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Ausgabe:

1984

Spalte:

881-882

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Ridouard, André

Titel/Untertitel:

Jérémie, l'épreuve de la foi 1984

Rezensent:

Thiel, Winfried

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 12

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fiihrlichen Inhaltsverzeichnis (S. 1-12) und einem kurzen Vorwort
mit einem ersten Kapitel ..Allgemeine Vorbemerkungen" über den
Forschungsstand, über terminologische Fragen und über Methode
und Zielsetzung der Untersuchung (S. 18-39). Die klassischen Arbeiten
von F. E. König (1881-86). P. de Lagarde (1891) und J. Barth
(1894) werden kurz gestreift. Sie sind in vielem selbstverständlich veraltet
, können aber nur zu einem kleinen Teil durch die vorliegende
Untersuchung ersetzt werden. Den summarischen statistischen Angaben
auf S. 371" ist zu entnehmen, daß die relative Armut des alttesta-
mentlichen Hebräisch an Adjektiven im Modernhebräischen dem für
heutige Sprachen angemessenen Anteil der Adjcktiva von einem Viertel
am Ciesamtwortschatz Platz gemacht hat.

Kap. II behandelt ..Die Für die Wortbildung relevanten Elemente
des Hebräischen" (S. 40-70). Die hier getroffene Unterscheidung
zwischen primären und sekundären Wurzeln (z. B. müqöm ..Ort" von
der Wurzel quin, sekundäre Wurzel in mitfeiern „lokalisieren")betrifft
nurdie nachalttcstamentlichen Sprachperioden.

Kap. III ..Die (Wurzel + Schema)-Bildungen bei den hebräischen
Adjektiven" (S. 71-320) bringt in einer etwas unorganischen Unterteilung
in Abschnitt I) eine Einleitung, in den Abschnitten 2) bis 22)
die detaillierte Diskussion von 21 formalen Klassen, und in Abschnitt
23) das nachträglich ausgebaute Register der 109 genannten Schemata
sowie der mit Derivationssulllxen zu einem Basiselement gebildeten
Gruppen, jeweils mit Angabe aller Vertreter der Gruppe, aufgeteilt
nach dem erstmaligen Vorkommen in einer der vier Sprachperioden
Bibel hebräisch ' rabbinisches H. ' mittelalterliches H. / israelisches H.
Eine klare semantische Grundbedeutung ist (außer bei Partizip-Bildungen
) nur selten zu erkennen: qattalbildete teilweise „Neigungs"-
Adjcktiva. wurde dann aber durch t/atlan verdrängt: t/alil ist heute
äußerst produktiv zur Bezeichnung des ..möglichen Vollzugs von
Handlungen" (z. B. akll ..eßbar"); qälöl ergibt teilweise Farbad-
jektiva; qittel bezeichnet mehrheitlich körperliche Gebrechen.

Mit Kap. IV kommen wir zu den ..Adjektiv-Gruppen mit einem
gemeinsamen semantischen Wert" (S. 321-437). Zwei davon sind
bereits im Bibelhebräischen produktiv: die Farbadjektiva (hauptsächlich
, aber nicht ausschließlich nach dem Schema t/alol). S. 328-364.
und die Krankheits- und Gebrechensadjektiva (hauptsächlich nach
dem Schema qittt?t), S. 420-437. Erst im Modernhebräischen produktiv
geworden sind die Adjektiva. die den möglichen Vollzug einer
Handlung ausdrücken (hauptsächlich nach dem Schema t/tml. daneben
auch Status construetus-Verbindungen mit bar- und einem Ver-
halnomcn. z. B. bar- ukila ..eßbar"). S. 365-419.

Mit einer Bibliographie (S. 438—472) und einem alphabetischen
Register der hebräischen Adjektiva (S. 473-590) und einigen Nach-
•riigen und Berichtigungen (S. 591-59.3) schließt das äußerst arbeitsintensive
Buch, das Für jeden an der Geschichte des Modernhebräi-
SChen interessierten Leser im Ganzen und in zahlreichen Details sehr
aufschlußreich ist.

Basel ErnstJenni

RMouard, Andre: Jeremie. I'epreuve de la foi. Paris: Ccrf 1983.
III S.kl. 8- = lirelaBiblc.62. Kart. ITr 39.-.

Das schmale Taschenbuch, das einen gerafften, allgemeinverständlichen
Zugang zu Person. Lebensumständen, Botschaft und Aktualität
Jeremias vermitteln will, enthält eine strafte, thematisch geordnete
Darstellung seines Gegenstandes. Die beiden ersten Kapitel tragen
einführenden C harakter. Der Leser wird zunächst auf wenigen Seiten
über die Existenz prophetischer Phänomene in der Umwelt Israels,
über die Entwicklung der alttcstamentlichcn Prophetic und über die
Kriterien eines biblischen.Propheten informiert. Dabei wird der Prophet
als ..Zeuge des Bundes" definiert: als Prophet pur excellence gilt
Jeremia. Danach wendet sich die Darstellung dem Buch Jeremia. der
Zeit und der Persönlichkeit des Propheten zu. Wieder sehr kurz werden
Wachstum und besondere Formen der Überlieferung gekennzeichnet
, eine Skizze der weltgeschichtlichen Umstände entworfen
(die so pointiIlistisch ausfällt, daß sie Für den unvorbereiteten Leser
nichts austrägt), die letzten Jahrzehnte Judas, also die Lebenszeit Jeremias
, besehrieben und anhand des Berufungsberichtes Jeremia als «le
grand artisan de la religion interieure» (46) charakterisiert.

