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Ausgabe:

1984

Spalte:

94-96

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Im Kraftfeld des Evangeliums 1984

Rezensent:

Petzoldt, Martin

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 2

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Schwerin Gerhard Thomas

seiner Meinung bislang erst in Ansätzen vorhanden ist. Dabei geht es die kirchenpublizistische Situation in der Bundesrepublik Deutsch-
nicht um die Frage, ob wir uns der Massenmedien bedienen wollen land und in der DDR sind kaum miteinander vergleichbar. Der unterOder
nicht. Diese Frage ist längst entschieden. Die Massenmedien sind schiedliche gesellschaftspolitische Kontext prägt gerade diesen Zweig
unser Schicksal. Es geht aber darum, wie wir mit ihnen umgehen. In kirchlicher Arbeit besonders stark. Doch gilt für die Kirchen in der
sieben kurzen Thesen erläutert K. Rüdiger Durth den Maßstab, unter DDR uneingeschränkt, was K. Rüdiger Durth für die Kirchen in der
denen er die Medien beurteilen möchte: ob sie Für das Leben der Welt BRD schreibt: Publizistik ist ein wichtiger Dienst der Kirche, und
einstchen und HofTnung weitergeben. Eine der Thesen, die sich zwar an ihr selbst und an der Gesellschaft, in der sie lebt. Ein Hand-
speziell auf die Kirchenpresse bezieht, lautet: „Der Kirchenpresse buch der kirchlichen Publizistik in der DDR steht immer noch aus.
kommt die Aufgabe zu, bei aller Wahrung ihres besonderen Auftrages, wäre aber längst fällig. Ein solches Projekt einmal in AngrilT zu
Beispiele für eine freie, unabhängige, offene und am Menschen orien- nehmen, kann ich mir als eine lohnende Aufgabe für die zuständigen
tierte Publizistik zu liefern." Fachgremien des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR. für
Im ersten Kapitel wird ein Überblick über die kirchliche Presse- den Ausschuß für kirchliche Kommunikation oder seinen Fachar-
•andschaft in der Bundesrepublik Deutschland gegeben. In Form beitskreis Presse, gut vorstellen,
historischer Reminiszenzen, Schilderung jüngerer Entwicklungen
und Statistiken erfährt der Leser eine Menge Wissenswertes. Anhand
von flüssig erzählten praktischen Beispielen, zum Teil aus eigener
Erfahrung des Autors, werden Tendenzen, positive wie negative Entwicklungen
, veranschaulicht [Binder, Hermann:] Im Kraftfeld des Evangeliums. Festschrift für
p, .' Prof. Dr. Hermann Binder zu seinem 70. Geburtstag, hrsg. von
lws zweite Kapitel ist der Sprache gewidmet, der Sprache der R K,ein „ H. Pitters. Sibiu-Hermannstadt: Landeskonsistorium
"-che wie der Sprache der Zeitung. Der christliche Journalist sieht der Evangelischen Kirche A.B. in der Sozialistischen Republik
sich einer Kirchensprache ausgesetzt, in der er selbst vielleicht zu Rumänien 1981. 239 S., I Porträt 8" = Beihefte der „Kirchlichen
"ause ist, nicht aber ein Großteil der Leser. Die Sprache der Kirche, Blätter", 3.
unterschieden nach Konfessionen, Traditionen, Landschaften, Amtsund
Kanzelsprache, erreicht immer weniger den Fernstehenden, der Der Empfänger dieser Festschrift ist der als Neutestamentier und als
Kirchc Entfremdeten. Nach Meinung des Autors ist das Problem ökumenischer Vertreter seiner Kirche gleichermaßen bekannte
Bichl durch eine völlige Anpassung an die Zeitungssprache zu lösen. Hermannstädter Professor Dr. Hermann Binder. Es ist beeindruk-
Darüber würde das Christliche verlorengehen. Dem Journalisten ist kend, in welcher Weise dem Initiator der seit 1973 erscheinenden
die Umsetzung des Evangeliums in eine verständliche Sprache ebenso neuen Folge der „Kirchlichen Blätter" in der Reihe ihrer Beihefte eine
aufgetragen wie die verstehbare Vermittlung von Nachrichten aus der Ehrung bereitet worden ist. In den Beiträgen - sämtlich von sieben-
Kirche für die Kirche und die Welt. bürgisch-sächsischen Theologen verfaßt-spiegelt sich das Tätigkeits-

Dih»;r„n a l ■ ,i- u „, . j i»; u • feld Binders als „theologische und kirchliche Prägung einer Gene-

i-MDci soll das christlich-publizistische Wort das Wort der Kirche in ■ 6 6

Verlain,i;„..„ oi .. _, , - , . „ , a ration" (16), die er maßgeblich mitbestimmt hat.

"Kündigung. Sakrament, Diakonic, Seclsorgc und Gemeinschaft v " 6

durch-inc r,;„u. . n „ . . . . ... , , Das zeigt sich sogleich in den vier Aufsätzen, die im Gespräch mit

UM-naus nicht ersetzen. Es soll vielmehr dieses vielfältige Wort der 6 6 ...

Kirch* i?r* a , , r- ,. , . , • M . • ., , wichtigen Aussagen Hermann Binders je eigene Konturen zu verdeut-

""enc, vom Anspruch des Evangeliums bis hin zur Nachricht aus der 6 6 ,

Amtslfir,.!,., b__i . u c u r i u a: liehen versuchen: Michael Gross. Aspekte des Abrahambildes in

"'isKircne. kommunikativ machen. So ist es ebenso falsch, die ■. .

