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Ausgabe:

1985

Spalte:

443-444

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament. Bd. III, 1982 ; Bd. IV

Titel/Untertitel:

1984 1985

Rezensent:

Heller, Jan

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Theologische Literaturzeitung 110. Jahrgang 1985 Nr. 6

444

ihrer leitenden Kategorien auf ihre eigene Weise ihre Übereinstimmung
mit der Tradition zu erweisen." (13) Der Autor vertritt die
„Ziel vorstellung, daß theologische Systematik sozusagen aus der theologiegeschichtlichen
Einzelforschung herauswachsen sollte, indem sie
den gesamten theologiegeschichtlichen Prozeß rekonstruiert und ihn
in kritischer Reflexion seiner Dynamik auf Zukunft hin weitertreibt.
Einer theologischen Systematik, die dieses Ziel verfolgt, kann daher
jeder Erkenntniszuwachs der theologiegeschichtlichen Mittelalterforschung
nur willkommen sein." (13) Die Beiträge sind unter den Stichworten
Theologie (3-116). Philosophie (117-178) und Geschichte
(179-245) jeweils in alphabetischer Folge geordnet.

Jean Lcclercq (OSB): Neue Perspektiven in der monastischen Theologie:
Das Weibliche und die eheliche Liebe; Heinrich J. F. Reinhardt: Der Ehetraktat
„De sacramento conjugii" im Römerbriefkommentar der Hs Vat. Ottobon
. Lal. 445 und parr.; Leo Scheffczyk: Die Stellung des Thomas von
Aquin in der Entwicklung der Lehre von den Mystcria Vitae Christi; Michael
Schmaus: Die Einheit des trinitarischen Wirkens in der Ost- und Westkirche;
Theodor Schneider: Die dogmatische Begründung der Ekklcsiologie nach
dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Dargestellt am Beispiel der Rede von der
Kirche als dem Sakrament des Heils für die Welt; Fritz Hoffmann : Einsichtige
Bemerkungen zum Problem der unmittelbaren und der vermittelten Erkenntnis
in der Scholastik; Raymond Macken (OFM): Sclbstverwirkliehung
in der Anthropologie des Heinrich von Gent; Helmut Mein hardt: Neuplato-
nismus. christliche Schöpfungsmetaphysik. Geschichtsphilosophie. Interpretationsthesen
zu Eriugcna-Texten; Burkhard Mojsisch: Mittelalterliche
Grundlagen der neuzeitlichen Erkenntnistheorie; Sofia Vanni Rovighi:
Glaube und Vernunlt bei Anselm von Aosta; Dieter Berg: Gesellschaftspolitische
Implikationen der Vita minorum. insbesondere des franziskanischen
Friedensgedankens, im 13. Jahrhundert; Winfried Eberhard: „Gemeiner
Nutzen" als oppositionelle Leitvorstellung im Spätmitlclaltcr; Elisabeth
Gössmann: Die Kirchenkritik Hildegards von Bingen im Urleil des 17. und
18. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Rezeption des Mittelalters; Jaroslav Kad-
lec: Das Hussitentum und die Prager Theologieprofessoren: Ferdinand
Seibt: Frühe Revolutionen: Widerstandsrecht und causa fidei.

G. H.

Altes Testament

Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament. In Verb, mit
G. W. Anderson, H. Cazelles, D. N. Freedman, S. Talmon u.
G. Wallis hrsg. von G. J. Botterweck t, H. Ringgren u. H.-J. Fabry.
Bd. III. Lfg. 8/9. Sp. 897-1090. 1982; Bd. IV, 1984. I 140 Sp. Stuttgart
: Kohlhammer.

Es ist die achte Besprechung dieses großen Werkes. Eine Angabe der
früheren Besprechungen findet man in ThLZ 107, 1982 Sp. 725. Dort
wurde Bd. III, Lfg. 1-7 vorgestellt; seitdem erschien der Rest des
Bd. III, d. h. die Lfg. 8/9, die die Artikel IT bis W», und der ganze
Band IV, der die Artikel 3 bis m enthält. Der Rest des Bd. III enthält
die Spalten 897-1090 + 547-568 (Verzeichnis der deutschen Stichwörter
, Stellenregister in Auswahl. Abkürzungen. Korrigcnda zu
Bd. III und Konkordanz-Schlüssel Ugarit-Texte) + I-XIII (Autoren
und Inhalt von Bd. III). Über die Methode und Struktur der einzelnen
Stichwörter wurde schon in früheren Besprechungen ausführlicher
gesprochen. Interessant ist immer der Vergleich von ThWAT und
THAT (Theologisches Handwörterbuch zum AT. hrsg. von E. Jenni
und C. Westermann, Zürich 1971). ThWAT bringt in 111,8-9 insgesamt
17 Stichwörter, THAT im entsprechenden Teil des Alphabets
nur vier Stichwörter. Die größeren darunter (über 20 Spalten) sind ETr
(Lohfink), VmiP1 (Zobel) und yt?' (Sawyer). Vier von diesen Stichwörtern
sind Eigennamen: |TP, nVlPIT. '7^n^>, und ]THP Die Redaktoren
halten also an dem Grundsatz fest, die wichtigsten Eigennamen einzubringen
. Eine ausführliche und positive Bewertung dieser Tatsache
brachte schon unsere letzte o. g. Besprechung. Wie in den früheren
Lieferungen des Bandes III das Stichwort mrP den Schwerpunkt bildete
, so ist es hier, in 111,8-9, der Artikel V>n!P Der Vf. (Zobel) sammelte
hier auf 27 Spalten viel wertvolles Material und fügte eine
gründliche Bibliographie hinzu. In dereigentlich theologischen Fragestellung
ist er sehr behutsam, vgl. z. B. seine Bemerkung Sp. 1004:
„Welche Konsequenzen sich aus der Übernahme eines so gelullten
religiösen Eigennamens für die sich zu El als ihrem Gott bekennende
Gemeinschaft ergeben, läßt sich nur schwer ermessen." Oder
Sp. 1009: „Im Blick auf die nachexilischc Prophetie ist nichts wirklich
Eindeutiges festzustellen ..." Das Deutlichste ist wohl in Sp. 1008 zu
lesen: „Israel ist ein .Ehrenname', mit dem man sich nennt und mit
dem man genannt wird, ein Name, der die Zugehörigkeit zur JHWH-
Gemeinde ausdrückt und damit so etwas wie ein Glaubensbekenntnis
darstellt." Das ist u. E. der Kern des ganzen Artikels.

