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Ausgabe:

1984

Spalte:

52-54

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Titel/Untertitel:

Theolinguistics 1984

Rezensent:

Gerber, Uwe

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 1

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gegründetes sein. Dazu geben uns die Predigten einen guten Einblick
in die Frömmigkeit in Deutschland vor der Reformation, also in
einem Zeitraum, aus dem wir nicht gerade viele Predigten kennen. i
Den Herausgebern, vor allem R. Haubst, dem Leiter des Instituts
der Cusanus-Gesellschaft für Cusanus-Forschung an der Universität
und Theologis«hen Fakultät in Trier, sei für die Edition gedankt,
ebenso dem Verlag für seine saubere Arbeit.

Freiberg Karl-Hermann Kandier

Fitzgerald, John T., and L. Michael White: The Tabula of Cebes.

Chico, CA: Scholars Press 1983. IX, 225 S. 8" = SBL. Texts and
Translations, 24. Graeco-Roman Religion Series, 7. Kart.
$ 14.25.

Eine derartige Textausgabe kann von verschiedenen Seiten des
Interesses vorgestellt werden. Für den mitteleuropäischen Raum wird
man daran erinnern müssen, daß dieser Text als Grundlage Für die
ethische Erziehung in solchen Schulen des 16. bis 19. Jh. verwendet
wurde, die zur Hochschulreife führten. Der ,Pinax' oder die ,Tabula',
das einzige erhaltene Werk des Sokrates-Schülers Cebes von Theben,
nachweislich von Erasmus hoch geschätzt, „hält eine schöne und
lesenswürdige Philosophische Erklärung der Fabel oder des Bildes in
sich, welches in den Tempel des Saturni zu Athen geschenckt worden,
und den gantzen Lebens=Wandel derer Menschen mit ihren unterschiedenen
Gemüths Neigungen, und dem Ausgange einer tugend-
hafften und lasterhalTten Lebens=Art vorstellte" (J. H. Zedier, Uni-
versal-Lexicon Bd. 5, Halle-Leipzig 1733 Sp. 1763). Man wird dankbar
sein, daß der Text wieder greifbar ist, einschließlich einer englischen
Übersetzung sowie Einführung, Auswahlbibliographie, kritischen Bemerkungen
zu Text und Apparat und einem Begriffs-Index.

M. P.

Christliche Kunst und Literatur

Brandenburg, Hugo: Roms frühchristliche Basiliken des 4. Jahrhunderts
. München: Heyne 1979. 185 S. m. 116 Abb. davr 5 färb. u.
1 Kte kl. 8" = Heyne Stilkunde. Kart. DM 12,80.

Das vorliegende kleine Handbuch bietet seinem Benutzer eine allgemeinverständliche
, wenn auch anspruchsvolle Einführung in die
ersten römischen Basiliken. Ihr ist ein Überblick über die Frühzeit des
christlichen Kultbaus (Dura Europos, Qirqbize u. a.) vorangestellt,
der in knapper Form auch das kulturelle und religionspolitische Umfeld
berücksichtigt. Das gilt auch für die Epoche Konstantins. Dabei
hätte das situationsmilitante Problem (eine deutliche Distanzierung
der Kirche von den konstantinischen Prachtbauten, wie sie Voelkl
betont hat) ein wenig stärker herausgestellt werden können. Die
Grund- und Aufrisse der Lateranbasilika und von Alt-S.-Peter bieten
interessante Alternativen zu den bekannten Lösungen von Kraut-
heimer. Insbesondere bei der letzten Basilika versteht es Vf., z. B. in
der Schilderung der Lichtverhältnisse, einen ersten Einblick in eine
mögliche Ästhetik des konstantinischen Kirchenbaus zu vermitteln.
Ein Gleiches hätte man sich für die akustischen Verhältnisse gewünscht
, deren Erforschung freilich erst noch in den Anfängen steckt
(Mathew, Restle, Voretzsch). B. behandelt weiterhin frührömische
Memorialbauten (Ss. Pietro e Marcellino. Basilika von Tor
de'Schiavi, Basilica Apostolorum (S. Sebastiano), S. Agnese u.
S. Costanza, S. Lorenzo fuori le mura, kleinere Friedhofsbasiliken.
S. Croce in Gerusalemme) sowie Gemeindekirchen in Rom. Eine vorzügliche
Auswahl des Bildmaterials, ein Stadtplan von Rom mit den
Kirchenbauten, Anmerkungen und eine Literaturauswahl machen
den kleinen Band zu einer hilfreichen Einführung und zu einem Vade-
mecum für Rombesucher.

