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Ausgabe:

1984

Spalte:

121-122

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Bonnard, Pierre

Titel/Untertitel:

Anamnesis 1984

Rezensent:

Roloff, Jürgen

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Seite 1

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Theologische Litcraturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 2

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matische Lehre über die Liebe bietet, sondern in die Situation der mit der heute gängigen These auseinander, wonach d.e Kirche der

korinthischen Gemeinde hineinspricht, indem er den Wert der zweiten Generation eine einseitige Wendung vom Kerygmattschen

Geistesgaben im Vergleich mit der Liebe darlegt. Eine Zusammen- zum Institutionellen vollzogen habe. Er betont demgegenüber, daß die

Stellung mit anderen Aussagen des Apostels über die Liebe verdeut- neutestamentlichen Ekklesiologien in aller ihrer Verschiedenheit am

licht Gemeinsamkeiten und Besonderheiten von 1 Kor 13. Primat der kerygmatischen und missionarischen Funktionen gegen-

Mit ihrer Studie hat O. Wischmeyer dem Exegeten ein unentbchr- über den institutionellen und verfassungsmäßigen festhalten. - Der

üches Hilfsmittel für jede weitere Beschäftigung mit 1 Kor 13 bereitge- Beitrag «La tradition dans le Nouveau Testament» versucht zu

stellt; denn hier werden sämtliche mit diesem Kapitel verbundenen zeigen, daß Kerygma und Tradition nicht gegeneinander stehen.

Probleme forschungsgeschichtlich aufgearbeitet, detailliert analysiert sondern daß die neutcstamentl.che Tradition ihrem ursprünglichen

und durch profunde exegetische Arbeit einer zumeist gut begründeten Wesen nach kerygmatisch ist und daß ihr normativer Charakter

Lösung zugeführt. gleichermaßen auf ihrer apostolischen Herkunft wie auf ihrem

Gewirktsein durch den Geist beruht.

Berlin Christian Wolff Dje Aufsätzf. [n Tei, „ (Synoptiker) sind mit einer Ausnahme -

einer historisch-kritischen Analyse von Lk 15 - Nebenprodukte von
Bonnards Kommentierung des Matthäusevangeliums. Erwähnt seien

Bonnard, Pierre; Anamnesis. Recherches sur le Nouveau Testament. hiervon nur eine Studie über die Bergpredigt. Diese wird gedeutet als

Hommage du D. S. Amsler. Gencve-Lausannc-Neuchätcl. Revue Ej j jn ejn durch Jesus selbst ermöglichtes neues Verhalten,

de Theologie et de Philosophie 1980. XI.., 230 S. gr. 8' = Cah,ersde ^ j. ^ Gcgebcnheiten hinter sich

•a Revue de Theologie et de Philosophie, 3. ^ ^ ^ ^ das Kommen des Reiches Gottes; sie mft

Anläßlich seiner Emeritierung hat die Theologische Fakultät auf zu „guten Werken", die „in dieser Welt die nötige Bestätigung der

Lausanne ihren langjährigen Neutestamcntler mit einer Sammlung Predigt des Evangeliums darstellen" (S. 92)

seiner Aufsätze geehrt. Die hier zusammengetragenen 23 Beiträge aus Mit den Paulusbriefen befaßt sich Teil III. Und zwar enthalt er

drei Jahrzehnten lassen das wissenschaftliche Profil eines Theologen Abhandlungen über einige zentrale pauhmsche BegrifTe: „Sterben

Plastisch hervortreten, der sich stets als Lehrer seiner Kirche und Leben mit Christus", „Verstand (nou.s) , „die Kirche als Leib

wußte und seine Aufgabe darin sah. durch die Entfaltung des Zeugnis- Christi", „Schwachheit und Stärke des Christen". „Gerechtigkeit

der Schrift den Weg dieser Kirche helfend und zugleich kritisch zu Gottes und Geschichte". In Teil IV, der die johanncischen Schriften

begleiten. Bonnard hatte zunächst 1945 an der Fakultät der waadtlän- behandelt, findet sich neben einer aufschlußreichen Studie über den

dienen Freikirche zu lehren begonnen; nach der 1966 erfolgten Begriff „Fleisch" im Johannismus eine Untersuchung über den

Fusion dieser Kirche mit der Evangelisch-Reformierten Kirche des religionsgeschichtlichen Hintergrund der johanneischen Sprache

Kantons Waadt. an deren Zustandekommen er maßgeblich beteiligt (Contemplation johannique et mystique hellemstique) sowie eine die

war, wurde er Professor an der Theologischen Fakultät in Lausanne. Herkunft des 1. Johannesbriefes (La premiere Epitre de Jean est-elle

•n der Folgezeit entfaltete er vielfältige ökumenische Aktivitäten, so johannique?).

war er einer der Autoren der ökumenischen französischen Bibelüber- Teil V enthält einige Predigten und Reden darunter die schon
*tzung (Traduction oeeumenique de la Bible). Über diesen seinen erwähnte Abschiedsvorlesung. Eine Bibliographie der Werke Bon-
Lebenslauf, die Tür ihn maßgeblichen theologischen Lehrer (Phi- nards rundet den Band ab.

