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Ausgabe:

1984

Spalte:

512-514

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Heil, John Paul

Titel/Untertitel:

Jesus walking on the sea 1984

Rezensent:

Strecker, Georg

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 7

512

eindringen möchte, eine verläßliche und weiterhelfende Orientierung
.

Wenn auch in der Einzelexegese die Aussage der kleinsten textlichen
Einheit berücksichtigt wird, werden doch alle Abschnitte in
weitere Zusammenhänge gestellt, so w ie es die Sammler und Bearbeiter
des Stoffes geordnet und wohl auch verstanden wissen wollten, dies
nicht gezwungenermaßen, sondern derart, daß sich eine mehr oder
weniger durchsichtig gegliederte prophetische Rede daraus ergibt.
Dabei bleibt der Kommentar in seiner Interpretation selbständig. Die
von W. Rudolph (KAT Hosea. EVA Berlin 1971. S. 48) vorgeschlagene
Textkorrcktur zu 1.2b zum Zwecke der Unterscheidung von
Kap. I und 3 wird nicht aufgenommen, sondern beide Berichte von
der ..Ehe des Propheten" (Er- und Ichbericht) werden als Symbot-
handlungen im Rahmen der gleichen Ehe (zu 3,1 s. S. 22) aufgefaßt.
Die Aussage vom Bundesbruch (6.7: 8.1) und vom neuen Bund
(2.18-25) in der Gestalt des Ehebundes werden dem Propheten zugesprochen
, wenn diese Aussage hier auch nicht von einer grundsätzlichen
theologischen Tragweite ist. Ebenso wird Arnos die Aussage
von der Erwählung Israels nach 3.2 belassen, womit eine Stellung zur
neueren Diskussion über den Bundesbegriff in Alt-Israel bezogen
wird. Der Arnosschluß 9.1 1-12.1.7-15 wird als Aussage späteren
Datums dem Propheten abgesprochen. Das Gedicht über das Gericht
an den Völkern (1.3-2.3) wird sachlich im herkömmlichen Sinne behandelt
. Joel wird kaum früher als in der mittleren nachexilischen
Zeit angesetzt. Die Zusammengehörigkeil der vier Kapitel wird nicht
angefochten, zumal der Übergang vom Zeitgeschichtlichen zum
Eschatologischen bereits in den ersten beiden Kapiteln erkennbar
wird.

Im ganzen also ein selbständiger und in sich geschlossener Kommentar
über die drei ersten Bücher des Dodekaprophctons. der
manche Anregung gibt und zu einem guten Verständnis verhilft, also
eme Bereicherung auf dem Gebiet der Bibelkommentierung darstellt.
Es ist lobend anzumerken, daß der Autor wohl historisch-textkritisch
verfahrt, sich jedoch jeder kleinlichen und peinlichen Hyperkritik
enthält, zumal wir uns auf diesem Gebiet ohnehin aufrecht schwankendem
Boden bewegen.

Halle (Saale) Gerhard Wallis

Kalk, Marcia: Luve Lyrics from the Bible. A Translation and Literary
Study ofthe Song ofSongs. Sheffield: Almond Press 1982. 142 S. 8*
= Bible and Literature Series. 4. Kart, t 5.95.

Die Verfasserin dieser Hohelieduntersuchung unterscheidet sich
durch ihren wissenschaftlichen Hintergrund von den meisten Bibelkommentatoren
. Sie ist keine Theologin, dafür aber eine hebräischkundige
Literaturgeschichtlerin. Damit ist der Ausgangspunkt ihrer
Arbeit gegeben. Wie der Titel angibt, handelt es sich um eine Ubersetzung
und literarische Studie. Das Hohelied hat immer das Interesse
der Literalurforschcr erregt, und keine alltestamentliche Schrift
könnte für eine literarische Untersuchung geeigneter sein.

Ein Preface gibt Auskunft über Ziel und Methode der Arbeit. Das
Hohelied soll als eine Sammlung von Liebesliedern verstanden werden
. Auf Grund einer literarischen und strukturalen Analyse unterscheidet
Vfn. 31 Einzelgewichte. Die Lieder sind an Alter und Ursprung
verschieden und erst durch die Arbeit späterer Sammler zu
einem Ganzen zusammengetragen worden. Unberücksichtigt oder
nur flüchtig erwähnt werden mehrere geläufige Kommentarprobleme
wie Ursprung und Verlässer, Datierung, Sitz im Leben.

