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Ausgabe:

1984

Spalte:

77-78

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Kuhnert, Günter

Titel/Untertitel:

Das Gilgalpassah 1984

Rezensent:

Kuhnert, Günter

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 1

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the role of 1:16-21 within the testamental strueture and purpose of
the work.

The exegesis of 2Pt 1:16-21 is then treated in detail, the section
concluding with a discussion of the place of 1:16-21 in the book, espe-
cially concentrating on the role of the argument from the inspiration
of the prophets against "private interpretation". It is then argued that
the Statements regarding the distortion of Paul's writings (3:l4ff)
should be understood as an extension of the author's apologetie
against the false teachers in 1:16-21; i. e., the "wisdom given Paul" is
analogous to the inspiration of the prophets, divine origin being in
both cases the basis for a prohibition of "private interpretation"
(= distortion) by the "proto-Gnostic" opponents.

The work next moves to an excursus on inspiration in the New Testament
, concentrating on those passages which appear to demonstrate
that inspiration in the church was a hermeneutical phenomenon.

A conclusion is given, showing that of all the New Testament writ-
lngs, 2Pt's treatment of inspiration Stands alone in its development
and implications, and represents an emerging ecclesiastical herme-
neutic tied to the inspiration of a pneumatic leader as he Stands in legi-
timate succession to Peter.

Appended arc two charts related to the strueture of 2Pt, and a
bibliography of works cited and consulted follows. Commentaries and
other key works on 2Pt are listed in the list of frequently cited material
m the preliminaries, and are not again listed in the bibliography.

Kuhnert, Günter: Das Gilgalpassah. Literarische, überlieferungsgeschichtliche
und geschichtliche Untersuchungen zu Josua 3-6.
Diss. Mainz 1981. 188 S.

Die Untersuchung geht von der Frage der geschichtlichen Herkunft
einer der Auszugscrzählung im Buch Exodus vorgelagerten Wüsten-
festüberlieferung aus. In ihr ist ein für den „Gott der Hebräer" in der
Wüste zu feierndes Fest, das mit dem ursprünglich nomadischen Passah
identisch sein muß, Anlaß und Ziel des Auszuges aus Ägypten
(Ex 3,18'; 5,2f; 7,14.26 u. ö.). Die Rolle Gilgals unter Saul in Zeiten
der Bedrohung, besonders als Ort der Sammlung der „Hebräer", also
von Angehörigen eines über Israel hinausgehenden Kreises verwandter
Völker (1 Sam 13). fijhrt zur Frage, ob nicht die Angabe über einen
Zug der Israeliten von ihrem Lager bei Gilgal zur Passahfeier in die
Steppengebiete von Jericho in Jos 5.10 geschichtliche Beziehungen zu
jener Wüstenfestüberlicfcrungerkennen läßt.

Dieser Aspekt einer größeren, noch nicht veröffentlichten Arbeit
über die Entstehung der Auszugserzählung ist zu einer selbständigen
Untersuchung ausgearbeitet worden, die Einsichten in die Entstehungsgeschichte
der Erzählungen in Jos 2-6 vermittelt.

Die literarische Analyse zunächst von Jos 3 und 4 ergibt zwei bisher
50 noch nicht herausgearbeitete, literarisch selbständige Quellen, die
jeweils durch einen Redaktor und bei ihrer Zusammcnfügung durch
e|nen weiteren Redaktor ergänzt wurden. Im Mittelpunkt der Quelle
Ä steht die Öffnung des Weges Israels nach Kanaan durch den mit der
Lade verbundenen Machterweis Jahwes. Sie weist auf Jcrusalcmer
Ladetradition zur Zeit Davids und danach zurück. Quelle B ist durch
überlieferungsgcschichtlichc Weiterentwicklung der in Quelle A befugten
Erzählung entstanden. In ihr liegt der Nachdruck auf der
Abhängigkeit des Machterweises Jahwes von der Einhaltung ritueller
Anweisungen. Der BegrifT „Lade des Buches" ist hier funktional im
Sinne der Vermittlung der Gemeinschaf) Jahwes verwendet. Erst Für
* läßt sich dtst. Charakter nachweisen.

>n Jos 5 werden Quelle A (v. 10-12aa. 13-15), RB und RAB, in Jos 6
Quelle A und B, RB und RAB festgestellt. Die gleichen beiden Typen
der Ladecrzählung wie in Jos 3 und 4 werden wiederum durch Quelle
A und B in Jos 6 repräsentiert.

