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Ausgabe:

1984

Spalte:

510-511

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Hosea, Joël

Titel/Untertitel:

Amos 1984

Rezensent:

Wallis, Gerhard

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509

Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 7

510

Beobachtung stilistischer und thematischer Zäsuren werden dem
Redaktor zugewiesen: Dtn 4.191': Ri 2.1-5 (mit Fragmenten einer
älteren, ätiologischen Erzählung): 6.7-10: 1 Kon 8.44-51; 9.6-9:
2Kön 17.7-20.23b (21-23« ist ein noch späterer Zusatz): 17.24-40
(34b-40 freie Formulierung des Redaktors. 24-28.29-34a von ihm
aus unbekannter Quelle aufgenommen. 41 späterer Zusatz); 21.1-18
(3c-15 eigene Schöpfung. I —3b. 16-18 nebst verschiedenen Annalen-
notizen und Bemerkungen des ersten Redaktors übernommen und
eingearbeitet): 22.15-20 (16.17.20b Zusatz des Redaktors, der aber
auch 15-20 zur heutigen Gestalt formte): 23.1-30 (darin
4b—5.19-20.247. 26-30 Zusätze des Redaktors zu dem ansonsten von
dem ..historian" gestalteten Bericht). Mit 2Kön 23.31-25.30 schuf der
Redaktor den jetzigen Abschluß des Werkes, zunächst unter Verwendung
annalistischen Quellenmaterials, ab 24.7 nach dem Gedächtnis
und mündlicher Information. In das vorgefundene Geschichtswerk
der Josiazeit fügte er neben Ri 1 und 2.1-5 auch Jos 24.1-28 (29-33
sind post-redaktionelle Zusätze) ein und bearbeitete den Text geringfügig
(u. a. V. 19l"sowie auch 23.4.7.12 0.

Die vorgebrachten Begründungen sind, wie der Vf. auch selbst sieht, in unterschiedlichem
Malte stichhaltig. Eine ganze Anzahl dieser Texte galt allerdings
schon seit längerer Zeit als sekundär-dlr. An anderen Stellen entstehen Probleme
, die wohl nicht befriedigend gelöst sind. Spricht man z. B. 2Kön 17.7—41
dem ersten Redaktor ah. hätte dieser den l ntergang des Nordreichs nur ganz
knapp kommentiert (18.12). Die Auskunft, daß für einen Historiker der Josiazeit
der Fall Nordisraels keine besondere Bedeutung besessen habe (62). überzeugt
nicht. Die rrennung von IKön9,1-9 in 1-5 („historian") und 6-9
(..editor") scheint mir auch nicht ausreichend begründet. Schließlich verwundert
man sich über die geringe dir Bearbeitung, die in Jos 24.1-28 abgehoben
wird, sowie über die Erklärung, daß bestimmte Sprachlörmen. die der ..editor"
in Ri 2.1-5; 6.7-10 benutzt, hier ihren originalen Silz (V. 12.15.17.18) haben
sollen

Ein weiteres Kapitel widmet der Vf. den dv nastischen Orakeln, die
durchweg dem ersten Redaktor angehören. Die Spannung zwischen
bedingten und unbedingten Verheißungen löst er so. daß die ersteren
(1 Kon 2.4: 8.25; 9.41) gar nicht dynastisch gemeint seien, sondern sieh
allein auf Salome bezögen und mit seinen Verfehlungen den Verlust
des Nordreichs begründeten. Das ist freilieh nur dadurch möglich, daß
er die in I Kön 2.4; S.25 genannten ..Söhne Davids" nicht auf dessen
Nachfolger, sondern - reichlich gezwungen - auf die im Laufe der
Thronfolgegeschichte als Kronprätendenten ausgeschiedenen leiblichen
Söhne Davids bezieht. Die unbedingten Zusagen, die die Fortexistenz
der davidischen Herrschaft (nir .'.dominion")" verheißen
(I Kön I 1.36; 15.4: 2Kön 8.19). drücken ebenso wie die mit besonderem
redaktionellen Gewicht versehene Nathan-Weissagung
(2Sam 7.1 lb-16) die Intention des dir ..historian" aus: Für ihn war
die Zusage eines ewigen und unbedingten Bundes mit David noch in
Krall. Dies weist auf orexihsche Entstehung und (nach dem Ilmweis
auf Rückkehr der davidischen Herrschaft Über Nordisrael in
IKön 11,39)aufjosianischeZeit.

I in Schlußabschnitt bringt Beobachtungen zur Theologie vier beiden
dtr Redaktoren bei. Das Werk des ..historian" wird als nationalistische
und optimistische Propagandaschrift für die Politik Josias.
die des ..editor" (mit G. von Rad) als literaturgewordene Gerichts-
doxologie bestimmt. An vier theologischen Themen zeigt der Vf. die
Dillerenzen zwischen beiden Redaktoren und die Verwurzlung in
ihrer jeweiligen Zeit auf: In die Josiazeit passen die ..Demylhologisic-
rung" der Lade, der Umläng des von Israel eingenommenen Landes,
die Darstellung vier Helden, die entweder Züge Josias tragen oder an
ihm gemessen werden, sowie die positive Wertung des Nordreiches -
alles dies Spezilika des ..historian". Hingegen entsprechen das
Schweigen über die Lade, der ambivalente, nämlich zum Abfall verführende
Charakter des Landes, die ungehorsamen, negativen Helden
und das Verdikt über das Nordreieh beim ..editor" den Verhältnissen
der frühen Exilszetl und den Intentionen der Gerichtsdoxologic und
lies Bußaufrufs.

