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Ausgabe:

1985

Spalte:

589

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Evangelischer Glaube und Geschichte 1985

Rezensent:

Haendler, Gert

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589

Theologische Literaturzeitung 1 10. Jahrgang 1985 Nr. 8

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..Ordination - kirchliche Lehre-Lehrverpflichtung" (181-195). Von
der Aktualität des Ordinationsproblems ausgehend interpretiert er
hilfreich die die Bekenntnisbindung betreffenden Formulierungen in
den neuen EKU-Ordinationsformularen, erläutert das Problem der
dort nicht diskutierten Lehrverpflichtung am Widerstreit von Orthodoxie
und Neologie sowie im Blick auf das unterschiedliche evangelische
und katholische Amtsverständnis, um endlich die Folgen von
theologischem Pluralismus und Säkularisierung von Wissenschaft
und Gesellschaft für das Thema Lehrverpflichtung zu bedenken. Entscheidende
und scheidende Kraft hat heute nicht das überlieferte, sondern
das in brüderlicher Diskussion gefundene aktuelle Bekenntnis.

Greifswald Günter Haufe

[Mecenseffy, Grete:] Evangelischer Glaube und Geschichte. Grete
Mecenseffy zum 85. Geburtstag. Hrsg. v. A. Raddatz u. K. Lüthi.
Wien: Evang. Oberkirchenrat H. B. 1984. 291 S., 1 Taf. 8' = Die
aktuelle Reihe. 26.

Unter der Überschrift „Grete Mecenseffy - 85 Jahre" skizziert der
Wiener Ordinarius für Kirchengeschichte Alfred Raddatz ein Bild der
verdienstvollen Jubilarin. 1921 promovierte sie zum Dr. phil., 1951
zum Dr. theol. Nach ihrer Habilitation erschien 1956 die grundlegende
Arbeit „Geschichte des Protestantismus in Österreich".
Anfang der sechziger Jahre begann sie mit der Edition der Quellen zur
Geschichte der Täufer in Österreich. 1964 erschien Bd. I, 1972 Bd. II.
Raddatz schließt mit einem Dank dafür, daß zum 85. Geburtstag der
Jubilarin „auch der dritte, umfangreichste und abschließende Band
der von Grete Mecenseffy herausgegebenen Quellen zur Geschichte
der Täufer in Österreich vor uns liegt" (S. 10). Die von Karl Schwarz
zusammengestellte Bibliographie der Jubilarin umfaßt 138 Arbeiten,
die ganz überwiegend dem österreichischen Raum zuzuordnen sind.

Nachstehend werden die Beiträge zur Festschrift genannt: Peter F. Barton,
Wien: Vorbemerkungen zu einer Geschichte der Evangelischen in Österreich;
Fritz Büsser. Zürich: Die Sekten in Heinrich Bullingers Exegetica; Heinold
Fast, Emden: „Nicht was, sondern das." Marpeckhs Motto wider den Spiritualismus
; Leonhard Gross. Goshen/USA: Grete Mecenseffy and Austrian
Anabaptism; Grete Mecenseffy, Wien: Probleme der Täuferforschung
(Wiederabdruck aus ThLZ 1967); Imre Gyenge, Oberwart: Glaube und Kirchenzucht
in der reformierten Pfarrgemeinde Oberwart; Walter Klaassen,
Wate'rloo/Canada: Eine Untersuchung der Verfasserschaft und des historischen
Hintergrundes der Täuferschrift „Aufdeckung der babylonischen Hurn ...";
Alfred Raddatz. Wien: Joseph li. und Luther; Gustav Rcingrabncr,
Eisenstadt: Evangelische Frömmigkeit in Niederöstcrrcich zwischen Reformation
und Auslöschung; Georg Sa uer, Wien: Die Erstbesetzung der biblischen
Lehrstühle an der ncugcgründctcn Protestantisch-Theologischen Lehranstalt in
Wien; Gottfried W. Locher. Bern: Die Bedeutung Zwingiis für Kirche und
Gesellschaft; Kurt Lüthi, Wien: Calvinismus und Kapitalismus (Überlegungen
zur These von Max Weber); Gerhard May, Mainz: Markion undderGno-
s>iker Kcrdon; Susanne Heine, Wien: Evangelischer Glaube und der Lehrplan
der Evangelischen Kirche in Österreich; Kurt Niederwimmer, Wien:
Der Herr auch des Sabbaths. Predigt über das Evangelium Markus 2,23-26;
Hans-Christoph Sch m i dt-La übe r, Wien: Die 6. Vollversammlung des
Ökumenischen Rates der Kirchen 1983 in Vancouver; Albert Stein, Wien
(Karlsruhe): Das neue katholische Kirchenrecht und die evangclisch-katho-
■ischen Ehen. G. H.

Alter Orient

Kaiser. Otto [Hrsg.]: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments.

Bd. I: Rechts- und Wirtschaftsurkunden/Historisch-chronolo-
gische Texte. Lfg. 3: VII, S. 193-282; Lfg.4: IV, S. 283-450.
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1983/84. gr. 8".
Kart. DM 68-u. Kart. DM 118,-.