In Mittelpunkt der forschungsgeschichtlichen Auscinanderset-
*ungen zur Ühcrlic/criingsgcschichtc steht der jüngste Versuch von

Otto (Das Bundes-Mazzothfest von Gilgal. Diss. Hamburg 1973, und:
Das Mazzothfest in Gilgal, BWANT 107, 1975), in einer ursprünglichen
Grundgestalt der Erzählungen von Jos 3-6 die Kultlegende
eines komplexen Festes mit Ladeprozessionen, Beschneidung und
Mazzothfest in Gilgal zu sehen. Es zeigte sich jedoch, daß die den
Quellen A und B zugrundeliegende Erzählung keine Kultlegende,
sondern eine Landnahmcerzählung ist, deren kriegerischer Charakter
in Jos 6 zu erkennen ist, und die nicht auf Gilgal, sondern auf Jerusalem
als Heimat weist.

Die überlieferungsgeschichtliche Analyse führt zu einer den Ausgangspunkt
der A und B zugrundeliegenden Erzählüberlieferung bildenden
relativ kurzen Landnahme-Kriegszug-Erzählung in erweiterter
Itinerarform, deren Bestand aus Jos 3,1; 4,13; 5,10-12 ermittelt
wird. In ihr spielte weder Josua noch das Jordanwunder eine Rolle.
Diese Erzählung zielt auf die Abhängigkeit der Landverleihung von
dem in der Wüste gefeierten Passah, dem rituellen Genuß von Maz-
zoth und gerösteten Körnern und der Teilnahme an dem von Jahwe
geführten Kampf.

Selbständige, von dieser Grunderzählung ausgehende Bildungen
fuhren zur Kundschaftcrgeschichte (Jos 2), zur Jerichoerzählung
(Jos 6) und zur Erzählung von der Begegnung Jahwes mit Josua im
Bereich von Jericho (Jos 5,13.14a). Dazu kommt eine ältere, noch im
jetzigen Text von Jos 3f erkennbare Gestalt der Erzählung von den
zwölf Steinen, die wie die ältere Jerichoerzählung noch nicht mit
einem Naturwunder rechnet, wohl aber schon mit Josua als Mittler
des Willens Jahwes. Eine mit der Grunderzählung konkurrierende
Sonderübcrlieferung stellt der erst später in B eingefügte Bericht von
einer Beschneidungsfeier in Gilgal dar (Jos 5,3.8b.9).

Die geschichtliche Wertung der Angaben der ältesten Landnahme-
Kriegszug-Erzählung geht davon aus, daß an bestimmten Orten haftende
, länger dauernde Zustände später als Ereignisse gedeutet wurden
, die mit Stationen eines Kriegszuges verbunden waren. So könnte
der Kampf mit den Einwohnern von Jericho (Jos 4,13) auf lokale
Streitigkeiten von im 12. Jh. eingewanderten Benjaminiten mit den
Bewohnern der dörflichen Siedlung auf dem Ruinenhügel von Jericho
, die vielleicht schon im 12. Jh. begann (H. und M. Weippert,
ZDPV 94, 1978,105fT), zurückgeführt werden.

So weist auch die überlieferungsgeschichtlich von der Angabe des
Kampfes unabhängige Notiz von einem von Gilgal aus gefeierten Passah
in den Steppengebieten von Jericho in Jos 5,10 auf einen dort längergeübten
Brauch zurück. Dieser muß mit dem von den Israeliten in
Ägypten geforderten Wüstenfest für den „Gott der Hebräer" identisch
gewesen sein und erklärt dann auch Gilgal als kultischen Mittelpunkt
in Zeiten der Bedrohung und damit im Zusammenhang als Sammelpunkt
der Hebräer unter Saul.

Gilgal, das in zunehmender Übereinstimmung der archäologischen
Forschung mit chirbet el mefdschir 4 km NNO von Jericho identifiziert
wird, lag danach im Schnittpunkt derGrenzen der Rahel Stämme
Ephraim, Manasse und Benjamin. Angehörige dieser Stämme schälten
sich dort aus dem Kreis der Hebräervölker heraus, indem sie die
mit dem Namen Jahwe verbundene Auszugstradition mit dem von
den Hebräern gefeierten Wüstenfest vereinten.

Die ältere Gestalt der Stcineerzählung weist zusammen mit der
Erinnerung an ein in der Richterzeit gefeiertes Passah ganz Israels in
2 Kön 23,21-23 auf die Bedeutung des von Gilgal aus gefeierten
Festes für den sich unter dem Einfluß der Rahelstämme bildenden
Stämmeverband Israel hin, wie sie in der Wüstenfestüberlicferung
zum Ausdruck kommt.

Die Grundgestalt der Landnahmc-Kricgszug-Erzählung wird
geschichtlich der Zeit nach der Deborahschlacht (Ri 5) zugeordnet,
die Grundform der Stcineerzählung und die übrigen Erweiterungen
der Landnahme-Kriegszug-Erzählung mit der Einführung Josuas dem
Wiederaufleben Gilgals als kultischer Mittelpunkt Israels unter
Saul.

Die weitere Entwicklung der Durchzugs- und Jerichoerzählung
wird aus der Verehrung der Lade zur Zeit Davids erklärt.