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1984

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Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literatur/eitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 7

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des assyrischen Gemeinwesens orliegen.1 Angemerkt sei hier - trotz
seiner sachlichen Berechtigung - die Mißverständlichkeit des Titels,
der. ohne Untertitel genannt, eher eine arehäologiseh-baugesehieht-
liche Untersuchung erwarten läßt.

Aber dieser Einwand ist kaum von Belang, wenn man feststellen
kann, daß die Arbeit in mehr als einer Hinsieht bemerkenswert ist. Im
vorliegenden Umfang und mit 4 010 Anmerkungen versehen, sprengt
sie jeglichen Rahmen einer Dissertation, zumal wenn man aus dem
Offsetdruck ein Manuskript von etwa 1 200 ..normalen*' Seiten in
Maschinenschrift ersehließen kann. Der nachträglichen Erweiterung
des Themas eingedenk muß man dennoch die Frage nach der Verhältnismäßigkeit
und nach der Zumutbarkeit wissenschaftlicher Bemühungen
zur Erlangung eines akademischen Grades stellen.

Da die Arbeit getan ist. darf man der Vfn. nun zu einer Leistung gratulieren
, deren Bedeutung offenkundig ist. Die U ntersuchung schallt
einen soliden Grund für alle künftige Forschung zum Kult in Assyrien
und zur assyrischen Religion im weiteren Sinne sow ie zur Wirtschaft,
soweit sie zum Tempel in Beziehung steht. In entsagungsvoller philologischer
Kleinarbeit hat die Vfn. das in Frage kommende und bisher
zugängliche Textmaterial aufgeschlossen - sie spricht von ..philologisch
-historischer Aufbereitung" (Bd. I, 2)- und seine Aussagen nach
sachlichen Gesichtspunkten bzw. alphabetisch geordnet. Zu große
Vorsieht scheint die Vfn. jedoch daran zu hindern, über die knappen
Bemerkungen der Einleitung (Bd. I. 1-5) hinaus die Ergebnisse der
Arbeit zusammenzufassen/ Aber wer eben hätte einen ähnlieh
guten Uberblick wie sie. die wesentlichen und neuen Erkenntnisse von
den weniger bedeutenden und altbekannten abzuheben. Denn das
Thema ..Tempel", obendrein in dieser Breite behandelt, läßt doch ein
Interesse vieler Nieht-Assyriologen erwarten, die vermutlich das Allgemeine
, die Entwicklung des ..Tempels" und das anderen Kulturen
Vergleichbare suchen werden Wenn das zutrifft, ist als weiterer Nachteil
anzumerken, daß eine Arbeit wohl kaum so ausschließlieh der
Verständigung unter Assyriologen dienen darf, indem sie öfter den
Transkriptionen keine Übersetzungen beilügt. Beispielsweise bleiben
selbst die Verzeichnisse priesterlicher Tätigkeiten (Bd. I. 154-157,
I 59-1 72)unübersetzt. Die systematische und gut überschaubare Gliederung
des Stolfes und die Verwendung unübersetzt gelassener Termini
in erklärendem Kontext können das nicht ausgleichen.

Der Teil I (Bd. I. 6-129) behandelt das Quellenmaterial in der
alphabetischen Reihenfolge der Fundplätze, womit die lokalen Göttergestalten
und Kulte wie auch die wirtschaftlichen und administrativ
-organisatorischen Besonderheiten der Tempel gut erläßt und gegeneinander
abgesetzt werden können. Uneinheitlich ist natürlich die
Quellenlage, und am besten sind die Verhältnisse in Assur. Kalahund
Ninive dokumentiert. Weiterhin konnte etwa ein Dutzend assyrischer
Städte bzw. Fundplätze von Schriftzeugnissen einbezogen werden. Sie
lassen die Ausmaße erahnen, in denen sieh das Bild von Kult und
Tempelwirtschaft bei einer weiteren archäologischen Erschließung
der assy tischen Prot inz vervollkommnen ließe.

Der Teil II (Bd. I, 130-300) bietet ebenfalls in alphabetischer Ordnung
die Untersuchungen zu den in oder beim Tempel angesiedelten
Berufen oder f unktionell, wobei das Material für prosopographische
Untersuchungen meist nicht ausreicht. Das Literaturverzeichnis
(Bd. I. 301-322) schließt den ersten Band ab. Bd. II umfaßt neben
Tabellen (P 1-33; zu Tempeln. Berufen bzw. Funktionen an Tempeln
, zu festen und im Kult handelnden Personen) und je einem
Sach- und Textindex (1 1-18) zum größten Teil die schon erwähnten
Anmerkungen zu Bd. I (Bd. II. l*-243*) und ein Textbuch (Bd. II.
T 1-218).