Die dritte Lieferung des ersten Bandes der .Texte aus der Umwelt
des Alten Testaments' ist mit Erfolg bemüht, einen möglichst vielseitigen
und anschaulichen Einblick in das Rechts- und Wirtschaftsleben
Altvorderasiens durch Wiedergabe einschlägiger Dokumente zu vermitteln
. Vornehmlich berücksichtigt werden sumerische Texte
(H. Lutzmann/W. H. Ph. Römer), Dokumente aus Alalach und
Ugarit (M. Dietrich/O. Loretz) und ägyptische Urkunden und Dekrete
(U. Kaplony-Heckel). Besonders hervorzuheben ist die stattliche
Reihe altsüdarabischer Texte (W. W. Müller), die z. T. erst in
den letzten zwei Jahrzehnten entdeckt bzw. veröffentlicht worden
sind. Der hethitische Bereich ist lediglich durch eine 1966 gefundene
Schenkungsurkunde vertreten (E. von Schuler). Ausgewählte
hebräische Texte aus Palästina (D. Conrad) und einige aramäische
Briefe aus Elephantine (W. C. Delsman) sowie die beiden punischen
Opfertarife von Marseille und Karthago (O. Kaiser) runden die instruktive
Sammlung ab. Schade ist es allerdings, daß der babylonische und
assyrische Bereich gänzlich unberücksichtigt geblieben ist.

Die vierte Lieferung der TUAT enthält kurz kommentierte Übersetzungen
historisch-chronologischer Texte aus Sumer (W. H. Ph.
Römer, 289-353) und aus Babylonicn/Assyrien (R. Borger,
354-410). Hinzugefügt ist eine Aufstellung westsemitischer Personcnnamen
aus mesopotamischen Quellen (R. Borger, 411-418) sowie
eine neue Bearbeitung und Übersetzung der Behistun-Inschrift
Darius'des Großen (R. Borger/W. Hinz, 419-450).

Hervorzuheben ist besonders die Aufnahme einer stattlichen Reihe
einschlägiger sumerischer Texte, die bislang in den Ausgaben altorientalischer
Texte zum Alten Testament nur geringe Berücksichtigung
fanden. So wichtig und instruktiv freilich die in beträchtlichem
Umfange herangezogenen Texte aus der frühdynastischen Zeit für die
politische Geschichte, aber auch für die Kultur- und Religionsgeschichte
Sumers sind, für die Arbeit am Alten Testament ist ihre
Bedeutung doch wohl weniger zentral. Demgegenüber werden die in
dieser Hinsicht interessanteren Inschriften Gudeas überhaupt nicht
berücksichtigt.

Zu dem gebotenen akkadischen Textmaterial aus Babylonien und
Assyrien gehören alle Königsinschriften, die wesentliche Aussagen
zur Geschichte des syrisch-palästinischen Raumes enthalten. Die
Auswahl und die Ausgrenzung der wiedergegebenen Textpartien ist
konsequent auf dieses Ziel angelegt. Einige Aufschriften von Stelen
und Bildwerken ergänzen die Aussagen der Königsinschriften und der
Chronik-Texte. Man vermißt allerdings die Babylonische Königsliste
und die Synchronistische assyrische Königsliste.

Hinzuweisen ist auf die Wiedergabe einer ganzen Anzahl .neuer'
Texte, die erst während der siebziger Jahre gefunden oder veröffentlicht
bzw. bearbeitet worden sind. Dazu gehören aus dem sumerischen
Bereich die Inschriften Urnansches von Lagasch und Sinidinnams
von Larsa (VAT 8515) sowie der Brief Puzurnumuschdas von Kazallu
nebst Antwortschreiben seines Oberherrn Ibbisuen von Ur. Aus dem
gebotenen assyrischen Material sind zu nennen die Tell-er-Rimah-
Stele und die Schech-Hamad-Stele Adadnararis III. und die im Iran
gefundene Stele Tiglatpilesers III.

Den bibliographischen Angaben und einführenden Bemerkungen
wird von den beteiligten Autoren die erforderliche Aufmerksamkeit
gewidmet. Im Vergleich zu den ersten Lieferungen ist den Erläuterungen
in den Anmerkungen sichtlich mehr Raum gewährt worden.' Das
erhöht den .Nutzwert' des Werkes, dessen so erfreulich rasche
Erscheinungsfolge hoffentlich beibehalten werden kann, ganz erheblich
.

Berlin Karl-Heinz Bernhardt

1 Dies gilt in herausragendem Maße vom sumerischen Teil, dessen Texte
sehr sorgfältig und mit zahlreichen Literaturverweisen erläutert werden. Erheblich
sparsamer sind die erklärenden Bemerkungen zu den Texten des babylonisch
-assyrischen Teils gehalten. Merkwürdigerweise werden hier die modernen
arabischen Orts- und Landschaftsnamen in jener phonetischen Übertragung
ins Englische wiedergegeben, die auf den Touristenkarten der arabischen
Altertümerverwaltungen weithin üblich ist, den deutschsprachigen Leser aber
nur verwirrt.