Auf die englische Übersetzung - mit dem hebräischen Text auf den
gegenüberstehenden Seiten bequem zugänglich - folgt als Einleitung
der literarischen Analyse eine prinzipielle Diskussion der Übersetzungsprobleme
, Translation as a journey. Als ihre wichtigste Aufgabe
betrachtet es Vfn., den Lesern, auch den nicht hebräischkundigen,
eine Vorstellung von der poetischen Eigenart des Hohenliedes zu vermitteln
. Daraus folgt, daß Abweichungen in Einzelheiten zugunsten
der ästhetischen Gestalt des Ganzen in Kauf genommen werden.

Kap. 2 behandelt die literarische Struktur des Hohenliedes. Vfn.
lehnt die Versuche ab, die Gedichte als Allegorie oder Drama zu verstehen
. Ebensowenig vermag weder die mythisch-kultische Interpretation
noch die Verknüpfung mit syrisch-palästinensischen Hoch-
zeitsbräuchen eine sachgemäße Interpretation zu lordern. Den
gemeinsamen Fehler dieser Deutungsversuche sieht Vfn. darin, daß
sie den eigentlichen Gegenstand dieser Dichtung verkennen: die erotische
Liebe. Die schwierige Aufgabe, die verschiedenen Liebesgedichte
voneinander abzugrenzen, dürfte wohl niemand v öllig befriedigend
lösen können, und es gibt keine zwei Ausleger, die in ihren Glie-
derungsversuchen übereinstimmen. Vfn. ist sich der Schwierigkeit
wohl bewußt. Sie arbeitet mit Umsicht und feinem Fingerspitzengefühl
für poetische Imponderabilien.

In Kap. 3-5 greift Vfn. verschiedene literarische Tragen auf. die
für das Verständnis des Hohenliedes wichtig sind. Ein Problem für
sieh bildet das sogenannte Beschreibungslied, watf. Die detaillierten
Körperbeschreibungen machen auf den modernen Leser einen fremdartigen
Eindruck und stellen den Übersetzer vor besondere Schwierigkeiten
. Vfn. will die Vergleiche des Originals in neues Gewand kleiden
. Wird nur Zweck und Gefühlsgehalt eines Bildes richtig erläßt,
mag der Übersetzer andere Bilder wählen, die den gleichen Eindruck
vermitteln.

Zum Schluß untersucht Vfn. die lyrische Landschaft, in welcher die
Liebenden auftreten - Garten, Wildmark, Wohnhaus. Straße - und
die Themen und Motive, die in symbolischer Form erotische Erlebnisse
darstellen: Essen, Trinken, Weiden usw.

Marcia Falk hat ein sympathisches Buch geschrieben, gut lesbar
und reich an interessanten Beobachtungen und klugen Reflexionen,
die das gesunde Urleil und die feine Einfühlungsgabe erkennen lassen
.

Fund GillisGerleman

11littken. Peter: Eine Bemerkung zum religionsgcschichiliehcn Hintergrund
von Dtn 6.4(BZ28. 1984S. 88-93).

Jeremias, Jörg: Grundtendenzen gegenwärtiger Propheten forsch ung
<EvErz36, 1984 S. 6-22).

iehr, Herbert: Bedeutung und Funktion kanaanäiseher I radilionselemenle
in der Sozialkritik Jcsajas(BZ 28,1984 S. 69-81).

Smend. Rudolf: Ein halbes Jahrhundert alltestamentliche Einleitungswissen-
schaft(ThR49, 1984 S. 3-80).

Soggin. J. A.: Teologia dell'Antieo Testamente oggi. Dopo Gerhard von Rad
(Protest. 39.1984 S. 1-17).

Vogles, Walter: Diachronie and synchrontc studies of Hosea 1—3 (BZ 28.
I984S. 94-98).

Weimar, Peter: Jonapsalm und JonaerzählungtBZ 28. 1984 S. 4.3-68).

Neues Testament

Heil, John Paul: Jesus Walking on the Sea. Mcaning and Gospel
Functions of Matt 14:22-33, Mark 6:45-52 and John 6:15b—21.
Rome: Biblical Institute Press 1981. XII, 200 S. gr. 8' = Analccta
Biblica,87. Kart. $ 23.35.

Der Verfasser möchte in seiner 1979 vom Pontifical Biblical Institute
als Dissertation angenommenen, in überarbeiteter Fassung vorgelegten
Arbeit ..die literarische Gattung der Wundergeschichten in den
Evangelien, besonders des Matthäus-Evangeliums" (S. VII) untersuchen
und die Pcrikopcn vom Seewandel Jesu in ihrem Verhältnis zu
den anderen Wundergeschichten sowie im Verhältnis zueinander präziser
bestimmen. Der Schwerpunkt liegt auf der matthäisehen Ver-