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Ausgabe:

1985

Spalte:

664-666

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Rhoads, David M.

Titel/Untertitel:

Mark as story 1985

Rezensent:

Schmithals, Walter

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663

Theologische Literaturzeitung I 10. Jahrgang 1985 Nr. 9

664

(S. 779-789). Other Sites in Israel and Transjordan (25.23) usw.
werden darüber nicht vergessen. Die archäologischen Befunde bestätigen
oder erläutern oder korrigieren Josephus' Aussagen.

Zu Vocabulary and Style (26) ist viel geschrieben worden. Im
Unterschied zu den Untersuchungen der letzten 100 Jahre ist
Josephus' Schreibweise weit mehr einheitlich zu sehen (S. 822). Auch
über Briefe und Reden, dramatische Elemente usw. ist gearbeitet
worden. Gegenüber der These des Mitwirkens von Assistenten bei
Josephus' Geschichtsschreibung ist F. offenbar zurückhaltend
(S. 827-830). In 27.28 schließlich wird über Josephus' Einnuß auf
Literatur und Kunst bis ins 20. Jh. referiert.-29 zeigt Desiderata auf.

Es folgen Addcnda (S. 899-975), Indices der Josephusstcllen S. 977-999, zur
jüdischen Bibel, zu Pseudepigraphen usw., Philon, rabbinischen sowie kirchlichen
Texten usf., zu griechischen Wörtern S. 1022-1028, zu modernen
Autoren S. 1030-1055.

Mit stupendem Fleiß und weitgespannter Sachkunde ist dieses
Werk von einem ausgreifenden Überblick über die Literatur her und
in unermüdlicher Sucharbeit zusammengestellt worden. Die Gliederung
ist über die weithin geläufigeren Stichwörter hinaus übersichtlich
. Auch die Register helfen dazu, sich zurechtzufinden. Gliederung
und Indices müssen ein Sachregister ersetzen. Eigene Sucharbeit
nimmt auch diese Bibliographie nicht o. w. ab, aber sie vermag sie zu
erleichtern. Daß F. mitunter Urteile über die genannte Abhandlung
ausspricht oder doch andeutet, kann dem Benutzer fürs erste bei der
Auswahl der Literatur sehr wohl hilfreich werden.

Halle (Saale) Gerhard Delling

' Mit halbfetten Zahlen bezeichne ich die 29 Hauptgruppen, in die die Titel
geordnet sind. F. setzt je bis zu 40 Untergruppen.

' Doch sind häufig die speziellen Seitenzahlen zum engeren Thema innerhalb
einer größeren Arbeit nicht genannt.

' Der volle Titel Richard Laqeur: Der jüdische Historiker Flavius Josephus.
Ein biographischer Versuch auf neuer quellenkritischer Grundlage. Glessen
1920, z. B. begegnet lOmal (dazu 2mal ohne Untertitel), die (von F. nicht eingesehene
) Diss. von Tessa Rajak: Josephus, Jewish History and the Grcek
World, Diss., 2 vols., Oxford 1974, lOmal. jeweils mit einer neuen Nummer.
Für Zeitschrilten. Enzyklopädien usw. werden keine Siglen verwendet.

J Ein Drittel der hier angeführten Titel liegt vor 1937.

! Die Sadduzäer sind Thema in 22.9 (S. 576-580).

Neues Testament

Romaniuk. Kazimicrz: Morfokrytyka i historia redakeji. Czyli Form-
i Redaktionsgeschichte. Warszawa: Akademia Teologii Katolickiej
1983. 179 S.8'. Kart, zt 260.-.

Romaniuk, Kazimierz: Co to jest zrödto Q? Warszawa: Akademia
Teologii Katolickiej 1983. 164 S.8'. Kart.zt 260.-.

Der polnische katholische Neutestamentier, dessen Römerbriefkommentar
schon in der ThLZ (107, 1982 Sp. 1940 rezensiert
worden ist, legt jetzt zwei Schriften vor, in denen er über die neuere
Entwicklung in der Evangelicnforschung berichtet.

Die eine Arbeit gilt den Problemen der Formgeschichte und der
Redaktionsgeschichte. Der Vf. zeichnet die Entwicklung der formgeschichtlichen
Problematik seit Gunkel, Dibelius und Bultmann.
Positiv werden ältere Bemühungen bewertet, in denen es vorrangig
darum ging, die kleinen Verkündigungseinheiten qualitativ zu differenziereil
. Aber der Autor kann sich nicht mit dem Gedanken
anfreunden, daß es Gemeindetheologie gewesen sein soll, die das
Gedankengut der Evangelien geprägt hat. Die Argumente, deren er
sich bedient, muten zuweilen eigenartig an. Den Lesern wird folgendes
mitgeteilt: „Neuzeitliche Untersuchungen aus dem Gebiet der
Psychologie und der Soziologie der Masse führen ebenfalls zu dem
Ergebnis, daß Menschenansammlungen als solche viele Eigenschaften

