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Ausgabe:

1984

Spalte:

147-149

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie, 25. Band 1984

Rezensent:

Nagel, William

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 2

148

Band die sog. „Heidelberger Thesen" von 1959 sowie die „Zusammenfassende
Stellungnahme der Deutschen Arbeitsgruppe der Kommission
der Kirchen für Internationale Angelegenheiten (CCIA) zur
Bonner Konsultation über Militarismus und Wettrüsten' vom
17. September 1979". Alle Texte tragen selbstverständlich die Zeichen
der gesellschaftlichen Situation, in der sie entstanden sind und in
der sie sich um ein Votum bemüht haben, das „Sachgemäßheit und
Schriftgemäßheit" vereinigt (vgl. L. Raiser, a. a. 0„ S. 25). Ihre dankenswerte
Zusammenstellung „erleichtert den Überblick über einen
wichtigen Dienst der Kirche, verdeutlicht die darin zum Ausdruck
kommende sozialethische Grundhaltung und kann dadurch dazu beitragen
, Vorurteile abzubauen und Verständnis für die Bedeutung
dieses Dienstes zu wecken" (ebd., S. 39).

U. K.

Altner, Günter: Theologische Anthropologie und moderne Medizin - Hoffnung
zwischen Werden und Vergehen (Univ. 38, I983S. I 055-1 066).

Bahr, Hans-Eckehard: Versöhnung und Widerstand. Religiöse und politische
Spielregeln gewaltfreien Handelns. München: Kaiser; Mainz: Grünewald 1983.
139 S. 8" = Gesellschaft und Theologie. Politische Theologie, 7. DM 15,80.

Bock, Martin: Politia Christi - Ethik des Politischen bei Ernst Wolf zwischen
Zwei-Reiche-Dualismus und Christokratie (Diss. theol. Göttingen 1983).

Brakelmann, Günter: Konsens und Dissens bei den Bemühungen um Frieden
(PTh 72,1983 S. 448^456).

Dudley, J. A.J.: The Love of God in Aristotle's Ethics (NZSTh 25, 1983
S. 126-137).

Hübner, Jürgen: Neuere theologische Literatur zur medizinischen Ethik
(ThR48,1983 S. 273-299).

Kreß, Hartmut: Religiöse Ethik und dialogisches Denken. Das Werk Martin
Bubcrs in der Beziehung zu Georg Simmel (Diss. Bonn 1983).

Schwartz, Werner: Analytische Ethik und christliche Theologie. Zur meta-
ethischen Klärung der Grundlagen christlicher Ethik (Diss. theol. Mainz
1983).

Wandschncider, Dieter: Ethik zwischen Genetik und Metaphysik (Univ. 38,
1983 S. 1 139-1 149).

Praktische Theologie: ,
Liturgiewissenschaft

Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie. 25. Bd. 1981. Hrsg. von Konrad
Ameln, Waldtraut Ingeborg Sauer-Geppcrt, Alexander Völker.
Kassel: Stauda 1981. XX, 219 S.gr. 8". Hlw. DM 96,-.

Diesen 25. Band leitet ein Dankeswort des Vorsitzenden der EKD,
Landesbischof D. Lohse, für die bisher geleistete Arbeit ein. Wieder
muß des Heimgangs zweier Mitarbeiter gedacht werden: des Hymno-
logen D. Walther Lipphardt, von dessen unermüdlicher Forschungsarbeit
jeder Band des Jahrbuchs Zeugnis gibt, und des Heidelberger
emer. Systematikers D. Peter Brunner, der ohne eigene Beiträge zum
Jahrbuch dessen Gestaltung dadurch förderte, daß wir ihm grundlegende
Arbeiten zur Theologie und zur Neuordnung des Gottesdienstes
zu danken haben. Als Hauptbeitrag zur Liturgik kommentiert
Howard G. Hagemann unter dem Titel „Katholisch und reformiert
" die eucharistische Liturgie des Order of Worship der Reformierten
Kirche der Vereinigten Staaten (1-26). Ein geschichtlicher
Rückblick zeigt deren Verwurzelung in der sog. „Mercersburgcr
Theologie" des 19. Jahrhunderts, für die das Goldene Zeitalter der
Kirche mit dem 1. Jahrhundert zu Ende geht, erst mit der Reformation
eine Rückkehr zur ursprünglichen Kirche des Neuen Testaments
erfolgt, aber die endgültige Gestalt des Protestantismus erst in einem
evangelischen Katholizismus erreicht werde. Als primäre, von jenen
Theologen verschwiegene Quelle ihrer liturgischen Arbeit muß die
Liturgie der Katholisch-Apostolischen Kirche gelten, der sog. „Irvin-
gianer". Wenn auch die so zustandegekommene Liturgie von 1866

schwere Kämpfe auslöste, die zu einer stark abgeänderten Gottesdienstordnung
1880 führten, wird sie doch in Teilen der Deutschen
Reformierten Kirche (jetzt: United Church of Christ) bis heute gebraucht
. Diese Ordnung wird analysiert; damit verbundene Bemühungen
auch um den gottesdienstlichen Raum, eine liturgische Erziehung
insbesondere der Jugend und um den geistlichen Gesang werden
skizziert. Vf. sieht die aktuelle Bedeutung der Theologie und Liturgie
von Mercersburg darin, daß sie „den Weg zu einer soliden Entwicklung
katholischer Grundsätze innerhalb der reformierten Überlieferung
" aufzeigt.

