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Ausgabe:

1985

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

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Neuerscheinungen

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Theologische Litcraturzeitung I 10. Jahrgang 1985 Nr. 7

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logisch-ökumenischen Probleme zwischen den Kirchen können am
Beispiel „Mischehe" illustriert werden, sei es die Kirchen-, Ämter-
und Sakramentenlehre der Kirchen und ihre davon abgeleitete Seelsorge
und ihr Recht, sei es die Relation von erfahrener Glaubensgemeinschaft
und bleibender konfessioneller Trennung. Die im vorliegenden
Buch veröffentlichten Studien behandeln alle diese Probleme
, und darum verbirgt sich hinter dem bescheiden klingenden
Titel „Ökumenische Praxis" viel mehr als es zuerst den Anschein
haben mag.

Es handelt sich um das Ergebnis eines Forschungsprojektes, welches
das Katholisch-Ökumenische Institut der Universität Münster von
1977-1981 durchführte. Mit Hilfe biographischer Interviews und
deren wissenssoziologischcr Auswertung und durch thematische
Analysen der Kirchenbindung und der Einstellungen zu Abendmahl
/Eucharistie und Beichte wird ein umfassendes Bild von Ökumene
in Theorie und Praxis vermittelt.

Das Autorenteam (Peter Lengsfeld. Helmut Geller, Erika Feighofen
und Bernd Overhage) geht von der Beobachtung aus, daß die Kirchen
weithin eine „Mischehenverhinderungsstrategie" betreiben, weil sie
in einer konfessionsverschiedenen Ehe den Glauben der Ehepartner
eher gefährdet sehen als in einer konfessionshomogenen Ehe und weil
sie gleichzeitig größere Schwierigkeiten für das Zusammenleben und
für die Stabilität der Ehe als gegeben betrachten. Sowohl die Statistik
über die verschiedenen Aktivitäten von Mischehen und anderen Ehen
(Trauungen. Taufen der Kinder, Gottesdienstbesuch, Kirchenaustritte
usw.) als auch die biographischen Interviews der vorliegenden
Studie scheinen diese „Verhinderungsstrategie" der Kirchen zu legitimieren
. H. Geller hält diese statistische Beobachtung jedoch zu Recht
Tür zu kurzschlüssig. Es müssen nämlich sowohl die Prozesse erhoben
und analysiert werden, die sich in konfessionsverschiedenen Familien
selbst und im jeweiligen Verhalten der Partner zueinander und zu
ihren Kirchen abspielen, als auch die Prozesse, in denen die Kirchen
(ihre Repräsentanten, ihre Lehren und ihr Recht) das Leben der konfessionsverschiedenen
Familien beeinflussen. Eben diese Prozesse
werden hier anhand der biographischen Interviews beschrieben. Sie
bringen eine Fülle von Erfahrungen und Einsichten, die für jeden Seelsorger
hilfreich sein können. Die wohl brisanteste Beobachtung: Die
vielfältigen Schutzmaßnahmen der Kirchen, vor allem der römischkatholischen
Kirche, führen gerade die kirchliche Entfremdung herbei
, die sie verhindern wollen. Die These an sich ist schon alt, sie wird
aber hier erstmals in wissenschaftlichcrGründlichkeit belegt. Die Kirchenleitungen
konnten sich bisher mit dem Verweis auf die Statistik
und auf die unterschiedlichen Empfehlungen der Kirchenrechtler.
Pastoraltheologen und Ökumeniker zufriedengeben mit dem Status
quo und mit den es begleitenden Ratschlägen für die Seelsorge an konfessionsverschiedenen
Familien. Das Münsteraner Buch mahnt hingegen
zur ökumenischen Ungeduld.

Freilich wird auch deutlich, daß eine rigorose Lockerung des sogenannten
Mischehenrechts das konfessionelle Problem nicht löst, wie
es sich in einer konfessionsverschiedenen Familie darstellt. Die
Untersuchung illustriert ebenso den wechselseitigen Einfluß konfessionsverschiedener
Ehepartner auf ihre religiösen Denk-, Gefühlsund
Verhaltensweisen wie auch die Relevanz kirchlicher Lehren und
Ordnungen für das Leben konfessionsverschiedener Paare. Die Entwicklung
des religiösen und konfessionellen Bewußtseins, das Verhältnis
von Kirchlichkeit und Familienbindung, die Wirkung kirchlicher
Sanktionen - das alles ist höchst bedeutsam für die Verantwortlichen
in den Kirchen, seien es Kirchenleitungen oder Pfarrer, um
dem Leben der „Mischehen" und darüber hinaus der Ökumene überhaupt
gerecht zu werden. Ökumene nur als Konvergenz der Lehren zu
begreifen, wobei jede Konfession zugleich ihre Identität bewahren
soll, ist zu kurzschlüssig. Patentrezepte zur Lösung des konfessionellen
Problems hat das Münsteraner Institut allerdings auch nicht, es
gibt sie wohl auch nicht. Das Autorenteam sieht die vorliegende Studie
zur konfessionsverschiedenen Ehe im Zusammenhang mit dem
Arbeitsbuch „Ökumenische Theologie", welches das Institut 1980

