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Ausgabe: | 1984 |
Spalte: | 149-151 |
Kategorie: | Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik |
Autor/Hrsg.: | Bottermann-Broj, Maria-Regina |
Titel/Untertitel: | Die Beteiligung des Kindes an der Liturgie von den Anfängen der Kirche bis heute 1984 |
Rezensent: | Bieritz, Karl-Heinrich |
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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 2
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anthropologisch noch theologisch abzumessen sind! Byron Edward Unterweisung „durch die Teilnahme der Kinder am Kult, an Festen und goltes-
Underwood behandelt in einem englischen Beitrag "The German dienstlichen Handlungen" (15) erfolgt und so auf Gewöhnung und Nach-
Prototype of a Swedish Christmas Carol". Reinhard Graz bietet 0'j «"^^^m
... älteren Literatur - wirkt demgegenüber das, was B. über .Das Kanu im [Neuen
einen Literaturbericht „Das ungeliebte Gesangbuch. Kritisches zu Testamcnt. m sagen weiß. daß so wjchtige Bücher wie die von
einer Kritik - Anmerkungen zu dem Buch von W. Oflele" (sc. dessen Q Krausc (Hrsg.), Die Kinder im Evangelium, oder H. R. Weber, Jesus und die
Abhandlung „Das ungeliebte Gesangbuch. Plädoyer für ein besseres Binder, gar keine Erwähnung linden, ist bedauerlich. Für geradezu falsch halte
-Gotteslob*." Frankfurt 1979). „Gesangbücher in Faksimile-Aus- icn dje Auslegung der Haustafeln im Sinne einer reinen Gehorsamsethik
gaben und Musikliteratur in Nachdrucken" stellt Konrad Ameln (38^,1). Daß Paulus unreflektiert auch da ständig als Verfasser genannt wird.
Vor; ein Beitrag zur Melodieforschung ist sein Aufsatz „Ein gnaden- wo doch - jedenfalls nach dem einhelligen Urteil der Fachwissenschaft - deutsches
Lied im Ton ,Gar lustig ist spazieren gehn*". W. L Sauer- teropaulinisches Schrifttum vorliegt, sollte in einer Win^mssenschaftlkhen
Geppert berichtet, über deren äußeren Ablauf hinausführend, über Arbeit so nicht erlaubt sem.
die 11. Arbeitstagung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Tür Der eigentliche Akzent der Arbeit liegt auf dem hturgieh.stor.schen
Hymnologie vom 24.-29. August 1981 in Oxford, zu der sich diese Teil: Die Beteiligung der Kinder an der Liturgie in der Vaterzeit
mit der Hymn Society of America und der von Großbritannien und (42-52), das Kind als Lektor (53-57), die römische Schola cantorum
•riand zusammenfand (58-68), die Gesetzgebung über die Beteiligung der Kinder an der
Wieder sind ein Tür die Forschung unentbehrliches Hilfsmittel die Liturgie im Frankenreich (69-73), der liturgische Dienst der Kinder in
Literaturberichte Für Liturgik (149-165), mit solchen aus Finnland, den Klöstern (74-86), die Beteiligung der Kinder an der Liturgie der
der Niederlande und Norwegen, und zur Hymnologie (166-204), mit Dom-, Stifts- und Pfarrschulen (87-106), das Spiel der Kinder in, der
Alchen aus Dänemark, Finnland, Frankreich, der Niederlande, Liturgie (107-114), Kinderpredigt und Kindergottesdienst vom Mit-
Polen, Schweden, Ungarn, dem Vereinigten Königreich, den Ver- tclalter bis zur Neuzeit (115-133), die Entwicklung der Kindermesse
einigten Staaten mit Kanada b.s zur Liturgicreform 1963 (134-139) und danach (140-143) bilden
Verzeichnisse der Lied- bzw. Strophenanfänge, sowie der Personen- hier die einzelnen Schwerpunkte. Die Art und Weise, wie B. Beleg an
"amen runden das Buch ab, das, diesmal mit dem Schwergewicht auf Beleg reiht, vermittelt ohne Zweifel ein recht buntes, facettenreiches
der Hymnologie, ein immer wieder dankbar begrüßtes Arbeitsinstru- Bild; freilich könnte eine systematischere, in stärkerem Maße
ment darstellt Entwicklungen herausarbeitende Art der Darstellung noch bessere
Durchblicke gewähren. Trotz der immer wieder angebotenen Zusam-
Bad Homburg v.u. H. WilliamNagel menfassungen muß der Leser letztlich doch selber die Fülle der
Fakten zu ordnen versuchen, um ein zusammenhängendes Bild der
Vorgänge zu gewinnen.
