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Ausgabe:

1984

Spalte:

600-602

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Frühkatholizismus im ökumenischen Gespräch 1984

Rezensent:

Roloff, Jürgen

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 8

600

Untersuchung der makrostrukturalen Beziehungen zwischen verschiedenen
Texten zu brauchbaren Ergebnissen führen kann.

A. Cooper behandelt die 'Divine Names and Epithcts in the
Ugaritic Texts' (335-469). Dazu hat M. H. Pope eine Reihe von
Anmerkungen beigesteuert. Besprochen werden 32 Götternamen und
10 Epitheta. (Eher den Epitheta als den Götternamen wäre wohl 'ahn
- .Stein' - zuzurechnen). Die große Zahl der Beobachtungen und
Untersuchungen zum Vorkommen von ugaritisehen Götternamen
und Beinamen in alttestamcnlliehen Textzusammenhängen werden
praktisch vollständig registriert, kommentiert und auf ihre Tragweite
hin kritisch beurteilt. Auf den Wert und Nutzen einer solchen Zusammenstellung
und Aufarbeitung der bisherigen Forschungsergebnisse
für jede weitere Arbeit an der Aufhellung und Einschätzung des
kanaanäischen Hintergrundes und Einflusses im Alten Testament, der
sich ja in den Götternamen sicherer erkennen läßt als bei anderen
Parallelen zum Ugaritisehen. braucht nicht besonders hingewiesen zu
werden.

F. B. Knut.son ist schließlich die Bearbeitung der'Divine Names
and Epithets in the Accadian Texts' aus Ugarit zu verdanken
(473-500). Zu berücksichtigen waren 28 Namen und 19 Epitheta, die
sich z. T. mit den ugaritisehen Götternamen übersehneiden. Da es
sich außerdem bei den heranzuziehenden alttestamentlichen Belegen
vorwiegend um Eigennamen handelt, über die wenig zu diskutieren
ist, entfallen in diesem letzten Teil von RSP III ausführliehe Erörterungen
.

Umfangreiche Indiees und ein Verzeichnis der abgekürzt zitierten
Literatur (501-618) ergänzen den Band, mit dem ein für die Erschließung
der ugaritisehen Texte äußerst nützliches Hilfsmittel, wie es für
keine andere Gruppe von Texten aus der Umwelt des Alten Testaments
zur Verfügung steht, seine dankbar zu begrüßende Fortsetzung
gefunden hat.

Berlin Karl-Heinz Bernhardt

Nel, Philip Johannes: The Structure and Ethos of the Wisdom
Admonitions in Proverbs. Bcrlin-Ncw York: de Cruyter 1982. XI.
142 S. gr. 8' = Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft
, 158. Lw. DM 74,-.

Ph. J. Nel hat sich unter der Anleitung seines Promotors F. C.
Fensham lür seine Erstlingsschrift ein großes Thema vorgenommen.
Unter der behutsamen Leitung seines Lehrers sucht er neue Wege der
Proverbien-Auslcgung. Er findet und begeht sie, allerdings mit unterschiedlichem
Erfolg.

Recht besehen, behandelt das Buch zwei formal und inhaltlieh zu
trennende Arbeitsweisen und Themen; der Titel des Buches deutet es
an. Auf der einen Seite stehen rein methodische Probleme, die sich
mit der Bestimmung der Gattung und der Struktur beschäftigen; auf
der anderen Seite geht es dem Vf. um die Begründung des Ethos weisheitlicher
Dichtung in Israel.

In einer Einleitung (Chaptcr 1: Introduction. S. 1-6) bereitet er
diese beiden Teile vor. Hier kündigt sieh schon das Bemühen an, die
gängigen formkritischen Ergebnisse innerhalb der Weishcitslilcratur
zu hinterfragen, weniger durch rein strukturalistisehe Untersuchungen
(S. 4) als vielmehr durch den Hinweis auf Bedeutung und Ausbau
der "wisdom admonitions".

Hier liegt nun im besonderen der Schwerpunkt der Arbeit. In
Chapter2: The Formal Structure ofthe Wisdom (S. 7-17) werden in
aller Kürze die bekannten Gattungen der Weisheitsliteratur vorgeführt
. Auf diesem Hintergrund wird dann in dem umfangreichen
Chapter3: The Wisdom Admonition (S. 18-82) die eigene Position
vorgetragen. Hier liegt der eigentliche Wert der Untersuchung. In
differenzierter Weise werden die inhaltliehen Strukturen der "admonitions
" aufgewiesen und dabei sehr viel Wert auf die "molivalion"
gelegt. Diese steht in einem genauer zu bestimmenden Zusammenhang
zur "admonition" und kann den Zweck ("Final Clause") oder
das Resultat ("Result Clause") oder den Grund ("Causal Clause")
u. a. angeben.

