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Ausgabe:

1985

Spalte:

553

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Titel/Untertitel:

Trinitätslehre heute 1985

Rezensent:

Haendler, Gert

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553

Theologische Literaturzeitung 1 10. Jahrgang 1985 Nr. 7

554

Cleve, Fredric, u. Esko Ryökäs [Hrsg.]: Trinitätslehrc heute. Vorträge
auf der 20. Konferenz für Hochschultheologen der Ostseeländer.
Äbo: Äbo Akademi 1984. 139 S. 8' = Meddelanden frän Stifteisens
för Äbo Akademi Forskningsinstitut.

Auf Einladung der Theologischen Fakultät der Äbo-Akademie fand
im Juni 1981 die 20. Konferenz der Hochschultheologcn der Ostseeländer
statt. Einleitend berichtete der Grcifswalder Kirchenhistoriker
Hans-G ünter Leder über 20 Jahre Konferenz der Hochschultheologen
der Ostseeländer (7-14). Er schilderte die schwierigen Anfänge
1961 und hob abschließend 3 Punkte hervor: 1) Die Erörterung zahlreicher
theologischer Fachproblemc vermittelte „den Teilnehmern
neue Kenntnisse, Erkenntnisse und Anregungen für ihre eigene theologische
Arbeit in Forschung und Ausbildung". 2) Es ist von „zahlreichen
persönlich-menschlichen Kontakten zu reden, die Jahr Tür
Jahr auf den Tagungen geknüpft wurden, und die nicht selten zu langjährigen
freundschaftlichen Beziehungen zwischen Fachkollegen aus
den beteiligten Ländern geführt haben". 3) Die Konferenz hat „einen
nicht unbedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Beziehungen zwischen
Ländern mit unterschiedlicher Gesellschaftsformation geleistet
" (12-13).

Zum Tagungsthema ..Trinitätslehrc heute" wurden folgende Vorträge gehalten
: Helmcr R inggren (Uppsala): Rcligionsgeschichtliche Betrachtungen zur
Trinitätslehrc (15-21); Hans-Jürgen Zobel (Grcifswald): Göttertriaden im'
alten Vorderen Orient und die alttcstamcntlichc Gottcsvorstcllung (22-40):
Jukka Thurcn (Äbo): Dreieinigkeit Gottes in neutcstamcntlichcr Sicht: der
Taulbcfchl in Mt 28.19(41-50); Ernst-Rüdiger K iesow (Rostock): DieTrini-
täts-Prcdigt (51-67): Günther Kehnscherpcr (Grcifswald): Die Drcieinig-
keitslehrc in der evangelischen Unterweisung (68-84); Fredric Cleve (Abo):
Vater. Sohn und Heiliger Geist als Angesprochene in Gebet und Lobgesang
(85-98); Helmut Frilzsche (Rostock): Der christliche Gott als der trinita-
rischc Gott (99-105); Pcr-Eric Pcrsson (Lund): Einige Bemerkungen zum
Thema „Trinitätslehrc heute" (106-112); Lars Thunberg (Aarhus): Die
Trinitätslehrc als Herausforderung der christlichen Theologie von heute
(113-127); Johannes Rinne (Abo. Metropolit von Helsinki): Die Heilige
Dreieinigkeit im Lichte der orthodoxen Gchctstradition (128-135).

G. H.

Praktische Theologie: Allgemeines

Duggan. Robert D. [Ed.]: Conversion and the Cateehumenate. New

York-Ramsey: Paulist Press 1984. VI, 163 S. 8". Kart. $ 7.95.

Die römische Gottesdienstkongregation erließ 1972 ein Dekret, das
die „Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche" regelt (Ordo
Initiationis Christianac Adultorum = OICA). Diese Ordnung sieht
einen dreistufigen Katcchumenat (Annahme, Einschreibung, Eingliederung
und Mystagogic) sowie mehrere mit diesen Stufen verbundene
Feiern vor. Das anzuzeigende Buch will interdisziplinär denen helfen,
die im Rahmen des OICA mit Katechumenen zu tun haben.

Louis John Camcli versteht Bekehrung (= B) alseinen Prozeß, der
eine neue Ordnung der Beziehungen zu Christen, zur Kirche, zum
eigenen Selbst und zur Well etabliert. James B. Dunning betont „die
sozialen Dimensionen der B.", die vom Konsumgeist zur Solidarität
mit den Armen, von der Nabelschau zur Mission und kirchlichen Gemeinschaft
, vom Nationalismus des "American way" zum Reich
Gottes, vom Wcltuntergangslätalismus zu befreiender Hoffnung führt.
„B. in der Bibel" untersucht Michael Brcnnan Dick mit besonderer
Berücksichtigung von Jeremia. Lukas, Johannes und Paulus. Das Verhältnis
von „Glauben und Sakramenten im Prozeß der B." reflektiert
Mark Searle ausgehend von dem Postulat, jeder Mensch bringe
Cilaubcn als vorbewußte humane Grundfunktion mit. so daß der
Katcchumenat diesen Glauben mit dem Wort Gottes zu konfrontieren
und dem lebendigen Gott zu unterwerfen hat. Das Sakrament, das
im ganzen Buch oft in sehr weitem Sinn verstanden wird, führt über

