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Ausgabe:

1984

Spalte:

812-813

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Matthäus Evangelist, Das Matthäus-Evangelium im mittelägyptischen Dialekt des Koptischen (Codex Scheide) 1984

Rezensent:

Lattke, Michael

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 11

812

sacrament (zum Verständnis vgl. den Untertitel: Le chretien et le
Seigneur) zusammengehören, erörtert J. Guillet (283-293) für beide,
Abendmahl und Taufe. Zu jenem legt sich ein Vergleich mit F.-X.
Lcon-Dufour, Corps du Christ et Eucharistie selon saint Paul
(225-255), nahe (dieser kann zurückgreifen auf eine entsprechende
Arbeit von 1982).

Nicht alle Beiträge sind solide bibliographiert. In manchen Hinweisen
werden nur die Namen der VIT. genannt und ein Stichwort
zum gemeinten Titel, oder nicht einmal das. Hier hätte wohl der Hrsg.
eingreifen sollen. - Nachdem der Band nun in dieser (sagen wir)
offenen Form veröffentlicht wurde, wäre es wohl nicht uninteressant,
kurz davon zu hören, ob und ggf. wie die z. T. recht verschiedenen
Gesichtspunkte und Thesen des Kongresses in dessen Rahmen einen
Ausgleich gefunden haben.

Halle (Saale) Gerhard Delling

' Zum Grundsätzlichen P. Gibert. Exegese biblique et scicnees humai-
nes, 13-26(eh. I).
2 Trotz der Bezugnahmen auf 1 Kor(s. u.).

Die Datierung der Evangelien. Symposion. Mit einem Vorwort der
Gesprächsleiter Erzbischof Dr. Johannes Joachim Degenhardt u.
Altpräses D. Hans Thimme. Durchgeführt vom Institut für wissenschaftstheoretische
Grundlagenforschung, hrsg. v. R. Wegner.
Paderborn: Institut Für wissenschaftstheoretische Grundlagenforschung
1982. 344 S. 8".

Die Frage der Datierung der Evangelien wird in jüngster Zeil wieder
stärker diskutiert und hat nicht zuletzt durch die von Bischof J. A. T.
Robinson vorgetragene Frühdatierung1 - das gesamte NT sei vor dem
Jahre 70 verfaßt! - neue Impulse erfahren. Angeregt besonders durch
die Untersuchungen Robinsons, hat das Institut für wissenschaftstheoretische
Grundlagenforschung vom 20.-23. Mai 1982 in Paderborn
ein Symposion mit 16 Teilnehmern, Exegeten und Historikern,
veranstaltet,2 das „der Klärung der neu in Bewegung gekommenen
Frage dienen und zu einer Annäherung der Standpunkte beitragen"
sollte. „Dabei ging es nicht um Kompromisse oder Majoritätsentscheidungen
, sondern um das Abwägen der verschiedenen Argumente
im unmittelbaren Gespräch" (so das Vorwort von Erzbischof J. Degenhardt
und Altpräses H. Thimme). Das anzuzeigende Buch versteht
sich als Dokumentation dieses Symposions; es enthält v. a. die ungekürzten
Tonbandnachschriften der Diskussionen (S. 5-278) sowie
sechs zum Teil recht umfängliche Arbeitspapiere (S. 279-344). Vorangestellt
ist der Tagungsplan, der zugleich das methodische Vorgehen
anzeigen und begründen soll (S. 3): Eine erste Gesprächsrunde
sollte sich auf die methodischen Probleme der Datierung konzentrieren
und prüfen, „wieweit die in den historischen Wissenschaften
üblichen Kriterien auch für die Evangelien gelten" (S. 3). Für den
zweiten und dritten Gesprächsgang war die konkrete Erprobung dieser
Kriterien an den synoptischen Evangelien, der Apostelgeschichte
sowie dem Johannesevangelium vorgesehen. Zum Abschluß „sollten
auch die Konsequenzen für die Exegese sowie das Problem von
Geschichte und Verkündigung in die Überlegungen einbezogen werden
". (S. 3)

