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1985

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 110. Jahrgang 1985 Nr. 1

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Dennoch spielt das Werk Christi keine Rolle, seine Gebote stehen im
Vordergrund. Weiterhin fehlt der Gemeinschaftsgedanke, der Bezug
zur Kirche(S. 21.23.380-

Die Arbeiten sind vor allem auf die Analyse des Phänomens ausgerichtet
, der gegenüber der historische Aspekt nur gelegentlich zur
Sprache kommt. Das Neue besteht in der Anachorese, im zunächst
rein räumlichen Verlassen der Kulturwelt und im Aufbau einer
Gegenwelt, die alle Werte der Welt in Frage stellt. Eine Vorstufe wird
in der syrischen Kurzrezension der Ignatianen erkannt (S. 30-47).
Antonius und Pachomius sind nicht Begründer, sondern schon
Weiterentwickler dieses Mönchtums: der eine zur asketischen
Höchstleistung im Eremitentum, der andere zum Koinobion (S. 66 f).
Eine besondere Stellung nimmt auch Basilius ein, der die Unterweisung
verallgemeinert und zur Richtschnur für ein Mönchtum
macht, das trotz asketischer Ideale der Gesellschaft zugeordnet bleibt
(S. 62-85).

Es bleibt nur zu hoffen, daß der Vfn. die Kraft geschenkt wird, das
hier engagiert Vorgetragene wie die mannigfach in Aussicht gestellten
weiteren Untersuchungen zu einer Gesamtdarstellung dieses Mönchtums
zu verarbeiten, das durch die Jahrhunderte Tür die orthodoxen
Kirchen die „Brunnenstube der Erneuerung und Veränderung"
(S. 24) gewesen ist.

Greifswald • Hans Georg Thümmel

Amata. Biagio: Problemi di antropologia arnobiana (Sal. 45, 1983
S. 775-844;46,1984S. 15-80).

Gamber, Klaus: Jüdisches Erbe im Gottesdienst der Christen. Geht die Basilika
auf die hellenistische Synagoge zurück?(RQ 78, 1983 S. 178-185).

Ciarlantini. Primo: Mediator: paganismo y cristianismo en ,De Civilate
Dei', VIII,12-XI,2 de San Agustin (II1)(RAE 25, 1984 S. 5-60).

Heyer, Friedrich: Kirchengeschichte des Heiligen Landes. Stuttgart-Berlin-
Köln-Mainz: Kohlhammer 1984. 287 S. 8* = Urban-Taschenbücher, 357.
Kart. DM 20,-.

Katz, Steven T.: Issues in the Separation of Judaism and Christianity after 70
C. E.: A Reconsideration (JBL 103, 1984 S. 43-76).

Lazcano, Rafacl: Notas sobre la obediencia y la caridad en San Agustin
(RAE 25, 1984 S. 219-236).

Remus, Harold: Pagan-Christian Conflict over Miracle in the Second
Century. Cambridge: Philadelphia Patristic Foundation 1983. XIII. 371 S.
gr. 8" = Patristic Monograph Series, 10.

Saxer, Victor: Zweck und Ursprung der hagiographischen Literatur in Nord-
afrika(TThZ 93, 1984S. 65-74).

Wagner-Lux, U., u. K. J. H. Vriezen: Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen
in Gadara (Umm Qes) in Jordanien im Jahre 1980 (ZDPV 98, 1982
S. 153-162).

Welten, P.: Bethlehem und die Klage um Adonis (ZDPV 99, 1983
S. 189-203).

Kirchengeschichte: Mittelalter

Ulimann, Walter: Gelasius I (492-496). Das Papsttum an der Wende
der Spätantike zum Mittelalter. Stuttgart: Hiersemann 1981. XII,
317 S. gr. 8° = Päpste und Papsttum, 18. Lw.

In diesem fundierten Werk macht U. auf intensive Weise mit der
Persönlichkeit und vor allem der Wirksamkeit des trotz seines kurzen
Pontifikates so wichtigen Papstes bekannt, der tatsächlich weithin
eine Wende von der Spätantike zum Mittelalter hin bedeutet, zumindest
jedoch eine ausschlaggebende Übergangsfunktion innehatte (was
auch seine Schriften und die ihm zugeschriebenen Werke ausweisen
).

