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Ausgabe:

1985

Spalte:

599-600

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Das Land Israel in biblischer Zeit 1985

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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599

Theologische Literaturzeitung 110. Jahrgang 1985 Nr. 8

600

gerichtet worden, sondern teilweise dem Kreise seiner engeren Vertrauten
zugewandt, die alles durchdacht, geordnet und verarbeitet
haben, dies in der sachlich-zeitlichen Abfolge, die das Einzelwort in
seinen Zusammenhang einfügt. Das läßt neben der Form des
ursprünglichen Einzelspruches die der Rede, des Sermons, entstehen.
Die Schüler und späteren Überlieferer haben dabei eigene Gedanken
eingetragen, so daß das einzelne Wort über seinen konkreten Sachbezug
hinauszugehen und überzeitliche Wertung zu gewinnen beginnt
.

Dies hat seinen sachlich-historischen Grund darin, daß das Material
nach dem Fall Samarias und der Eingliederung des Rumpfstaates
Israel/Ephraim in das assyrische Provinzsystem von seinen Hütern
nach Juda/Jerusalem verbracht worden ist - das nimmt man ja auch
für den Elohisten und den deuteronomistischen Stoff an -, wo die Prophetenworte
in einer auch das judäische Volk betreffenden Sinngebung
überarbeitet und ausgeformt worden sind. Auf diese Weise wird
die Ursprünglichkeit und ursächliche Stoßrichtung der ansonsten
analysierend gefragten „verba ipsissima" des Propheten bereits in der
Entstehung des Buches überhöht. Dies versucht der Vf. schließlich in
seiner Übersetzung und deren Auslegung schon durch den Druck zu
kennzeichnen, bemüht sich in der Kommentierung jedoch, die überarbeiteten
Stellen als Zeugnis dem gesamten Buch zu integrieren.

Einzelheiten des Kommentars hier zu berichten, würde den gesetzten
Rahmen der Rezension sprengen. Nach der vom Vf. verwandten
Methode ließe dann die teilweise nicht mehr zu steigernde Schärfe der
Droh- und Scheltworte Hoseas auch die hoffnungsvollen Klänge, ja,
verheißungsvollen Zusagen in diesem Buch verständlich werden. Die
Spannung zwischen den Kapp. 1 und 3 sowie zwischen diesen beiden
und Kap 2 würde sich zwar nicht vollends lösen, aber sinnvoll werden
. Die Stoßrichtung gegen den (Baals-)Kult und die Priesterschaft,
gegen die Außen- wie die Innenpolitik, das Bündnis mit „Großmächten
" als politischem Lösungsversuch und das Königtum als Lebensform
werden deutlich erkennbar. Fast hat man den Eindruck, als ob
hier, wie überhaupt in der prophetischen Zeitkritik, ein alttestament-
licher „Zweireichegedanke" auf uns zukommt. In jedem innerweltlichen
Belang muß ein sachliches Kalkül seinen Platz haben, in jedem
kultisch-religiösen aber die Unmittelbarkeit übernatürlichen Erlebens
und Erfahrens. Beides unmittelbar in eins zu setzen, dürfte kaum die
Absicht der Propheten gewesen sein; beides voneinander völlig zu
trennen, sollte auch nicht das Anliegen des Königtums und seiner
Beamtenschaft gewesen sein. Beides richtig voneinander zu unterscheiden
und in den rechten Bezug zu setzen, dürfte wohl Absicht prophetischer
Botschaft gewesen sein.

Damit gewinnen Unheils- wie Heilsworte ihre tiefere Dimension.
Vor allem erhalten Worte der Propheten und ihrer Schüler ihre her-
meneutische und damit gesamtbiblischc Tiefe und Weite. Es ist dem
Kommentator zu danken, daß er in diese Richtung gewiesen hat und
bei allen Bemühungen um die historisch-exegetische Gewissenhaftigkeit
das überzeitliche Ausmaß des prophetischen Zeugnisses sachlich
hat transparent werden lassen.

Halle (Saale) Gerhard Wallis

Strecker, Georg [Hrsg.]: Das Land Israel in biblischer Zeit. Jerusalem
-Symposium 1981 der Hebräischen Universität und der Georg-
August-Universität. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1983.
VIII, 223 S. gr. 8° = Göttinger theologische Arbeiten, 25.

Im Rahmen der seit dem Jahre 1975 von der Georg-August-Univer-
sität Göttingen gemeinsam mit der Hebräischen Universität Jerusalem
veranstalteten Symposien fand im September 1981 eine Tagung
von Göttinger Theologen und jüdischen Religionswissenschaftlcrn in
Jerusalem statt. Die bei dieser Gelegenheit gehaltenen vierzehn Vorträge
hat Georg Strecker in vergleichsweise kurzer Zeit herausbringen
können. Der sehr lesenswerten Sammlung geht ein Vorwort des Göttinger
Universitätspräsidenten Norbert Kamp voran.

