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Ausgabe:

1984

Spalte:

507-508

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Schneider, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Taschen-Tutor Hebräisch 1984

Rezensent:

Schröter, Ulrich

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Seite 1

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507

Theologische Eileraturzeilung 109. Jahrgang 1984 Nr. 7

508

Altes Testament

Schneider, Wolfgang: Taschen-'Tutor llchräisch. (iöüingen: Vanden-
hoeek & Ruprecht 1983. 79 Karteikarten kl. 8' = Taschen-Tutor.
Kart. DM 28,-.

Mit diesem Taschen- Tutor will Seh. Studenten, Examenskandida-
ten und Pastoren helfen, also potentiellen Hebraisten, die ihre versandeten
Kenntnisse wieder freilegen möchten. Der Tutor will demnach
keine Elementargrammatik Tür Hebräischlerncnde bieten, so willkommen
auch diesen die Zusammenfassungen und Übersichten sein
werden. Jedenfalls enthebt der Adressatenkreis den Vf. der Pflicht,
alles und jedes auf engstem Raum bieten zu müssen. Er darf sieh auf
Wesentliches beschranken und Tür eine vertiefende Kenntnis auf gängige
Cirammatiken verweisen (0.4).

Der Gebrauchsanweisung (0.1-0.4) und einem Stichwortregister
(0.5) folgen methodische Anweisungen (I .-.3.) und grammatische Takten
(4.-5.). Jedem Teil ist eine besondere Karbe zugeordnet. Damit
ergibt sieh:

1. (weiß) Wie soll man am besten anfangen?

2. (gelb) Wie analysiert man Texte und Sätze?

3. (rosa) Wie analysiert man Formen von Nomina (Substantiven

und Adjektiven). Verben und Partikeln?

4. (blau) Tabellen

5. (grün) Darstellung der wichtigsten grammatischen Takten.

Die jeweils erste Karte einer Gruppe enthält eine speziellere Inhaltsangabe
. Die Symbole V(erben) N(omina) P(artikeln) E(lemenlarlehre)
erleichtern die Orientierung.

Bei der Darbietung folgt Sch. seiner „Grammatik des Biblischen
Hebräisch", München 1974 u. ö. So begegnet der Terminus Narrativ.
wird Infinitiv häufig nur für Infinitiv construetus verwendet, so findet
sieh die Deutung: Verbalsatz = Vordergrund-; Nominalsatz = Hinter«
grund-lnformation innerhalb der Erzählung, so werden anders als
z. Ii. durch R. Meyer: „Hebräische Grammatik" 1—1V, Berlin - New
York. 3. Aull. 1966-72 bei den Segolata oder den Nomina mit verdoppeltem
Endkonsonanten die Vokale e und o grundsätzlich als lang
gedeutet. Überhaupt werden Länge und Kürze der Vokale sowie die
Betonung der vorletzten Silbe nicht immer gekennzeichnet.

Besondere Beachtung verdient Teil 2. der für die Texterschließung
wertvolle Hinweise gibt und /. B. die Gliederung durch Partikeln (2.2
und 6-10), die graphische Strukturierungeines Textes (2.3), die Übersetzung
von uiijj'lii und n'liäjü als Einleitungsformeln (2.6-7), die
Übersetzung des Infinitivs (construetus) mit Präpositionen (2.12) u. a.
enthält. Die Tips für „Probebohrungen" zur Bestimmung der Verb-
wurzcl (3.9.), die Zusammenstellungen der Präformativvokale
(3.10-12), die Anleitung zur Perfektanalyse (3.1.3), aber auch die
anderen Ratschläge in 3. erleichtern den Durchblick. Die 1 bersichten
in 4. und die Erklärungen in 5. konzentrieren sich auf z. T. überraschend
wenige Grundregeln. Den methodischen Hinweisen unter I.
sollte sieh der Benutzer anvertrauen, sollte aber v ielleicht doch nicht
ganz auf das Auswendiglernen verzichten (anders Vf. in 0.2; vgl. aber
1.1 1-1.3 und I.10unter4.).

Die Qual der Auswahl durchleidet jeder, der möglichst knapp, doch
ausreichend und zugleich für den Wiederlernenden ermutigend den
Stoff bändigen will. So kann es nicht ausbleiben, daß dereine hier und
der andere dort ergänzen möchte - wozu ja auch bisher noch unbedruckte
Karteikarten einladen. Aber das wird man ohne weiteres
anerkennen wollen: Die einzelnen Karten - bis auf 0., 1. und 2.3 nur
einseitig bedruckt-sind übersichtlich gestaltet und heben das Wesentliche
hervor. Die Übersichtlichkeit wird vor allem dadurch erreicht,
daß Sch. vom Allgemeinen zum Differenzierten vorzugehen vermag
(vgl. dazu auch 0.3). So sondert er z. B. bei den Analysetips für
Schwache Verben (3.10) die Präformativsilbc mit langem Vokal aus
(3.1 1) und verweist auch hier (in 3.1 1) für den c-Vokal auf 3.12 bzw.
5.22. Selbst wo sich eine Informationsfülle auf einer Karte zusammendrängt
, wie z. B. bei den Elementen der Verb-Bildung (4.3). bleibt die

Übersicht gewahrt. Daß aber VI. hauptsächlich erzählende I exte berücksichtigt
(vgl. aber 1.6, 2.7 und I 1, 4.7), entspricht dem Ziel, einen
erneuten Zugang zum Hebräischen erst schallen zu wollen.

