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Ausgabe:

1984

Spalte:

726-727

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Aejmelaeus, Anneli

Titel/Untertitel:

Parataxis in the septuagint 1984

Rezensent:

Willi-Plein, Ina

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 10

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Geschehens ungewiß bleibt, so ist die Rettung als solche nicht zu bezweifeln
(S. 68). Bei der Überlieferung von der Offenbarung am Sinai,
deren literarische Verhältnisse schwer zu durchschauen sind, sind die
Texte, die den Bund erwähnen (Ex 19,3fT; 24,7; 24,8; 34,10fT), eher
einer jüngeren Schicht zuzuweisen. Begriff und Sache sind nach Ansicht
des Vf. insofern auseinanderzuhalten, als der Begriff „Bund" das
bereits bestehende Gottesverhältnis umschreibt (S. 74). Die Überlieferung
in Ex 24, 1-2.9-11 wird als „eigenartig, ja einzigartig" (S. 84) bezeichnet
. Sie ist älter als Ex 24, 3-8, doch ist mit einer vierstufigen
Überlieferungsgeschichte zu rechnen. V. 11 dürfte noch aus nomadischer
Zeit stammen (S. 86). In Ex 24, 3-8 sind ältere und jüngere
Traditionselemente zu unterscheiden. Der Vf. neigt, wie J. Wellhausen
, der Ansicht zu, daß die wahre und alte Bedeutung des Sinai
unabhängig von der Gesetzgebung ist (S. 87ff). Was die Kadeschüber-
lieferung, die in der Forschung eine große Rolle gespielt hat, betrifft,
so urteilt der Vf., wie M. Noth, zurückhaltend, da die ältere Forschung
wohl zu viele Erzählungen im Bereich von Kadesch lokalisiert
hat und andere Angaben (bes. Ex 15,25b) wahrscheinlich aus späterer
Zeit stammen (S. 106ff). Man wird aber m. E. fragen dürfen, wie sich
die Einfügung von Ex 15, 25b an dieser Stelle erklärt, nachdem die
Gesetzgebung in späterer Zeit sicherlich mit der Offenbarung am Sinai
verbunden war. Aus dem wichtigen Text Ex 18, 1-12 (E mit eingeschobenen
jahwistischen Bestandteilen) geht nach Ansicht des Vf.
hervor, daß Israeliten und Midianiter denselben Gott verehrten
(S. 117). Ex 18, 13 ff stammt in der vorliegenden Form nicht aus der
Frühzeit (S. 118).

Am Schluß sind dankenswerterweise ein Literaturverzeichnis, das
in der Anordnung im wesentlichen der Gliederung der Arbeit folgt,
und die üblichen Register beigefügt.

Der Vf. hat mit dieser Publikation, in der er Lösungen vorführt und
Fragen aufwirft, einen wichtigen Beitrag zur Exodus- und zur Moseforschung
geliefert. Besonders beachtenswert ist m. E„ daß er die Aufmerksamkeit
auf die Bedeutung der Midianiterüberliefcrung für die
Lösung überlieferungsgeschichtlicher Fragen gelenkt hat.

Jena EvaOßwald

der Herausgeber zu unterscheiden zwischen wirklichen Varianten und
solchen, die lediglich Orthographica darstellen; nur die ersteren wurden
in den Apparat I aufgenommen. Die zahllosen Entscheidungen
richtig zu treffen, ist eine heikle Aufgabe, die vorzügliche Vertrautheit
mit der sprachgeschichtlichen Entwicklung erfordert. Wie bei Genesis
und Deuteronomium erweckt Wevers durch seine Diskussion der
orthographischen bzw. grammatischen Erscheinungen innerhalb der
Numeri-Überlieferung Vertrauen und Respekt. Die Schreibversehen
werden auf drei Fehlerquellen zurückgeführt und unter den folgenden
Rubriken diskutiert; I Paläographische Erwägungen. 11 Phonolo-
gische Faktoren. III Morphologische Fehler.

In seiner ausführlichen Behandlung der Textgeschichte - MSU XVI
- faßt Wevers einige besonders wichtige griechische Textzeugen ins
Auge: l.The x Group. 2. The Byzantine Text. 3. The Hexaplaric
Recension. 4. The Texts of B and A. 5. Papyrus 963 as Textual Wit-
ness. Kapitel 6 behandelt den kritischen Text der vorgelegten Numeriausgabe
. In jedem dieser Kapitel wird ein umfangreiches Material in
Listen bequem präsentiert und sorgfältig analysiert. Von besonderem
Interesse ist, was Wevers von den beiden ältesten vollständigen Numeritexten
, den Unzialen B und A und ihrem gegenseitigen Verhältnis zu
sagen hat. Die alte Auffassung von B als dem besten Textzeugen findet
in Numeri eine Bestätigung. Wevers warnt aber vor einer unkritischen
Anwendung des B-Textes. Namentlich müssen die korrigierten
Lesarten von den ursprünglichen sauber geschieden werden. Jene
gehören einer viel späteren Zeit an und sind als von dem ursprünglichen
B-Text unabhängige Zeugen zu betrachten.