Zu Band IV: Er enthält 151 Stichwörter, dagegen THAT in demselben
Teil des Alphabets nur 24; alle davon werden in ThWAT auch
besprochen. Nur verhältnismäßig wenige Artikel nehmen mehr als
zwanzig Spalten ein. Es sind: 803 (Fabry) Sp. 247-272: aV (Fabry)
Sp. 413-451; (D. Kellermann) Sp. 499-521; 131)3 (Talmon)
Sp. 660-695; mn (Ringgren, lllman u. Fabry) Sp. 763-787; D'a
(Clements u. Fabry) Sp. 843-867: -f?a (Ringgren. Seybold u. Fabry)
Sp. 926-957; NSD (Wagner) Sp. 1043-1064. Die meisten Stichwörter
haben weniger als zehn Spalten; die sachliche Formulierung ermöglicht
, auch in dieser Kürze die wichtigsten Angaben ohne Mühe zu
finden. Der Rezensent empfindet also den Umläng der Artikel als angebracht
. Sehr wichtig ist dabei die Zusammenfassung des ganzen
Artikels an seinem Anfang; sie bildet eine große Hilfe für die Orientierung
. Auch die bibliographischen Angaben sind durchweg sorgfältig
zusammengestellt und bieten eine gute Einsicht in den jetzigen Stand
der Forschung.

Einen Einblick in die Schwierigkeiten, mit denen die Herausgeber
ringen müssen, bringt das „Vorwort zu Band IV". H. Ringgren sagt
hier: „Die ursprüngliche Planung des ThWAT im Jahre 1969 sah für
das Erscheinen dieses mehrbändigen Werkes einen Zeitraum von
ungefähr einem Jahrzehnt vor. Schon bald erwies sich eine solch
schnelle Realisierung als utopisch. Der reiche Zustrom neuer Erkenntnisse
in der Exegese (vgl. paradigmatisch die aktuellen Auseinandersetzungen
um den Pentateuch, um das DtGW. um die Prophetenbücher
u. v. a.), der Lexikologie und der Semantik, der vergleichenden
Sprachwissenschaft und der Orientalistik, nicht zuletzt
gerade der Archäologie mit der Entdeckung neuer Kulturen (vgl. paradigmatisch
Teil Mardikh-Ebla) zwang immer wieder den zügigen
Fluß der Arbeit am Wörterbuch zum Stillstand. Manches schon fertig
Verfaßte bedurfte einer neuen Bearbeitung . . ." Das ist ganz begreiflich
. Ein jeder, der sich irgendwann mit einer ähnlichen Arbeit befaßt
hat, wundert sich vielmehr, daß das Werk so gut und ohne längere
Pausen weitergeht. Wenn man sich dabei an das Erscheinungstempo
des berühmten und so sehr nötigen „Hebr. und aram. Lexikon zum
AT" (3. Aufl. Bd. I 1967, Bd. II 1974, Bd. III 1983. Bd. IV ?) erinnert,
ist man den Herausgebern dankbar, daß sie so zügig vorankommen,
obwohl nicht nur die Forschungsprobleme, sondern auch der Tod
mehrerer Mitarbeiter den Fortgang erschwert haben. Der größte Verlust
war ohne Zweifel der Tod eines der zwei ursprünglichen Herausgeber
. Prof. G. J. Botterweck. am 15. April 1981. Sein enger Mitarbeiter
H. Ringgren schreibt von ihm im Vorwort: „Seine tiefe Kenntnis
im Alten Testament und in seiner Umwelt, seine große Erfahrung in
allen mit Buchproduktion verbundenen praktischen Dingen, sein
organisatorisches Geschick, vor allem aber sein theologischer Weitblick
sind dem Unternehmen von unschätzbarem Wert gewesen." An
seine Stelle trat nun als neuer Mitherausgeber Prof. Dr. H.-J. Fabry .
Schüler von Prof. Botterweck und Mitarbeiter im Redaktionsteam
seit 1971. Dadurch soll, wie H. Ringgren schreibt, eine Kontinuität in
der redaktionellen Arbeit unter den bewährten Grundsätzen gewährleistet
werden.

Prag Jan Heller