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1984

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Systematische Theologie: Dogmatik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 2

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sammengehörigkeit von religiöser Rede und politischer Praxis im
Judentum z. Z. Jesu".

7. „In Tod und Auferweckung Jesu wird greifbar, daß die von ihm
angezielte Befreiung universal und total ist; daß sie . .. jede Versklavung
eines Menschen oder einer Gruppe überwinden will. Gemessen
an der alltäglichen Erfahrung nimmt der Glaube an Tod und Auferweckung
, anders gesagt: an die umfassende Bedeutung der Befreiung
durch Jesus Christus, utopische Züge an. Damit wird er allerdings
wieder zum Motiv für den Einsatz für die Befreiung." (159)

8. Besonderheiten bei der Auslegung neutestamentlicher Texte sind
die Betonung biblischen Prozeßdenkens im Gegensatz zu griechischphilosophischer
Abstraktion, die Hervorhebung der kämpferischen
Aspekte in der Praxis Jesu - und eine Neigung zu typologischer Argumentation
: „die ausgebeuteten Campesinos sind die seliggepriesenen
Armen o. ä.".

9. Die neue Art, Theologie zu treiben, wird an dem praktischen Interesse
deutlich, mit dem auch alte dogmatische Themen aufgegriffen
werden (Theodizee, Chalcedon, Gnadenlehre). «

10. „Christologie ohne ein geschärftes Bewußtsein für die gesellschaftliche
Realität, in der sie stattfindet (Verhältnis Erste Welt -
Dritte Welt) und ohne eine Reflexion über die politischen Implikationen
des Auftretens Jesu und der Kirche ist nicht mehr möglich."

Als aufmerksamer und zugleich engagierter Beobachter hat Claus
Bussmann hier eine Einführung in die Anfangsphase der lateinamerikanischen
Befreiungstheologie vorgelegt, die mich nicht nur angeregt,
sondern auch beunruhigt hat.

Wittenberg Hansjürgen Schulz

Buesak, Allan: The hour comes, and it is now(ER 35,1983 S. 371-376).

Dalferth, Ingolf M.: Existenz und Identifikation. Erwägungen zum Problem
der Existenz Gottes im Gespräch mit der Analytischen Philosophie
(NZSystTh 25,1983 S. 178-202).

Gorringe, T. J„ M. A.: Title and Metaphor in Christology (ET95, 1983
S. 8-12).

Giesen, Traugott: Das kannst du glauben. Das Glaubensbekenntnis - für
heute bedacht und ausgelegt. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
1983. 112 S. 8* = GTB/Siebenstern 1078. DM 7,80.

Hübner, Hans: Sühne und Versöhnung. Anmerkungen zu einem umstrittenen
Kapitel Biblischer Theologie (KuD 29,1983 S. 284-305).

Jesudoss, D. William: Indian Christian Anthropology. Attempts and Direc-
tions towards the Formation of an Indian Christian Anthropology (Diss. thcol.
Erlangen-Nürnberg 1983).

Jüngel, Eberhard: Das Geheimnis der Stellvertretung. Ein dogmatisches Gespräch
mit Heinrich Vogel (ZdZ 37,1983 S. 16-22).

Kreck, Walter: Grundentscheidungen in Karl Barths Dogmatik. Zur Diskussion
seines Verständnisses von OfTcnbarung und Erwählung. Berlin: Evang.
Verlagsanstalt (Lizenzausgabe des Neukirchener Verlages. Neukirchen) 1983.
320 S. 8*. (r. Bespr. in ThLZ 105,1980 Sp. 631).

Lee, Sung Hee: Der ontologische Gottesbeweis von Anselm von Canterbury.
Ein Vergleich zwischen Karl Barths theologischer Interpretation und Charles
Hartshornes natürlich-philosophischer Interpretation (Diss. theol. Tübingen
1983).

Lohff, Wenzel: Ekklcsiologischc Konsequenzen der Leucnberger Konkordie
(ÖR 32.1983 S. 200-207).

McGrath, Alister: Homo iustificandus fide. Rechtfertigung, Verkündigung
und Anthropologie (KuD 29, 1983 S. 321-331).

Metropolit Alexi von Tallinn und Estland: Die Philokalia in der russischen
Asketik. Freude an der Schönheit göttlichen Willens (SOrth 1983 S. 41-45).

Moltmann, Jürgen: Ich glaube an Gott den Vater. Patriarchalische oder
nichtpatriarchalische Rede von Gott (EvTh 43,1983 S. 397-415).

Ruh, Ulrich: Gehversuche in der Trinitätstheologie (HK 37, 1983
S. 89-91).

Sauter, Gerhard: Anthropologische Denkerfahrungen der Theologie
(EvTh 43.1983S. 445-465).

Scholz, Trihard: Ontologischer Gottesbeweis? (NZSTh 25, 1983
S. 155-177).