Aus der Vielzahl der angeschnittenen Probleme sei nur eines hervorgehoben
: die Frage nach der Zuordnung von „inneren" und
„äußeren" Kriterien bei der Datierungsfrage. Schon der erste Gesprächsbeitrag
(J. Ernst) spricht diesen Punkt an und stellt die Frage,
ob nicht die Abfolge des Tagungsplanes bereits eine sachliche Vorentscheidung
in dem Sinne bedeute, als könne man zunächst „historisch
" und danach „theologisch" arbeiten. Diese methodischen Differenzen
stehen denn auch, ausgesprochen oder nicht, vielfach im Hintergrund
der Diskussion und spitzen sich etwa in dem Problem zu, das
auch den Ansatzpunkt der Untersuchungen von J. A. T. Robinson
darstellt: Ob und wie die Evangelisten, wenn sie nach 70 geschrieben
hätten, die Zerstörung Jerusalems hätten berichten müssen und inwieweit
dabei Differenzen zur Darstellung des Josephus für die Datierungsfrage
relevant sind. Ähnlich kontrovers werden auch andere
mögliche Kriterien für die Datierung diskutiert: für das Matthäusevangelium
etwa die Tempelsteuer und das Gleichnis vom Hochzeitsmahl
, für die Lukasschriften der Schluß der Apostelgeschichte, für das
Johannesevangelium der Apo-Synagogos, die mögliche Entstehungsgeschichte
und die entwickelte johanneischc Theologie. Trotz der
weitgehend kontroversen Diskussion machen die verschiedenen Ansätze
- so oder so - die Notwendigkeit eines sehr komplexen Vorgehens
in der Datierungsfrage deutlich, die nicht schon allein durch
die Erwähnung oder Nichterwähnung bestimmter Ereignisse o. ä. entschieden
werden kann.

Rez. legt das Buch mit widersprüchlichen Empfindungen aus der
Hand. Neben sachlichen Problemen stellt sich v. a. die Frage, ob die
ungekürzte Tonbandnachschrift einer derartigen wissenschaftlichen
Diskussion im vorliegenden Falle hilfreich gewesen ist. Der Leser
muß sich immer neu den durch die Reihenfolge der Rednerliste unterbrochenen
Gesprächsfaden knüpfen und muß sich durch eine Fülle
von Wiederholungen, Mißverständnissen, Dankesworten und Gesprächsaufrufen
hindurcharbeiten. Das vermittelt ihm zwar bisweilen
den sehr unmittelbaren Eindruck einer engagierten wissenschaftlichen
Diskussion, macht aber auch über weite Passagen hin die Lektüre
des Buches mühsam, zumal die Diskussion über weite Strecken in
keiner Weise zu einer „Annäherung der Standpunkte", von der die
Einleitung redet, findet. Hilfreicher erscheinen da die angefügten
Arbeitspapiere, unter denen Rez. besonders die von J. Ernst, D. Lühr-
mann, H. Janssen und J. A. T. Robinson hervorheben möchte.

Ernst stellt in einem knappen und sehr instruktiven Überblick die
entscheidenden Argumente für eine „relative Spätdatierung der Evangelien
(incl. Apostelgeschichte)" zusammen; D. Lührmann demonstriert
am Markusevangelium die Notwendigkeit eines komplexen
Vorgehens in der Datierungsfrage; H. Janssen erörtert die Frage, ob
die synoptischen Evangelien die Zerstörung Jerusalems voraussetzen;
J. A. T. Robinson stellt konzentriert seine Argumentation für die
Frühdatierung zusammen.

Erfurt Claus Peter März

' Vgl. J. A. T. Robinson, Redatingthc New Testament. London 1976.
2 Vgl. den kritischen Bericht von J. Ernst, Datierung oder Rück-Datierung
des Neuen Testaments?: ThGL 72, 1982,384-401.

Schenke, Hans-Martin [Hrsg.]: Das Matthäus-Evangelium im mittelägyptischen
Dialekt des Koptischen (Codex Scheide). Berlin: Akademie
-Verlag 1981. XII, 202 S„ 17 Taf. gr. 8" = Texte und Untersuchungen
zur Geschichte der altchristlichen Literatur, 127. Karl.
M 42,-.

Der bekannte Berliner Koptologe und Ncutestamentler hat eine
meisterhafte und mustergültige Edition vorgelegt, die Paläographen
erfreuen, Philologen begeistern und Textkritiker herausfordern wird.
Auch das Gebiet der altchristlichen Hymnologie ist insofern betroffen
, als der koptische Pergamentkodex M 144 der Scheide Library (in
der Princeton University Library) in einem von zweiter koptischer
Hand geschriebenen Appendix die als „Engclshymnus" bezeichnete
Große Doxologie in griechischer Sprache und oxyrhynchitischem
Dialekt umfaßt (S. 128-131). Der koptische Text des MtEv
(S. 53-127) ist wegen des kleinen Formats des wunderbar erhaltenen
Kodex aus dem 5. Jh. fortlaufend gedruckt, allerdings mit allen
nötigen Angaben (Abschnitte, Satzzeichen, Lagenzahlen, Seiten und
Zeilen) des Originals, jedoch - mit Recht - ohne vorschnelle textkritische
Urteile im Apparat. Ein Vergleich der Edition mit den schönen
fotografischen Abbildungen (S. VI und 134-148) macht die äußerste
Sorgfalt des Herausgebers evident.

Fast wichtiger noch als die anschauliche und lehrreiche Einleitung
(S. 1-50), auf die zurückzukommen ist, erscheint der vollständige
Index (S. 151-202), der wirklich „eine bis an in die kleinsten Elemente