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Ausgabe:

1985

Spalte:

177-178

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Cox, Claude E.

Titel/Untertitel:

The Armenian translation of Deuteronomy 1985

Rezensent:

Goltz, Hermann

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Seite 1

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177

Theologische Literaturzeitung 110. Jahrgang 1985 Nr. 3

178

alttestamentlichen Menschen gemäßeren Weise als bisher erfaßt. Es
ist beachtlich, einen wie reichen Inhalt diese gar nicht so umfangreiche
Arbeit hat.

Berlin Ludwig Wächter

Cox. Claude E.: Ehe Armcnian Translation of Deuteronomy. Chico.
CA: Scholars Press 1981. XXIV. 415 S. 8- = Armenian Tcxts and
Studies.2.$ 12.-.

C. E. Cox erhielt die Anregung zu dieser Arbeit, der seine Dissertation
"The Tcxtual Character of the Armenian Version of Deuteronomy
" zugrunde liegt, bereits in seiner Studienzeit im Septuaginta-
Seminar.1. W. Wevers' an der Universität Toronto in den Jahren 1973
bis 1975. wo auch der LXX-Text von Dtn behandelt wurde. Die hier
anzuzeigende Edition des altarmenischen Dtn-Textes ist so als ein
Seitenstück zum Göttinger LXX-LJnternchmcn zu sehen, in welchem
sich Wevers auch der Textgeschichte und der Edition des griechischen
Dt zugewandt hatte.

Der Zweck der vorgelegten Untersuchungen und der Edition
besteht darin, die Beziehungen des altarmenischen Dtn-Tcxtcs zum
entsprechenden griechischen und syrischen Text näherzu bestimmen.
Im Vergleich zu früheren ähnlich gelagerten Unternehmungen stellt
sich die Ausgangssituation etwas besser dar. da eine kritische griechische
Textedition von Dtn existiert. Der altarmenische Text ist
zunächst in den klassischen Ausgaben der Grabar-Bibel zu finden,
nämlich in der berühmten des Bischofs Oskan aus Jerewan (Amsterdam
1666) sowie in der des Mechitharisten Zohrab (Venedig 1805).
Da diese beiden Ausgaben nicht mehr den heutigen kritischen
Ansprüchen genügen - obwohl der Mechitharisten-Mönch seine
Handschriftcnvorlagcn bereits wesentlich sorgfältiger reproduziert -.
hat Cox in Autopsie und per Mikrofilm 99 einschlägige Handschriften
(13.-17. Jh.) aus den verschiedenen Zentren des versprengten armenische
^ Volkes. Jerusalem, Jerewan. Neu-Dschulfa (Isfahan), Wien.
Venedig u. a., durchgemustert und sorgfältig ausgewertet.

Nach Vorstellung und Prüfung des MSS liefert Cox dann eine diplomatische
Ausgabe des altarmenischcn Dtn (S. 73-217). der eine
Bibelhandschrift aus dem Jahre 1332 zugrunde liegt, die in Ciladzor.
südlich des Sevan-Sees. und im Lazarus- oder Apostclkloster von
Taron. einem Gebiet westlich des Van-Sees. abgeschrieben wurde
(heute in der Elandschriftenbibliolhek des Klosters der unierten armenischen
Mcchitharistenmönchc von San Lazzaro/Venedig, Nr. 1007
['-]). Mit Hilfe anderer zuverlässiger MSS werden Textlücken dieser
Handschrift aufgefüllt und Fehler korrigiert, so daß man sich, diplomatischen
Text und kritischen Apparat zusammengenommen, ein
recht gesichertes Bild vom originalen altarmenischen Text selber
machen kann.

Auf der Grundlage dieses Textes kann Cox dann auch ziemlich
sichere Aussagen zu den Eigenarten der altarmenischen Dtn-Über-
setzung machen und die Tcxtbezichungen näher bestimmen. Er
kommt nach umfangreichen, akribischen Vergleichen zu folgenden
Schlüssen: Die Vorlage der altarmenischen Dtn-Vcrsion war eine
griechische Handschrift, die einen byzantinischen Mischtext-Typ bot,
Verstärk von der hcxaplarischcn Rezension beeinflußt war. Aufgrund
seiner detaillierten, vollständigen Vcrglcichsarbeit kann Cox 30%
Übereinstimmungen mit den hcxaplarischcn Lesarten nachweisen.
-Das bedeutet, daß die armenische Version ein guter sekundärer
Textzeuge für das Werk des Origcnes ist." (S. 299) Da wegen entsprechender
Aussagen altarmenischer Geschichtsschreiber auch immer
wieder nach Spuren syrischer Textvorlagen im altarmenischcn Bibel-
lext gesucht wird, widmet sich Cox abschließend auch dieser Frage auf
der B,asis detaillierter Textvergleiche und kommt zu dem Schluß, daß
man einen Einfluß des Peschitta-Tcxtes auf das altarmenische Dtn
mcht nachweisen kann. Daß der armenische Übersetzer den syrischen
Text kannte, ist sehr wahrscheinlich: die kleine Anzahl von unwesentlichen
Übereinstimmungen reicht aber nicht aus, um eine Textbeziehung
festzustellen. Ob eine altarmenische Übersetzung des Dtn auf
der Grundlage der Pcschitta vor der Übertragung aus dem Griechischen
existierte, kann ebenfalls nicht mit Hilfe der vorhandenen Textzeugen
belegt werden; sollte nämlich der vorliegende Text die durch
eine griechische Vorlage beeinflußte Revision einer früheren Übersetzung
aus dem Syrischen sein, so wäre diese Revision so ausgefallen,
daß nur wenig oder nichts von dieser hypothetischen früheren Übersetzung
zurückgeblieben ist.

