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Ausgabe:

1984

Spalte:

110-111

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Iob 1984

Rezensent:

Soisalon-Soininen, Ilmari

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109 Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 2 HO

mit Frauen - gewaltsamer Tod in der Familie, ist zwar eine modifi- allein richtige sein wird. Aber ich glaube, daß das Bemühen um das

zierte, aber doch alte Erkenntnis, die ebenso im moralischen wie im Verständnis der Samuelisbücher noch ofTen ist.

geschichtlichen Rahmen Geltung hat. Übrigens spielt bei dieser histo- ßase, Hans Joachim Stoebe

rischcn Fragestellung das Kriterium der Nachweisbarkeit (Gewiß -

Ungewiß, welches ja immer unsicher bleibt) eine geringere Rolle als

die nach der Vorstcllbarkcit, die den Leser mit seiner Imaginations- .

Fähigkeit in das Geschehen einbezieht. Damit stehen wir wieder bei Ziegler, Joseph [Ed.]: lob. Gottingen: Vandenhoeck & Ruprech,

. , . . . . ... io»2 4 4S er 8 = Septuaeinta. Vetus Testamentum Graecum.

dem wie Fokkelman mit Recht betont, entscheidend wichtigen P Jentiarum Gottingensis editum, XI.

Medium des Lesers. 4. Lw. DM 168,-.

Fokkelman stützt seine Darlegungen, Konzepte und Folgerungen

mit einer bewundernswert sorgfältigen Stil- und Strukturanalyse, die während des Jahres 1982 sind zwei Teile der Göttinger LXX er-

«z. T. noch mit graphischen Darstellungen verdeutlicht. Deren Ge- scnienen, Numeri von John W. Wevers und lob von Joseph Ziegler.

wicht wird nicht vermindert, wenn einzelnes überlastet erscheint und Di(, Fdjtjon von i0b hat eine besonders große Bedeutung für die LXX-

man es nicht nachvollziehen kann (z. B. liegt das Wort „Tafel" Forschung. Wegen der in vieler Hinsicht sehr freien Übersetzung

ISam 20.2; 2Sam 9 [S. 29] auf so verschiedenen Ebenen, daß Folge- dies£S Bucbes hat man es viel untersucht (z.B. G. Gerleman 1946.

Hingen daraus sich verbieten). O. H. Gard 1952, H. M. Orlinsky 1957-65, H. Heater 1982), es gab

Ich stimme dem Vf. in sehr vielem zu, gerade in dem, was den at,er bisher keine moderne gründliche Ausgabe; neben Rahlfs' Hand-
Respekt vor dem Text angeht. Das Eingeständnis des Nicht-Verste- ausgabe hat man zu Holmes-Parsons greifen müssen,
hens ist oft besser als gewagte Emendationen. Auch ich rechne mit ejne große Freude rür die LXX-Forscher, daß diese wichtige
der Imaginationsfähigkeit des Lesers, wenn ich den Anakolut als Zci- Ausgabe von Joseph ziegler, dem Altmeister der jetzigen LXX-
chen erregter Rede betone. Auch ich sehe im Chiasmus, wenngleich in Forscnung; durchgeführt werden konnte. Wenn man die von ihm
größeren Komplexen, ein Mittel literarischer Gestaltung (VTS XVII edjerten ac'ht Bände der Göttinger LXX vor sich hat, kann man sich
•°65). Auch ich bin der Meinung, daß der Leser unvoreingenommen, vorste,,cn was rür eine gewaltige Lebensarbeit von fast fünfzig Jahren
jedenfalls nicht durch eine Methode vorprogrammiert, dem Text be- dahjnter s'teht Es sind die Früchtc einer großen Liebe zur LXX und
gegnen soll. Es ist langweilig, wenn man bei den ersten Seiten weiß, unermüd|jchen Arbeit durch alle diese Jahre. Der erste Band
welches das Ergebnis sein wird. Was aber der Vf. für seine Methode in wn zieg,er jn der Göttinger LXX ist im Jahre 1939 erschienen
Anspruch nimmt, muß auch für die historisch-kritische Methode gel- (]sajas) Sejne erste LXX-Untersuchung „Der textkritische Wert der
rön, der ja der Vf. einen bescheidenen Raum gewährt, nämlich daß sie Septuagin(a des Buchcs Job- (Miscell. Bib. 2, S. 277-296) stammt
sich bei der Anwendung an einem Text verfeinert und entwickelt. Ein ^ ^ Jahrc (9ß4 Jrotz ejner schweren Krankheit, die die
noch nicht genug durchkonstruiertes Handwerkszeug sagt nichts über ^ |ange ^ unterbrach bat er jetzt die Iob-Edition, die sich
seine grundsätzliche Eignung. mit dem Anfang seiner LXX-Untersuchungen berührt, fertig.

