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Ausgabe:

1984

Spalte:

102

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Titel/Untertitel:

Welt aus der die Bibel kommt 1984

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 2

102

ufer), das judäische Bergland und die Schefela. Der in Vorbereitung
befindliche erste Band soll ausführlich die natürlichen Gegebenheiten
beschreiben und eine Darstellung der Altertümer und der Heiligen
Stätten Jerusalems enthalten. Der dritte Band wird dem Norden des
Heiligen Landes gewidmet sein.

Besonders ausführlich berücksichtigt werden selbstverständlich die
biblischen Orte im engeren Sinne. Darüber hinaus haben die Autoren
aber auch bedeutende Ruinen und Ausgrabungsstätten, die nicht mit
einer biblischen Ortslage identifiziert werden können, sowie archäologische
Denkmäler aus späteren Epochen mit aufgenommen. Dem
Charakter eines Studien-Reiseführers gemäß treten allgemeine Angaben
zu reisetechnischen Fragen in den Hintergrund. Dafür stehen
ohnehin dem Reisenden die üblichen aktuellen Informationsmittel
zur Verfügung. Routen und Zugangswege werden aber mit der erforderlichen
Sorgfalt beschrieben und durch Kartenskizzen veranschaulicht
. Angemessenen Raum gewähren die Autoren auch Hinweisen
auf Natursehenswürdigkeiten und überhaupt auf die landschaftlichen
Charakteristika, insbesondere einleitend zu den Abschnitten .Küste
und Küstenebene' (KT), .Negev' (138fT), .Totes Meer' (235ff), .Arava'
(257fT) und .Das judäische Bcrgland' (568fT). Regional eigentümliche
Vertreter der Pflanzenwelt werden öfters beschrieben und durch
Zeichnungen wiedergegeben. Eine Anzahl von Stahlstichen aus dem
'9-Jahrhundert vermittelt alte Landschafts- und Architektureindrücke
. Die technische Qualität bleibt allerdings beträchtlich hinter
den Vorlagen zurück.

Die Darstellung der einzelnen archäologischen Stätten berücksich-
•'gt alle wünschenswerten Gesichtspunkte: Beschreibung der topographischen
Situation, alte Bezeugungen, Gang der Erforschung, umfassende
Darstellung der Befunde mit vielen Grundrissen, Rekonstruk-
honszeichnungen und Skizzen von bedeutenden Einzelfunden. Einen
relativ sehr großen Raum gewähren die Vft". der Darstellung der Geschichte
der jeweiligen Ortslagc und der Schilderung der weiterrci-
chenden geschichtlichen Zusammenhänge, mit denen sie auf diese
oder jene Weise verbunden ist. Auch hierzu wird entsprechendes Ab-

ddungsmaterial aus der Umwelt Palästinas in Nachzeichnung gebo-
jen. Gemäß dem Charakter des Werkes liegt auf der Wiedergabe der

'blischen Überlieferungen zu den einzelnen Schauplätzen der alt-
Un-d neutestamentlichen Geschichte besonderes Gewicht. Berücksich-
hgung finden auch spätere jüdische, christliche und islamische mehr
oder weniger legendenhafte Traditionen sowie Zeugnisse der alten
K'rchcnschriftsteller. Oft werden die Quellen in umfangreichen Passagen
wörtlich zitiert. Den Abschluß der Ortsbeschreibungen bilden
Jeweils Informationen über die Besichtigungsmöglichkeiten.

Im Vergleich zu den bislang erschienenen Reiseführern ähnlicher

'dsetzung nimmt das Werk von Keel und Küchler eine heraussagende
Position ein. In methodischer Hinsicht nehmen die Vff. die

mdition der von I. Benzinger bearbeiteten letzten Auflage des nunmehr
schon 70jährigen .Baedekers' auf, der zu den besten Bänden der
kannten Reiseführer-Serie gehört. Die Verbindung dieser in gewis-

em Sinne klassischen Konzeption des Reiseführers mit den Anforderungen
eines Handbuchs zur palästinischen Archäologie und über-
uPt zur palästinischen Altertumskunde und Geschichte ist auszeichnet
gelungen. Auch der Fachmann findet das für seine Arbeit

otwendige. Die Angaben über archäologische und historische Fak-

en sind belegt und werden durch zahlreiche Literaturhinweise ergänzt
. Bei der Auslegung der Befunde werden auch unterschiedliche
Z^ssungen erwähnt, manchmal auch diskutiert, zumindest aber

urch Literaturverweise angemerkt. Hervorzuheben ist, daß die Betreibung
ziemlich detaillierter archäologischer Sachverhalte stets
anschaulich und auch für den lesenswert bleibt, der als Tourist vor-

ungjSam Schauwert oder an der kirchlichen Tradition interessiert ist.

as ist einerseits dem den Vff. erfreulich großzügig zur Verfügung gesellten
Raum zu verdanken, der eine ebenso gründliche wie allgemeinverständliche
Beschreibung gestattet. Andererseits trägt die sehr
endige Darstcllungsweise dazu wesentlich bei. Die Autoren verste-

en es trefflich, erzählend zu informieren. Man merkt, daß dabei die

speziellen Voraussetzungen und die Anliegen der unterschiedlichen
Konfessionen berücksichtigt werden. Das ist im Interesse einer weiten
Verbreitung des Werkes zu begrüßen. Der mehr auf den Stil der literarischen
Gattung .Wissenschaftliches Handbuch' orientierte Fachmann
unter den Benutzern sollte sich deshalb auch nicht an so mancher
ungewohnt munteren Formulierung oder an den öfters etwas
.plakativen' Zwischenüberschriften stoßen.