aufweisen, die erregend und exzentrisch, nicht aber eigentlich
schöpferisch sind" (S. 25). Der Vf. bemüht sich, zwischen akzeptablen
und verwerflichen Meinungen zu unterscheiden. Besonders deutlich
wird diese Tendenz bei der Behandlung des Sitzes im Leben. Das einschlägige
Kapitel (S. 31 ff) hat zwei Abschnitte. Der erste trägt die
Überschrift: „Positive Elemente der formgeschichtlichen Lehre vom
Sitz im Leben". Der zweite Abschnitt trägt die Überschrift: „Negative
Elemente der formgeschichtlichcn Lehre vom Sitz im Leben". Der
Leser wird über kritische Diskussionsbeiträge (Riesenfeld, Güttge-
manns u. a.) informiert, gewinnt aber den Eindruck, daß die formgeschichtlichen
Arbeiten der letzten Jahrzehnte als Rüstzeug für die Erforschung
des Neuen Testaments im großen und ganzen akzeptiert
werden. Mehr als die Methoden stellt der Vf. einzelne Ergebnisse in
Frage. Die Verwurzelung der Formgeschichte in der historisch-kritischen
Theologie wird nicht gesehen. Über die Vorgeschichte ist der
Autor der Meinung: „R. Bultmann war einer der ersten unter denen,
die den historischen Wert der Evangelien in Frage gestellt haben"
(S. 59). Letzte Sicherheit für die Unterscheidung zwischen tragbaren
und untragbaren Ansichten sucht der Vf. beim Lehramt der Kirche.
Das letzte Kapitel des formgeschichtlichen Teils trägt die Überschrift:
„Formgeschichte im Lichte der neuesten Dokumente des kirchlichen
Lehramts".

Im zweiten Teil der Schrift wird die Redaktionsgeschichte behandelt
. Der Autor versucht eine eigene Beurteilung der redaktions-
gcschichtlichen Arbeiten, die recht positiv ausfallt. Unter der Überschrift
„schwache Seiten" werden lediglich behandelt: „Eine gewisse
Begrenztheit der Methode und eine Minimalisierung des Einflusses
der Tradition" sowie „die Gefahr des übermäßigen Allegorisierens".
Außerhalb des Blickfeldes sind die hermeneutischen Grundlagen und
die theologicgeschichtliche Entwicklung, aus der sich die redaktionsgeschichtlichen
Arbeiten ergeben haben. Der Vf. übernimmt aus der
modernen evangelischen Theologie eine Reihe von Ergebnissen und
Konsequenzen einer ihm fremden theologischen Denkweise und versucht
, sie in sein dogmatisches System zu verpflanzen.

In einem anderen Büchlein berichtet der gleiche Vf. über die
Quelle Q. Der Leser wird über Inhalt der Quelle informiert, über die
literarische Gattung und über Vofformen, über theologische Grundgedanken
, über Christologic und Eschatologie, über literarische Vorlagen
, Struktur und Einheit, über den Verfasser, über Zeit und Ort der
Entstehung, über die ursprüngliche Sprache sowie über die Redaktionsgeschichte
dieser Schrift. Der Autor berichtet zwar auch, daß die
Hypothese ihre Gegner hat. Er nennt Einwände und versucht, diese zu
entkräften. Zum Schluß bietet er den Wortlaut der Quelle, wie er ihn
für wahrscheinlich hält. Die Sicherheit in einigen Dctailaussagen
könnte kaum größer sein, wenn der Vf. einen Handschriftenfund aus
dem ersten Jahrhundert vor sich gehabt hätte, der die Überschrift
„Quelle Q" trägt. Die geistesgeschichtliche Herkunft der Hypothese
von der Quelle Q sowie die hermeneutischen Grundlagen der
Quellenscheidung bleiben außerhalb des Blickfeldes. Es fehlen auch
Nuancierung und Differenzierung zwischen einzelnen Denkansätzen.
Zu Einzelfragcn wird zwar Meinungsstatistik geboten, doch geht der
Vf. der Problematik nicht nach, mit welcher theologischen Konzeption
eine Meinung in der Detailfragc zusammenhängt.

Die beiden rezensierten Veröffentlichungen führen zwar die
Diskussion in Detailfragen nicht weiter, informieren aber über den
augenblicklichen Forschungsstand, zum Teil verbunden mit kritischer
Beurteilung.

Erlangen Ernst Lerlc

Rhoads, David, and Donald Michic: Mark as Story. An Introduction
to the Narrative of a Gospel. Foreword by R. Price. Philadelphia.
Pa: Fortress Press 1982. XVI, 159 S. 8*. $ 8.95.

Die beiden Autoren - Rhoads ein Theologe, Michie ein Anglist -
gehen davon aus, daß wir es bei dem Markusevangelium mit einer in