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Ausgabe:

1985

Spalte:

661-663

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Feldman, Louis H.

Titel/Untertitel:

Josephus and modern scholarship 1985

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 110. Jahrgang 1985 Nr. 9

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die Bedeutung habe, "to be loyal to a treaty" (62), oder gar "the loalty
to the covenant" (65) meine und daß das Verhältnis Jahwes zu den
Erzvätern ein Bund hätte gewesen sein müssen (66), scheint genauso
zu weit zu gehen wie die Feststellung, daß die verschiedenen Gottesbezeichnungen
Jahwe. Adonaj und Elohim auf verschiedene Überlieferungen
zurückgingen und folglich jeweils spezifische inhaltliche
Züge zum dtr Bild vom Königtum beisteuerten (96ff). Diese Bemerkungen
jedoch mindern nicht den Dank, der der Vfn. Tür diese überzeugende
Leistung gebührt.

Grcifswald Hans-Jürgen Zobel

Mettinger. Tryggve N. D : A Farewell to the Servant Sonßs. A critical
Examination of an exegetical Axiom. Lund: CWK Gleerup 1983.
52 S. gr. 8° = Scripta Minora, 1982-1983,3.

Seit Bernhard Duhms Abgrenzung Deuterojesajas von Tritojesaja
und der gleichzeitigen Herauslösung der sogenannten Ebed-Jahwc-
Liederaus Deuterojesaja (1892) sind beide Entscheidungen umstritten
Beblieben. Vf. wendet sich mit temperamentvoller Kritik den sog.
Gottcsknechtsliedern zu: Jcs 42,1-4(9); 49,1-6(12); 50.4-9(11);
52,13-53,12. Diese werden nach einem kurzen forschungsgcschicht-
lichen Abriß formkritisch, kompositionskritisch und inhaltlich untersucht
. Um das Ergebnis gleich anzuzeigen, sind die vier genannten
Penkopen in keiner der drei Beziehungen so eigenständig, daß sie aus
dem Kontext herausgelöst werden könnten, ja, dürften. Vielmehr läßt
das Deuterojesaja-Buch einen durchdachten gedanklichen Aufbau
erkennen, in den sich die Ebed-Jahwe-Licdcr zusammen mit dem
Cyrus-Lied (44.24-45.7) unlösbar fest einfügen. Übrigens haben diese
sog. Lieder eine Diktion, die sie fest mit der Gesamtkomposition verbindet
und auch nur von dort aus interpretiert werden können und
müssen. Auch die Gestalt des Ebed ist demnach aus diesem Kontext
heraus zu verstehen, nämlich nicht als Einzelperson, sondern als
Symbol Israels, des Gottesvolkes, dessen Wege und Auftrag Jahwe
selbst lenkt und gebietet.

reilweise wird dieses Ziel dadurch erreicht, daß der charakteristische
Wortgebrauch Deuterojesajas im Sinn fester Beziehungen der
Ebed-Jahwe-Lieder zu dem Kontext genutzt wird. Eine literarische
Eigenständigkeit wird damit unwahrscheinlich. Zum andern ergibt
sich das Bild auch dadurch, daß die Perikopen jeweils in der weiteren
Abgrenzung (42,1-9; 49,1-12; 50,4-1 I) gefaßt werden und das Bild
des Knechtes ein wenig an Schärfe verliert, womit die Beziehungen
zum Kontext stärker hervortreten.

Der Rez.. der dem Autor bezüglich der Deutung des Gottesknechtes
nahesteht, ist von den Ausführungen des Vf. beeindruckt, ohne sich
ihm vollends anschließen zu können. Immerhin hören wir eine
gewichtige Stimme zu dem vorliegenden Problem.

Halle (Saale) Gerhard Wallis

Judaica

Feldman. Louis H.: Joscphus and Modern Scholarship (1937-1980).

Bcrlin-New York: de Gruyter 1984. XV, 1055 S. gr. 8'. Geb.
DM 420.-.

Auf den ersten Blick ist für das Opus, dessen Titel nur einen kurzen
Zeitraum der Forschung nennt, seine weite Anlage besonders
kennzeichnend. In 21, Bibliography. werden z. B. auch Bibliographien
angeführt, die erst einmal die antike Literatur überhaupt oder etwa
Philon oder anderes betreffen. 3 führt Arbeiten zum Text des
Joscphus an, 4 Übersetzungen in moderne Sprachen (mit oder ohne
Kommentar;.auch in Auswahlbänden), 5 Übersetzungen ins Lateinische
und Syrische, in 6 geht es um die Slavonic Version, in 7 um
Josippon.

