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1984

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

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Neuerscheinungen

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Theologische Litcraturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 7

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Der Informationsgehalt der beiden Bände ist hoch. Die Quellen-
und Literaturangaben ermöglichen eigene Weiterarbeit. Trotz der
Rückfragen zu der getroffenen Auswahl ist der Reihe ein weiterer
zügiger Forlschritt zu wünschen.

Rostock Gert Hacndler

Winkelmaun, Friedhelm: Die östlichen Kirchen in der Epoche der
christologischen Auseinandersetzungen (5.-7. Jahrhundert).

Berlin: Evang. Vcrlagsanstalt 1980. 149 S., 1 Karte gr. 8°= Kirchengeschichte
in Einzeldarstellungen I, 6. Lw. M 9,80; Ausland:
13.50.

Nachdem die beiden zuerst erschienenen Teilbände der von
G. Hacndler, K. Meier und J. Rogge herausgegebenen Reihe in dieser
Zeitschrift bereits besprochen worden sind (s. ThLZ 104, 1979
Sp. 741 f; 107, 1982 Sp. 747f)und in diesem Zusammenhang auch das
Nötigste zur Konzeption des Ganzen gesagt worden ist, kommt es hier
nur mehr darauf an, aufzuzeigen, wie sich der inzwischen erschienene
3- (von insgesamt 38 geplanten Teilbänden der die gesamte Kirehen-
geschichte umfassenden Reihe) in den (bislang erkennbaren) Gesamtrahmen
einfügt.

Dieser Teilband hat die kirchengeschichtliche Entwicklung
zwischen dem II. ökumenischen Konzil und dem Bilderstreit in
Rvzanz (ab 726) und damit einen Gegenstand zum Inhalt, der in
kirchen- und dogmengeschichtlichen Lehrbüchern in aller Regel (zu)
knapp abgehandelt wird, besonders was die Nachgeschichte von
Ghalkedon anlangt. Dal) von diesem (ab)usus hier abgewichen wird,
ist ebenso dankenswert wie, daß die Geschichte des christlichen
Orients eine angemessene Berücksichtigung erfährt, was sonst ebenfalls
eher die Ausnahme ist. Für das eine wie das andere, die frühbyzantinische
wie die Geschichte des christlichen Orients, hat sich der
Verfasser als Editor einschlägiger Texte und als Autor einschlägiger
Studien längst als besonders kompetent ausgewiesen.

Seine Darstellung verrät diese Kompetenz allenthalben. Sie beginnt
mit einer knappen Skizze der Geschichte Ostroms vom Ende des 4. bis
zum Beginn des 8. Jahrhunderts, wobei außer der politischen und
gesellschaftlichen Entwicklung der „kulturelle(n) I'rofilicrung
Ostroms" besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird (Kapitel I); es
lolgen (relativ) ausführliche Schilderungen der „Entwicklung der
vhristologischen Problematik im Osten" einerseits (Kapitel 2). der
»Bemühungen um die Aufrechterhaltung der Kirchen- und Reichseinheit
" andererseits (Kapitel 3). Da diese Bemühungen bekanntlich
m erheblichem Maße gescheitert sind, war des weiteren von der
••Herausbildung unabhängiger antichalkedonisch orientierter Kirchen
" zu handeln (Kapitel 4). Den Abschluß bildet ein kurzes Kapitel
über den „Ausbau der byzantinischen Reichskirche vom 5. bis
7- Jahrhundert" (Kapitel 5). Folgen noch - nach einem knappen Epi-
'°g- nützliche Zeittafeln, Register und eine Karte der Diözesen und
Provinzen des oströmischen Reiches am Ende der Regierung Justi-
nians samt ihren jeweiligen Metropolen. Eine Auswahlbibliographie
zu Beginn möchte mit ihren Hinweisen aufOnellen und Literatur dem
interessierten Leserdie eigene Weilerarbeit ermöglichen.

