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Ausgabe:

1985

Spalte:

267-269

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Titel/Untertitel:

Signs of the judgement, Onomastica Sacra and the generations from Adam 1985

Rezensent:

Goltz, Hermann

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267

Theologische Literaturzeitung I 10. Jahrgang 1985 Nr. 4

268

Schuler bzw. M. Dietrich/O. Loretz). Von einschlägigen assyrischen
Texten werden noch der Vertrag Assurniraris V. mit Mati 'ilu von
Arpad und der religionsgeschichtlich besonders interessante Vertrag
Asarhaddons mit Baal von Tyros geboten (R. Borger). Der 1968 veröffentlichte
, sehr bruchstückhafte und wenig aussagende Text eines
Vertrages Assurbanipals mit dem König des Stammes Qedar fand
wohl nur wegen der öfteren Erwähnung dieses nordwestarabischen
Stammes im Alten Testament Aufnahme (R. Borger). Im übrigen wird
man keinen der gebotenen Texte missen wollen; doch ist es schade,
daß es nicht möglich war, wenigstens einen von den Vertragstexten
aus Alalakh der Sammlung hinzuzufügen.

Auf die Sorgfalt der Übersetzung und das anerkennenswerte Bemühen
um einen gut lesbaren deutschen Text bei möglichst genauer
Wiedergabe des Urtextes braucht nicht besonders hingewiesen zu werden
. Bei der akkadischen Fassung des Vertrages zwischen Ramses II.
und Hattuschili III. ergibt die Berücksichtigung bisher unveröffentlichter
Fragmente sowie eine neue Kollation einen umfangreicheren
und in einigen Passagen auch veränderten Text. Den Übersetzungen
vorangestellt sind jeweils Informationen über Herkunft, Veröffentlichung
, Bearbeitungen und Übersetzungen sowie gegebenenfalls
weitere Literaturangaben. Hinzu treten Anmerkungen, die vorwiegend
der Erläuterung von Eigennamen oder auch mißverständlicher
Stellen dienen und erforderlichenfalls textkritische Bemerkungen aufnehmen
.'

Dem in der Besprechung der 1. Lieferung ausgesprochenen Dank
an Autoren, Herausgeber und Verlag2 kann nunmehr noch der Dank
für das rasche Folgen der zweiten Lieferung der TUAT hinzugefügt
werden.

Berlin Karl-Heinz Bernhardt

1 Ein paar Kleinigkeiten: Nicht ganz gelungen ist die Abstimmung hinsichtlich
der Regierungsdaten Suppiluliumas I. (S. 131: 1380-1345; S. 136,
Anm. 7a): 1370-1330). - Eschmun ist sicher nicht in Berut „beheimatet" gewesen
(S. 159, Anm. 14a). W. W. Graf Baudissin dürfte die anscheinend darauf
deutenden Bemerkungen bei Strabon und Damascios richtig interpretiert haben
(Adonisund Esmun, Leipzig 191 l,S. 214). - Der § 3 (Z. 25-40a)der Vasallenverträge
Asarhaddons mit den medischen Fürsten (S. 161) hätte wohl einer
seine Funktion und sein Verhältnis zu §2 erläuternden Anmerkung bedurft. -
Genau genommen liegt Teil Arqa nicht „am Unterlauf des Nahr al-Kabir"
(S. 182, Anm. 9b), sondern am Rande der Akkar-Ebene, 12 km südlich des
Nahrel-Kebir.

2 Vgl.ThLZI08, 1983 Sp. 186f.

Bibelwissenschaften

Stone, Michael E.: Sings of the Judgement, Onomastica Sacra and the
Generations front Adam. Chico, CA: Scholars Press 1981. XVIII,
277 S. 8° = Armenian Texts and Studies, 3. $ 12.-.

Wenn sich auch die in diesem Band vereinigten Texte nicht glatt
einem theologisch-literarischen Genus, etwa dem der Apokryphen
und Pseudcpigraphen, zuordnen lassen, so bieten sie doch - über den
speziellen Rahmen von Armenian Texts and Studies hinausgehend -
zusätzlich wertvolles Material für den vielgestaltigen Bereich, in welchem
in den verschiedenen christlichen Sprachprovinzen biblische
Traditionen weiterbearbeitet wurden.

Der Gershom Scholem als einem der wissenschaftlichen Inspiratoren Stones
dedizierte vielschichtige Band enthält neben Untersuchungen, Übersetzungen,
Kommentaren und Indices an Textpublikationen zunächst zwei differierende
altarmenische Versionen (I und II: S. 22-28 mit englischer Übersetzung) von
De Quirnheim Signi.s [dierum ante Judicium], die ohne Übersetzung und
Kommentar bereits 1972 von dem kundigen Kustoden der Handschriftenschätze
des Jerusalemer Armenischen Patriarchats, Bischof Norair Bogfiarian.
im 6. Band des armenischen Großen Kataloges der Jerusalcmer St.-Jakobs-
Handschriften (S. 40-42 und S. 248-254) publiziert wurden. Des weiteren sind

