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Ausgabe:

1984

Spalte:

550-552

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Emeis, Dieter

Titel/Untertitel:

Grundkurs Sakramentenkatechese 1984

Rezensent:

Friemel, Franz Georg

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 7

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nen Heil besteht." (196) Hier dürfte das Vorverständnis des katholi- ..Sermon von der Bereitung zum Sterben" einleitet und herausgibt,

sehen Autors den Akzent verschoben haben. Als eine Art Nachwort fügt er einen Essay über Jean Pauls „Erinne-

Aus der weiteren Geschichte der protestantischen Trostliteratur rungen aus den schönsten Stunden für die letzten" im Vergleich mit

erwähnt W. unter Bezugnahme auf H.-Chr. Piper die Kreuz- und Luthers Trostschriften hinzu. Die Einführungen wollen einer für die

Trostlicdcr. Insgesamt entsteht ein informativer Einblick in die heutige Seelsorge hilfreichen Begegnung mit Luther dienen, lnterpre-

Geschichte christlicher Trostliteratur. Natürlich konnte und mußte tation und Aktualisierung verbinden sich in anregender Form:

der Vf. sich weitgehend auf vorhandene Forschungen stützen. Die ..Trösten heißt, verirrtes Denken in rechte Richtung weisen, beginnt

Auswahl der Modelle ist angemessen. erstaunlicherweise im Wohlergehen, denkt zum kommenden Elend

Im zweiten, kürzeren Teil (201-252) untersucht W. ..Die Kritik des hin, ... um im Unglück zum Glück hin zu denken". (34) Seelsorge ist

religiösen Trostes und die Entdeckung seiner Nützlichkeit in der bürger- Sehschule, ist ..ein lns-Bild-setzen". ist „ein Kampf gegen den wüsten

liehen Gesellschart". Ausgehend von der Rcligionskritik Holbachs und Verein der Bilder, die vor Augen sind, Tür die Wahrnehmung der

Helvetius- beschreibt er die bürgerliche Rcligionskritik nach Groet- Wahrheit, die verborgen ist" (42). Bohren macht auch auf „problema-

huysen: Religion ist für den Wohlstandsbürger überfiüssig, ist „Trost- tische Weisheit" bei Luther aufmerksam, so aufeinc „Anweisung zur

und Rechtfertigungsgrund der schlechten Welt" (215). Nietzsche sieht Spiritualisierung und zu einem Überspielen des Materiellen" (49).

im christlichen Trost „das Gegenstück dazu, daß man den Menschen Hier wäre anzumerken, daß Luther an dieser Stelle der mittelalter-

durch die religiöse Interpretation seiner Existenz vorher in Angst und liehen Tradition folgt, die er später weitgehend überwunden hat. Daß

Schrecken versetzt hat" (223). Für Freud ist religiöser Trost ein Inlänli- Bohren keine unkritische Rezeption Luthers fördern will, ist zu begru-

•ismus.doch untersucht er den Inhalt dieses Trostes gar nicht. ßcn. Die Behauptung, man könne den Vorwurf. Luther sei ein Für-

Die theologische Replik auf die moderne Religionskritik, mit deren stenknecht gewesen, „schwerlich entkräften" (23). wirkt allerdings

marxistischer Ausprägung sich der Vf. nicht auseinandersetzt, erfolgte völlig deplaciert. Das wird jedoch niemanden daran hindern. Luther

bei Karl Barth durch die Trennung von Glauben und Religion, die ein selber zu lesen und über den Abstand der Zeit hinweg etwas von dem

Ausweichen bedeutet, da diese Trennung nur für (manche) Theologen Trost zu erfahren, den der Seelsorger Luther zu geben vermag,
existiert. Als neue Versuche einer theologischen Grundlegung des Gutcnbergbci Halle/S. Eberhard Winkler

Redens von Gott angesichts der Rcligionskritik nennt W. Karl Rahners
Transzendentaltheologie und Pannenbergs Geschichtstheologie. Praktische Theologie:
Für Schillebeeckx sei die Frage nach dem Leiden nicht theoretisch. Katechetik/Religionspädagogik
sondern praktisch zu beantworten. Die „Theologie des Leidens

Gottes" finde Trost in dem „Wissen, das Gott selbst in den Leiden der Kme|s< Djetcr, u Karl-Heinz Schmitt: Grundkurs Sakramcnten-
Welt mitleidet" (247), was eigentlich ein radikaler Verzicht auf Trost katechese. Freiburg: Herder 1980.287 S. 8' Kart. DM 29.80.
Sei. Bonhoeffer sehe als die Aufgabe des modernen Menschen nicht