Frieder Schulz informiert über Verbreitung und Herkunft des
evangelischen Abendmahlsgesanges „Discubuit Jesus" (27-37).

Konrad Ameln stellt „Das Hessen-Homburgische Gesangbuch.
Homburg vor der Höhe 1734" vor (49-54). Dies Gesangbuch mit
seinen 1941 Liedern (!), das übrigens bis zur Mitte vorigen Jahrhunderts
benutzt wurde, stellt eine für das kleine Land „bewundernswerte
theologische und kulturelle Leistung" dar.

Unter den „Kleinen Beiträgen und Miszellen" werden fünf Beiträge
zur Liturgik (55-93) und elf zur Hymnologie (94-148 und 205)
geboten. Zwecks totaler Kritik an dem Buch von Anton Arens „Die
Psalmen im Gottesdienst des Alten Bundes" geht Winfried Thiel auf
den „Gottesdienst und Psalmengesang in Israel" mit dem Blick auf
methodische Grundeinstcllung und exegetische Tragfähigkeit ein. Im
Horizont einer komplexen Wechselwirkung von Frühchristentum
und Judentum bis ins 4. und 5. Jahrhundert untersucht Eric Werner
„Das Tedeum und seine Hintergründe", um es als „gewaltiges Zeugnis
jener ökumenischen Richtung der Kirche" zu werten, wie sie erst
durch Ambrosius und seine Schüler zurückgedrängt worden sei. Die
Studie bietet ein Beispiel für das Ineinandergreifen von Philologie,
Liturgik und Musikwissenschaft bei einem solchen Forschungsgegenstand
. Ein auch für die kirchliche Praxis nützliches Stück BegrifFs-
geschichte betreibt Frieder Schulz in Beantwortung der Frage „Was
ist ein Hauptgottesdienst?". Angesichts des gegenwärtigen inneren
Wandels im geistlichen Vollzug von Gottesdienst und Abendmahl, in
dessen Zielrichtung „Jesus Christus aus der Speise in ausgesparten
Situationen uns zum Brot des Alltags" werden soll, gibt Albrecht
Peters unter der Überschrift „Tischabendmahl - Agapc - Feier-
abendmahl" straff gefaßte Hinweise auf „Frömmigkeit und Dogmatik
in neuen Ausprägungen des Herrenmahls", die gegen eine emotionale
Vermischung sachnotwendiger Unterscheidungen in diesem Bereich
hilfreich sein können. Alexander VöIker äußert sich zu Vorarbeiten
„Zur Konzeption einer erneuerten Agende I" mit dem Ziel einer solchen
für alle deutschsprachigen Kirchen: „Gemeinsam auf dem
Weg."

Die Fülle der hymnologischen Beiträge erlaubt hier nur Titel zu
nennen und weniges dabei herauszuheben: „.Christ ist erstanden.'
Ein- und mehrstimmig notierte Quellen des 16. und 17. Jahrhunderts
in Ungarn" (Ilona Ferenczi), „Wer schuf den Gesang .Gib unseren
Fürsten und aller Obrigkeit'?" (Walter Blankenburg), wozu sich
auch Konrad Ameln äußert, „Gesänge in der Muttersprache beim
Gottesdienst in der ehemaligen Stiftskirche St. Kastor in Karden an
der Mosel (Bistum Trier)" (Andreas Heinz). Wenn Heinz-Bernhard
Schönborn „Geistliche Lieder des 19. Jahrhunderts und ihre Bilder
" im Blick auf deren unumgängliche, stärkere Berücksichtigung in
einem neuen Gesangbuch untersucht, so will er an konkreten Beispielen
zu allgemeinen kritischen Einsichten verhelfen. Wie schwer ein
wirklich objektives Urteil über die Qualität solcher Lieder zu erreichen
sein wird, ist dem Unterzeichneten an seiner abweichenden
Beurteilung mancher der hier kritisierten bildhaften Wendungen
bewußt geworden. In einem für die Gesangbucharbeit gar nicht hoch
genug zu bewertenden Aufsatz „Ja, diese Oper hat gefallen, weil sie
leicht verständlich allen . . ." geht Waldtraut Ingeborg Sauer-
Geppert einer Verabsolutierung des Gesichtspunktes der „Verständlichkeit
" zu Leibe, durch welche „mit dem als suspekt empfundenen
Bereich sakraler Sprache eine Dimension des Menschlichen"
verschlossen werden kann - ein Verlust, dessen Folgen bisher weder