bei Stone anschließend an diese bisher einzig bekannten christlich-orientalischen
Übersetzungen der Signa zwei verwandte lateinische Versionen (B undC:
S. 30-33) parallel abgedruckt, die eine wahrscheinlich aus dem 11./I2. Jh. -
aus MPL 94,555 (dort fälschlich dem Beda Vencrabilis zugeschrieben), die andere
aus MPL 198,1611, die in die Historia Scholaslica des Petrus Comestor
eingeschlossen ist. Die armenischen und lateinischen Texte zeigen zwar eng
miteinander verbundene, jedoch nicht unmittelbar voneinander abhängige
Textlraditionen. Als Quellort der kleinen apokalyptischen Schrift hat W.W.
Heist (The Fiftcen Signs before Doomsday, East Lansing: Michigan State College
, 1952)daslrlanddes 11. Jahrhunderts angenommen, was Stone aber (S. 14)
angesichts des Hinweises auf die Annales Hebraeorum in den lateinischen Versionen
sicher zu Recht bezweifelt und jüdischen Ursprung des opusculum in Erwägungzieht
. (Vgl. auch die Fundangabe igirs hreie'n - „in den Büchern der Juden
" am Anfang des allarmenischen Textes I [Stone S. 22], die in die gleiche
Richtung weist.) - Einen bisher nicht publizierten Text der Signa bietet Stone
mit einer hebräischen Version (S. 42-48) samt englischer Übersetzung aus der
Chronik des Jerahmeeldes Bodl. MS, Hcbr. d 11 (fol. 257 r/v), einer Kopie von
der Hand des R. Eleazar b. Ascher haLevi aus dem Rheinland des 14. Jahrhunderts
. Bei dieser Version handelt es sich aber nicht um den eventuellen, bisher
verschollenen Originaltext, sondern deutlich um eine spätere (Rückübersetzung
aus einer lateinischen Version, die aber merklich von den bei Stone gebotenen
lateinischen und altarmenischen Fassungen abweicht. Jedoch zeigt diese
sekundäre hebräische Version neben lateinisch-griechischen Wort- und Bildungsrelikten
eine alttestamentlich-biblische Anreicherung. Der armenische
Text I und die lateinische Version B.scheinen in ihrer Knappheit am besten einer
primären jüdischen Vorlage zu entsprechen, während der Grabar-Text II
und die lateinische Version C deutliche Christianisierung aufweisen, die beim
Armenier nationalkirchlich gefärbt ist (am 15. Tage bläst der Erzengel Gabriel
auf Gottes Befehl die Posaune über dem Kcllerverlies, in welchem der hl. Gregor
der Erleuchter vor der Taufe der Armenier jahrelang schmachtete, d. h.
nach der bis heute erhaltenen Tradition im Kloster Xor Virap an der jetzigen
Grenze zwischen der Armenischen Sowjetrepublik und der Türkei, wobei Xor
Virap „tiefes Loch" bedeutet und auf eben jenes Verlies des Erlcuehtcrs
hinweist.)

Für künftige Studien an den Quindecim Signa hat Stone mit den
Texten, in der Einleitung und den Kommentaren nützliches Material
zusammengestellt. Manches an Eigengut, das dem Schriftchen trotz
seiner Kürze eignet, harrt - bei aller Akribie Stones - noch der näheren
Betrachtung, wie etwa die heute auf ihre Weise wieder eindrücklichen
apokalyptischen Bilder von den Wallischen und Meerestieren,
die laut schreiend auf dem Trockenen verenden und deren Kadaver
die Welt verpesten (arm. Version II, 3. Tag) oder die in der endzeitlichen
Not mit menschlichen Stimmen schreienden Bäume (hebr. Version
, 9. Tag) etc. Gerade innerhalb einer speziellen armenologischen
Serie wäre die apokalyptische Szenerie am Kloster Xor Virap. über
dem Gefängnis des hl. Gregor, weiterer Betrachtung wert gewesen, die
Stone aber dieser Stelle nicht zukommen läßt.

Auf diesen ersten, den XV Signa gewidmeten Teil (S. 3-57) folgen
in einem zweiten Teil (S. 59-217), dem umfangreichsten des Bandes,
neue armenische Textmaterialien zum Studium der in einer großen
Zahl von alten Übersetzungen tradierten Onomastica Sacra (wie der
Name bereits erkennen läßt, einer Art frühen biblischen Namens- und
Sachlexikons), begleitet von einleitenden Bemerkungen, Übersetzungen
, synoptischen Tabellen, Kommentaren und Indices (spezieller Index
S. 247-268).

Stone beansprucht nicht, die grundlegende Studie von F. X. Wutz
(Onomastica Sacra, Leipzig 1915, TU 41) zu ersetzen; er führt die armenischen
Materialien auf einer breiteren Handschriftenbasis und mit weniger Druckfehlern
vor. Gerade in der Analyse der verschiedenen alten Versionen bleibt die
Studie von Wutz unersetzt. die aber etwa von H. M. Amaljan in seiner armenischen
Arbeit über Mittelalterliche armenische Glossarien (5.-15. Jahrhundert),
Jerewan 1966, nicht zur Kenntnis genommen wurde. Auch mit dieser exakten
Aufbereitung unpublizierter Tcxtmaterialien leistet Stone der Forschung einen
guten Dienst, zumal nicht nur hier das Armenische nicht lediglich als Medium
zur Rekonstruktion von Vorlagen erscheint, sondern durch die Übersetzungen
der Namen- und Sacherklärungen ins Armenische ein wichtiger Fingerzeig
gegeben ist. wie bewußt den altarmenischen Excgeten der semantische Hintergrund
von hebräischen (und griechischen) biblischen Bezeichnungen war. Auch
hier böten die Kommentare Stones natürlich noch Gelegenheit zu näherer
Betrachtung, was beispielhaft nur an einer VOX vorgeführt werden soll, nämlich
an dem arispagos aus arm. Onomastica Sacra V (vgl. Stone S. 120/ f 301 v). Im