Lesenswert ist der Band vor allem deshalb, weil die Beiträge einen
Themenkreis behandeln, der zugleich einerseits von wissenschaftlicher
Aktualität ist, andererseits aber auch geeignet erscheint, unterschiedliche
Standpunkte von israelischen Religionswissenschaftlern
und protestantischen Theologen zur Diskussion zu stellen. Einleitend
weist R. J. Zwi Werblowsky daraufhin, daß in der Geschichte der
Religionen Bindungen an ein bestimmtes Land öfters anzutreffen sind
(Das „Land" in den Religionen, I -6). Militärgeschichtlich von besonderem
Interesse ist der sich anschließende Aufsatz von A. Malamat:
Die Eroberung Kanaans: Die israelitische Kriegführung nach der
biblischen Tradition (7-32). Ins Zentrum der Thematik des Bandes
führen vier Beiträge, die der Entstehung der deuteronomistischen
Landtheologie gewidmet sind und deren Widersprüche zu den realen
Verhältnissen in vorexilischer und frühnachexilischer Zeit herausarbeiten
: L. Perlitt, Motive und Schichten der Landtheologie im
Deuteronomium (46-55); M. Weinfeld, The Extent of the Promi-
sed Land - the Status of Transjordan (59-75); Z. K a 11 a i, The Reality
of the Land and the Bible (76-90) und R. Smend, Das uneroberte
Land (91-102). Aufmerksam gemacht sei auf Smends Argumente für
eine deuteronomistischc Herkunft von Jud 1 (im Anschluß an
Y. Kaufmanns Auffassung). Ideal und Wirklichkeit der nachexili-
schen Ausländerpolitik in Juda behandelt Sara Japhct (People and
Land in the Restoration Period, 103-125). Den Wurzeln der universalistischen
und .spiritualisierend' auf das Endzeitliche gerichteten
Wandlung der Landtheologie in hellenistischer Zeit geht R. Hanhart
nach (Das Land in der spätnachexilischen Prophetie, 126-140),
während sich B. Schaller kritisch mit der These vom Fehlen einer
Landtheologie bei Philo auseinandersetzt (Philon von Alexandria und
das „Heilige Land", 172-187). Weitere Beiträge: W. Zimmerli.
Das „Land" bei den vorexilischen und frühexilischen Schriftpropheten
(33-45); M. Haran, Priestertum, Tempeldicnst und Gebet
(141-153); H. Stegemann, „Das Land" in der Tempelrolle und in
anderen Texten aus den Qumranfunden (154-171); G.Strecker,
Das Land Israel in frühchristlicher Zeit (188^200); Sh. Safrai. The
Land of Israel in Tannaitic Halacha (201-222). Der Band ist mit
einem Stellen- und Autorenregister von W. E i c h I e r ausgestattet.

K.-H. B.

Judaica

Rengstorf, Karl Heinrich [Ed.] in co-operation with B. Justus.
G. Kontoulis, J. R. Royse, H. Schreckenberg, J. Schwark: A com-
plete Concordance to Flavius Josephus. Vol. IV: P.-Q. Leiden:
Brill 1983. VII, 397 S. 4 Lw. hfl. 520.-.

Vier Jahre nach dem Erscheinen des dritten Bandes legt der Herausgeber
den abschließenden Band der von ihm verantworteten monumentalen
Josephus-Konkordanz vor. Entgegen der Ankündigung im
Vorwort von Band I enthält er nicht die Konkordanz zu dem nur lateinisch
überlieferten Stück c. Ap. 2,51-113; sie wird ein ..schmales
Supplement II" nachtragen, das darüber hinaus Addcnda et Corri-
genda zu dem Gesamtwerk (einschließlich dem Supplement I, dem
„Namenwörterbuch zu Flavius Josephus" von A. Schallt) enthalten
soll. Ursprünglich war das Suppl. II vorgesehen „für die Aufnahme
veränderter oder neuer Lesungen . . ., die sich mit Sicherheit in größerer
Zahl ergeben werden, wenn, wie geplant, eine neue kritische Ausgabe
der Opera Flavii Josephi der Konkordanz folgt" (Vorwort Bd. 1):
die damit angekündigte neue Edition ist hoffentlich nicht in unsichtbare
Ferne gerückt. Jedenfalls werden sich ihre Ergebnisse, wenn sie
einmal vorliegt, in einem weiteren Supplement leicht nachtragen
lassen.

Der Abschluß der griechischen Konkordanz auf einem gleichbleibend
so hohen inhaltlichen und technischen Niveau in einem Zeitraum
von nur 10 Jahren erregt Bewunderung und Dank. Sie gelten
dem Herausgeber ebenso wie seinen Mitarbeitern, die eine unendlich