Das Buch ist zügig geschrieben und argumentiert knapp und kon-
zisc. Auf einige der dabei entstehenden Schwierigkeiten wurde bereits

hingewiesen. Dennoch bleibt die vorgelegte Konzeption beachtlich.
Sie wäre allerdings überzeugender, wenn der Vf. die josianische Datierung
des ersten Redaktors von vornherein umfassend begründet hätte,
statt sie als Prämisse der litcrarkritischen Analyse zugrundezulegen,
und wenn er sich mit den Vertretern einer dreifachen exilischen
Redaktion eingehender auseinandergesetzt hätte.

Marburg (Lahn) Winfried Thiel

1 Noth. Überliefcrungsgeschiehtliche Studien. Tübingen "1957. Für die Einheitlichkeit
des Dtr votiert jetzt wieder H.-D. Holfmann. Reform und Reformen
(AThANT 66). Zürich 1980.

1 DtrH. DtrP. DtrN. vgl. R. Smend. Das Gesetz und die Völker, in: Probleme
biblischer Theologie Festschrift (i. von Rad. München 1971. 494-509; ders..
Die Entstehung des Alten Testaments. Stuttgart Berlin Köln Mainz 1978.
I I 1-125: W. Dietrich. Prophetie und Geschichte (FRLANT 108). Göttingen
1972; T. Veijola. Die ewige Dynastie. Helsinki 1975: ders.. Das Königtum in
vier Beurteilungderdeuteronomistischen Historiographie. Helsinki 1977.

' F. M. G ross. The Themcs of the Book of Kings and the Struclure of the
Deuteronomistic History, in: ders.. Canaanite Myth and Hebten Epic, C ambridge
1973.274-289.

Darin trifft sich der Vf. mit H. Weipperl. Die ..deuteronomistischen" Beurteilungen
der Könige von Israel und Juda und das Problem der Redaktion der
Königsbücher. Bib 53. 1972. 301-339. die jedoch hier einen dritten Redaktor
am Werke sieht.

Dabei beobachtet der Vf. auffallende Übereinstimmungen mit der Sprache
def jercmianisch.cn Prosareden. Hier steht er kurz davor, eine dtr Redaktion des
Jeremiabuches eigenständig zu postulieren - die einschlägigen Arbeiten des
Rez. waren ihm olfenbar nicht zur I Fand. Daß er den Schritt nicht tut. hegt wohl
an der andersartigen Thematik seiner Arbeit.
" Diese Übersetzung nach P. Hanson. HThR 61. 1968.297-320.

". . . much of Our present picture ol'Joshua is nothing but a retrojection of
the ligure of Josiah into the classical past." oder ". . . David's piety was not in
Lact the decisive criterion. Josiah's was." (125).

Dcissler. Alfons: Zwölf Propheten. Ilosea - Joel - Arnos. Würzburg:
Echter 1981. 136 S. gr. 8" = Die Neue Echter Bibel. Kart.
DM 28.-.

Die Neue Echter Bibel stellt den ersten neueren katholischen Kommentar
im deutschen Sprachbereich dar. nachdem gerade übet die
bctrcUcndcn Bücher des Alten Testaments IL W. WolfF
(BKA I XIV 1.2. 4965.1969) und W.Rudolph (KAT EVA Berlin
1971.1974) ihre Auslegungen der Öffentlich keil vorgetragen haben.
Als Text wird in der Echter Bibel der der Einheitsübersetzung zugrunde
gelegt, welcher, mit kurzen Fußnoten verschen, knapp kommentiert
wird. Dabei wird der exegetische Standort der modernen
alttestamentlichen W issenschaft eingenommen. Der Text wird literar-
und textkritisch nach dem l ttcxl untersucht, ohne daß die als sekundär
gekennzeichneten .Aussagen. Texte oder Textstellen ausgeblendet
werden. Sic werden v ielmehr in ihrer Eigenart als Nachgeschichte der
prophetischen Überlieferung gewürdigt. In der Kürze der Auslührungen
können verständlicherweise Fachdiskussionen nicht geführt werden
; dies entspräche der /Anlage und Absieht der Echter Bibel auch gar
nicht.

Es wird sorgsam vermerkt, in welcher Weise und welchem U mfang
alttestamentliehe Aussagen der Propheten in die neutestamentliche
Botsehalt und in die katholische Liturgie Eingang gefunden haben,
ohne daß hierbei hcrmcncutische Positionen definiert werden, /um
rechten Verständnis wird jeweils ein kurzer zeitgeschichtlicher Abriß
und eine knappe Darstellung dct Struktur des jeweiligen Buches und
dessen Geschichte gegeben. Zu jedem der Bücher werden Literaturhinweise
gegeben: ausgewählte Kommentare. Aufsätze und Monographien
, allem voran aber ein Überblick über das Zwölfprophetenbueh
überhaupt, dessen Eröffnung ja der vorliegende Band sein will. Für
den interessierten Laien ein gutes Hilfsmittel zum Verständnis der
Prophetenbüehcr. die sieh dem modernen Leser nicht so leicht
erschließen, für den. der tiefer in die Botschaft des Alten Testaments