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Ausgabe:

1985

Spalte:

33-34

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

Die Tosefta. Text. Seder I: Zeraim 1985

Rezensent:

Holtz, Traugott

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1 10. Jahrgang 1985 Nr. 1

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Ocming. Manfred: Das Alte Testament als Teil dcschristlichcn Kanons. Eine Ergänzung der Mischna. Auch wenn hier wesentliche Fragen noch

hermeneutische Untersuchung der gesamtbiblischen Theologien der Gegen- offen bleiben', so zeigt doch die offensichtliche Nähe - auch in der

«<art<Diss.theol. Bonn 1984). Sprache - zur Mischna mit hinreichender Deutlichkeit, daß die To-

UBLJ03 1^4s'77The ^ °f RePetili°n the Sutt'cr,ng Servanl Song sefta nicht viel später redigiert sein kann, mithin ihre wesentliche

Soooin i a » ?'i , r- , oi. c ,^ ™™,M ,,,„-, Gestalt in der Zeit der frühen Amoräer (3. oder frühes 4. Jh.) erhalten

^ogR'n. J. A.: Amalek und Ephraim, Richter 5.14 (ZDPV 98. 1982 ,. .

S. 58-62) bat, ur|d zwar wegen der größeren Nahe zum Jerusalemer Talmud in

Weippert, H. u. M.: Die „Bileam"-Inschrift von Teil Der Alla (ZDPV 98, Palästina. Wenn R. sie gleichwohl zu den „tannaitischen Schriften"

1982 S. 77-103). rechnet (S. XV), so hat das in ihrem Charakter als Sammelwerk seine

W onneberger, Reinhard: Understanding BHS. A Manual for the Users of Berechtigung.

Bibhca Hebraica Stuttgartensia. Romc: Biblical Institute Press 1984. XII, Da sie nicht wie die Mischna und der Talmud normative Geltung

°°S. 8' = Subsidiabiblica.8. Kart. $8.-. erlangte, ist ihre Überlieferung offener gewesen. Das hat für die

Anlage ihrer Edition Konsequenzen. Im Anschluß an seinen Lehrer
G. Kittel beurteilt R. die Tosefta als „Zuwachs-Traditions-Literatur".

Judaica von der es keine Original- und keine gültige Endform gibt; alle Textzeugen
bieten immer nur im Zuge der Weitergabe zustandegekom-

ry T mene Textrezensionen, die je für sich Gültigkeit haben. Da es mithin

mark w' 1°^ SKdCr », Zrf alm-- ln Zu^am,menarbb- mc P: Frei" unsachgemäß ist, einen ältesten Text kritisch aus der Gesamtüberlie-

mark, w. E. Gerber, W.-F. Kramer, G. Lisowsky, E. Lohse, .. , „ ,, „ .. . . _ ' . _ ,

G Mi.„r „ r c u. . ,. ,, , r c. .. . ferung herstellen zu wollen, soll diese Ausgabe eine (beste Text form

Mayer u. G. Schlichting. hrsg. von K.-H. Rengstorf. Stuttgart- ° ... . .

Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer 1983. 341 S. gr. 8» = Rabbi- bieten, dazu aber im Apparat die übrigen Zeugmsse der insgesamt nur

nische Texte. Erste Reihe. Lw. DM 348,-. sehr schmalen Tosefta-Überlieferung. Bei solchem Ziel ist nun freilich

