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Ausgabe:

1985

Spalte:

676

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Suevus, Sigismund

Titel/Untertitel:

Erbauungsschriften 1985

Rezensent:

Bräuer, Siegfried

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675

Theologische Literaturzeitung 110. Jahrgang 1985 Nr. 9

676

Sp. 4350- K. Reinecke gibt einen einleitenden Überblick über die
Geschichte des Erzbistums, das zeitweise weit nach Nordeuropa
reichte: im 10. Jh. gehörten die dänischen Bistümer Ribe, Schleswig
und Aarhus dazu, im 11. Jh. auch Odense und Roskilde. König Olav
der Heilige unterstellte die norwegische Kirche dem Bremer Erz-
bischof. Der erste Bischof von Skara wurde vom Bremer Erzbischof
Unwan geweiht auf Wunsch von König Olav Schoßkönig (t 1022).
Adalbert von Bremen erstrebte um 1060 die Patriarchenwürde; unter
dieser Voraussetzung sollten einige unterstellte Bistümer eine Rangerhöhung
erhalten. Es kam aber zur Lösung der nordeuropäischen
Kirchen von Hamburg-Bremen. Die neuen Erzbistümer Lund,
Trondheim und Uppsala entstanden im 12. Jahrhundert; über die soll
in Series VI berichtet werden (Britannia, Scotia et Hibernia, Scandina-
via). Die Ausklammerung der nordeuropäischen Bistümer aus dem
jetzt vorgelegten Bande ist zu begrüßen und hat sicher auch zu dem
relativ raschen Erscheinen des Bandes 2 beigetragen. Das Ordnungsprinzip
für die Reihe erweist sich gerade bei diesem Band als sinnvoll:
Entscheidend soll die Zugehörigkeit eines Bistums zu einer Kirchenprovinz
nach dem Stand des Jahres 1198 sein.

Karl Reinecke berichtet über das Erzbistum Hamburg-Bremen im
engeren Sinne. Es beginnt in der Zeit Karls d. Gr. Erster Bischof von
Bremen wurde 787 der Angelsachse Willehad. Erster Erzbischof in
Hamburg war Ansgar, der nach seiner Flucht aus der 847 zerstörten
Stadt das Bistum Bremen erhielt, das seitdem als Erzbistum Hamburg-
Bremen in die Kirchengeschichte einging. Es werden aber die
ursprünglich unterschiedlichen Grenzen dieser beiden Größen
genannt: Den Grenzen der „Dioecesis Bremensis proprie dicta"
folgen die „Fines regionis, quae sub dicione praepositi ecclesiae cathe-
dralis Hammaburgensis erat" (6). Über Willehad (9-11) sowie Ansgar
und Rimbert (12-17) wird ausführlicher berichtet. Über die meisten
Erzbischöfe kann jedoch nur wenig berichtet werden. Adaldag (t 988)
dehnte seinen Einflußbereich bis an die Peene aus, kam aber in Streit
mit dem neu gegründeten Erzbistum Magdeburg (23). Unwan geriet in
Konkurrenz zu englischen Einflüssen in Nordeuropa (25-27). Adalbert
von Bremen füllt nur die Seiten 30-33; die breite Schilderung des
Adam von Bremen wird also knapp zusammengefaßt. Liemar
amtierte 1072-1101 und wurde voll in den Investiturstreit hineingezogen
. Hartwig I. konnte die Verselbständigung des Nordens nicht
verhindern, stärkte aber seinen Einfluß in Mecklenburg (41-44). Die
Reihe wird plangemäß beendet mit Hartwig II. (t 1207).

Über die Bistümer Lübeck, Ratzeburg und Schwerin berichtet
J. Petersohn. Das Bistum Lübeck, vorher Oldenburg, begann 968
unter Otto I. und sollte von den Flüssen Elbe, Eide und Peene
begrenzt werden. Über die Bischöfe können nur kurze Angaben
gemacht werden. Der bekannteste ist Vicelin, der 1126 vom Magdeburger
Erzbischof Norbert (von Xanten) die Priesterweihe und 1149
vom Bremer Erzbischof Hartwig [. die Bischofsweihe erhielt (630- Der
Bischofssitz wurde 1160 nach Lübeck verlegt (Bischof Gerold). Auf
Kosten von Lübeck/Oldenburg wurde 1062 das Bistum Ratzeburg
gegründet, das 1066 beim Slawenaufstand zerstört wurde. Erst Heinrich
der Löwe gründete dieses Bistum neu 1154. Die Bischofsliste
nennt 3 Namen (73-75). Auch das junge Bistum Mecklenburg wurde
1066 zerstört, der erste Bischof Johannes wurde Märtyrer in Rethra
(80). Erst 1150 wurde dieses Bistum erneuert und 1160 nach Schwerin
verlegt (Bischof Berno). Sein Nachfolger Brunward (t 1238)
kämpfte um die Grenzen seines Bistums mit den Bischöfen von Kammin
und Havelberg (83). Als letztes Bistum stellt H. Kluger Ykescola
(Üxküll/Ikskile) vor, das später seine Fortsetzung im Bistum Riga
finden sollte. Zwei Bischöfe werden genannt (84-90).