Halle (Saale) Konrad Onasch

Lemmer, Manfred [Hrsg.]: Das Leben der heiligen Elisabeth. Von

einem unbekannten Dichter aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts.
Aus dem Mittelhochdeutschen übers, und hrsg. Berlin: Union Verlag
1981. 204 S., 8 Farbtaf. 8" Lw. M 15,80.

Das Buch enthält eine moderne Übersetzung, die ohne jede Vorrede
des Herausgebers beginnt. Nur eine Notiz im Kleindruck auf S. 4 teilt
mit: „Unsere Übersetzung des Lebens der heiligen Elisabeth folgt der
(übrigens einzigen) wissenschaftlichen Edition des Legendenromans,
die M. Rieger 1868 veranstalte! hat." Am Rande des Textes finden
sich zahlreiche Erklärungen zu Bibelstellen, zu den vorkommenden
Personen, über Literatur und historische Zusammenhänge. Es ist
nicht recht ersichtlich, aus welchem Grunde man diese Erklärungen
nicht als Anmerkungen unten auf die Seite gedruckt hat oder auch am
Schluß, wie es in den Texten zur Philosophie- und Religionsgeschichte
des Union Verlages geschieht. Bei dem hier angewendeten
Verfahren bleibt viel Raum am Rand unbedruckt, an manchen Stellen
steht auch so viel am Rand, daß die Erklärung gar nicht mehr an der
passenden Stelle stehen kann. Der historisch interessierte Leser muß
jedenfalls bis zum Nachwort (ab S. 174) durchdringen, um die für ihn
wichtigen Mitteilungen zu finden. Die Quellen, die über das Leben der
heiligen Elisabeth Auskunft geben, werden genannt: Es sind primär
Dokumente für den Prozeß der Heiligsprechung aus den Jahren
1232-35, daneben andere Quellen wie eine Predigt des Caesarius von
Heisterbach 1236/37. Die entscheidende Vorlage für die spätmittelalterliche
Dichtung war die Vita sanctae Elisabethae des Erfurter
Dominikaners Dietrich von Apolda, die 1297 abgeschlossen worden
war.

Das Original steht in Versen, von deren Klang und Rhythmus der
Leser leider keinen Eindruck gewinnen kann. Die Übersetzung ist in
Prosa gehalten. Zur Begründung sagt Lemmer: „Für uns wäre indes
ein (auch aus dem Mittelalter übersetzter) Versroman ein Anachronismus
, ganz abgesehen davon, daß ein philologisch getreues Nach-
poetisieren in Reimen mit gegenwartssprachlichen Mitteln geradezu
unmöglich ist." (198) Das Buch ist also nicht als wissenschaftliche
Textausgabe zu werten, es will auch „nicht Verstehenshilfe für den
mittelhochdeutschen Text sein". Trotzdem hat es großen Wert als
Einstieg in die Welt des Mittelalters. Durchaus mit Recht stellt
Lemmer die Frage: „Wie anders können wir viele Werke der deutschen
Vergangenheit oder fremder.Nationalliteraturen heute ins literarische
Bewußtsein bringen als durch Übersetzungen?" (198) Sehr
gelungene farbige Abbildungen werden mit dazu beitragen, daß dieses
Buch weitere Leserkreise anspricht.

Rostock Gert Haendler

Philosophie, Religionsphilosophie

Noppen, J. P. van [Ed.]: Theolinguistics. Brüssel: Vrije Universiteit
1981. 379 S. gr. 8' = Stud. Tijdschrift V.U.B.: Nieuwe Serie, 8.

Ein thematisch derart umfangreicher und detailliert argumentierender
Sammelband kann nicht umfassend dargestellt und entsprechend
gewürdigt werden. Die Beiträge müssen im Horizont der
„Theo-Linguistik", nämlich der Frage nach Status, Form, Bedeutung,
Verifikationsmöglichkeiten, nach dem Erfahrungscharakter und den
Legitimierungsmöglichkeiten religiöser Sprache gesehen werden.
Nach dem zweiten Weltkrieg wandte sich die Theologie über ihren
historisch-hermeneutischen Selbstvollzug hinaus auch in unseren
Breiten in interdisziplinärer Kooperation mit Ethnologie. Soziologie,
Sprachforschung usw. der ..Sprachlogik des Glaubens" zu. Man teilt
das Interesse an wissenschaftstheoretischen und methodologischen
Fragen (um die Diastase von beschreibenden Naturwissenschaften
und interpretierenden Geisteswissenschaften endlich zu überwinden)
und an der Sprache (um mittels Sprachanalyse die hermeneutischen