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Ausgabe:

1984

Spalte:

71

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Mit Luther predigen 1984

Rezensent:

Winkler, Eberhard

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Seite 1

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71

Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 1

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gung im Rahmen der Liturgie. - Dann stellt E. Marsch pädagogisch
hilfreich neue Fragen zur Predigt als „Praxis der öffentlichen tjnd
halböffentlichen Rede" vor (459): Kommunikationswissenschaftliche
Aspekte der Predigt. Wie kommt es mit Hilfe von Wortwahl, Aufbau
und Thema zu einer Innovation der Zuhörer, so daß die Predigt wirklich
zur Sprachhandlung und nicht zur Sprachstörung wird? - Zum
„Aufbau der Predigt" äußert sich abschließend noch einmal der Herausgeber
, wenn auch nur kurz.

In einer ungewöhnlichen Weite stehen bekannte und neue homiletische
Themen zur Verhandlung. Sie werden höchst unterschiedlich
abgerundet, selten rein traditionell, sehr oft neuartig ausgeführt, so
daß auch bei Kennern ein Informationsgewinn eintritt. Das gilt gewiß
nicht nur für den katholischen Leser, weil in einer ganzen Reihe von
Beiträgen evangelische Literatur verarbeitet ist. Das Profil einer ausgesprochen
katholischen Homiletik tritt zugunsten einer sich stärker
an die Empirie haltenden, allgemein menschlichen und christlichen
Betrachtung des Predigtgeschehens zurück. Das muß nicht verkehrt
sein, wie dieses instruktive Buch mit seinen Einzelbeiträgen zeigt.

Berlin Friedrich Winter

Nitschke, Horst [Hrsg.]: Mit Luther predigen. Gütersloh: Gütersloher
Verlagshaus Gerd Mohn 1982. 138 S. 8'Kart. DM 19,80.

Der Herausgeber wollte prüfen, „ob, wer mit Luther startet, ans Ziel
der Predigt des Evangeliums kommt. Heute, 500 Jahre nach Luther."
Deshalb wählte er Luthertexte etwa je von der Länge einer Perikope
aus, über die 20 Prediger predigten. Leider fehlt meist eine Angabe
darüber, ob, wann und wo die Predigt gehalten wurde. Manche Predigten
sind deutlich auf eine Gemeinde" bezogen, andere haben mehr
den Charakter von Notizen für eine Predigt. Bei aller Verschiedenheit
ist die „Startfrage" des Herausgebers insgesamt positiv zu beantworten
. Starker Nachdruck wird auf die praktischen Konsequenzen des
Evangeliums gelegt. Weithin gelang es, die Gemeinde in ein Gespräch
mit Luther einzubeziehen. Luther erweist sich als aktuell, ohne daß
der Abstand übersehen wird. Bieritz faßt diese Aktualität im Anschluß
an Luthers Auslegung von Lk 16,19-31 so zusammen:
„Geschenktes Leben weiter verschenken: Das ist mein Thema." Erfreulich
ist die sachliche Art, in der Luther weder verklärt noch abgekanzelt
, sondern, wie es der Herausgeber wünschte, als „Krücke und
Brücke" zum biblischen Wort ernstgenommen wird. In diesem Sinne
ist D. Mendt zuzustimmen, der den Hörern Luther lieb machen
möchte, weil er ihnen das Neue Testament als Anleitung für ihr Leben
nahebringen will. „Wenn Sie das verstehen, können Sie Martin
Luther getrost wieder vergessen."

E.W.

vor. Daß sie von einem so kompetenten Kenner und Mitgestalter der
ökumenischen Bewegung wie Dr. Visser 't Hooft geschrieben wurde,
verleiht ihr einen einzigartigen Zug von Authentizität und Augenzeugenschaft
. Visser't Hooft, von 1948 bis 1966 erster Generalsekretär
des ORK, war seit 1933 an den Überlegungen und Schritten zur Vorbereitung
der Gründung eines ökumenischen Rates aktiv beteiligt. Er
kannte die bedeutenden Pioniere der ökumenischen Bewegung, die
bereits bald nach dem 1. Weltkrieg die Schaffung eines solchen Rates
als eine Zukunftsperspektive zu entwickeln begannen.