Einleitend bemerken die Vff., daß die Abfassung eines solchen
Werkes „eigentlich" die Aufgabe „Ortsansässiger hätte sein sollen
. ..". „Aber da sich keiner fand, der dazu in der Lage und auch w iI-
lens gewesen wäre, diese Fron auf sich zu nehmen, fühlten wir uns -
wenn auch mit Widerstreben - verpflichtet, diese Lücke zu lullen"
(XIII). Gewiß, es ist in mancher Hinsicht eine entsagungsvolle Aufgabe
, wenngleich die Vff. die Möglichkeit hahen (und auch nach
Kräften nutzen), Ergebnisse und Einsichten eigener altertumswissenschaftlicher
und alttestamcntlicher Arbeit einfließen zu lassen. Jedenfalls
mag sie diese .Fron" nicht allzu hart gedrückt haben. Man spürt
allenthalben, mit welchem Eifer sie sich der Gestaltung ihres Handbuchs
und Studienreiseführers für ein „lächbezogenes Pilgern" widmen
(XIV). Der Dank vieler Leser und Benutzer für diese überaus gelungene
Publikation wird nicht ausbleiben, und der Rez. wünscht,
einer der ersten unter diesen Dankenden zu sein.

Berlin Karl-Heinz Bernhardt

Kellermann, Mechthild, Stanislaw Medala, Michele Piccirillo u.
Eugen Schwarz: Welt aus der die Bibel kommt. Biblische Hilfswissenschaften
. Kevelaer: Butzon & Bercker; Stuttgart: Kath. Bibelwerk
1982. 263 S. m. 7 Ktn 8' = Biblische Basis Bücher, 2.
DM 28,-.

Der zweite Band der .Biblischen Basis Bücher'' enthält allgemeinverständliche
Einführungen in die biblische Geographie (M. Piccirillo
) und Archäologie (S. Medala und E. Sitarz). in die Geschichte des
Volkes Gottes (E. Sitarz) und in die biblischen Sprachen (M. Kellermann
). Die vier Beiträge sind umsichtig aufeinander abgestimmt und
bieten insgesamt eine sehr anregende Einführung bzw. Ergänzung zur
Bibcllektüre, die gleichermaßen für den individuellen Bibelleser wie
für den kirchlichen Unterricht hilfreich sein dürfte. Zur erfreulichen
Qualität des Bandes trägt es vor allem bei, daß die Autoren den angesprochenen
Leser- und Benutzerkreis weder überfordern noch unterfordern
.

Für Fachleute ist in methodischer Hinsicht der vierte Teil des Bandes
von besonderem Interesse, der den biblischen Sprachen gewidmet
ist (197-257). Es handelt sich um den bemerkenswerten Versuch einer
kurzgefaßten Sprachkunde und Grammatik des Hebräischen, Aramäischen
und Griechischen für Bibelleser, die keinerlei Kenntnisse in
den biblischen Sprachen haben. Ob dieser Versuch gelungen ist, vermag
selbstverständlich nur der damit speziell angesprochene Leserkreis
zu beurteilen. Jedenfalls ist der Vfh. eine alles sorgfältig erklärende
und interessante Beispiele heranziehende Darstellung gelungen,
die Grundkenntnisse vermittelt und wohl auch die Neigung wecken
mag, sich noch etwas näher mit den biblischen Sprachen zu befassen
.

Hervorzuheben ist das Bemühen, allenthalben den gegenwärtigen
Forschungsstand zu berücksichtigen und den Leser mit der erforderlichen
Behutsamkeit an die kritischen Erkenntnisse der Bibelwisscn-
schaft und der Archäologie heranzuführen. Nicht ganz befriedigt nur
der einführende Beitrag über die biblische Geographie, der sich im
wesentlichen auf die historische Topographie beschränkt (erläutert
durch eine Anzahl von Kartenskizzen). Die natürlichen Gegebenheiten
- wie Klima, Landschaftsformen. Bodenbedeckung, Tierwelt. Voraussetzung
für Landwirtschaft u. ä.-bleiben leider unberücksichtigt.
Berlin Karl-Heinz Bernhardt

1 Vgl. die Anzeige des ersten Bandes in ThLZ 106. 1981 Sp. 325.