Die
Sinngebungen des Paulusbriefes an die Römer". Bei Mrs. F. L. lautet
der Text:

..Sensus hi sunt in epislola ad Romanos Pauli aposloli". was
HC wiedergibt mit: "These arc the meanings of the ideas found in the
letterof Paul the Apostle to the Romans". Ich linde keine Begründung
liirdic Abweichung vom gewohnten Text.

Was die ..Introduction" angeht, so ist sie sehr knapp gefaßt
"X-XV1) und gibt, was man bedauern mag. keinen genaueren Einblick
in die damalige geistige und persönliche Welt Augustins.
Knappheit war sicher geboten, doch hätte man sich etwas mehr als
kurze Hinweise auf das donatislisehc Schisma sowie auf die damals
noch aktiven ideologischen Gegner Augustins. die Manichäcr.
gewünscht, die er eben auch in den beiden neu herausgegebenen
Schrillen - zumindest indirekt - bekämpft. - Im gekennzeichneten
Kähmen wird die Ausgabe durchaus einen weiterführenden Zweck
erfüllen können.

Halle (Saale) Hans-Joachim Diesner

Bekamp. Franz: Doctrina Patrum de [ncarnatione Verbi. Ein griechisches
Florilegium aus der Wende des 7. und 8. Jahrhunderts. Zum
ersten Male vollständig hrsg. u. untersucht. 2. Aull. tri. Korrekturen
u- Nachträgen v. B. Phanourgakis. hrsg. v. E. Chrysos.
Münster* W.: AschendorlT 1981. XCI. 389 S.. 2 Taf. gr. 8 Kart.
DM 140.-.

Was Nathanael Bonwetsch vor über 70 Jahren als Schlußsatz seiner
ausführlichen Besprechung der Edition der Doctrina Patrum
Diekamps in dieser Zeitschrift schrieb, gilt noch heute in vollem
Maße: ..Die Wissenschaft schuldet Diekamp für seine aufopferungsvolle
Arbeit bleibenden Dank"'. Diekamps Arbeit ist nach wie v or ein
bewundernswertes Standardwerk. Zwar sind wir jetzt über den weiteren
Zusammenhang der Florilegienliteratur besser informiert1, zwar
wird jetzt über den Verfasser der Doctrina eine Meinung vertreten, die
von der Diekamps abweicht', zwar könnte man noch Material „aus
der weiteren anthologischen Literatur" heranziehen4, doch ist das
Entscheidende an Diekamps Ausgabe, nämlich die Textedition und
die I estimoniennachweise, ohne Fehl'.

Den Testimonienapparat hatte Diekamp auf die Patrologia Mignes
abgestimmt. ..weil", wie er sagte. ..diese Sammlung die verbreitetste
und gewöhnlich leicht zugänglich ist"1': ein heute nicht mehr überzeugendes
Prinzip. In der Umstellung auf moderne kritische Editionen
liegt deshalb die eigentliche Leistung der Nachträge, die dem
Reprint auf S. 368-389 beigefügt sind und die B. Phanourgakis erarbeitet
hat. Sie sind - soweit ich das überprüft habe - gut informiert,
doch sind einige 1 nzulänglichkeiten nicht zu übersehen.

Ciar keine Berücksichtigung finden in den Nachträgen das Abkürzungsverzeichnis
(S. XCf) sowie die Register Diekamps (S. 338-367).
Zu jenem wären noch einige Literaturhinweise notwendig gewesen,
und dieses ist nicht ganz ohne Druckfehler und hat sich auch im s. .
Eulogios v. Alex, und GelasioS v. Kais, angegebenen Material erändert
. Zu dem wichtigen Abschnitt zu den Quellen (S. XLV-LXW III)
gibt es nur zu S. LVII1 (Lateransynode a. 649), LXIV (Anastasios
Siriaites), LXVI (Florilegien) Nachträge. Das reicht nicht aus. Das
Abkürzungsverz.eiehnis für die Nachträge steht nicht v or diesen, sondern
erst am Ende des Bandes (S. 387-389). Hier fallen ungebräuchliche
Abkürzungen wie Cor. Chr. lür CCSG oder Sour. Chr. für SCh.
weiter unvollständige Zitierweise (z.B. s.. ACO, laller. Hespel,
Otto: Fehlen von Angaben über Erscheinungsort und -jähr. Auflage
und wichtige Untertitel) oder Ungenauigkeiten (z. B. erscheinen die
SCh seit 1941. nicht 1947. Hespels Werk erschien als 37. Band der
Reihe, nicht 89.) auf. Von mangelnder Korrektheit sind die Nachträge
selbst auch nicht ganz frei (z. B. die Aulsalztitel auf S. 368 ad
S. LXVI). Es bleibt mir unerklärlich, aus welchem Grund ein Standaalwerk
wie M. Geerard. Clavis Patrum Graecorum überhaupt
keine Erwähnung wie Benutzung findet, denn der 2. Band (das 4. Jh.)
liegt ja bereits seit 1974 vor. Ein Hinweis auf die Nummern der Clavis
in den Nachträgen wäre kürzer und informativer gewesen, da dort alle
modernen Ausgaben und dazu auch die orientalischen Übersetzungen
ei merkt sind.

Wie aus der Datierung des Vorworts zur 2. Aullage zu entnehmen
ist. wurden die Nachträge 1978 abgeschlossen. Besonders wichtig für
den Benutzer der Doctrina sind die mittlerweile erschienenen Editionen
des Hodegos des Anastasios Sinaitcs und einiger Reden des
Gregor v. Naz. , sowie der 3. und 4. Band der genannten Clav is (1979
und 1980). in deren 4. Band auch die Katencnausgaben verzeichnet
sind.

In einigen Fällen konnten über Diekamp hinausführende Bezeugungen
gefunden werden, vor allem wurde S. 251. 24 und 185 XV
bestimmt. Einige Fragezeichen lassen sich aber noch nicht aufbeben,
so namentlich die zu S. I 11.2 II. 193 II.

Herlin l-'ricdhelm Winkelmann

1 ThLZ 33. l908Sp. 537.
Über die dogmalischen f lorilegien des 5. und 6. Jh. informiert M. Riehard
(Actes du VI* Congnis Intern. d'Etudes hyz. I. Paris 1950. 307-31S und in:
A. (irillmeier/H. Hacht. Das Konzil von C halkedon. I. Würzburg 1952.
72I-74X = M. Riehard. Opera Minora. I. Turnhout Löwen 1976. Nr. 2.3 und
App. IVO. Zu den griech. geistlichen Florilegien vgl. M. Riehard. Diet. de Spir.
fiisc. 33/34. 1962. 475-512. dazu Ergänzungen in Op. Min. I App. I—IV. Dazu
treten Editionen Richards aus Cod. Vatop. 236 in Le Muscon 86 (1973)