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Ausgabe:

1984

Spalte:

533-534

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Mochti, Otto

Titel/Untertitel:

Das Wesen der Sünde 1984

Rezensent:

Beißer, Friedrich

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 7

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Linie hatte er schon früher verfolgt (Bd. 4. Nr. 158'S. 25711). - In- Romantik und kirchliche Restauration". Andere Erscheinungen, wie

teressant sind auch die biographischen Zeugnisse (Nr. 194 S. 5l3ff, die sogenannte Klassik, bleiben unberücksichtigt. Die Philosophie

Nr. 197 S. 520ff). Osiander verhandelte im Herbst 1534 mit Württcm- wird (ein wenig) befragt bei der Deutung von ,,Aufklärung". Bei der

berg, wo man ihm die Pfarrei der Stadt Tübingen und eine theolo- „Romantik", also jener Zeit, in der sie bestimmende Macht der Zeit

gische Professur angeboten hatte (S. 515 Anm. 32, S. 519 Anm. 8). Er gewesen ist, bleibt sie unerwähnt. Eine solche Fehlliste ließe sich

bat den Rat um seine Entlassung. Dieser nahm das Entlassungsgesuch leicht verlängern. Aber damit täte man M. unrecht,

aber nicht an. sondern ließ über eine Gehaltserhöhung verhandeln. Das 2. Kapitel (von 126 Seiten) will mehr eine historisch-biogra-

Osiander taktierte in der Angelegenheit hartnäckig und geschickt und pfusche Übersicht geben. Der Reihe nach werden 30 Autoren vorge-

errcichte Bedingungen, die ihn zum bestbezahlten Geistlichen der stellt. Es wird ihr Hauptwerk genannt, dazu die wichtigste Sekundär-

Stadt Nürnberg, ja zu einem Spitzenverdiener der Theologen der literatur. Es folgt jeweils eine Kurzhioeraphic (in einzelnen Fällen

Retormationszeit machten (S. 525 Anm. 43).5 mußte M. dazu eigene Forschungen anstrengen, in anderen konnte er

Band 5 der Osianderausgabe erhält sein eigenes Gewicht durch die auf die Handbücher zurückgreifen). Dann wird jenes Hauptwerk kurz

Publikation der zentralen Arbeiten Osianders wie der Kirchenord- in seiner Eigenart dargestellt. Im dritten Abschnitt gibt M. die Dispo-

nung. der Katechismuspredigten und der Pestpredigt, die nunmehr sition der Werke (ganz oder in wesentlichen Ausschnitten) an. um da-

einem breiten Interessentenkreis in einer gut lesbaren Edition zur Vcr- mit den Ort der Sündenlehre innerhalb des Systems anzuzeigen,

ügung stehen. Daß von jedem Autor nur „das" Hauptwerk zu Wort kommt, ist

Duisburg Jörg Rainer Eligge m. E. vertretbar. M. berücksichtigt dabei auch die verschiedenen Auf-

lagen. (Weniger glücklich ist es, wenn weitere Werke zusammen mit

' Gottfried Seebaß: Das rcrormalorischc Werk des Andreas Osiander. Nürn- den Büchern der nicht berücksichtigten Autoren und einigen Gcsamt-

berg 1967 (= Einzelarbeiten aus der Kirchengesehiehic Bayerns. Bd. 44). darstellungen unterder Rubrik „Sekundäre Quellen" im Lileraturver-

*22-25. zeichnis aufgeführt werden: üblicherweise unterscheidet man Quellen

" Text der Ausgabe S. 44 Anm. 57. S. 86-97. - Vgl. Jörg Rainer FTigge: Her- untl Sekundärliteratur). In den Versuchen, diese Werke zu charakteri-

MgAlbrccnt von Preußen und der Osiandrismus 1522-1568. Diss. phil. Bonn j. s(eckt vje, Detaj|arbcjt. Der Lcser bicibt frei|ich etwas ra,|os.