Bei diesen ersten Ansätzen im Jahre 1920, dem geradezu prophetischen
Rundschreiben des Ökumenischen Patriarchats und den Überlegungen
zur Notwendigkeit einer ökumenischen Organisation der
Kirchen, die von Dr. John H. Oldham und von Erzbischof Söderblom
angestellt wurden, setzt das Buch ein. Es behandelt dann die Weiterentwicklung
dieses Gedankens in den Bewegungen für „Praktisches
Christentum" (Life and Work) und für „Glauben und Kirchenverfassung
" (Faith and Order), besonders auf deren Wcltkonferenzen 1925
und 1937 (Life and Work) und 1927 und 1937 (Faith and Order). In
der Darstellung der Jahre 1938 bis 1948, in denen der Plan zur
Zusammenführung der beiden genannten Bewegungen in einen Ökumenischen
Rat der Kirchen konkrete Formen annahm, umreißt Visser
't Hooft vor allem die Diskussion und Klärung der inhaltlichen
Fragen nach Wesen und Autorität des Rates und der Art der Repräsentation
der Mitgliedskirchen - geographisches oder konfessionelles
Prinzip - in ihm. Diese Fragen, die ihn während seiner späteren Amtszeit
weiterhin besonders bewegt haben, führt der Verfasser auch über
die Gründung des ORK im Jahre 1948 noch ein Stück weiter, indem
er die Vorgeschichte und die Bedeutung der sog. Toronto-Erklärung
von 1950 über „Die Kirche, die Kirchen und der Ökumenische Rat
der Kirchen" eingehender darlegt. Ein zusammenfassender Rückblick
und 5 Anhänge mit wesentlichen Dokumenten schließen den Band,
der auch einige dokumentarische Photos enthält, ab.

Die einzelnen Kapitel dieses Buches sind äußerst knapp gehalten.
Sie konzentrieren sich auf die wesentlichen Überlegungen und die
entscheidenden Durchbrüche und Schritte. Nur jemand mit dem
Überblick, der Erfahrung des engagiert mitwirkenden Zeugen und
dem kirchengeschichtlichen Gespür wie Visser 't Hooft konnte ein so
klares, instruktives und spannendes Buch schreiben. Es gehört zur
notwendigen Lektüre für alle, die dem bedeutendsten kirchengeschichtlichen
Aufbruch dieses Jahrhunderts, der ökumenischen
Bewegung und ihren institutionellen Ausdrucksformen, nicht gleichgültig
gegenüberstehen.

Anmerkung: Eine deutsche Übersetzung ist inzwischen unter dem
Titel „Ursprung und Entstehung des Ökumenischen Rates der Kirchen
" als Beiheft 44 zur Ökumenischen Rundschau, Frankfurt 1983,
herausgekommen.

Genf GünthcrGaßmann

Ökumenik: Allgemeines

Visser't Hooft, W. A.: The Genesis and Formation of the World
Council of Churches. Geneva: World Council of Churches 1982.
IX, 130 S. m. 10 Abb. a. Taf. 8". Kart, sfr 13,90.

Die Geschichte der ökumenischen Bewegung mit ihren Ursprüngen
, Vorläuferorganisationen des Ökumenischen Rates der Kirchen
und den Entwicklungen in der Behandlung spezifischer theologischer
Fragen, ist in den letzten beiden Jahrzehnten durch eine beträchtliche
Zahl an Publikationen in verschiedenen Sprachen aufgearbeitet worden
. Diese haben natürlich auch die Vorgeschichte des Ökumenischen
Rates immer wieder berührt. Doch eine durchgehende Darstellung
dieser Vorgeschichte vom ersten Aufkommen des Planes der Bildung
einer ökumenischen Organisation bis zu deren Gründung 1948
auf der ersten Vollversammlung des ORK fehlte bisher. Sie liegt nun

Darstellung und Grenzen der sichtbaren Einheit der Kirche. Erlangen:
Martin Luther-Verlag 1982. 108 S. 8' ■ Veröffentlichungen der
Luther-Akademie e. V. Ratzeburg.

„Einheit der Kirche" nicht als zu schaffende Größe, sondern als
„ewige Tatsache" (W. Temple), die sich entfalten müsse, so wird das
im Titel genannte Gesamtthema der im Oktober 1980 in Ratzeburg
durchgeführten Tagung verstanden. Dabei kam besonders die Frage
nach der Rolle und dem Selbstverständnis des Luthertums und des
Lutherischen Weltbundes im ökumenischen Gespräch zu einer Antwort
, wie bereits die Themen der Vorträge dcutliehz.umach.cn vermögen
.

An die Wiedergabe von drei Bibelarbeiten von Karl Hauschi Idt (Durch die
Wüste zum Horeb, IKön 19,1-18, S. 9-13) und Rolf Sa u erzapf (Die Kirche
ist nicht Selbstzweck, Eph 2,17-22, S. 15-19; Woran man die Kirche erkennt.
Apg2,42, S. 21-25) schließt sich der Abdruck der Referate an: Torleiv
Austad, Kirchengemeinschaft in Einheit des Glaubens und des praktischen