U. behandelt in I u. a. die „konstantinische Grundlegung" sowie
„Biblische und juristische Strukturelemente im Aufbau des Papsttums
". Es folgt eine Erörterung der „Päpstlichen Grundsätze im

frühen 5. Jahrhundert", wobei vor allem auf Innozenz I. und „die
Petrinität in den Dekretalen", auf „Papst Zosimus und die auetoritas
sedis apostolicae", auf Bonifaz I., sowie auf Coelestin I. mit seinem
Grundsatz „Populus docendus , non sequendus est" eingegangen wird
(II). Es schließen sich die „Petrinologie Leos des Großen" (III) sowie
die „Verfestigung von Neu-Rom" (IV) an. Das fünfte Kapitel schildert
den „Vorabend des Schismas" (Papst Hilarus; Gelasius als Kanzlist;
Simplicius), während VI den Ausbruch des Schismas und Gelasius als
Dictator zum Thema hat. VII bietet unter der Überschrift „Die Auseinandersetzung
mit dem Osten: Papst Gelasius" gewissermaßen den
Hauptteil, jedenfalls den Schwerpunkt des Ganzen. VIII geht auf die
Lage im Westen (auch auf die Ostgoten) ein, während IX die Gelasia-
nischen Schriften behandelt (wobei die Traktate von den Pseudo-
Gelasianischen Schriften dem Decretum Gelasianum und dem Sacra-
mentarium Gelasianum unterschieden werden) und X einen „Rückblick
und Ausblick" vermittelt.

Das durch Quellen- und Literaturverzeichnis sowie Register
(S. 315-317 ein Register der zitierten Papstbriefe) gut aufgeschlossene
, von eigenen Arbeiten des Vfs. (S. 296f) vorbereitete Werk ist am
besten mit einigen Sätzen aus der Zusammenfassung (S. 2740 zu
charakterisieren. Es heißt hier: „Überblickt man diese erste Phase der
Entwicklung der Institution, die zeitlich mit der Wende zum Mittelalter
zusammenfällt, so läßt sich wohl behaupten, daß das Papsttum -
allen voran Innozenz [., Leo I. und Gelasius I. - die herrscherlichen
Folgerungen aus der Synthese von Christentum, Vulgata und Römer-
tum gezogen hat, und zwar im Rahmen der zeitgenössischen Verhältnisse
. Es war der Körperschaftsbegriff, gleicherweise dem reichen
paulinischen Speicher und dem römischen Recht entnommen, der in
Verbindung mit dem monokratischen Gedanken zu einer eindrucksvollen
Herrschaftsstruktur auf zeitgenössischer christlicher Ebene
führte. Gelasius nahm mutig, wenn nicht sogar aggressiv und herausfordernd
den offenen, scharfen Kollisionskurs mit der Reichsregierung
auf. Seine Korrespondenz zeigt ihn als den glänzenden Beherrscher
einer kalten, stolzen, nüchternen und eindringlichen Sprache,
die mit Hohn und Spott und römischem Hochmut seine Verachtung
für die Orientalen kundtut. Maßgebend für ihn waren das Recht und
die ihm entsprechende christliche Gesellschaftsordnung mit ihrem
Funktionalismus und dem Grundsatz der Arbeitsteilung, womit er
den folgenden Papstgenerationen ein festes und sicheres Gerüst lieferte
."

Insgesamt wäre zu der reichen Arbeit noch zu sagen: Die juristische
Grundlage und die Begrifflichkeit sind wohl etwas zu sehr überstrapaziert
, was sich besonders im Abschnitt VII,6 verdeutlicht, der das
Thema „Auetoritas und Potestas. Strukturanalyse der gelasianischen
Gesellschafts- und Hcrrschaftslehre" behandelt. Denn auetoritas
bedeutet beispielsweise keineswegs von Anfang an ..einen ausschließlichen
Führungsanspruch" (S. 200). Das Wort besitzt vielmehr seil
jeher eine erhebliche semantische Breite und behält sie auch bei wechselnden
oder schwankenden Inhalten bei. Auch J. Miethke spricht'
von „verschwimmenden Konturen der Begrifflichkeit", was beim
Vergleich mit potestas und anderen Gegenbegriffen immer wieder
überprüft werden sollte.

Halle (Saale) Hans-Joachim Diesner

1 J. Miethke, Art. Autorität (1)=TRE, Bd. V,S. 17-32(23).

Bayer, Hans: Gral. Die hochmittelalterliche Glaubenskrise im
Spiegel der Literatur. 1. u. 2. Teil. Stuttgart: Hiersemann 1983.
XXV, 613 S. gr. 8' = Monographien zur Geschichte des Mittelalters
, 28,1 u. 2. Lw. DM 230 - und 160.-.

Die Einleitung beginnt mit dem Satz: „Das Bild der hochmittelalterlichen
Literatur und Geisteswelt, das in dieser Schrift auf der