Ob diese Infragestellung formkritiseher Forschung in allen Fällen
stichhaltige Resultate liefert, sei dahingestellt. Bei Einzelbeispielen
kann man auch anders argumentieren. So versteht man nur schwer,
warum Prov 31,3 für eine "Motivation in Subordinate Clause" gehalten
wird, was man auch als vom Vf. abgelehnten synthetischen Paral-
lelismus erklären könnte (S. 26f); ähnlieh beim folgenden Beispiel
Prov 31,6-7 (S. 27). das man auch als finale Begründung verstehen
kann, usw. Darin hat Ph. J. Nel recht, wenn er bei den formkritischen
Fragen immer wieder auf den Inhalt und die Bedeutung der inhaltlichen
Besonderheiten hinweist (bes. S. 740-

Bei der Behandlung der zweiten großen Frage, nämlich der nach
dem Ethos der Weisheit, verfährt der Vf. kürzer. In Chapter4: The
Ethos ofthe Wisdom (S. 83-1 15) geht er zwar noch einmal von den
"motivations" aus. die er eben nach ihren formalen Ausprägungen in
Verbindung mit den Mahnungen untersucht hatte, und definiert sie
als mit "reasonable", "dissuasive", "explanatory" und "promissory
eharacter" erfüllt. Der Hauptakzent liegt aber auf der Feststellung der
Autorität, die für die ethischen Forderungen Maßstab und Hintergrund
bildet. Zielpunkt dieser Untersuchung ist die Aussage, das
Ethos der Weisheit sei ein wesentliches Element der alttestamentlichen
Theologie (S. 101) und zeige die Offenbarung des Schöpfergottes
. "We arc inelined to view the theologieal context of the wisdom
as part and pareel ofa theology ofereation." (S. 1 15)

Ein kurzes Chapter 5: The Ethos as Recognition of the Evil
(S. 1 16-125), in dem mehr abschließend die Aussage über das Böse in
den gewonnenen Zusammenhang hineingestellt wird, schließt die
inhaltliehen Ausführungen ab. Concluding Statements (S. 125-127)
fassen in lünf bzw. 12 Thesen die beiden oben unterschiedenen
Hauptteile der Untersuchung zusammen. Eine umfangreiche Bibliographie
(S. 128-135) und ein Bibelstellenregister (S. 136-142) stehen
am Ende.

Jede formkritischc Behandlung des alttestamentlichen Bibeltextes
wird sich immer wieder fragen lassen müssen, ob die angewendeten
Kriterien einer näheren Betrachtung standhalten. So ist es gut, wenn
Ph. J. Nel auf die inhaltliche Aussage so besonderen Wert legt, um die
Struktur zu erhellen. Er gerät dabei manches Mal in Gegensatz zu so
gesicherten Ergebnissen wie die von E. Gerstenberger und W. Richter.
Wenn man bereit ist. seinem Weg zu folgen, können diese Ausführungen
in der Tat neue Aspekte liefern. Weniger kann man allerdings den
Darstellungen da eine positive Seite abgewinnen, wo der Hinweis auf
den allgemeinen altorientalischen Hintergrund, der zur Ausgangsbasis
auch der alttestamentlichen Weisheit herangezogen wird, ohne
nähere historische und theologische Differenzierung zu dem Schluß
führt, wonach hier sieh der alttestamentliche Schöpfergott offenbart.
Es werden zu viele Ergebnisse der bisherigen Forschung zu gering
geachtet. Gewiß konnte die weisheitliehe Aussage mit der Offenbarung
des Israel erwählenden Gottes verknüpft werden: schließlich
konnte sie sogar auch auf den Geber der Thora bezogen werden. Aber
daß dieser Gott dann immer noch der Gott Israels ist. der sich in
Erwählung und Forderung seinem Volke zuerst zugewandt hat. sollte
auch dann nicht außer acht gelassen werden. Von einer selbständigen
Bedeutung einer Theologie der Schöpfung auf Grund der Weis-
hcitslitcratur kann nicht gesprochen werden.

Wien Georg Sauer

Neues Testament

Rogge. Joachim, u. Gottfried Schifte [Hrsg.]: Frühkatholizisnius im
ökumenischen Gespräch. Aus der Arbeit des Ökumenisch-Theologischen
Arbeitskreises in der DDR. Berlin: Evang. Vcrlagsanslalt
1983. 128 S. gr. 8'. M 9,80: Ausland 12.50.