Die Begriffe werden nicht ausreichend geklärt. Für ein wirkliches Bild

1972. S. 40-43.

Eligge: Osiandrismus. S. 431. 8401'. - Eine beeindruckende Übersicht der

Ai.v.,.,1, . • „ • . • „•.,• .- ,. o u n bleiben diese t haraktenstiken allzu knapp. Das gilt noch mehr von

ausgaben in: Bibliographie Osiandnca. Bibliographie der gedruckten Schritten rr °

Andreas Osianders d. Ä. (1496-1552). Bearb. v. Gottfried Seebaß. Nieuwkoop der Einordnung in das System. M. druckt gewöhnlich nurdie Disposi-

1971. S. 53-66 (Kirchenordnung); S. 67-97 (Kinderpredigten, u. a. tat., engl.. tion ab. Da aber die Begriffe keineswegs überall im selben Sinn ver-

Poln . isländische, holländische Ausgaben). wendet werden, ist eine solche Übersicht ohne ausführlichen Kom-

Vg|. Bibliographia Osiandrica. S. 98-105. mentar wenig hilfreich.

' Vgl. Seebaß: Das reformatorische Werk. S. 209-216 (spezieller Exkurs zu Das dritte Kapitel (144 Seiten) behandelt dieselben Theologen, nun

*'mstna»lichcn Verhältnissen Osianders). - Später machte Lukas Osian- ;„ der Absicht, ihre Vorstellung über „Begriff und Wesen der Sünde"

ucr. Sohn Osianders. in Tübingen Karriere: vgl. F ligge: Osiandrismus. S. 155. , , ■ , , , . ,. . _ „ .

444 194 herauszuarbeiten. Im Unterschied zun! zweiten Kapitel erwartet man

jetzt eine stärker gliedernde und strukturierende Gruppierung. Es

bicibt aber mehr bei einer erneuten Aufreihung der einzelnen Positio-

N'<.chti, oUo: Das Wesen der Sünde. Kontinuität und Wandel im nen- Ein Vergleich zwischen den verschiedenen Theologen, der erst

Verständnis von Sünde bei den Moraltheologen des deutschen sichtbar machen könnte, worin der Vorsprung bzw. worin die Einsei-

Sprachraums in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Regens- tigkeit oder der Mangel des einzelnen Theologen besteht, wird kaum

bürg: Pustet 1981. 336 S. 8' = Studien zur Geschichte der kath. gezogen. Eine solche Zusammenfassung versucht erst der Schlußab-

Moraltheologie, 25. Kart. DM 58.-. schnitt (von 20 Seiten). Das ergibt mehr eine Liste von Aspekten, als

. eine kritische Würdigung jener Theologie.

Angestchts der Aufgabe, die Otto Mochti bei seiner Dissertation M wcnde( sjch gegcn eine pauscnal(; Abwcrtung der Aulklärung.

a^suind b l J' ° SiCh ha"C- kan" CmCm Den Theologen des Neothomismus begegnet er eher mit einer gewis-

|S Dt dllgvscrdcn- sen Reserve. Mit besonderer Anteilnahme und Liebe sind dargestellt

.1. M. Sailer..1. B. Hirschcr. K. Wernerund E. X. Linsenmann.

Ml Rahmen der Reihe „Studien zur Geschichte der katholischen

M»raltheologie" behandelt dieser 25. Band „Das Wesen der Sünde",

»i,-L7] , ......, _. , . B. Staffier kommt etwas schlecht weg. Ihm wird ein „Dualismus

™'v es hei den deutschsprachigen katholischen Theologen in der , , ., ... , , , . , , , , , . ^.

I Hain . .„ , , , . , .... (von philosophischer und theologischer Sundenlehre) angelastet. Die

' ■naiite des 19. Jahrhunderts verstanden wurde. Diesen zeitlichen , . .. . . . „ . , , ...

r... , , .. - . ., . , . Zitate aber unterscheiden, sie trennen nicht. Den Ansatz beim ultimus

•säumen uberschreitet der Autor nach beiden Seiten, teils um wichti- _ . ., . T, . .. , , .