(ebenfalls im Kohlhammcr-Verlag) herausgegeben hatte und in dem
Peter Lengsfeld seine sogenannte ökumenische Kollusionstheorie vortrug
. Dabei geht es um ein „Zusammenspiel" (Kollusion) von Glaubensüberzeugungen
(= Faktor Wahrheit), sozialen Beziehungen
(= Faktor Sozialität) und Bemühen um Wahrung oder Wandel von
Identität (= Faktor Identität). Hier wird eine Richtung gewiesen, wie
der bisherige ökumenische Dialog aus einer gewissen Stagnation und
aus einigen Sackgassen herausgeführt werden könnte. Erste Schritte
für die ökumenische Praxis könnten geschehen, wenn die Seelsorger
aus den jetzt vorgelegten biographischen und thematischen Analysen
im Umgang mit konfessionsverschiedenen Familien lernen würden.

Elensheim Reinhard Frieling

Gilbert. Maurice. Paul In-Syck Sye. Theoneste Nkeramihigo: L'lncultura-
tion et la sagesse des Nationas. Rom: Ccntre Culturcs cl Religions. Univ.
Gregorienne 1984. IX. 52 S. gr. 8" = Inculturation. Etudes sur Tactualite de la
renconlrcentre la (biet lescultures. IV. Lire 5.000.

Vom Nordpol bis zum Reich der Mitte. Christliche Gemeinden in der Welt.
Redaktion: N. Schnorbach u.a. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd
Mohn 1984. 120 S. m. zahlr. färb. Abb. 4-. geb. DM .14.-.

Zeitschriftenschau

Reformatio Szemle 76,1983

Hofius. Otfricd: Pal - a misszionärius es theolögus (Paulus, der Apostel und
Theologe) S. 17-26.

Pälffy. Karoly: Rcgi gyökerekbol üj hajtäsok (Neue Triebe aus alten Wurzeln
) S. 26-28.

Arus. Lajos: Mikcppen predikäljunk oszövctsegi textusok alapjän? (Wie predigen
wir überalttestamentliche Texte?) S. 29-32.

Klein. Hans: A Biblia mint Szentiras (Die Bibel als Heilige Schrift)
S. 32-36.

Benkö. Andräs: Kodaly Zoltän es a genll zsoltärok (Zollän Kodaly und der
Genfer Psalter) S. 100-105.

Gereb. Zsolt: Ökumcnikus biblia forditäsok (Ökumenische Bibelübersetzungen
^. 105-110.

Bäk. Aron: Az apokrifus vagy cgyhäzi iratokröl (Über die apokryphen oder
kirchlichen Schriften) S. 110-115.

Kozma. Zsolt: Vajon erled-c. amit olvasol? (Verstehst du auch, was du liest?)
S. 192-200.279-284. 392-395.469-472.

Klein. Christoph: Az amerikai protestäns rendszeres theolögia idöszorü
kerdesei (Aktuelle Fragen der amerikanischen protestantischen Systematischen
Theologie) S. 200-203.

Kozma. Endre: Känon-formula(Dic Kanon-Formel)S. 203-206.

Pälffy. Karoly: Gyülekezcti cneklesünk vazlatos törtenetc (Geschichte
unseres Gemeindegesanges in Kurzform) S. 206-208.

Fazckas. Sandor: Az Iszläm (Der Islam)S. 209-212.

Tökes. Istvän: „Szälla alä poklokra" (..Niedergefahren zur Hölle")
S. 266-274.

David. Istvän: Orgonäink veselmcbcn (Der Schutz unserer Orgeln)
S. 274-279.

Dcäk. Ödön: A fei evezred öta alakulö Luther-kcp (Der Wandel des Luther-
Bildes im letzten halben Jahrtausend) S. 378-386.

Horväth. Loränd: A reformäciö tanitäsai az cgyhäzi enckeinkben es a
költeszetben (Die Lehren der Reformation in unseren Kirchenliedern und in
der Dichtung) S. 387-391.

Telcky. Mihäly: A jclcnkori egyhäz bckeszolgälatänak theologiai alapjai (Die
theologischen Grundlagen des Friedensdienstes der Kirchen der Gegenwart)
S. 462-468.

Arus. Lajos: Dävid eredeti neve (Der ursprüngliche Name Davids)
S. 473-475.

Szalay. Päl: Karäcsony (Weihnachten)S. 476-479.

Szckely. Jözsef: A lelkigondozöi beszelgctes (Das scelsorgcrlichc Gespräch)
S. 480-484.

Kazekas. Sändor: A hinduizmusIDer Hinduismus)S. 489-494.
Aken (Elbe) Paul Ziehe