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Ausgabe:

1985

Spalte:

654-655

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Halpern, Baruch

Titel/Untertitel:

The emergence of Israel in Canaan 1985

Rezensent:

Jaroš, Karl

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653

Theologische Literaturzeitung I 10. Jahrgang 1985 Nr. 9

654

Altes Testament

Brenner. Athalya: Colour Terms in the Old Testament. Sheffield:
JSOT Press 1982. XI, 296 S. 8" = Journal for the Study of the Old
Testament, Suppl. Series, 21. Kart. DM 50.-; Lw. DM 59.-.

Nach der Untersuchung von Gradwohl (Die Farben im Alten
Testament. 1963) schien das Feld Tür diese Thematik abgeerntet. Der
Fortschritt der linguistischen Forschung und ihrer Anwendung auf
das Alte Testament läßt jedoch manche Untersuchung auf etymologisch
-statistischer Basis ergänzungsbedürftig oder veraltet erscheinen.
Die Vfn. weiß sich der linguistischen Methodik verpflichtet, was bei
einer von J. Barr betreuten Arbeit nicht verwundert. Gegenüber der
Veröffentlichung von Gradwohl verfügt die Vfn. über einen breiteren
Untersuchungsbereich, da sie - anders als der Buchtitel angibt - auch
die Farbtermini im mittelalterlichen Hebräisch einbezieht (175-203)
und einen Blick auf das moderne, gesprochene Hebräisch wirft
(209-218). Das ermöglicht, vor allem die Entwicklung der Farbtermini
und des Farbverständnisses deutlicher aufzuzeigen, als es bei der
Beschränkung auf das alttestamentliche Material möglich gewesen
wäre.

'n der Einleitung (1-35) beschäftigt sich die Vfn. mit den sprach-
'ichen und psychologischen Problemen der Farberlährung, mit dem
gesellschaftsbedingtcn semantischen Code und mit den Dimensionen,
welche die psychophysische Realität „Farbe" kennzeichnen (Hue,
brightness, Saturation). Die damit zusammenhängenden Fragen werden
unter Nutzung der Untersuchungen von Berlin - Kay diskutiert
(Basic colour terms: Their universality and evolution, California
1969). "The conclusions of Berlin and Kay will serve here as a wor-
king hypothesis. to be strengthened or weakened . . . by the conclusions
of this study" (17). Die Problematik der Anwendung neuer Forschungsmethoden
und -ergebnisse auf das Alte Testament wird jedoch
nicht übersehen, sondern im Blick auf die Eigenart biblischer Sprache,
auf die Datierung der Texte und deren verschiedenen Kontext angesprochen
. Die Klärung der benutzten linguistischen Termini (sign,
sense, word. lexem, semantic ficld, syntagmatie relations u. a.) dient
der Klarheit der folgenden Ausführungen und der kritischen Auseinandersetzung
mit Gradwohl.

Im Hauptteil "Biblical colour terms" (37-174) muß sich nun
bewähren, was in der Einleitung an Prämissen. Differenzierungen und
Methoden vorgestellt wurde. Anders als bei Gradwohl, der Farbqualitäten
und Pigmentfarben unterscheidet, werden die Termini des
Alten Testaments in basic colour terms, secundary terms, tertiary
terms und terms for pigments, dyes, paints. cosmetics, writing mate-
rials eingeteilt. Außerdem kommen noch "indirect colour connota-
tions" zur Sprache (z. B. proper names, metals, stones), die nur eine
etymologische, phonetische oder assoziative Beziehung zu Farbtermini
besitzen. Für die Zusammenstellung der "basic colour terms"
benutzt die Vfn. die Kriterien von Berlin - Kay: a. Monolexemisch
Cts meaning is not predictable from the meaning of its parts), b. Die
Bedeutung eines Wortes ist nicht in anderen eingeschlossen, c. Die
Verwendung eines Wortes ist nicht auf eine kleine Gruppe von Objekten
beschränkt, d. Die Information des Wortes muß psychologisch
klar und eindeutig sein. Sekundäre und tertiäre Termini sind den
Basisworten untergeordnet und aus den Definitionen derselben ableitbar
.

Diesen Kriterien entsprechen drei Termini: adom. laban,
schachor, die unter den verschiedensten Aspekten beleuchtet werden.
Entsprechendes geschieht mit den ableitbaren Termini. Für die primären
Farbtermini ergibt sich etwa kurz folgendes: adom entspricht
nicht exakt unserem „rot". Es reicht in seiner Bedeutungsbreite von
braun-blutrot-weinfarben bis pink. Der am häufigsten verwendete
Begriff/(//>a« liegt im Bereich von „licht in der Farbe" bis „weiß" und
läßt sich nicht (entgegen Gradwohl) von der Farbe der Milch ableiten.
Schacht* bezeichnet „schwarz" und das mit „dunkcj" gemeinte Fehlen
von Farbe. Insgesamt ergibt sich ein viel differenziertercs Bild als

es die Lexika vorstellen. Interessant sind die Bedeutungsverschiebungen
bis zum modernen Hebräisch. Die stärkste Entwicklung vollzog
sich im Bereich der "man-made colours". "that is the linguistic sector
which reflects technology and material culture" (202).