Sprache v ■ u . j c i. j -r •. j . c • i Rom. 4 im Zusammenhang pauhnischcr und rabbinischer Herme-

piacne der Kirche mit der Sprache der Zeitung zu identifizieren, als "™ ..««_■

wie sie zu ;h, •„ ■ n . n o j u u u d b, neutik (17-24); es bleibe bezeichnend, „daß Paulus vom Judentum

ne zu ihr in einen Gegensatz zu stellen. Beide haben ihr Recht. , ," ,

Weil sie um„i,- a i7 i.- l u a- ■■ ■ b ••■ her, Abraham als .Vater des Glaubens ubernehmen konnte, zugleich

«u sie verschiedene Funktionen haben. Sie erganzen sich gegenseitig. • ... . _ . .....

Das ipu,oii;„„ m a- . j c i a a- i ■ dessen Glaubensverstandnis aber verwarf... Es ist sachlich eindeutig

«jeweilige Medium, sei es die Kanzel, das Sakrament oder die Zei- ,„ .-.„. , . „., . 6

•ung >r>i.i,d ii c a' c , a i b i. •■ richtig, daß Rom. 3,21 ff der Beweisführung aus Rom. 4 vor- und

u"g. spielt eine Rolle für die Sprache. Form und Inhalt müssen ein- 6' .... , , „

anderenKnr,, h übergeordnet ist und nicht etwa umgekehrt (21). Samuel Pi ringer.

a ... Rechtfertigung und Versöhnung in Rom. 5,1-1 I (25-44). sucht die
ngehangt an die mehr grundsätzlichen Ausführungen über die Stc,le zu bestimmen! an' der RechtfcrligUng und Versöhnung sich
p ache sind einige nützliche Hinweise zur Zeitungssprachc: Satzbau, berünren und ineinander übcrgehen. Durch das Geschehen der Verwendung
von Abkürzungen, Titeln und Zitaten. söhnungsei eine neue objektive Lage geschaffen; deshalb werden „alle
"j dritten Kapitel werden journalistische Stilformen erläutert. Hier anderen Aussagen vertieft. Wenn Rechtfertigung für den Glau-
w'rd es ganz praktisch. Publizistische Amateure, die ja auch weithin benden möglich ist, so ist Versöhnung Tür die feindliche Welt
^"Rer Redaktionsschreibtischen von kirchlichen Redaktionen sitzen, geschehen. So wird durch die Versöhnungsaussage die Rechtferti-
«Men hier eine Reihe nützlicher Hinweise für ihre alltägliche Arbeit. gungsbotschaft radikalisiert" (41). Demgegenüber weitet Christoph
a linden sich Erörterungen so ziemlich aller journalistischen Klein, Versöhnung als zwischenmenschliches Geschehen im Neuen
S(enrcs- d'e in einer Zeitung oder Zeitschrift verwandt werden. Die Testament (45-60), den Horizont und blickt auf das ganze NT, wenn
Echwortc des Kapitels lauten: Überschrift, Meldung. Bericht, Inter- aucn dje paulinischen Aussagen eine gewisse Zielfunktion erhalten.
^ew, Reportage, Foto, Kommentar, Wort zum Sonntag, Porträt, c\t. Klein kritisiert das weitgehende Fehlen seiner Thematik in der
^uchkritik, Leserbrief, Glosse. Karikatur. Anhand praktischer neutestamentlichen und der systematischen Theologie. Daß hier
e'spicle, fotokopiert aus Zeitungen, werden journalistische Grund- spätestens von E. Käsemann (FS R. Bultmann 1964; nicht genannt)
e8eln erläutert, und vor häufig wiederkehrenden Grundsünden wird eindeutige Weichenstellungcn bezüglich der Textbasis im NT vorge-
jjewarnt. Aufgut 80 Seiten können Journalisten und erst recht solche, n0mmen worden sind und daß von W. Dantine (Versöhnung. Ein
le « werden wollen, eine Menge für ihr Handwerk lernen. Grundmotiv christlichen Glaubens und Handelns. Gütersloh 1978)
Das letzte Kapitel des Handbuches schließlich beschäftigt sich mit ein Entwurf zum Thema vorgelegt worden ist, wird vom Vf. nicht
Praktischen Tips für die Öffentlichkeitsarbeit. Sic sind allerdings ganz diskutiert. Dennoch ist das Ergebnis sehr interessant, das mit der
aui die Situation der Kirche in der Bundesrepublik Deutschland aus- Textbasis Jesus (bes. Mt 18), Johannes (Joh 13) und Paulus (1 Kor)
^richtet und nur bedingt auf die Situation der Kirchen in der DDR erreicht wird: Im wesentlichen enthalten alle Aussagen mit „vertika-
PBertragbar. Das gilt natürlich auch stark für das erste Kapitel dieses lern Aspekt" auch den horizontalen (zwischenmenschlichen) Aspekt
Uches, weil bei der Bestandsaufnahme nur die Bundesrepublik - Versöhnung durch Jesus Christus und Gemeinschaft mit ihm wirkt
eutschland im Blick ist. Anders ist es mit den Kapiteln, die sich mit „sich im bruderschaftlichen Sein der Gemeinde" aus (59). Dieses neue
er Sprache und den journalistischen Stilformen befassen. Dennoch: Leben wird dann im folgenden Beitrag von Hans Klein. Die Gegen-