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Ausgabe: | 1984 |
Spalte: | 630 |
Kategorie: | Systematische Theologie: Allgemeines |
Titel/Untertitel: | Luther's Large Catechism 1984 |
Rezensent: | Petzoldt, Martin |
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Theologische Lileraturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 8
630
normalerweise von der Theologie erarbeiteten Neuformulierungen [Luther. Martin:] Luther's LargoCatechism Anmversary Transh.tion
a , ■ . , ~ . . ■ , j ■ i. . ■ ... .„-h and Introductory Essay by F. Hcbart. Adelaide: Lutheran Publides
Glaubcnsinhaltcs. Dabei richtet sich das Lehramt seinerseits nach ana imrouuwwiy y y
. ^, , shing House 1983. XL, z 16 8. ö . Kart. J 8.V3.
dem sensus fidelium. dem lebendigen Gespür der Glaubensgemeinschaft
Tür die Glaubenswahrheit. Die VIT. betonen das zukunftwei- Djesc cng|jsche Ausgabc des Großen Katechismus Luthers basiert
sende Zusammenspiel von Lehramt, Theologie und Glaubensgcmein- aufdem Tcx, der Bekenntnisschriften von 1930 unter Benutzung der
schalt. Nur ganz kurz wird auf die ex cathedra-Äußerungen des jn WA 30 I verölTentlichten kritischen Edition. In einem einleitenden
Papstes eingegangen (155), also auf„den-doch hoffentlich Seltenen- Essay zejchnet p. Hebart (Adelaide, Australien) die Theologie des
Grenzfall der unfehlbaren feierlichen Definition" (160). Viel Raum K.llechisrnus nach unter dem Titel: The Path of Faith (V-XXXIX).
Wird dagegen dem ..authentischen Lehramt" gewidmet, d. h. den Text dcs KatcchiSmus vorangestellt sind Luthers Vorreden von
Päpstlichen, bischöflichen und priesterlichen Lehraussagen, die Auto- und 1529 |m Anhang sind der Auszug aus Luthers Brief vom
"tat. aber nicht Unfehlbarkeit beanspruchen (155 ff). Der Charakter g }^ ^ ^Q ^ Lazarus Spengler (Erklärung der Luther-Rose) sowie
der Autorität wird letztlich auf den Beistand des hl. Geistes zurück- ausgewäh|tc Bibliographie der Literatur zur Theologie der
gerührt. Man versteht das Bestreben der VIT., sich nicht aufdie Diskus- Katechjsmen Luthers wiedergegeben. Eine sparsame aber wirkungs-
sion der unfehlbaren päpstlichen Dekrete, die widerspruchlos befolgt vq|]c ,|lustralion wird durcn den Abdruck der Holzschnitte Cranachs
werden wollen, festlegen zu lassen. Ihre weite Auslegung des Lehramts errcjcht dje ursprünglich für die Ausgaben des melanchthonischcn
beruht indes aur der Annahme, daß hl. Geist, Lehramt, theologische ifj,techismus und die zweite Ausgabe des Gr. Katechismus bestimmt
Forschung und Glaubenssinn im Grund einig sind. Der entscheidende (cbcns0 zu findcn in WA 30 I, vgl. dort S. 472 f, 631-634). Dem
Konfliktfall. daß Gemeinde und Theologie das Wirken des Geistes in Band |icgt _A study Guide Ibr Luther's Large Catechism" von
«ner lehramtlichen Äußerung nicht zu spüren vermögen, ja dieser D Stre|an bcj der jeden Teil des Katechismus mit Fragen und Denk-
sogar im Namen der Wahrheit widersprechen müssen, wird nicht impulsen begleiten möchte.
behandelt. Kommt in diesem Fall eben doch die harte Unfehlbarkeit p
des rechtsverbindlichen außerordentlichen Lehramts zum Zug?
Wenn ja, so müßte eben dieser Grcnzfall genau behandelt werden,
nnd das harmonische Beieinander der verschiedenen Instanzen müßte
einer klaren Rangordnung weichen.
Das Buch dürfte leisten, was es anstrebt: den Studenten der katho- DralrtierhA ThPOloaie' AllaemeineS
«sehen Theologie eine erste Einführung in die Grundlagen theolo- PraktlSCne I MiOlOgie. Allgemeines
Bischer Urteilsbildung zu geben und sie dabei zu traditionsbewußtem
und doch freimütigem Denken zu erziehen. Die nötige Kürze führt Krauß-Siemann, Jutta: Kirchliche Stadtteilarbeit. Stuttgart-Berlin-
freilich manchmal zu unnötigen Verzeichnungen, so z. B. wenn der Köln-Mainz: Kohlhammer 1983. 135 S. 8' = Praktische Wissen-
liberalen Forschung „Reduktion des Christentums aufs bloß Morali- schaft: Kirchengemeinde. Kart. DM 26,-.