'■PPe H. Menoud, Franz Leenhardt und Suzanne de Dietrich), sowie Erlangen JurBen RololT
die ihn prägenden kirchlichen und zeitgeschichtlichen Erfahrungen
B'bt Bonnard ebenso offen wie humorvoll Auskunft in seiner

Abschiedsvorlesung, die - das Thema .Anamnesis' ins Persönliche ]/icE)ona|a James I. H.: Kerygma and Didache. The articulation and

sanierend-den Band beschließt. Besonders bedenkenswert erscheint strueture ofthe earliest Christian messagc. Cambridge; Cambridge

hier das Fazit; das er aus seiner ökumenischen Arbeit zieht: „Die University Press 1980. 247 S. 8'. = SNTS Monograph Series, 37.

Kirchen werden nicht zueinander finden, indem sie ihre Reichtümer lw £ 9,50.

^einander teilen, sondern indem sie sich gemeinsam ihre Blockaden ' r . ... ,. . ~-

gegenüber der Schrift und-gegenüber der modernen Welt einge- Der Titel dieses Buches, das auf eine philosophische Dissertation an

stehen " (S 217) der Universität Edinburgh zurückgeht, ist insofern mißverständlich.

Die Aufsätze sind nach Themenbereichen gruppiert, wobei die erste als er gerade nicht dessen zentrale These charakterisiert sondern viel-

Gruppe. die allgemeine theologische und hermeneutische Fragen mehr die traditionelle Position benennt, die ,n ihm destruiert werden

^handelt, das Hauptgewich. hat In dem programmatischen Beitrag soll. Diese Position ist die der kerygmatischen Theologie, die im

*il dem Tite, «L'Anamnese strueture fundamentale de la Theologie Kerygma die formgebende Mitte der urchns.hchen Botschaft sah und

«" Nouveau Testament», dem nicht von ungefähr der Tite. des alles daransetzte um diese Priorität des Kerygmas auch formge-

^samten Bandes entlehn, ,st, skizzier, Vf. in knappen Umrissen „eine schicht.ich zu verifizieren, etwa durch de ^^^^

Geschichte der christlichen Anamnese im ersten Jahrhundert": Den tische Formeln jeweils am ^f^^,^^^

AusgangSpunkl bildete die euchanstische Anamnese; der eucharisti- .nterpretationsprozessen stehen. Noch wette, _*

sehe Rilus, dessen Mute weder die Gegenwar, des Auferstandenen in Kerygmatheologen war in diese Richtung C. H. Do^ ^an en m ,

den Elementen noch die Vergegenwärtigung des Todes Jesu, sondern seinem einflußreichen Buch "The Apostohc Preach ng an* De -

die Teilhabe am geschichtlichen Heilswerk Jesu ist, hat die Grund- ^«™"SCSZlSlE^SÄ

s^k,ur christlichen Lebens und Denkens im ersten Jahrhundert ent- mas aufzuweisen suchte und eine starre T^^£^^

Heidend bestimm, (S. 5). Von da aus kam es zur Entwicklung der diesem Kerygma, das er der missionarischen Verkündigung zuord-

doxologischen Anamnese in den neutestamentlichen Christus- nete, und der - im wesentlichen nur a s ethische Gnterwei^ng d

hymnen sowie zur Anamnese von Jesusworten, durch die der Aufer- Getauften verstandenen - Lehre. Die Schwachen der These Dodds

s'andene als der identifiziert wird, der in der Geschichte gesprochen liegen längs, zutage; es .st deutlich geworden, daß ™^J«J*

hi« (S. 7). Auch die paulimsche Rechtfertigungsverkündigung will ment Verkündigung und Lehre weithin ineinander verschr nk sind

B°nnard vom LeitbegrifTder Anamnese her erschließen, indem er sie und daß sich darum die Begriffe.Kerygma und Didache als Leikate

als ein Zur-Geltung Bringen des geschichtlichen Heilswerkes Jesu gorien für eine formgeschichthche Einordnung d« Materials nur sehr

Christi begreift. - Im zweiten Aufsatz (Normative du Nouveau beding, eignen. Insofern wird man der Kntik McDonalds gern zustim-

Testament e, exemplarite de Fcglisc primitive) setzt sich Vf. kritisch men, und auch sein Versuch, aufgrund form- und uberheferungsge-