40 Seiten Anmerkungen und ein Literaturverzeichnis, in dem auch
Titel in Hebräisch aufgeführt werden, beschließen die Untersuchung
.

Die Ergebnisse sind sicher nicht spektakulär. Aber es ergeben sich
ein differenziertercs Bild anscheinend bekannter Sachverhalte und
neue Erkenntnisse im semantischen Bereich, die mit den bisher angewandten
Methoden etymologischer und sprachvergleichender Forschung
kaum zu gewinnen sind. Wer sich über das Thema „Farbe"
orientieren will, wird hier über den Bereich des Alten Testamentes
hinaus sachkundig und umfassend informiert.

Markklecberg Hans Seidel

Halpern, Baruch: The Emergence of Israel in < anaan. Chico. CA:
Scholars Press 1983. XIII, 334 S. gr. 8° = SBL Monograph Series.
29. Kart. $ 24.50: Lw.$ 36.75.

Die vorliegende Monographie stellt sich die Aufgabe, eine Geschichte
der vorstaatlichen Zeit Israels zu entwerfen.

Im ersten Teil, der Einleitung, behandelt Vf. die Problemlage und
geht kurz auf einzelne Textgruppen des Pentateuch. der Vorderen
Propheten und der Psalmen ein (pp. 3-43). Im einzelnen werden
Teile des Richterbuches, lSam 1-7, die Patriarchenerzählungen, das
Dcboralied, Ex 15 und Ps 78 besprochen. Die vielfach pandeuterono-
mistische Wertung dieser Texte wird in Frage gestellt. Teilweise folgend
den Analysen des Richterbuches durch W. Richter kommt Vf.
zur Feststellung, daß es sich vorwiegend um vor-dtr Material handelt.
Dies gilt auch für ISam 1-7. Was die Patriarchenerzählungen betrifft,
so scheint Halpern an der J-Datierung im 10. Jh. v. Chr. festzuhalten.
Das historische Gewicht dieser Texte wird meines Erachtens jedoch
unterschätzt und auf präzise Analysen verzichtet.

Der zweite Teil, "The Emergence of Israel in Canaan"
(pp. 44-106), geht von derspätbronzezeitlichen Situation in Palästina
aus und untersucht das Auftreten der israelitischen Stämme. Vf. neigt
zu der Annahme, in den 'apiru weniger eine soziale Klasse denn eine
ethnische Gruppe zu sehen. Die Prüfung des Amarnamaterials ergäbe
eben, daß in den 'apiru keine räuberischen Banden oder Söldner u. ä.
zu sehen seien. Diese Interpretation entspricht kaum der Realität, wie
sie die Amarnabriefc zeichnen, und wird kaum auf große Zustimmung
stoßen. Kanaan der Amarnazeit, das aus vielen rivalisierenden Stadtstaaten
besteht, bildet den historischen Hintergrund für die Ansied-
lung der Israeliten. "... the Amarna archive documents the rise of
mountain kingdoms- with bandit traditionsand a drive toward primitive
capital accumulation - much like the one that Israel became just
before herexplosion intoJezreel and coastal piain. "(p. 63)

Die Ansiedlung der Israeliten erfolgt nach Vf. im 14. und 13. Jh. v.
Chr., wird jedoch erst im 12. Jh. v. Chr. durch Textmaterial greifbar.
Das sichemitische Heiligtum des El-Berit dürfte als großes Kultzentrum
der frühen Israeliten eine bedeutende Rolle gespielt haben.

Die politische Entwicklung im 12. Jh. v. Chr. muß sehr rasch vor
sich gegangen sein: das Israel der Mernepta-Stele ist noch ein kleiner
„Staat" im Zentralgebirge unweit Sichems, das Israel Deboras wenige
Jahrzehnte später ist eine Nation.

So fällt das langsame Werden des Volkes Israel in die Zeit vom
späten 14. Jh. v. Chr. bis zu Debora. Die frühen Israeliten waren nicht
urban und siedelten in den gebirgigen Landschaften Palästinas. Den
Jahweglauben brachten transjordanische Stämme mit ins Kernland
.

Im dritten Teil, "The Making of Historical Israel" (pp. 107-183).
bespricht Vf. die Stämmelisten und ähnliches Material: Ri 5: Dtn 33;
2Sam 2,9; Gen 49; 1 Kön 4,7-19 und bietet eine Reihe anschaulicher
Karten (pp. 138-144). In der Zeit zwischen Debora und dem 10. Jh. v.