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Ausgabe:

1984

Spalte:

609

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Karpp, Heinrich

Titel/Untertitel:

Vom Umgang der Kirche mit der Heiligen Schrift 1984

Rezensent:

Holtz, Gottfried

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609

Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 8

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an Formulierungen von Jean Gerson (1910- Radikale Kritik an der Kirchengeschichte: RefOrmatiOflSZeit

Scholastik, wie sie sonst bei manchem Kartäuser zu finden ist, lag

jenen Erfurter Kartäusern offenbar fern. Zahlreiche Abbildungen . , . _ . , _ . „„, ___ _ , , .,

erhüh^n n«nk j.„ u; -j- ■ . i dj Iserloh, Erwin: Johannes Lck (1486-1543). Scholastiker. Humanist,

ernonen noch den Wert dieses instruktiven Bandes. „__. . .... , .... . : . _ .... „. „

Kontroverstheologe. Munster/W.: Aschendorff 1981. 84 S. m.

Rostock GertHacndler 1 Taf. gr. 8' = Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter

derGlaubcnsspaltung, 41. Kart. DM 19,-.

i. Wie stark immer noch die Reformationsgeschichtsschreibung von

Karpp, Heinrich. Vom Umgang der Kirche mit der Heiligen Schrift. Luthers Persön|ichkeit bestimmt ist, wird u. a. daran erkcnnbar. daß

Gesammelte Aufsätze. Köln-Wien: Böhlau 1983. V, 347 S. 8° = . . „ , . „ , . eure, e,

kDir,„, ; rr .i- i. n .. . ... , ,. weder das Gesamtwerk seines Gegners Johannes Eck (= E.) ersch os-

Kolncr Veröffentlichungen zur Religionsgeschichte, 3. Kart. ,.,.„.,„, » . .
DM 68 - sen ist- nocn elne die Einzelforschung zusammenfassende wissenschaftliche
Eck-Biographie existiert. Theodor Wiedemanns Darstel-
Der Band erschien zum 75. Geburtstag von Heinrich Karpp, ein 'ung, die noch nicht ersetzt ist, stammt aus dem Jahre 1865. Um so
Grußwort von Karlmann Beyschlag nennt die Hauptwerke des Jubi- verdienstvoller ist Iserlohs (= I.) „knappe Zusammenfassung" des Forlars
: Das Alte Testament in der Geschichte der Kirche (1939), Pro- schungsstandes über diesen „sicherlich bedeutendsten und aktivsten
bleme altkirchlichcr Anthropologie (1950), Schrift und Geist bei Ter- Verteidiger der Lehre und des Lebens der katholischen Kirche" (Vor-
tullian (1955), die Textbände Zur Entstehung des altkirchlichen Büß- wort).

Wesens (1969), Zur altkirchlichen Christologie (1972) sowie die zwei- 1 informiert zunächst über Herkunft und Bildungsgang des nomi-
sprachige Ausgabe der Prinzipien des Origenes (1976 mit H. Görge- nalistischen und zugleich dem Humanismus verpflichteten .jungen
mann). Die Aufsätze zeigen gine beachtliche Breite und Vielseitigkeit. und erfolgreichen und vielseitigen Gelehrten, dessen Tugenden aller-
Beyschlag nennt drei Dimensionen: Altphilologie. Patristik und Reli- dings nicht gerade Bescheidenheit und Zurückhaltung waren" (12). Er
g'onspädagogik. In all diesen Arbeiten aber steckt ein Generalthema, weist auch darauf hin, daß E. s. Vielseitigkeit die Gefahr der Vielwis-
das sich als roter Faden immer wieder sehen läßt: „Es ist die Ge- serei und Oberflächlichkeit in sich barg (14). Als Professor und konschichte
der Heiligen Schrift im Raum der Kirchengeschichte" (20. seiwativer.Studicnreformer in Ingolstadt (14-20) ab 1510 hinger eben-
°er Teil I „Beiträge zur Kirchcngcschichie" enthält folgende Aufsatze: Kir- falls den neuen Bildungsidealen an. Erst im Ringen um eine neue
chcngeschichtc als theologische Disziplin; Bezeugt Pliniusein kirchliches Büß- Wirtschaftsethik (20-22), d. h. durch sein Eintreten für einen mäßigen
wesen? Textkritisches zu Plinius, Ep. ad Trajanum 96.6; Die Bußlchrcdcs Kle- Zins von 5 % und damit die Legalisierung der üblichen Praxis, setzte
mens von Alexandrien; Die Stellung der Alten Kirche zu Kriegsdienst und er sich in Gegensatz zu den Humanisten, die Zins ablehnten. Die diesig
; Christus, deus noster. Zur Entwicklungsgeschichte einer christologi- bezüglichen gegnerischen Vorwürfe (Fuggcrknecht u. ä.) sind nicht ge-
cn Formel; Lagardes Kritik an Kirche und Theologie. Teil II „Beiträge zur recntfertigt. Starker a|s ub|icn werden jm Kap. übcr den Konflikt mit

scr"chte der Bibel in der Kirche" bietet die Themen: „Prophet" oder „Dol- . ., ,,, „,„ .. ,, r , .

met^K .... , . . , , , ... ,, " . Luthcr(22^18) Vorgeschichte und Verlaufder Leipziger Disputation,

metscher ? Die Geltung der Scptuaginta in der Alten Kirche; Viva Vox; Ein .,.„,. . . . , ■ ■ ■ , 4 , . TV,TT..