Der sorgfältig gearbeitete Band, den man sicher als einen wichtigen
Schritt auch auf dem langen Wege zu einer vollständigen kritischen
Ausgabe der Grabar-Bibel betrachten kann, schließt mit einer Beilage,
in welcher lectiones variae zum Dtn-Text der Zohrab-Bibel geliefert
werden, eine durchaus wesentliche Gabe für denjenigen, der sich dem
altarmenischen Bibeltext mit kritischem Anspruch zuwendet, da man
weithin eben auf diese Edition, eine der großen Leistungen der
Mechitharisten-Kongrcgation, angewiesen ist. Der Band wird durch
Bibliographie. Indiccs der Bibelstellen. Orts- und Personennamen
sowie der Sachen beschlossen.

Kleinere Schönheitsfehler sollen hier nicht moniert werden, wegen besserer
Verständlichkeit soll aber folgendes noch hinzugefügt werden: Hei den Ortsangaben
dürfte wohl das ..llov". ..Lov" oder „Uvov" (S. 24 und 27; vgl. auch an
den entsprechenden Stellen im Ortsregister) auf Lwow zu vereinheitlichen sein,
da dem mit der armenischen Geschichte nicht in allem vertrauten Exegeten nur
langsam klar würde, daß hier - verstümmelt oder noch mit der armenischen
Präposition ,.i" behaftet - das alte Lemberg begegnet, das bis in unser Jahrhundert
auch ein bedeutendes armenisches Zentrum war. Entsprechend müßten
wohl die getrennt aufgeführten Ortsangaben ..Pawlawnia" und ..Poland" vereinheitlicht
werden (armenisch „aw" für ,.o". also ..Polönia" = Polen).

Bei der Frage, die des öfteren von den armenologischen Fachleuten ventiliert,
aber nicht gelöst wurde, warum wohl Mesrop mit seinen zwei Schülern, wie es
sein Hagiograph Koriwn mitteilt, die Bibelübersetzung mit den Sprüchen
Salomos begann (vgl. Cox. S. 8 und Anmerkung, wo die Frage offengelassen
wird), wäre als Lösung wohl die Rolle in Betracht zu ziehen, die dieses Weisheitsbuch
auch in jener/.eil im christlichen Fundamentalunterricht in Klosterschulen
gespielt hat.

Halle (Saale) Hermann Goltz

Judaica

Baillet. Maurice: Qumrän Grotte4. III. (4Q482-4Q520). Oxford:
Clarendon Press 1982. XIV. 339 S.. 80 Taf. 4° = Discoveries in the
Judacan Dcscrt, VII. Lw. L 60.-.

Mit dem vorliegenden Band wird die offizielle Publikation der
Textlündc aus der Höhle 4 von Qumran um ein beachtliches Stück
weilergeführt. Innerhalb der Reihe "Discoveries in the Judacan
Dcscrt" (DJD) ist es bereits der dritte Band, der den Texten aus dieser
Höhle gewidmet ist, die im Vergleich mit den anderen Höhlen eine
besonders reiche Ausbeute erbrachte.' Da es sich jedoch ausschließlich
um Handschriftenfragmente, häufig von sehr geringer Größe,
handelt und deren Identifizierung bzw. Zuordnung zueinander ein
außerordentlich hohes Maß an Kleinarbeit erfordert, standen einer
abschließenden Publikation von vornherein beträchtliche Schwierigkeiten
entgegen. Für die Fortführung der Arbeit haben sich zusätzlich
noch die Kricgscrcignissc des Jahres 1967 mit ihren Folgen nachteilig
ausgewirkt. Darüber hinaus aber stand die Fertigstellung dieses
Bandes unter einem besonders ungünstigen Stern, da zwei der
ursprünglich beteiligten Mitarbeiter. C.-H. Hunzinger und J. Starcky.
vorzeitig ausfielen und schließlich die gesamte Verantwortung von
M. Baillet übernommen werden mußte. Angesichts dessen ist es um so
erfreulicher, daß der Band allen Behinderungen zum Trotz erscheinen
konnte und der Fachwelt nun weitere wichtige und nur teilweise
schon vorher bekannte Texte zugänglich sind.

Die Anlage und Ausstattung entspricht grundsätzlich der der
anderen in der gleichen Reihe erschienenen Bände. Nach einem
kurzen Vorwort des Bearbeiters (S. XI-X1V) werden die Texte im