Trost, sondern das Bewältigen der Welt ohne Trost. Dagegen ist fest- Die Gliederung eines katholischen Buches über die Katechese der
zustellen, daß Bonhocller uns eins der schönsten Trostlieder Sakramente ist von der Sache her gegeben. Nach einer Grundlegung,
geschenkt hat: „Von guten Mächten wunderbar geborgen . . .". Trost welche eine kurze Theologie der Sakramente bildet und allgemeine
darfnur nicht als ein Vertrösten verstanden werden, das die notwendi- Ziele einer Katechese der Sakramente vorstellt, werden die sieben
gen und möglichen Aktivitäten im Kampf gegen das Leiden lähmt. Sakramente in ihrer Besonderung (in der Reihenfolge Taufe - Fir-
Trost darf-auch im Sinncdcrsog. politischen TheologicLI. B.Metz)- mung - Eucharistie - Bußsakrament - Krankcnsalbung - Ehe und
Leiden nicht erklärend bagatellisieren. Die von W. vorgeführten Weihe) unter katechetischem Gesichtspunkt erörtert. Da Sakramente
Modelle zeigen, daß diese Gefahr in der Geschichte der christlichen in der Theologie nicht nur als Gegenstände der katechetischen
Trostliteratur - und der ihr entsprechenden Predigt und Seelsorge - Bemühung behandelt werden, sondern Thema vieler Einzeldisziph-
vorhanden ist. Sie zeigen aber auch, daß der christliche Glaube zu nen der Theologie sind, da auch humanwissenschafthehe Erkennt-
a'len Zeiten positive Möglichkeiten entdeckte, das Leiden als Aufgabe nisse den Gegenstand berühren und die Fragen sich in vieler Hinsicht
zu erkennen und aktiv zu bewältigen. Das Buch eines katholischen überschneiden, mußten die Autoren aus einer Fülle von Material ausAutors
ist auch als Hinweis auf den ökumenischen Charakter dieser wählen und Themen, die auch von Interesse gewesen wären, zurück-
Aufgabe zu begrüßen. stellen. Angesichts einer Fülle von Problemen haben sie sich

immer wieder auf ihren Grundansatz, besonnen. „Lernhilfe für den
Der Krankenhauspfarrer Pi sa rsk i will zur Trauer als der norma- Mitvollzug der Sakramente zu geben" (8). Die Autoren verstehen da-

ler> Reaktion auf den Trennungsschmerz ermutigen und anleiten. bei ihre katechetische Aufgabe nicht nur als Umschlagplatz und
Dazu erläutert er die Trauerphasen, unterscheidet er Trösten und Vermittlungsort für in anderen theologischen Disziplinen Erarbeite-
Vertrösten und zeigt er Möglichkeiten, das Leid in Riten und Klagen tes; sie möchten im katechetischen Prozeß den Glaubenssinn der
gestaltend auszudrücken. Großen Wert legt er darauf, daß die Gefühle Christen aktivieren „und dadurch zu einer eigenständigen, kritischen
n'cht zensiert werden. Versuche, das eigene Leid in einen größeren. und selbstkritischen Aneignung. Aktualisierung. Konkretisierungen
Gott bestimmten Sinnzusammenhang einzuordnen, weist er zu- und dadurch zu einer „Weiterverarbeitung theologischer Eingaben"
rück, da hinter ihnen ein falsches Gottesbild stehe und das Neue kommen (8).

Testament,.dasLeidfürvölliginakzeptabcl"halte(8l)-eineverblüf- Im grundlegenden Teil werden die Sakramente anthropologisch.
fende Behauptung! Das entscheidende Problem liegt für P. darin, daß christologisch. ekklesiologisch und eschatologisch erschlossen, und
bei religiösen Erklärungsversuchen des Leids der Gefiihlsbcreich aus- sie werden gezeigt als „positive, nicht exklusive Zeichen der
geklammert bleibe, was der Vf. freilich nicht beweist, und was auch Geschichte Gottes mit den Menschen" (29). Der Gedanke, daß
angesichts der Bedeutung der AITekte im religiösen und philosophi- gläubig-sakramentale Praxis auch ein Zeichen für die liebende Zusehen
Trost unhaltbar ist. Die Stärke des Buches liegt in vielen guten . wendung Gottes zu allen Menschen ist - also auch zu denen, die mit
Praktischen Hinweisen. Der Leser wird in einen verständnisvollen christlichen Symbolen nichts anfangen können - gewinnt in einer
Dialog einbezogen. Unter theoretischem Aspekt belegt das Buch, wie säkularisierten Welt an Bedeutung.

Wenig geklärt das Verhältnis von emotionalem Erleben und theologi- Zu den wichtigen allgemeinen Grundsätzen der Sakramentenkate-
Schem Denken immer noch ist. cnese gehört die Einsicht, daß die Ersteinführung in ein Sakrament der

Rudolf Bohren ergänzt die bei Weyhofen recht fragmentarischen Weiterführung bedarf. Auch sakramentsdidaktisch gilt die Forderung
Bemerkungen über den Trost bei Luther, indem er die „Tesseradecas des lebenslangen Lernens. Es zeigt sich, daß Sakramentenkatechesc
cor>solatoria" nach der Übersetzung von Th. Heckel sowie den wesentlich Erwachsenenkatechese ist. Ein weiterer allgemeiner