Bibellnh .... idii i r-.- i ■ i_ e- e.i- u o j einschließlich der inhaltlichen Auseinandersetzung, berücksichtigt.

."ciion aus der Basier Konzilsuniversitat; Die kirchengcschichtliche Bedeu- °

,ungderGutenberg-Bibel;DcrBei.ragKeplersundGalileiszumneutestament- Eine Einigung in der Debatte zwischen Karlstadt und E. überdieGna-

Schriftverständnis; Das Aufkommen des BegrifTs „Biblizismus"; Einheit denlehrc scheiterte am gegensätzlichen Erbsündeverständnis. In der

der Kirche - Einheit der Bibel? Erfahrungen und Probleme der Kirche. Zwei Argumentation Luthers waren dessen theologische Grundentschei-

Beiträge sind als „Beiträge zur Religionspädagogik" abgehoben: Die Kirchen- düngen ausschlaggebend. E. machte „angesichts der dogmatischen

Beschichte in der evangelischen Unterweisung; Fides infantium und lides pucro- Unklarheit seiner Zeit deutlich . . ..daß Luther nicht Reform, sondern

"Jm. Ein Wort zur theologischen und religions-pädagogischcn BcgrilTlichkcit. - Angriff auf die Struktur der Kirche bedeutete" (46). Darin lag die Be-

«"sprünal|SChl'CßCnden Bibliographic kann man festslcllcr|. wo üie A"rsä'zc deutung von E.s Auftreten in Leipzig. Im 5. Kap., „Eck in Rom. Die

mng ich erschienen sind. Bannandrohungsbulle .Exsurge Domino" und ihre Publikation"

G. H. (49-53) schildert I. das doppelte Bemühen von E„ Kampf gegen
Luther und Ringen um die innere Reform der Kirche. Nachdem er
kurz auf E.s „Enchiridium locorum communium" (I 525), die verbrei-

Sl-'holder. Klaus, und Dieter Kleinmann [Hrsg.]: Protestantische tetste Schrift der katholischen Literatur des 16. Jahrhunderts, einge-

Pfofile. Lebensbilder aus Fünf Jahrhunderten. Königstein/Taunus: gangen ist (540, widmet er der Verteidigung des Meßopfers in .De

Athenäum 1983.412 S.gr. 8" sacrificio Missae' (1526) wieder größere Aufmerksamkeit (55-63).

w. I. kommt im Blick auf den Opfercharakter der Messe zu dem nüchter-

" 'C verhält sicn dcr Protestantismus zur Reformation?" Im Zu- nen Ergebnis: „Für die Herausforderung durch die Reformatoren war

^nTcnhang mit dem Lutherjahr ist verschiedentlich die Frage nach dje Theo|ogie exegetisch, liturgiegeschichtlich und spekulativ nicht

K " ^,rkun^n Luthers und der Reformation thematisiert worden. vorbereitet » (63) Auch bei E.s Auseinandersetzung mit den Schwei-

cholder skizziert in seinem Vorwort (9-12) „drei verbindende zer Rcrormatoren (63-65) ging es hauptsächlich um die Messe. Auf

Cn^mphchkcilcn ".der er in den 25 Porträtsaus fünf Jahrhunderten dem Augsburger Reichstag (66-71) zwangen Ecks Artikel die Witten-

eckt: ein durchgehend enges Verhältnis der Porträtierten zur Hei- bergcr zur theo|0gischcn Auseinandersetzung. I. betont, daß die Con-

^Ben bchnft (Modell der Zwiesprache zwischen Wort Gottes und dem futatjo njcht a,s Bekenntnisschrift zu werten ist. Dem Pfarrer und

din t p" Mcnschen' Grundfigur menschlicher Existenz), die unbe- prediger E. kann I. Reformbedachtheit und Gewissenhaftigkeit be-

gc Forderung des an Gottes Gebot gebundenen eigenen Gewissens scbejnigen (71-74). Mit der Beteiligung an den Religionsgesprächen

VeAnA hÖChSte 'nSlanZ dCS Handelns (einschließlich der damit von Hagenau. Worms und Regensburg (74-78) geht zugleich auch die

seIb Up " p,üblcmatisehcn Haltungen), ein gewisser Freimut, das rc|jglonspo|jtist.he Wirksamkeit von E. zu Ende. Im letzten Kap.,

Wid ' arbc,lelc und als ricnt'S Erkannte zu vertreten und gegen alle Ecks Tod.. (78_80), dem ein relativ ausführliches Literaturverzeich-

^ erstände durchzusetzen. Die Porträts sind von verschiedenen nis fo|gt (81_84), bcmüht sich I. zugleich um eine zusammenfassende

set/.°rCn erarbe,tcl (Wissenschaftler und Publizisten): die Auswahl Beurtei|ung. Die zeitgenössischen Vorwürfe gegen E. basierten gro-

nur 'mCressantc Akzente - nur für das 18. Jh. ist sie zu schmal (mit ßeriteils auf Verleumdungen oder unzulässigen Verallgemeinerungen.

rei Porträts, gegenüber 8 Porträts aus dem 20. Jh.). Jedem Bei- Qft steMten sjc nur dje Schattenseiten von E.s großen Fähigkeiten

rial fi aUCh B'ld d°S Porlralicrtcn heigegeben. Weiteres Bildmate- extrcm heraus p s starker Ein(luß bcruhtc auf seiner großen Arbeits-

ndetnch nur zu Lutherund Müntzer. kraft sciner schncllen Aunässungsgabe und seinem immensen Fleiß.

M. P, aber auch auf seiner engen Zusammenarbeit mit der Kurie und ihren