Darin wie auch in der Übersichtlichkeit des Aulbaus und in der
ducllennahen. unprätentiösen und immer wieder durch umfangreiche
Quellenzitate (durchweg in Übersetzung) aufgelockerten Darstel-
mngsweise entspricht der Band ganz, der Konzeption der Gesamtreihe
, in der er sich, wenn ich mich nicht täusche, einmal als einer der
gewichtigsten Beiträge herausstellen wird. In jedem Fall kann auch
der Fachmann aus dieser kenntnisreichen Darstellung noch manches
'ernen. Ich begrüße es auch ausdrücklich, daß die sozialgeschichtliche
Betrachtungsweise hier, mehr als es noch immer in Kirchen- und
Oogmengeschichten üblich ist. zu ihrem Recht kommt, ohne daß das
theologische Urteil d trüber unterbliebe.

ts gibt allerdings auch Fragen. Sehr unglücklich linde ich es. daß
der Verlässer. statt die Interdependenz verschiedener Faktoren und

Aspekte zum Strukturprinz.ip seiner Darstellung zu machen, auf die
Idee einer längsschnittartigen Darstellung verfallen ist. also Politik
(Kapitell), Dogmengeschichte (Kapitel 2) und Kirchenpolitik
(Kapitel 3) neben- und nacheinander abhandelt (wobei besonders
das Auseinanderdividieren von Lehr- und kirchenpolitischen Streitigkeiten
zu Friktionen führt). Das ist nicht nur schriftstellerisch ungeschickt
, weil es störende Verweisungen bzw. Wiederholungen nötig
macht. Es ist auch deshalb nicht nachahmenswert, weil es - trotz aller
edlen Absichten des Verlässers - eine integrale Geschichtsschau
gerade unmöglich macht oder doch wenigstens unnötig erschwert und
dazu verführt, z. B. die Dogmengeschichte, wie gehabt, von der
„gemeinen Historie" zu isolieren. Daß „eine integrierte Darstellung,
wenn sie sich nicht nur auf Allgemeinheiten beschränken" wolle,
„viel mehr Raum" verlange, „als für dieses Lehrbuch zur Verfügung"
stand (S. 9), vermag ich ebenso wenig einzusehen wie. daß um „einer
möglichst großen Durchschaubarkeit" willen „gewisse Entwicklungen
" haben „im Zusammenhang dargestellt werden" müssen, „da sie
in ihrer Kompliziertheit sonst nicht genügend" haben „erfaßt werden
können" (ebd.). Gibt es doch, denke ich, genügend Beispiele dafür,
daß dies die Längsschnittmethode keineswegs erzwingt. H. G. Becks
glänzende „Geschichte der orthodoxen Kirche im byzantinischen
Reich" ist nur eines von vielen.

Ich merke noch an, daß die S. 46IT (und S. 90) gegebene Deutung
der christologischen Formel von Chalkedon (i. w. vom „Tomus
Leonis" hier) schwerlich mehr dem heuligen Stand der Forschung entspricht
(s. dagegen etwa A. de Halleux in: RTL 7. 1976. S. 3-23.
155-170: P. T. R. Gray. The Defense of Chalccdon in the East.
Leiden 1979) und daß die Übersetzung des monophysitischen Glaubensbekenntnisses
vom Jahre 532 (S. 57) m. E. gründlich überarbeitet
werden muß, da sie die Textüberlieferung bei Michael Syrus. Chron.
IX. 22 schwerlich exakt wiedergibt.

Kleinere eorrigenda: Die Jahreszahl in der Überschrift zu Kapitel 2, D. 2c
sowohl im Inhaltsverzeichnis (S. 6) als auch im Text (S. 57) muH lauten 532
(nicht 552); der Vorname des Kyrilliibersctzers (und bekannten Älhiopisicn)
Wcischer (S. 41. Anm. 3511) ist B. M. (nicht G.); aufS. 50 fehlt in Zeile 27 v. o.
nach ..Johannes" ein „von"; S. 62 in Zeile 23 v. o. muB es heißen ..Origenes"
(nicht „Origines"); S. 72 in Zeile 7 v.o. ist der Name des 381 verstorbenen
Konstantinoplcr Bischofs (aus „Maximos") in „Melctios" zu ändern; S. 75 in
Zeile 4 v. u. muß es richtig heißen: ..Asia minor" (nicht ..minor»"); S. 122 ist
der erste Satz des ersten Absatzes ..das Mönehtum . . .. verehrt als Charts-
matiker..." im Ausdruck schwerlich ganz korrekt: S. 137 ist der Satz, daß zu
..Beginn des 8. Jh. ... dann mit Kyros der erste Mönch auf den l'alriarchenstuhl
Konstanlinopels" gekommen sei. unverständlich oder doch wenigstens mißver-
siändlich!

Neckargemünd Adolf Martin Ritter

Balfour, David: Saint Symcon of Thcssalonike as a historical personality
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