Es is, also nicht leicht, mir über mein Gefühl der Unbefnedigung umfangreichcn Einleitung (206 S.) beschreibt Ziegler zuerst

klarzuwerden. Ich muß beim Medium des Lesers ansetzen. Der als >" ** « 8 Tcxtzeugen dann ihre Gruppierung, wobei er auch

*J Postulierte Leser scheint mir kein geschichtliches Wesen, son- ^^^^^Z^ZZ charakterisier,. Kennzeichnend

m ,n einer gewissen Engführung auf detaillierte strukturelle Fem- £££5™^ der Darstellung und die sachliche Einsen
ausgerichtet, die zudem dem unbefangenen Leser kaum bewuß ■ " ■ d ^ ^ ^ ^

^ V'e mehr ersl a«f8«c,g, wcrdc" mussem Auf der anderen S ,te ^ N8achsch,agen gcbraucht, kaum kontinuierlich gelesen. Wer sich

«fissen hterarkritische Vorentscheidungen übernommen und ratio- zum Na 8 t feald njcht nur wje ungewöhnlich vie,

"al gerechtfertigt werden, z. B. die Einbeziehung von Reg +2 (nach aber du. ^ jnteressan( ^

em Vf noch ein Stück David-, nicht Salomogeschichte) is, ein Pra- ^ kann. Nur beim sorgfältigen Durchlesen

Judiz und eine petitio prineipii, um die Begebnisse um Adonja. Abisa ^ » werJen auch die Hauptprinzipien der Editionsarbeit

und Salomo in ein Schema einzubeziehen, in das sie offenbar nicht der E8 ^ ^ dje Hauplprinzipien

mehr gehören. Es gib, außerdem Stimmen, die diese Zugehörig eit in Em Hjnweisen ^ aber ^

F age stellen (Mowinckel. Conroy, Stoebe). Em anderes Beispie, wäre — ^g ündungen des Herausgebers zu verstehen.

d'e Verteidigungsrede Mefiboscts Kap. 19. Die schon für David ^f.0*»™ . . _. . dje a,terisierten Zusätze

durchschaubare Frage, wo Rech,, wo Unrecht ist, wird aus der Länge Wie bei Rahlfs, so werden auch ^^^^^^

h„_ ,, . ° .. , . «,__ Hip n loh meistens in a en Textzeugen vorkommen, im lexigeorucM

J Verteidigung Mefibosets zu seinen Gunsten entschieden, das V - uJMcloMen bezeichnet. Auch in

halten Davids, wie auch sonst oft, als äußerst fragwürdig hmgestelI, dlicne Tcxtkritik geübt (s. S. 134ff), was an

D s erschein, als eine psychologisierende Überlastung, wie sie wohl d7^^ * dKoVrekluren im Vergleich zu Rahlfs geführt hat.

a c s s, Lückcn tM Frej|jch. wie Vf sich der Gefahr von das ^erial der üngeren Übersetzer Korrek-

^chologie und Phantasie bewuß, ist, so weiß ich ebenso um ihre Sonst mha ^ ^ ^

Uncntbehrhchkeit. Der Vf. hat sich, sicher mit Recht, darum bemuht, turen zu den iruncren «u ga sonsti„en

d^ Dialektik in der Person und im Tun Davids aufzuweisen. Die Dia- der Quellen neu ko lationiert worden, wie auch für die sonstigen

lcktik liegt aber tiefer, schon in der Geschichte, die die Gestalt Davids Bände der Gottinger LXX. nf+Agyc. die die älteste uns

Arsten,. Es is, die Geschichte, wo richtig falsch und falsch richtig wird Die Grundlage des Textes geben die Hss. «^^^^

^d Cot, das Unwahrscheinliche tut. erreichbare Textform bieten. Wie in einigen anderen

Wenn ich rech, verstehe ha, Fokkelman eine historisierende Ver- Jer. SapSal, S.r), stehen sie auch in lob sehr nahe beieinander. Sie

--dung i^T^ZSZ und seinen Bezug auf den Leser teilen oft sogar die deutlichen Schreib u. a. Fehler.

Schern wollen. Auf einer Ebene is, das sicher gelungen. Aber dieser zuweilen sehr schwierig zu entscheiden,

T«, ist Niederschlag einer Zeit, in der man sich um das Verständnis von B-S oder neben ihnen nur von ganz ^^^^

d« Weges Gottes bemühte. Und darin lieg, ein unmittelbarer Lebens- als ursprünglich zu bewerten ist, wann nicht. In den

b«ug zu jeder Zei, und jedem Leser ,n seinem gleichen Bemühen. die Entscheidung ,n die eine oder andere Richtung ganz kUnes b«*

'ch gebe dankbar zu, daß ich dieses Buch für meine Arbeit immer in aber dazwischen eine beträchtliche Zahl von ^^^^

priffnähe gehabt habe, verhehle aber auch nicht, daß meine Gedan- Entscheidung unsicher bleiben muß Die "^-^^

^Führung, vor allem meine Beurteilung erkennbarer überliefern«'- immer gründlich erwogen, sie verraten auch eine deutliche Konse-

*" eine andere sein muß. Ich nehme nicht in Anspruch, daß diese die quenz. In diesem Matena, findet man jedoeh einzelne Falle, über die