Für Numeri (und Deuteronomium) gibt es einen, leider nur fragmentarisch
erhaltenen Textzeugen, der viel älter ist als B: Pap. 963.
Dieser, nicht besonders sorgfaltig kopierte, Text weist keine hexapla-
rischen Einflüsse auf und stammt sehr wahrscheinlich aus dem zweiten
Jahrhundert. Er ist mit B näher verwandt als mit A und bestätigt
somit die Überlegenheit jener Unzialhandschrift.

Die Veröffentlichung dieser in jeder Hinsicht vorzüglichen Arbeit
ist ein beglückendes Ereignis, und der Benutzer wird sich dem Herausgeber
zu großem Dank verpflichtet fühlen.

Lund Gillis üerleman

Wevers, John William: Numeri, edidit, adiuvante U. Quast. Göttingen
: Vandenhocck & Ruprecht 1982. 443 S. gr. 8' = Scptuaginta.
Vetus Testamcntum Graecum, III, 1. Lw. DM 198,-.

-: Text History of the Greek Numbers. Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht 1982. 139 S. gr. 8° = Mitt. d. Septuaginta-Unlernehmens,
16 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen.
Philol.-hist. Klasse, 3. Folge, 125). Kart. DM 78,-.

Mit imponierender Leistungskraft führt J. W. Wevers seine Arbeit
in der Göttinger LXX-Edition weiter. Nach Genesis 1974 und Deuteronomium
1977 liegt jetzt Numeri vor. Daß der neue Band durch
den vorzüglichen Druck und die gediegene Ausstattung sich den
bisher erschienenen Bänden würdig anschließt und somit hohe Anerkennung
verdient, ist fast unnötig zu sagen.

Die allgemeine Anlage der vorhergehenden Bände wurde auch für
Numeri beibehalten. In seiner Einleitung S. 7-44 beschränkt sich der
Herausgeber auf die unmittelbar notwendigen Angaben, zunächst
betreffs der Textzeugen, d. h. der griechischen Zeugen, der alten Übersetzungen
und der Druckausgaben. Die Textgcschichte wird im Editionsband
nur kurz erörtert. Eine eingehendere Behandlung findet
sieh in einem gesonderten, bereits erschienenen Band "Text History
of the Greek Numbers". Bemerkungen zur vorliegenden Edition und
eine Liste der Zeichen und Abkürzungen ergänzen die Einleitung des
Editionsbandes. In zwei Anhängen am Schluß des Bandes wurden
Orthographica und Grammatiea sowie Abweichungen von Brooke -
McLean zusammengestellt. Besonders hinter dem erstgenannten
Anhang, der Orthographica- und Grammatica-Diskussion, steckt eine
hervorragende Forschungsarbeit. Bei der Herstellung der Ausgabe hat

Aejmelaeus, Anneli: Parataxis in the Septuagint. A Study of the
Rcnderings of the Hebrew Coordinate Clauses in the Greek Penta-
teuch. Helsinki: Suomalainen Ticdeakatemia 1982. 198 S. gr. 8' =
AASF: Dissertationes Humanarum Litterarum, 31.

Das Desiderat einer Syntax der LXX wird, seitdem I. Soisalon-
Soininen an die Arbeit gegangen ist, in Finnland schrittweise und
zuverlässig in Angriff genommen. So auch im vorliegenden Werk. Es
geht nicht um „Parataxe in der LXX", sondern darum, wie LXX die
hebräische Parataxe wiedergibt. Damit wird natürlich zugleich die -
auch für das NT so wichtige - Frage der „Semitismen" im Griechischen
berührt, die durch den Vergleich zwischen LXX und anderen
Koine-Texten zu erhellen ist. Die Vfn. geht hier wie in allen Teilfragen
mit angenehmer Vorsicht und Umsicht ans Werk. So ist z. B. die
Häufigkeit von Aa/-Anschlüssen als Kriterium für Ü.(bersetzungs)-
sprachc bedingt und nur positiv brauchbar, aber nicht umgekehrt ein
Nachweis gegen semitisches Original aus der niedrigen Au/-Frequenz
zu fuhren (S. 460- Eine wirklich signifikante Differenz zwischen original
griechischen und Ü.-Schriften scheint es nur in der Häufigkeit des
pari. ivni. (I : 15/20 Satzeinheiten ["clauses"] in Ü„ 1 : 2/10 SE. in
Koinetexten) zu geben (S. 42). Dementsprechend ist vorwiegend die
Verwendung des pari. coni. als Kriterium der Ü.technik zu werten,
wie Vfn. auch an anderer Stelle darlegte (Lit. S. 88). Allerdings ist pari,
coni. die quasi natürliche Wicdcrgabcmöglichkeit für "pleonastische"
Verben (enumerative Redeweise) im Hebr. (S. 94). Insofern ist der
Ken. übt., der auch viel seltener vorkommt, ein noch sichereres Kriterium
für „freie" Ü„ weil er keinerlei Entsprechung im Original hat.

Immer wieder stellt sich die Frage der Ü.technik. die von Anfang an
mit jener nach der Einheit der Ü. einhergeht. Doch der Leser, der aus