Der Band ist gründlich gearbeitet. Quellen und Literatur werden
reichlich geboten. Jeder Kirchenhistoriker, der spezieller über die
ersten 12 Jahrhunderte arbeitet, wird über dieses Hilfsmittel froh sein.
Leider fand ich keinen Hinweis, welcher Band als nächster erscheinen
soll. Man möchte eine zügige Fortsetzung erhoffen.

Rostock Gert Haendler

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Suevus, Sigismund: Erbauungsschriften. Spiegel des menschlichen
Lebens. Eine Auswahl. Hrsg. und mit einer Einleitung versehen von
M. A. van den Broek. Amsterdam: Rodopi 1984. 59 S., 305 Faks. S.
8' = Quellen und Forschungen zur Erbauungsliteratur des späten
Mittelalters und der frühen Neuzeit, VI.

Die Schriften des schlesischen Pfarrers und Erbauungsschriftstellers
Sigismund Schwab/Suevus (1527-1596), die bis in die zweite Hälfte
des 17. Jh. hinein verbreitet und geschätzt waren, sind heute nur noch
der Spezialforschung bekannt. Ihre Bedeutung für die Geschichte der
Frömmigkeit ist größer als manches bekannte Werk der theologischen
Hochliteratur. Es ist zu begrüßen, daß ein Teil der Schriften durch
eine Faksimileausgabe erschlossen werden, die im Forschungsprojekt
„Erbauungsliteratur des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit"
im Fachbereich Deutsche Sprache und Literatur der „Vrije Universi-
teit" Amsterdam erarbeitet worden ist. Die Publikation enthält aus
den 1587 im „Spiegel des menschlichen Lebens" zusammengefaßten
21 Predigten und Traktaten 5: Parricidium (1572); Comcten (1578);
Speculum Amicitiae (1578); Glückstöpfe (1581); Vom reichen Berg-
werck zu Zion (1583). Als Auswahlkriterien werden das Interesse für
Kulturgeschichte und sprachliche Gewandtheit genannt. Es versteht
sich von selbst, daß an der Frömmigkeitsgeschichte interessierte
Kirchenhistoriker die Akzente etwas anders setzen würden; auch sie
erhalten durch die vorliegende Auswahl aber genügend Material über
die Verwendung der Bibel (z. B. im Sinne Exempelliteratur) und die
Widerspiegelung der konfessionellen Kontroversen. Während der
Philologe mit der instruktiven Einführung samt Wörterverzeichnis
(13-59) zufrieden sein kann, bleibt der historisch oder theologisch
orientierte Leser ohne alle Hilfsmittel. Der Verweis auf die Arbeit von
Georg Hoffmann über Suevus aus dem Jahre 1926 ist kein Ersatz.
Zumindest hätte etwas zur theologischen Einordnung des Autors
gesagt werden müssen. Der Hinweis, für seine Schriften seien „die
vielen Zitate aus der Heiligen Schrift wie auch aus den Werken antiker
, mittelalterlicher und zeitgenössischer Autoren" (11) charakteristisch
, ist hierfür kein Ersatz, da er eben nicht nur Tür Suevus typisch
ist. Der Wurzelbodcn der Frömmigkeit, neben der Bibel die reformatorischen
Autoren irhd allen voran Luther, bleibt bei dieser Ausgabe
dem Leser verborgen, da Luther in der Auswahl nur viermal zitiert
wird. Es wird in der Einleitung nicht einmal daraufhingewiesen, daß
Suevus neben seiner Bedeutung als Erbauungsschriftsteller auch in der
Geschichte der Lutherausgaben einen Namen hat. Er erarbeitete das
erste synoptische Register zur Wittenberger und Jenaer Ausgabe, das
viermal im Druck erschien (vgl. WA 60, 542f.631) und stellte sich in
der Vorrede auch für die Leser seiner Erbauungsschriften als „sonderbarer
Liebhaber und Leser der Bücher des großen Luthers" vor. Im
Blick auf die editorischen Elementaria bleiben ebenfalls Wünsche
offen. Nur aus dem urheberrechtlichen Hinweis erfährt der Leser,
welches Exemplar als Druckvorlage gedient hat. Weshalb nicht die
Originalausgabe von 1587, sondern der Nachdruck von 1588 zu
Grunde gelegt wurde, bleibt verborgen. Der Hinweis auf die Übersetzung
von Suevus-Traktaten in fremde Sprachen (erwähnt werden eine
tschechische und eine dänische Ausgabe) ist zu knapp ausgefallen,
desgleichen der auf die etwa 40 Drucke und Handschriften in der UB
Wroclaw. Der Verweis auf die Monographie von Hoffmann hilft an
diesem Punkt gerade nicht weiter.

Berlin Siegfried Bräuer

Hämmerle. Eugen: Tübingen und Konstantinopel (BWKG 83/84,
1983/1984 S. 201-210).

Menk, Gerhard: Konfessionelle Haltung im Konflikt: eine Fallstudie am Beispiel
des Pfarrers Johannes Croll (MEKGR 33,1984 S. 229-274)

SprenRler-Ruppenfhal, Anneliese: Die Herzogin Elisabeth von Calenberg-
Göttingen und der Landgraf Phillipp von Hessen (JGNKG82, ">984
S. 27-52).