Bottermann, Maria-Regina: Die Beteiligung des Kindes an der Litur- Bemerkenswert sind die Bezugnahmen auf die reformatorische bzw. spätere
gie von den Anfängen der Kirche bis heute. Eine liturgie-historischc evangelische Praxis (97-104; 117-125; auch 126-134). Freilich macht es sich
Untersuchung. Frankfurt/M.: Lang 1982. IV, 455 S„ 8* = Euro- nachteilig bemerkbar, daß B. sich weithin nur auf (auch hier wiederum zumeist
Päische Hochschulschriften, Reihe XXIII: Theologie, 175. Kart. altere) Sekundärliteratur stützt und die Quellen selbst in ungenügendem Maße
«fr 80.-. berücksichtigt. So basiert ihre Darstellung über evangelische Kirchen- und
Schulordnungen überwiegend auf G. Mertz, Das Schulwesen der deutschen
Wie können Kinder einen Zugang zum Gottesdienst der Gemeinde Reformation, Heidelberg 1902; hätte sie wenigstens einen Blick in den Aufsatz
finden? Wie können sie verstehen und nachvollziehen, was hier VOn A. Boes über das gottesdienstliche Leben in Wittenberg (JbLH 4, 1958/59,
geschieht? Die vorliegende'Untersuchung macht deutlich, daß es sich MO; 6, 1961, 49-61) geworfen, wäre ihr gewiß nicht entgangen daß die Ord-
hierbei um ein typisch neuzeitliches Problem handelt: Sowohl in der nung der Visita.oren von .533 (nicht 1 523!) die Mnwukung der Memschu.er
griechisch-hellenistischen und römischen Antike wie im christlichen an den - an vier Wochentagen gehaltenen -Metten (und nicht Mcßjaern') vorAltertum
und Mittelalter sind Kinder aller Altersstufen ganz selbst- njstorischen folgt ein stärker prakttsch-liturgisch
erstandheh in das kultische Leben der Erwachsenengememschaft Dokumente Für die Meßfeier mit
mtegriert und nehmen zum Teil wichtige, durchaus eigenständige orientierter lei. lz.c ui r_ ■. Kin
Funk.- j •• u , . u u- ■ i/ //-„„ ,,n,i Kindern sowoh die deutschen Richtlinien .Gottesdienst mit Kin-
Punktionen dann wahr. Lernen ereignet sich hier im Volhue. und £ > ,Direc,orium de missis cum puens')
flehen folgt der lebendigen Erfahrung: Indem Kinder von sehr derr als a^ch d drei ofilziellen Hochgebete für
fruTie m AI ter an den kultischen Übungen der Erwachsenen nicht (147-163); auf für Kinder geeig-
P «,v beiwohnen, sondern sie aktiv mit den ihnen gegebenen Mog- Q<Mes^ wjrd aufmerksam gemacht (.640. Aufder
1k eiten und Gaben mitgesta.ten, wachsen sie zugleich in die im Dokumente werden die Elernente und Möglich-
Kult repräsentierten religiösen Uberheferungen, Lehrgehalte und k^(en der Gestaltung von Kindermessen dargestellt (166-195): Wort,
Verhaltensweisen hinein. Erst im Gefolge von Reformatton und J^JtaS Instrumente, Tanz), Stille und Meditation, Haltungen
Gegenreformation ereigne, sich hier - so scheint es - ein Wandel: Ver- ^^Z ^möe und Symbole, audiovisuelle Medien und
**f M Vorra^ vor dem ■ **»*" Konfc».on.k,rjhen 'und Gestaltung von Kindergottesdiensten im Rahmen
gewinn, die Glaubensunterweisung - immer mehr auf gesonderte Sp ' ^ b ^M J Grundstruktur dcr Messe (Eröffnung.
Veranstaltungen für Kinder beschränk, - an Gewicht Zugleich ver- Eucharfsticfeier, Sch.ußteil). Überlegungen zur
eren dle von Kindern wahrgenommenen gottesd.cnstl.ch« Funk- und künftj skuation der Kinderliturg,e schließen
£onen an Bedeutung: „Der liturgische Diens, der Kinder tntt nun- 6): Beachtenswert sind hier die Überlegungen
™ehr in den Hintergrund, während die Unterweisung in der Kinder- den exU I evangelische Literatur wird
"nd Christenlehre an Wert gewinnt." (106) So erscheint letztlich die zum Fam.liengotiesa.ensi u r,ot,«dienst der familia
h. j j nur sehr dürftig Bezug genommen) und zum Gottesdienst aer .lamiiia
dem Altertum wie dem Mittelalter fremde Trennung von Kinder- und nur senr aum's de bb ' Gottesdienst zu
p *~ja—mtm,u Dci . Zic muß es nach Auffassung von H. sein, einen oottesuiciisi zu
trwachsenengcmeindc, von Kinder-und Erwachsenengottesdienst als ... . , .. _ feiern" PI 1) und
»:„,.. „ , , ., ,,, •„„ entwicke n „in dem a e Generationen zusammen leiern i-iig uuu
■ emhehe Ursache der oben angezeigten Prob ematik: Wo eine « ^ * goltcsdiens,liche Trennung der Generationen
Wehe „Absonderung der Kindergemeinde von den Erwachsenen » d,e 0 gesonderten Gottesdienstformen . . . sind
•200) statthat, muß notwendigerweise die .Hinführung' von Kindern wieder aulzunenen. „a.ic g VPr.rhiedenc Weee und
, 6 ' nicht Endpunkte einer Entwicklung. Sie sind verschiedene wege una
"m Erwachsencngottesdiens, zum Problem werden. * ejnem OUMäü, dem sonntäg,ichen, gemeinsam ge-
" holt weil aus. um ihre Thesen zu belegen: Ausführungen zum Kind in der „.„.... , . r -.SU. rv.i" llflJfl Dem soll u a die Wie-
Antike ,5-15). im Allen Teslamen, und ,m Judenlum (15-32, machen deutlich. feierten Gottesdienst der familu, De 20 & * t^Tg
™ welchem Maße und mi, welcher Selbslvers.ändlichkei, hier religiöse dcrbclebung der liturgischen Dienste und Aufgaben der Kinder im