In 8-25 wendet sich F. der Literatur zu Person, Werk und Anschauungen
Josephus' zu; Life in 8, allgemeinen Darstellungen zu
Josephus in 9 (seinem Verständnis von Geschichtsschreibung überhaupt
in 9.4), in 10 seiner Verwertung biblischer Berichte (10.5-19
von Genesis bis Esther; 10.4: Kanon). In 11 und 12 ist von der Literatur
über Josephus als Historiker der nachbiblischen Zeit (bis 63
n. Chr.) im allgemeinen und besonderen die Rede, in 13 geht es entsprechend
um die römische Zeit von Pompejus bis Hcrodes. Hier
werden gesonderte Abschnitte z. B. der Frage der Echtheit der
Dokumente in ant 14 gewidmet (13.7 [S. 273-276]). Herodcs hat eine
eigene Hauptgruppe (14). der Periode nach ihm bis zum Ausbruch des
römischen Krieges gilt 15, diesem selbst 16.

In 17 handelt es sich um Arbeiten um spezielle Probleme im
Zusammenhang mit Josephus' einzelnen Werken (um von ihm
geplante 17,3) usw. 18 ist überschrieben Josephus' Sources
(S. 392-419).

F. hat das Material im Großen thematisch geordnet. In jeder Untergruppe
ist eingangs die zugehörige Literatur (in Petit) zusammengestellt
(hebräische Titel nur in englischer Übersetzung), mit vollen
bibliographischen Angaben2 (auch des ungekürzten Rufnamens). Bei
diesem Verfahren werden die Titel häufig repetiert (so z. B. auch die
der Festschriften). Im folgenden Text wird-in einem Satz oder einem
Absatz - der Inhalt der Abhandlung nach Möglichkeit skizziert,
gegebenenfalls im Zusammenhang der Forschungsgeschichte kurz
erörtert bzw. durch F. Stellung bezogen.

Der zweite Teil wird weithin die besondere Aufmerksamkeit der
Theologen finden. 19. 20. gelten der Literatur zu Josephus'
Anschauungen über die jüdische Religion (S. 420-491) und über das
jüdische Gesetz (S. 492-527): Gott (S. 423-428): Seele; Schicksal und
freier Wille; Tempel; Hohepriestertum; Synhedrium; Prophetic;
Messias und Eschatologic (S. 484-489), usw. usf. Für die Thesen sind
des öfteren die Stellen aus Josephus angegeben, auf die sie hauptsächlich
zurückgehen. Die Referate greifen nicht selten über Josephus hinaus
. Gegebenenfalls kommt es zu einer Art forschungsgeschichtlichen
Überblicks (etwa im Vergleich der Beschreibung des Tempels bei
Josephus und in der Mischna 19.13).

In 20.0 beurteilt F. seinerseits relativ eingehend an Hand der Literatur4
Josephus' Einstellung zum jüdischen Gesetz. Weiterhin geht es in
20 um Einzclthemen wie Gerichtsinstanzen, Sabbat. Feste. Bilderverbot
, Haltung gegenüber fremden Kulten, Personenrecht (Sklaven:
Ehe usw.), Selbstmord.

Die folgenden Stichwörter betreffen besondere religiöse Gruppen,
auf die Josephus zu sprechen kommt, von den Samaritanern (21) bis
zu den Proselyten und den ,,Sympathisanten" (24). In 22 werden
(merkwürdigerweise) The Pharisees and Divergent Jewish Sects
zusammengefaßt. Eingehender untergliedert ist der Stoff zu den Stichwörtern
Pharisäer (22,2-8 [S. 551 -580])* und besonders Essener
(22.10-30). Werden schon zu anderen Stoffgruppen mannigfache Einzelheiten
vorgeführt, so vielfältig nicht zuletzt in 22. etwa zu den
Mahlzeiten, den Eiden der Essener, ihrer Geschichte, ihrem Verhältnis
zu anderen Gruppen usw. - F. selbst hebt S. 624 nachdrücklich die
Unterschiede zwischen den Essenern und der Sekte vom Toten Meer
heraus; er zählt 11 seinerseits aufgestellte Differenzpunkte auf. Die
Frage des Verhältnisses beider ist in 22.29 (S. 618-633) bestimmend
.

In 22 handelt F. weiter von Gruppen von Aufständischen. Besonders
beachtet wird die Relation zwischen Sikariern. Fourth Philo-
sophy und Zeloten (22.37 [S. 655-667]).

23, Christianity, wird zunächst über Johannes den Täufer von drei
Fragen her gesprochen (23.0). Die Erörterung der Stellungnahmen
zum Testimonium Flavianum beansprucht S. 679-703 (Tür F. selbst s.
S. 6900. ZumCensusdesQuiriniuss. S. 709-717.

In 25. Josephus and Archaeology (S. 735-802). fordert Jerusalem
den meisten Raum (S. 748-761), demnächst Masada (S. 763-790). In
den Abschnitten über Masada wird u. a. die Auseinandersetzung über
den Selbstmord der letzten Verteidiger ausführlich erörtert