„or„u; , , , „.., , ., finis teilt er mit 1 homas von Aquin, ja mit der sogenannten ..analvti-

6vie werke des vorangehenden Sakulums, teils um den (besonders ge- ,.......„ , , , 1 .

sch'itvi„„v c xz ■ ,___ . . • , . ~ . 7. sehen Methode des 17. Jahrhunderts.

vnciizien) f. x. Linsenmann berücksichtigen zu können. So sind in ._ . . . „-

der T u ,i;.. „ 1 .■ x; . . x a i.u 1 . Bemerkenswert Sailers Bcgnll der „vernehmenden" Vernunlt. II ie

utl 1 at die wichtigeren Vertreter der Moraltheologie jener Zeit ver-

sammuli nm 1 u vi/ 1 1 u ls -u. freilich der Konflikt zwischen Vernunlt und Glaube hier überbrückt

■wmeu, l m ein solches Werk schreiben zu können, mußte man , _ „

zuerst ;,.n„ ,„„ " 1 er 1 u 11 /- u l. wird, ist mir nicht deutlich. Der Duktus von Sailers Denken über das

"erst jene ganze Zeitspanne uberblicken, ihre allgemeine Geschichte,

ihr Dni« 1 c~ r 1 l ol 1 l i l -t-l 1 Böse (vom Verstoß gegen die Ordnung zur Sünde) ist m. E. Augustin

cciiKen und Empfinden, ihre Philosophie und ihre Theologie. 0
Dies nr„.L a ■ . ■ 1 1 a'cc • _ entnommen.

.. noch dazu an icnem so entscheidungsrcichcn und differenzierten . ,

Überoar... . j * n i- n .1 r ■•■ l Bei Hirschcr steht im Mittelpunkt dei -Bcgnll „Reich Gottes". Wo-

^"crgang von der Aufklarung zur Romantik, von der französischen

r-voi,,,- _ a e ■ 1 ■ j r. . im/. -o. her ist er gewonnen 7 Kaum von Kant.

Revolution zu Belrciungskriegcn und Restauration! Weiter mußte 6 ..... „ _ . -.. , ,

iedereln,„i„ c l iv . 11 r-- l il rs 1 Deutinger entwickelt eine Dialektik, die ollenbar die llcuclulic

jx.uci einzelne Schriftsteller in seiner Eigenart, innerhalb seines Denk- . .

^stems erläßt werden, weil alle Einz.claussagen nur im Zusammen- kome'"cn möchte.

hans r- in . _........ Mochti hat eine umfangreiche Bemühung an einen schwierigen

'""g dieses Ganzen zu erhellen sind. Endlich bietet das I hema ,. . , ,

. Süniio»• l r> li xi , . . Stoß gewandt. Er liefert eine gründliche Zusammenstellung, eine

• juiiuc in sich genug Probleme. Nur wer hier eingedrungen ist, wer 0

die Zns-.r„~ l-- . j 1 , ■ . rs .-ii brauchbare Ubersicht, auch bei mehreren Theologen eine cinlühl-

'v z usammenhange mit den anderen Gebieten der Dogmatik und . 0

Ethik ,,, ,,„.r 1 il- j . 1. 1 same Einführung. Eine Fülle von bemerkenswerten ethischen Ciedan-

"-"iik zu verfolgen vermag, wird hier ordnen und strukturieren, darstellen
und würdigen können vorgeführt. Dennoch scheide ich unbefriedigt: die Aufgabe

Ein .mx, iz -. 1/ inc- l. -» -. 11 „ „ ist viel zu riesig, als daß sie so zu lösen wäre,

wo erstes Kapitel (von 19 Seiten) sucht jene Zeitspanne allgemein 0

Zu charakterisieren. Dabei beschränkt sich M. auf „Aufklärung, Mainz Friedrich Beißer