Dieses Textbuch. Teil III der Arbeit, ist das ..Ergebnis der Bemühungen
um die Texte" (Bd. I. 2) und enthält also die aufbereiteten
Quellen für die sachlichen Interpretationen in Teil I. Man kann der
Vfn. beseheinigen, daß sie die Texte sorglältigst durchgearbeitet hat.
Alle bisherige Literatur zu den Texten ist umfassend notiert, und die
philologischen Anmerkungen bieten wertvolle grammatische und
lexikalische Beobachtungen.

Es kann hier nicht versucht werden, die Ergebnisse der Arbeit zu
referieren. Hervorgehoben sei aber z. B. Exkurs I zu den Tempel-
Schuldscheinen (Bd. I. I 1-21). der die allem Anschein nach besondere
Ökonomisehe Rolle des Tempels der Istar von Arba'il deutlich macht,
konnten doch im Namen dieser Gottheit durch Mittelsmänner überregional
Kredite vergeben werden. Sehr interessant sind auch die
Resultate von Exkurs III. der sich mit den Personen, ihrem Status und
ihren Funktionen beläßt, die dem Tempel geweiht, d. h. geschenkt,
übereignet worden waren/

Durch die Analyse der Belege zu den verschiedenen Funktionen
und Berufen am Tempel ist die Vfn. einer exakten Bestimmung der
betrelfenden Aufgabenbereiche wesentlich nähergekommen. Besondere
Aufmerksamkeit beansprucht naturgemäß die Rolle des Königs
im Kult. Sie konnte als mit der des Ll SANGA. des obersten Priesters
des Gottes Assur. identisch ermittelt werden (Bd. I. 17.3). Auch der
König konnte grundsätzlich alle Kulthandlungen ausführen, die in
seiner Abwesenheit ständig und regulär dem Priester oblagen. Bis in
die neuassyrisehc Zeit drückte sich darin die Überzeugung aus. ..daß
der assyrische König dem Gott Assur (Königs- und) Priesterwürde
verdankt" (ebd.). In Wahrheit muß es ihm gelungen sein, kraft seiner
weltlichen Stellung die Funktion eines Anführers innerhalb der
Stammesaristokratie mit dem Priesteramt am Heiligtum des Stadlgottes
von Assur zu verbinden.

Am Ende sei noch einmal die hohe Anerkennung bekräftigt, die die
Vfn. tür ihre gründliehe und kompetente Behandlung des umfangreichen
Stoßes verdient hat.

Berlin Helmut f reydank

1 Vfn. spricht über ..das an sieh vermessen weile Thema" (Bd. 1. 5). das
..allenthalben Beschränkung" erforderte, und weist auf zahlreiche Gebiete hin.
für die noch keine oder nur unzureichende Vorarbeiten geleistet sind. - Da in
der Assyriologie wohl immer relativ wenige Wissenschaftler tätig sein weiden,
ist in jedem l all besondere Sorgfalt geboten, wenn über die nächsten Sehritte zu
entscheiden ist.

" Vfn. betont, daß die Arbeit ..nicht eigentlich archäologisch orientiert ist"
(Bd. 1.3). bietet aber, vor allem in einer Tabelle (Bd. II. P 1-12) auch alle baugeschichtlichen
Informationen zu den Tempeln aus den schriftlichen Quellen.

' ..Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist zu umschreiben als Aufarbeitung und
Auswertung des überlieferten assy rischen I evtmaterials zum offiziellen Tempelkult
und zu dem für das f unktionieren eines Tempelbetriebs (in allen seinen

Aspekten)erforderlichen Personal."(Bd. 12).

4 ..So wird in dieser Arbeit auf generalisierende Zusammenfassungen verzichtet
, da die individuellen Konturen Her einzelnen Kultbetriebe sonst verschwimmen
. . . ." (Bd. I. I). Zusammenfassende Abschnitte zu einzelnen untersuchten
Erscheinungen linden sich allerdings desöfteren.

Insofern ist die Überschrift ..Tempclweihe" nach üblichem Sprachgebrauch
mißverständlich, wie auch ein entsprechender genitivus obiectiv US nicht
möglich wäre. - Übrigens wäre es sicher kein Fehler gewesen, wenn die Vfn. den
Gebrauch von Fremdwörtern leicht eingeschränkt hätte und andererseits an
mancher Stelle mit der deutsehen Sprache bedachtsamer umgegangen wäre

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