das Verfahren der vorliegenden Ausgabe nicht ohne Probleme. Sie
Die Veröffentlichung des Textes und einer kommentierten Über- legt ihrem Text (wie schon M. S. Zuckermandel) die Erfurter Handsetzung
der Tosefta im Rahmen der „Rabbinischen Texte" geht nur schrift zugrunde. Das ist zwar der älteste geschlossene Zeuge Tür den
sehr zögernd voran. Das hat sicherlich mancherlei Gründe, zeigt aber Tosefta-Text (12. Jh.), enthält ihn aber nur für die ersten vierOrdnun-
doch wohl vor allem die verhängnisvollen Folgen der versuchten Ver- gen und die ersten 31 /2 Kap. des ersten Traktats der fünften Ordnung
mchtung des Judentums in Deutschland. Die Vorlage einer hand- (Zcbachim). Von da ab muß der Text der Wiener Handschrift
'iehen Tosefta-Ausgabe, die den schwierigen Text auch dem nicht- (14. Jh.) eintreten, die zwar jünger, aber im ganzen vollständig erhal-
sPezialisierten Fachmann erschließt, ist ein dringendes Erfordernis. ten ist2. Insofern wird auch diese Tosefta-Ausgabe insgesamt einen
Eine v ollständige moderne Textedition gibt es noch nicht, die Aus- Text bieten, der so zuvor nicht existiert hat; die beiden bisher erschie-
gabe von Saul Lieberman, New York 1955-1973, umfaßt bislang nenen Bände bieten verschiedene Stufen der Textentwicklung. Man
nur die ersten drei Ordnungen (Zeraim, Moed. Naschim). In der von muß deshalb fragen, ob nicht Saul Lieberman bei seiner Ausgabe
Rengstorf betreuten Reihe war 1967 der Textband zur sechsten konsequenter verfuhr, als er ihr die einzige nahezu vollständige Hand-
Ordnung (Toharot) erschienen, 1960-1967 dem die Vorlage einer schrift zugrunde legte, die Wiener. Jedenfalls ist das Verfahren in der
kommentierten Übersetzung dieses Seder vorangegangen. Schon von Rengstorf verantworteten Ausgabe schwerlich das „der Sachlage
früher, in den Jahren 1956-1958, waren drei Hefte zur ersten Ord- allein angemessene" (so aber S. XX), wenn auch sicher „tolerabel".
nung erschienen, die den Text sowie die Übersetzung und den Kom- Ein ernsthafter Mangel des vorliegenden Bandes ist. daß die neu
ntar zum ersten Traktat Berakot (erarbeitet von Ed. Lohse und entdeckte Zürcher Handschrift, die S. XXIf Anm. 43 kurz beschrie-
'• Schlichting) sowie einen Teil des zweiten Traktats Pca (I l-II 12a ben wird', in ihm nicht berücksichtigt ist; erst der zweite Band der
hebräisch; I 1—2a deutsch; erarbeitet von K. H. Rengstorf und Textausgabc soll in einer Beilage die relevanten Lesarten dieses
Schlichting) enthielten. Dazwischen aber war eine Veränderung in Manuskripts aus dem 17. Jh. nachtragen (S. VII. XXI Anm. 42). Es
der Anlage des Gesamtwerkes eingetreten; ursprünglich sind Text, bleibt bedauerlich, daß der Nachtrag nicht schon diesem Band beige-
beraetzung und Kommentar zugleich publiziert worden, jetzt er- fügt worden ist. Ebenfalls erst ein Nachtrag wird zwei von S. Lieberscheint
der Textband gesondert. Das hat zur Folge, daß der Bezieher man in seiner Ausgabe benützte Geniza-Fragmente auswerten (zu
des Gesatmucrkes den Text von Berakot und eines Teils von Pea dop- Maaser rischon III 9-14 und Maaser scheni III 17—IV II), während
Pelt hat. Es ist zu hoffen, daß hinsichtlich der Übersetzung und des andererseits Lieberman das hier eingearbeitete Fragment aus der
°mmentars zu Berakot eine kulantere Lösung gefunden wird, jeden- Tayler-Schcchtcr-Collection zu Berakot I 1 f nicht berücksichtigt,
alls sofern es sich auch um einen - im wesentlichen unveränderten - Vollständig benutzt ist natürlich, neben der Wiener Handschrift, die
Abdruck handelt. Der Herausgeber spricht im Vorwort zu dem vor- Editio prineeps (durch Alfasi, Venedig 1521 /22).
■egenden Band die Hoffnung aus, daß weitere Bände bald folgen wer- Es ist sehr zu begrüßen, daß die Textausgabe der Tosefta im
^<-n- ab 1983 jährlich wenigstens zwei Bände der kommentierten Rahmen der „Rabbinischen Texte" einen gewichtigen Schritt voran-
rsetzung. Ähnliche Erwartungen in der Vergangenheit haben sich gekommen ist. Man wünscht dem gesamten Unternehmen dringlich
ylcler nicht erfüllt; so hieß es in dem im Januar 1967 unterzeichneten einen raschen Fortgang, damit die Studien auf diesem wichtigen
0rwort zur Textausgabe von Toharot. der jetzt vorgelegte Band I sei Gebiet eine solide Grundlage erhalten. Das ist - trotz der umfangrei-
■•bereits im Druck" (S. VI), bzw. daß „das Manuskript Tür den Text- chen fundamentalen Arbeiten von Jacob Neusncr und seinen Schü-
and I jm wesentlichen fertig vorliegt", so daß auf das Erscheinen lern zu Tosefta (einschließlich einer kompletten Übersetzung in das
•binnen Jahresfrist" gehofft werden kann (S. VIII). Englische4)-ein wichtiges Erfordernis.

Halle (Saale) Traugott Holtz

Eine instruktive Einführung („Grundsätzliches und Methodisches
*u dieser Ausgabe des Textes der Tosefta") von K. H. Rengstorf gibt

Rechenschaft über des Gesamtunternehmen und dabei notwendiger- , ciesamtproblematik der Tosefta (H. L. Strack-) G. Stcmberger.

*e'se zugleich eine Charakterisierung der Tosefta selbst. Entschei- Einlci(unginTa|mudundMidrasch (7. Aufl.). München 1982,150-162.

dend Tür ihre Beurteilung ist das Verhältnis, in dem man sie zur , [„ der Mitte sind einige BUtter später ersetzt, vgl. Stemberger, a. a. O., 158f; in

^'schna stehen sieht. Eine Beziehung zu ihr. die auf einer irgendwie zabim (6. Ordnung. 9. Traktat) fehlt 1.3-111 1. vermutlich Verlust eines Blattes,

gearteten Abhängigkeit beruht, ist aufgrund der Gleichheit der Anlage ) stcmberger. a. a. O., erwähnt sie in dem Abschnitt „Der Text der Tosefta".

sicher; diese Anlage ist als genuines Ordnungsprinzip der Mischna, s. 158 f. (noch) nicht; sie enthält übrigens nur die ersten vierOrdnungen.

nicht aber der Tosefta verständlich. Andererseits läßt die komplizierte ■ Zur Übersetzung der 6. Ordnung vgl. ThLZ 105. 1980Sp. I08f: die übrigen

Ziehung nicht den einfachen Schluß zu. die Tosefta sei eine bloße Bande gingen bei der Redaktion der ThLZ nicht e.n.