Schwarz, Hans: Die christologische Forschung in der gegenwärtigen nordamerikanischen
Theologie (NZSTh 25,1983 S. 33-51).

Skurat, Konstantin E.: Zum hierarchischen Dienst nicht berufen. Gedanken
zum Priesteramt und Würde der Frau (SOrth 1983 S. 38-41).

Sopko, Andrew J.: Bonhoelfcr: an Orthodox ecclesiology? (GOTR 28, 1983
S. 81-884.

Stylianopoulos, Theodore: Creation, incarnation and sanetification (ER 35,
1983 S. 364-370).

Zoske, Sabine: Die Mitte der Trinität - Möglichkeiten trinitarischcr Rede
von Gott nach Karl Barth und Rudolf Bultmann (Diss. theol. Bonn 1983).

Systematische Theologie: Ethik

Kaiser, Philipp, u. D. Stefan Peters [Hrsg.]: Evolutionstheorie und
ethische Fragestellungen. Regensburg: Pustet 1981. 236 S. gr. 8° =
Eichstätter Beiträge, 2. Abt. Philosophie u. Theologie. Kart.
DM 38,-.

Die Beiträge in einem interdisziplinären Symposion an der Katholischen
Universität Eichstätt im Oktober 1979 dokumentieren ein
intensives Gespräch zwischen Biologie, Philosophie und Theologie,
vertreten durch Dozenten der Universität, Mitarbeiter des
Forschungsinstituts Senckenberg in Frankfurt und einem Forscher
vom Jura-Museum in Eichstätt. Im Vordergrund stehen Grundlagenfragen
der beteiligten Wissenschaften, eine Analyse also der Ausgangsbasis
für eine gemeinsame Bearbeitung des Problems der Evolution
und seiner ethischen Implikationen.

Gemeinsam wird für Biologie und Theologie die „hypothetiko-
deduktive Methode" in Ansatz gebracht und damit ein induktivi-
stisch-positivistischer Weg der Naturwissenschaft und eine Interpretation
der Evolution im Sinne der romantischen Naturphilosophie kritisiert
. D. Mollcnhauer beschreibt von der Biologie her Wissenschaft
als „ein Gefüge von leitbildbczogenen Behauptungen, die zur Prüfung
im veritablen oder gedanklichen Experiment anstehen und so lange
gelten, als nichts Gegenteiliges bekannt ist, und die so aktuell sind wie
das Leitbild (Paradigma), dem gemäß sie geäußert worden sind" (19).
Forschung ist danach „das Abenteuer mit der Hypothese, nicht das
behördenhafte Befolgen der Ausführungsbestimmungen zum Lösen
von Problemen" (24). Ein wissenschaftliches Faktum ist von der
Methode abhängig, mit deren Hilfe es „gemacht ist"; seine Objektivität
hängt vom fragenden Subjekt ab (20).

Deduziert die Naturwissenschaft aus „Vermutungen, Annahmen,
Unterstellungen", die kulturell bedingt sind, so deduziert die Theologie
aus der „Glaubensgewißheit der OfTcnbarung" (27). Entsprechend
definiert Ph. Kaiser, Professor für Philosophische Grundsatzfragen
der Theologie in Eichstätt, Theologie als die „wissenschaftliche Reflexion
des Glaubens", der seinerseits die OfTcnbarung Gottes bezeugt
(34). Gott ist bleibender Grund und Horizont jeder theologischen
Aussage und insofern kein „Moment in einem umfassenderen Erklärungsrahmen
" (37); ihn erfaßt keine bloße Theorie (oder gar Hypothese
); ihm entspricht vielmehr eine „Praxis aus dem Geiste Gottes",
wie sie Heilige Schrift und Tradition der Kirche bezeugen. Aufgrund
dieses Zeugnisses kann die Theologie im Blick auf ihren Inhalt dann
aber doch von einer absoluten Verbindlichkeit und Sicherheit sprechen
, „die in Gott selbst gründet und von ihm garantiert ist" (38).
Freilich ist sie nicht im Besitz dieser Wahrheit. Sie sucht das Absolute
und Unüberholbare im Relativen und Vorläufigen der Geschichte.
Dies kann und muß auch in einer von der Evolution her verstandenen
und gedeuteten Welt geschehen. Der Gehalt der Offenbarung muß aus
ihren traditionellen Gegebenheiten herausgearbeitet und im menschlichen
und wissenschaftlichen Wort neu zur Sprache gebracht werden.
Hypothesen und unaufgebbare Sachverhalte stehen deshalb in der
Theologie nebeneinander. Geht es in der Ethik dann um Fragen
nach der Ziel- und Sinnhaftigkeit menschlichen Lebens, kann sie von
der offenbarten Bestimmung des Menschen und der Geschichte ausgehen
und dennoch hypothetisch auch auf biologische Konstellationen
eingehen.