Die folgenden Kapitel widmen sich der Verkündigung Jeremias.
Zunächst wird die Gerichtsbotschaft unter besonderem Bezug auf
Kap. 2-6 und 7.1-15 entfaltet und ..Sünde" als der Versuch des Menschen
interpretiert, sich Gott vom Halse zu schallen und sein
Geschick in die eigenen Hände zu nehmen. Ein Ausblick auf die
Völkersprüchc Jeremias Fuhrt zur Stellung des Propheten in den politischen
Verwicklungen seiner Zeit. Unter dem Titel «La nuit de la
foi» werden die Leiden des Propheten an seinen ..Konfessionen" illustriert
und theologisch gewürdigt. Das letzte Kapitel «La tvdecouverle
de Dien» greift großzügig in das weite Repertoire der Heilssprüche des
Jercmiabuches hinein (die mit großer Wahrscheinlichkeit authentische
Heilshoffnung von 32.6b-l5 wird leider ausgespart) und sieht
den Höhepunkt natürlich in der Erwartung des neuen, spirituellen
Bundes und der inneren Erneuerung. Überlegungen zur Einheit der
jeremiänischen Verkündigung und zu ihren Nachw irkungen bis in das
Neue Testament schließen die Darstellung ab.

Das Büchlein verleugnet mit seinem rhetorischen Stil nicht seine
Herkunft aus öffentlichen Vorträgen. Wissenschaftlichen Anspruch
stellt es nicht, beabsichtigt vielmehr. Jeremia und seine Botschaft
katholischen Christen unserer Tage in erbaulicher Weise nahezubringen
. Diesen Zweck dürfte es erfüllen.

Marburg Winfried Thiel

Meinhold. Arndt: Das Buch Esther. Zürich: Theologischer Verlag
1983. 123 S. gr. 8' = Zürcher Bibelkommentare: Altes Testament.
1.3. Karl.sfr 18.-.

In der 1960 gegründeten, von Georg Fohrer. H. H. Schmiß und
Siegfried Schulz herausgegebenen Reihe Zürcher Bibelkommentare
liegt jetzt das Buch Esther vor. Wie die früheren Kommentare bemüht
sich auch dieser um Allgemeinverständlichkeit. Sprachkenntnisse
werden nicht vorausgesetzt, auch nicht Literaturkenntnisse. Die Stillegung
ist zunächst bestrebt, eine psychologische Erhellung des
(ieschehens und der handelnden Personen zu geben, liefert aber auch
viel historische Information, wobei nicht nur die christliche, sondern
auch die jüdische Tradition zur Sprache kommt.

Die gewöhnlichen Einleitungsfragen werden mit vorbildlicher
Kürze und Klarheit besprochen. Das Estherbuch ist ein einheitliches
Kunstwerk; nurdie beiden Purimbriefe, 9.20-32. und die den Zusammenhang
unterbrechende Notiz über den Losvorgang. 3.7. fallen aus
der Erzählung heraus. Jedoch soll der Verlässer selbst die Verbindung
von Purimstellen und Erzählung vorgenommen haben. Nur so erklärt
sich nämlich, daß das Estherbuch in seiner jetzigen Form sich als Festlegende
Für Purim lesen läßt (S. 13). Im Hintergrund von Purim steht
wahrscheinlich das von dem jüdischen Erzähler entsakralisierte und
inhaltlich abgeänderte persische Neujahrsfest (S. 14).

Das als ..Diasporanovclle" bezeichnete Estherbuch ist Dichtung
und läßt keine historisch zuverlässige Information erwarten. Indessen
zeigt der Erzähler eine gewisse Vertrautheit mit persischen Sitten und
Institutionen der Achämcnidenzeit. Einzelheiten weisen auf die
Regierung Xerxes' I hin. von der wir durch Hcrodot sowie durch persische
Inschriften eine recht genaue Kenntnis haben (S. 1711"). Die
Entstehung des Estherbuches soll nach M. in vorgricchischer Zeit
gesucht werden. Eine Spätdatierung, etwa in die Makkabäcrzeit. sei.
vor allem aus sprachlichen Gründen - eine Reihe von persischen und
aramäischen Wörtern, aber keine griechischen-unwahrscheinlich.

Esther ist ein religiöses Buch in nicht-religiöser Sprache. Die tragende
Linie der Erzählung kommt durch eine hinter dem Wortlaut