«he" (87) angekreidet wird. Hingegen dürften die schon ein paar Mal _ 1. „j„,
angemerkten Unscharfen in den Problemlösungen nicht nur durch Kirchliche Gemcndearbcit ist von der Struktur der Stadt ode, de
das Streben nach Brauchbarkeit verursacht sein. Weitere Beispiele: Stadtteiles stark betroffen. Soziologische Erkenntnisse ze gen dem
Was besagt die Forderung, daß in die Glaubensentscheidung „Wissen Pfarrer und seinen Mitarbe.tern Probleme, aber auch Chancen, die es
'nausreichendem Maß investiert" werden muß (25), daß die Hingabc zu nutzen gilt. . .
an Got, als die unendliche Wahrheitsmacht „in zureichendem Maß Die Verfasserin, wissenschaftbche Mitarbeiterin an der Ltatmtt
vernünftig-begründet geschehen" soll (30). wenn dieses Maß nicht Bonn (vermutlich Fachbereich Theologie,, leg ein Buch vor das die
angegeben w,Td? Wirkt das Programm einer „mehrdimensionalen theoretischen Voraussetzungen lur die praktische Gemeindearbeit
c e • „ . • , ,,„rmiit^in will Doch damit nicht genug: anhand von drei Fal Studien
s<-'hriltuuslegung, die dem Wissenschaftsverständnis der Gegenwart vermitteln will. Uoen uamu mein ge, ug ...
,„• , 6 «• ... 0 •_, detailliert wo Hand ungsmoghenkelten liegen und wie sie
wie auch den Desideraten spiritueller und theologischer Erschließung zeigt sie detailliert wo nanuiungs g .
H„r d-, , „ , ., , • kt n-, Vnn eneaeierten Ghedern der Kirchengemeinde genutzt werden,
aer Bibel Rechnung trägt" (91), nicht verwirrend, so lange nicht klar von engagierten uueueui e. b .o~
i„. , 6 6 1/- in «inem einle tenden Kapitc macht Vfn. deutlich, daß die Wohn-
1SL ob zur Ermittlung der historischen Wahrheit andere Instanzen als In einem einicitenueu isap m ,
historie,.h„ c , , ■ 1 „,w „ieht? Wird das und Arbcitssiluation der Stadtbewohner, ihre Mentalität und ihre
'"storische Forschung anzuerkennen sind oder nicht.' wiru oas uuu ™u „„ •„ ia„ai;„K„„ ct^.i,
pr„.i . , r 1. i ™; cr,/i ilen Probleme unterschieden sind von denen in ländlichen Slruk-
Froblem menschlichen Urte ens in Glaubensfragen nicht elimi- sozialen rronicmc un reise c
niert, wenn man mit dem Beistand des hl. Geistes als einer vorbände- turen. Sie zeigt, daß der Verstad.erungsprozcß viele Note m„ sich
"™ Größe rechnen darf (vgl. z.B. .58. .68,7 Lieg, nicht in der gebracht hat und weiter bringt. Die Urbanisierung^«teftrt
graduellen Zuordnung von Gewißheit des Glaubens und Gewißheit andere vor ihr) eine Herausforderung an die Kirche. In Harvey Cox
des Wi« 7 , . <-lf.hp 1In„n, ( Stadt ohne Gott"), Klaus Duntze, vormals Pfarrer in Berlin-Kreuz-
ues> Wissens eine Kategonenvermengung vgl. 167)? Solche Uncnt- L.oiaui unne uun . ,, , _ .
*rh;„a , . , . ._. . u,„ro , r)er Gc st der Städte baut ) und Fnedhclm Borggrele
schiedenheitcn wollen vermutlich den Spielraum der theologischen berg, („Der oeist, ucr mu '
Arbeit erweitern, indem sie unangenehme Alternativen und Konfiikte („Kirche für die Großstadt ) finde, sie Autoren, d e s, h der g u
fernhalten. Aber l .„schärfen sind erst rech, gefährlich für die Freiheit liehen Aufarbeitung der komplexen I roblemc widme em Au
^Theologie, weil sie deren Notwendigkeit bedrohen. Ansätze geh, sie ein. „um anschließend ^M^^t^
Wie so viele andere der heutigen katholischen Theologen praktizie- zu einem auf Befreiung zu gemeinsamem Handeln ab elenden D a
ren die Vff. erfreuliche ökumenische Offenheit, bei voller Bejahung konieverständnis aufzugreifen, die mir geetgne -sc nun em
ihrer eigenen Tradition. Insbesondere ist der protestantische Ge- Konzept kirchlicher Diakon.e an der Stadt zu fundieren ds Bew ß
sPrächspar,ner meistens präsent. Es macht deshalb nachdenklich, daß werdung und Handlungsfähigkeit der Bewohner ,n bezug au, ihre
d'= Haltung der vermittelnden Offenheit, die das Buch so sympathisch Umwelt intendiert" (S. 16)
"«acht, nicht selten erkauft ist durch ein Hinwegsehen über kritische Die Vfn. sieht nun den kirchlichen Beitrag zur Aktivierung de
Anfragen, die besonders innerhalb der evangelischen Theologie erar- Bewohner bzw. zur Unterstützung schon vorhandener Iniliaticcn mit
boitct w urden dcm Ziel< dic Lebensumstande der dort ansässigen Menschen zu verbessern
, in der Erwachsenenbildung, in der die befreiende Wirkung
Aarhus Peter Widmann des Evangeliums neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten
konkret erfahrbar macht. Auch hier wird der Leser mit entsprechenden
Konzeptionen bekannt gemacht: Paulo Freire („Pädagogik der
Unterdrückten"), Ernst Lange („Erwachsenenbildung in der Freizeit-