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Ausgabe:

1985

Spalte:

598-599

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Jeremias, Jörg

Titel/Untertitel:

Der Prophet Hosea 1985

Rezensent:

Wallis, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 110. Jahrgang 1985 Nr. 8

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diese Ausfuhrungen sehr gehaltvoll und anregend und deshalb gewiß
für viele Leser willkommen. .Völlig unzulänglich ist leider das Register
. Es vermag in keiner Weise den Reichtum des Werkes zu erschließen
. Aufs ganze gesehen aber kann nur nochmals betont werden, daß
das nun vorliegende Gesamtwerk mit größter Gründlichkeit und
einem staunenswerten Weitblick erarbeitet worden und somit denkbar
umfassend ist. Ihm dürfte in absehbarer Zeit schwerlich etwas
Gleichwertiges entgegenzustellen sein.4

Jena-Leipzig Joachim Conrad

' Daraufist der Vf. bereits in Band I eingegangen < 15 ff)- Vgl. die kritische
StellungnahmedazuinThLZ97,1972 Sp. 804f.

The Temple Scroll I—III, Jerusalem 1977 (hebr.). Bald danach sind auch
mehrere Übersetzungen vorgelegt worden, z. B. J. Maier, Die Tempelrolle vom
Toten Meer, München-Basel 1978 (UTB 829).
3 S.dort 108 ff, 694.
Angesichts der Gediegenheit des Werkes, auch in der äußeren Ausstattung,
ist eine Reihe von sprachlichen Mängeln im Deutschen verschiedentlich störend
, desgleichen die uneinheitliche Zitierung der Schriften des Josephus.

Soggin, J. Alberto: Old Testament and Oriental Studies. Rome: Bib-
lical Institute Press 1975. XV, 256 S. gr. 8" = Biblica et Orientalia,
29. Lire 9.000.

Dieser Sammelband enthält 32 Aufsätze Soggins, die in den Jahren
i960 bis 1974 erschienen sind. Zwei von ihnen sind zuerst deutsch
und die anderen bis auf einen schon englisch geschriebenen Aufsatz
sind ursprünglich italienisch verfaßt worden. Sie werden hier in englischer
Übersetzung vorgelegt.

Die Auswahl hat der Vf. nach dem Gesichtspunkt besorgt, ob der
jeweilige Aufsatz heute noch gültig ist. Das begründet auch seine Entscheidung
, keine Veränderungen am Inhalt oder auch an der Bibliographie
vorzunehmen. Es finden sich lediglich kurze Hinweise wie
der, daß der Autor die Bezeichnung „Amphiktyonie" heute nicht
mehr gebrauche (S. 3), daß er M. Noths deuteronomistische Hypothese
inzwischen teile (S. 72) oder daß damals nicht erreichbare Literatur
jetzt aufgeführt und dem Leser zur Lektüre empfohlen wird
(S. 59).

Die Aufsätze sind gemäß ihrem Inhalt geordnet worden. Teil 1
"Literary. Archaeological, and Historical Problems Related to Israel's
Settlement in Canaan and to its Kingship" enthält vier Aufsätze:
Ancient Biblical Traditions and Modern Archaeological Discoveries;
Archaeological Descoveries and the Israelite Conquest of Palestine in
the Thirteenth and Twelfth Centuries; The Reign of "Esba'al, Son of
Saul; Tibni, King of Israel in the First Half of the 9th Century B. C. In
Teil 2 "Problems Related to Israel's Religion" finden sich acht Aufsätze
: God and History in Biblical Thought; The Prophets on Holy
War as Judgement against Israel; Cultic Aetiological Legends and the
Catechesis in the Hexateuch; "YourConduct in the Valley"-A Note
an Jeremiah 2,23a; Child Sacrifice and Cult of the Dead in the OT;
The Fall of Man in the Third Chaptcr of Genesis; "The Burial of the
Godhead" in the Inscription of Pyrgi (Lines 8-9); God the Creator in
the First ChapterofGenesis. Teil 3 "Exegesisof Biblical Texts" bietet
"Notes" zu den Psalmen 6; 15 und 22. Teil 4 "Grammar, Philology,
and Lexicography" befaßt sich mit derartigen Fragen in
Gen 2,9.17.20; Jer4,27; 5,10, erörtert die Wurzeln SPR, HWH und
KTH-KLL und gibt einen wertenden Überblick über Safel-Bildungen
im Hebräischen. Teil 5 schließlich enthält "Short Notes" zu Jos 5,14;
11,7; 22,20; Ri3,23; 1 Sam 23,13; Jes 10,15.25; Jer9,2; 29,8;
Hos 11,5; Ps 85,12. Verschiedene Register der Sachen, Autoren,
Textstellen und Wörter schließen den Band ab.

S. sagt selbst, daß die beiden von Haus aus deutsch geschriebenen
Aufsätze über den Heiligen Krieg und die kultätiologischen Sagen
seine am häufigsten zitierten Aufsätze seien. Das könnte u. a. seinen
Grund auch darin haben, daß nicht jeder Alttestamentler des Italienischen
mächtig ist und die entsprechenden italienischen Zeitschriften
auch nicht gerade leicht zu beschaffen sind. So wird man allenthalben
einen solchen Sammelband begrüßen.