Über die getroffene Auswahl und die Art der Darbietung können
letztlich nur die Adressaten urteilen. Daß die Anlage des Tutors für
den Wiedelbeginnenden ermutigend ist, scheint mir sicher. Ich
könnte mir aber denken, daß genauere Querverweise über die allgemeine
Kennzeichnung (*) hinaus hilfreich wären. So sollte 4.4. (Prä-
formative und Allörmative des Verbs) oder auch 4.5 auf 5.17 (He
cohortativum adhortalivum . . .; in 5.17 ist deshalb auch das Verb-
symbol V zu ergänzen) hinweisen.

Erweiterungen wünschte man z. B. in 3.7 (Starke Verben mit Piä-
lörmaliv); hier sollte auch die Nifalbildung bei Guttural als I. Radikal
(vgl. 3.12) genannt werden. Ebenso wäre es wünschenswert, in 5.
jeder Erklärung ein hebräisches Beispiel folgen zu lassen. Vielleicht
wäre es auch ratsam, die Stammprälörmative (vgl. 4.3) über 1.9.
5.13.15 hinaus zusammenhängend aufzuschlüsseln. Und darf der Jus-
siv (vgl. aber4.7) ungenannt bleiben?

Dagegen könnte man doch wohl das Dagesch forte euphonicum
(5.3) fürs erste entbehren, ist hebr. /i/'(5.6) ohnehin zu streichen und
dort //»'////'zu schreiben.

Wünschen wir dem Taschen- Tutor Erfolg. Er verdient es und das
Hebräische erst recht!

Berlin Ulrich Schröter

Nelson, Rich ild D : The Double Redaction ofthe Deuteronomistic
History. Sheffield: JSOT Press 1981. 185 S. 8* = Journal fbr the
Study oftheOW Testament, Suppl. Serics, 18. Kart. DM .34.-; Lw.
DM 54,-.

Die nun schon klassisch gewordene These M. Noths. daß das Deuteronomistische
Geschichlswerk (Dir) einem einzigen Verlässer entstamme
.' findet heute wenige Verteidiger. Die auffälligen Spannungen
innerhalb des weit ausladenden Textkomplexes führen vielmehr zur
Annahme mehrerer Redaktionen, die das Werk erfahren habe.
Gegenüber der an Einlluß gewinnenden Hypothese einer dreifachen
Redaktion votiert der Vf. in dieser Neufassung seiner Dissertation
von 1973 (Union Theological Scminary. Richmond. Virginia) für nur
zwei Redaktionsschichten. Er greift zunächst in die Eorschungs-
geschichte zurück und führt die zahlreichen Vertreter dieser These
seit A. Kuenen auf. Am nächsten steht er der Konzeption von
F. M. Gross, der mit einer ersten Redaktion z. /.. Josias und verschiedenen
aktualisierenden Zusätzen aus der Zeit um 560 rechnete.'

Der Eorschungsgeschichte entnimmt N. auch die Argumente für
eine doppelte Redaktion vlcs Du und teilt sic in wenig überzeugende
und in gewichtige ein. Zu den letzteren zählt er den Wechsel der
Struktur in den letzten Kapiteln des 2 Kon. besonders erkennbar an
den Königsformeln, die Existenz eindeutig sekundär-deuteronomi-
slischer (dir) Abschnitte, die Ambivalenz in der Beurteilung der
Dav iddj nastie so» ie die Spannung zwischen auf die Josiazeit zielenden
theologischen Themen (Sünde Jerobeanis. Dav idv erheißung) und
solchen, die auf die Exilszeit verweisen. Die Untersuchung dieser vier
Bereiche macht den Kern des Buches aus. So weiß der Leser von. vornherein
, was der Vf. demonstrieren will und wird: eine Redaktion des
Geschichtswerks in der Zeit Josias („the hislorian") und eine weitere
in der Exilsepoche („the exilic editor").

Die Königsformeln zeigen trotz ihrer stereotypen dtr Terminologie
eine auffallende Vielfältigkeit, von der die letzten vier Beispiele
(2Kön 23.31.37; 24.9.19) durch ihre Kürze und Einförmigkeit
abstechen.4 Vf. folgert "that we haye Tiere the woodenly imitative
work of some supplementäre editor. not the Creative and free Variation
ofthe original author" (38).

Der größte Teil des Buches ist der Herausarbeitung der von dem
exilischen Redaktor eingebrachten bzw. überarbeiteten Texte gewidmet
(43-98). Anhand von 27 charakteristischen Sprachfiguren und
Vorstellungen." die sich im Laufe der Analyse ergeben, sowie durch