die Grenzen menschlichen Tuns und Redens hinaus. Die Worte des
liturgischen Ritus sind performativ, sie bewirken neue, dem Gottesreich
gemäße Beziehungen. Das geschieht aber nicht durch ein vom
Glaubensleben gelöstes opus operatum. Den verpflichtenden Charakter
der Riten behandelt Regis A. Duffy, O. F. M„ indem er den
Begriff „Passagcritus" theologisch füllt: Die mit Tod und Auferstehung
Jesu verbindenden Sakramente befähigen dazu, an Gottes Werk
in der Welt teilzunehmen. Glaubwürdigkeit und Zeugniskraft der
Gemeinde hängen stark davon ab, wie die Christen den verbindlichen
Charakter des sakramentalen Handelns in ihr Leben umsetzen. Das
gestufte Ritual des OICA kann nur in einer verbindlichen Gemeinde
voll wirksam werden. Edward K. Braxton („Die Dynamik der B.")
unterscheidet religiöse B. (= Wendung zum Heiligen), christliche B.
(= Wendung zu Jesus als dem Christus), kirchliche B. (= Wendung zur
Gemeinde), moralische B. (= Wendung zu neuen Werten) und intellektuelle
B. (= Wendung zu ganzheitlichem Verständnis der Wahrheit
). Damit sind nicht aufeinander folgende Stufen, sondern einander
überlappende und durchdringende Teile eines Ganzen gemeint. Der
Herausgeber Robert D. Duggan erläutert „Soziologische Perspektiven
der B." anhand einer Typologie, die intellektuelle, mystische
(Beispiel: Paulus), versuchsweise, affektionale. Erwcckungs- und
Zwangsbekehrung unterscheidet, während ein zweites Modell B. als
Prozeß versteht. Die Soziologen beurteilen das Verhältnis sozialer
Determinanten und individueller Aktivität in der B. unterschiedlich
. Es besteht die Neigung, B. als einen Prozeß darzustellen, der da/u
führt, daß man die Wirklichkeit so sieht, wie ein maßgeblicher Freund
es tut. Im Anschluß an R. M. Kanter erläutert Duggan die Bedeutung
von Gruppenbeziehungen für das Entstehen und Erhalten von Verbindlichkeit
(commitment). Konversionen zum Katholizismus erfolgen
in den USA überwiegend bei Leuten, die eine christliche Weltsicht
und ein Bedürfnis nach geistlichem Leben mitbringen sowie
affektiv mit Personen verbunden sind, die den Schritt erleichtern. Die
meisten Konvertiten werden durch Ehe- und Familienbeziehungen
motiviert, nur 12 % kommen als „Sucher" zur Konversion. - Den entwicklungspsychologischen
Aspekt erörtert Romney M. Moseley im
Anschluß an die von Piaget beeinflußte Theorie Fowlers. die sechs
Stufen der Glaubensentwicklung annimmt. Trotz kritischer Einwände
benutzt Moseley die Stufentheorie, um nach der Bedeutung des
OICA für die das Erwachsenenalter umfassenden Stufen drei bis sechs
zu fragen. Er beurteilt den OICA als hilfreich dafür, den mit den verschiedenen
Stufen verbundenen Gefahren entgegenzuwirken.

„Die Erfahrung der B. ist wie ein faccttcnrcicher Edelstein",
schreibt der Herausgeber in der Einleitung. Das Buch bringt etwas
davon zum Leuchten. Übereinstimmend verstehen die Autoren B. als
einen ganzheitlichen Wandlungsprozcß. eine „Reise", die der Glaube
unternimmt und für die der OICA Hilfen bereithält. Viele Hinweise
des Buches sind für das Verständnis missionarischen Handelns auch
auf evangelischer Seite anregend. Es fällt auf, daß die mit der Konversion
Getaufter verbundenen Probleme sowie der ganze Bereich des
Kirchenrechtes nicht berücksichtigt werden. Würden diese Themen
den Glanz des Edelsteins trüben?

Gutenberg bei Halle/S. Eberhard Winkler

Praktische Theologie:
Katechetik/Religionspädagogik

Fraas. Hans-Jürgen: Glaube und Identität. Grundlegung einer Didaktik
religiöser ILernprozesse. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
1983.343 S.8-. Kart. DM 48.-.

Das Buch weckt hohe Erwartungen: Titel und Einleitung verheißen
eine didaktische Grundlegung religiöser Lernprozesse überhaupt; die
Darstellung beginnt mit dem Satz: „Glauben heißt Lernen, denn die