Eine derartige Einschätzung von Aufsatzsammlungen gehört zum
Standard von Rezensionen. Weil durch ein bedauerliches Versehen
des Rez. diese Besprechung erst so spät kommt, soll aus diesem Mangel
insoferri Kapital geschlagen werden, als einmal die Zitierung der
Aufsätze Soggins seit 1975 beispielhaft aufgezeigt werden soll.

Fragen wir nach der Resonanz der Aufsätze von Teil 1, so finden
sich bei Fohrer, Geschichte Israels, '1982, Hinweise auf "Archaeological
Discoveries ..." (S. 55), auf „Tisba'al..." (S. 104) und auf
„Titel..." (S. 139). Bei Donner, Geschichte des Volkes Israel, 1984,
wird S. 188 auf „'Esba al" verwiesen (der Tibni-Aufsatz kann noch
nicht genannt werden). Bei Herrmann, Geschichte Israels, 21979,
allerdings muß Fehlanzeige konstatiert werden. Noch dürftiger ist das
Ergebnis der Überprüfung bei folgenden Aufsätzen aus Teil 4: SRP ist
nicht bei KBL III,31983, und KLH-KLL nicht im ThWAT IV 1982,
erwähnt. Schließlich zitiert Childs in seiner "Introduction", 1979,
lediglich den Aufsatz "Ancient Biblical Traditions. . .", allerdings
nicht nach Teil 1 dieses Sammelbandes, sondern nach der Erstpublikation
im Biblical Archaeologist, 1960.

Es mag gewiß eine Reihe von Gründen geben, die dieses Resultat
erläutern. Einer von ihnen könnte der sein, daß Aufsätze, die bei ihrer
Wiederveröffentlichung bereits zehn und mehr Jahre alt sind, nicht
gerade auf das allergrößte Interesse stoßen,und schon mal übersehen
werden können. Aber das erklärt insofern nicht alles, als Soggin in der
Tat zu bestätigen ist, daß er die Auswahl der zu übersetzenden Aufsätze
nach dem Kriterium der Gültigkeit recht sorgfältig getroffen hat.
So bleibt dem Rez. nur, sein Bedauern darüber auszusprechen, daß
diese Aufsatzsammlung eine vergleichsweise schwache Resonanz
gefunden hat. Verdient hat sie es nicht! Und vielleicht vermag dieser
neuerliche Hinweis auf sie ihren Dornröschenschlaf zu beenden.
Greifswald Hans-Jürgen Zobel

Jeremias, Jörg: Der Prophet Hosea, übers, u. erklärt. Göttingen: Van-
denhoeck & Ruprecht 1983. 174 S. gr. 8" = Das Alte Testament
Deutsch. Neues Göttinger Bibelwerk, 24/1. Kart. DM23,-;
Lw. 35,-.

Der vorliegende Kommentar zum Hosea-Buch ist eine selbständige,
neue Auslegung der Botschaft des einzigen nordisraelitischen Propheten
, die dem Kommentar von Arthur Weiser: Das Buch der zwölf
Kleinen Propheten, I (Die Propheten Hosea-Micha) ATD 24, "1975,
an die Seite gestellt worden ist. Im wesentlichen fühlt sich der Ausleger
an die Gestalt der Kommentarreihe gebunden, die dem interessierten
Laien den Stoff zugänglich machen möchte. Dennoch bemüht
sich der Vf., seine eigenen Pfunde zur modernen Bibelauslegung beizusteuern
, und dafür ist gerade das Hosea-Buch ein geeignetes Sujet,
ist es doch eins der textlich und inhaltlich kompliziertesten Bücher
des Alten Testaments.

Nach der Ansicht des Vf. ist es in folgende drei unterschiedliche
Sammlungen zu zerlegen: in Teil I, Kapp. 1-3, eine nachträglich hinzugewachsene
Komposition, von der Einzelteile auf Hosea selbst
zurückgehen mögen. Diese thematische Sammlung: Der Prophet und
seine Familie als Symbol des gott-losen Gottesvolkes (Kapp. 1,2-3,5;
S. 23-58), die Erfahrungen des syrisch-ephraimitischen Krieges verarbeitet
und eine Zusammenfassung der gesamten Aussage des Propheten
darstellt, ihren Abschluß jedoch erst nach dem Exil gefunden
hat(S. 58), ist dem Teil II: Die Sammlung der Prophetenworte in ihrer
zeitlichen Abfolge (Kapp. 4-11; S. 59-147) sowie dem Teil III: Die
letzten Worte (Kapp. 12—14; S. 148-174) vorangestellt worden.

Die Problematik des Textes versucht der Kommentator schon
durch die in dem Zwischentitel angedeutete Auffassung zu lösen:
Sammlung der Prophetenworte (S. 59). Das Buch ist nämlich das
Werk von Schülern und Tradenten des Propheten. Nicht alles, was
hier zu lesen ist, ist von Hosea unmittelbar an die Öffentlichkeit