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Ausgabe:

1984

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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rbeolofiKhc Lilcraturzcituni 109, Jahrgang 15)X4 Nr. 7

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Erkennt nisse und Möglichkeiten, namentlich au/dem Gebiet der Erziehung
, für den Islam fruchtbar zu machen und die Situation der
Muslime zu verbessern. In diesem Kapitel behandelt VEn. die Anliegen
und Probleme des Reform-Ulani an Hand seiner prominenten
Vertreter, unter ihnen Sayyid Ahmad Khan und seine Gesinnungsgenossen
, die auch der Situation der I rauen und Familien besondere
Aufmerksamkeit widmeten. Shibli Nu mani (Gründer des Seminars
in Lueknow. das als erstes moderne Methoden der Kritik aulnahm),
sowie Syed Ameer Ali, der 1841 "The Spiril ol Islam", eine modernistische
Islam-Interpretation, verfafite. Anschließend werden die
Gegenreaktionen der konservativen Muslime behandelt, die sich
gegen das Vordringen westlicher Ideen und Sitten richteten, vor allein
der ahl-i hadilh (mit Siddiu. Hasan Khan), der Oeoband-Schule und
der Ahmadiy ya des Mirza Ghlllam Ahmad.

Das letzte, lieble Kapitel, umfaßt die Zeit ..Von der Teilung Bengalen
! bis zur Teilung des Subkontinents - Die /eil des Iqhal"
(2 16-244). Es geht hier zunächst um die unterschiedliche Haltung der
indischen Muslime zu den Briten einerseits und zu den Hindus andererseits
, wobei auch Ghandil Einfluß und W irkung gestreift wird. Ein
längerer Abschnitt beschäftigt sich mit der khiluful-Bcwcgung. Der
zweite Teil ist hauptsächlich Muhammad Iqbal (1877-14.38) gewidmet
, seinem leben und Werk, seinen religiösen, politischen und
sozialen Idealen und Aktiv itäten, seiner Wirkung und Nachwirkungeine
feinsinnige Studie für sich (22.3-2.3.3). Abschließend wird auf
andere prominente Muslime (darunter Maulana Abu 'l-Kalam Azad.
Theoretiker der khilalät-Bewegung) sowie auf antibritische Organisationen
undaufdie Politik der Muslim-Liga eingegangen (Pakistanproblem
). Der kurze Epihg (245-247) nennt die vielfältigen Probleme
der Muslime in Pakistan und Indien nach der Teilung des Subkontinents
.

Das alles Hießt wie ein breiter, kräftiger Strom dahin. Um diese
Fülle an Namen und Fakten, historischen Ereignissen, religiösen und
literarischen Produkten, an Analysen, Zitaten, Querverbindungen
und Wertungen leichter übersehen und dann auch nachschlagen zu
können, wünschte man sieh die einzelnen Kapitel stärker gegliedert
und mit Unterüberschriften versehen. Em großer Gewinn für den
Benutzer ist die l iste der termini technici mit Erklärungen, die umfangreiche
Auswahl-Bibliographie (von über 400 Titeln), der Quellen
-Index und das Namenregister (zusammen 56 Seiten). Diese
Monographie ist eine wertvolle Bereicherung der Literatur zur Geschichte
Indiens und des Islam.

Berlin Karl-Wolfgang Träger

Dombrowski, B. W. W.: Mazda Ahura - Ahura Mazda Auramazdä = „Lord
Wisdom"(liAm 18. 148.3 s. 144-220).

Schwager, Raymund: Der Zorn Gottes. Zur Problematik der Allegorie
(Z.K I Ii Kl?. |983 S. 40(1-414).

Alter Orient

Kuntzmann, Raymond: Les symbolisme des jumeaux au Proche-
Orient aneien. Naissance. fonetion et evolution d'un Symbole.
Paris: Beauchesne 148.3. 254 S. gr. 8 = Beauchesne Religions,
12. Kart, ffr 150.-.

Zweiheit im Sinne der Polarität ist in der Religionsgeschichte ein
häufig vorkommendes Thema. Eine besondere Ausprägung der Zweiheit
sind ,'Zwillinge", die in den my thischen Vorstellungen der
Völker vielfach als Gegensatzpaar aufgefaßt werden.

R. Kuntzmann versucht in der vorliegenden Studie-einer Dissertation
der Katholisch Theologisehen Fakultät der Universität Stras-
bourg-dem Symbol der Zweiheit intensiv nachzugehen.

In der Einleitung (pp. 13-38) gibt Vf. einen Überblick zum Stand
der Frage und zur Methodologie.

Im ersten Hauptteil (pp. 34-1.36) w od der Bedeutung des Sy mboles
im Alten Orient nachgegangen. Im speziellen werden behandelt:
Jakob und I sau. Gilgameseh und Enkidu. Adapa, die keruhen. Jakob
und seine (ioltesbegegnungen.

Die Zw illinge Jakob-! sau siebt der Autor als Sy mbol und Struktur-
Clement des I cvles. «Les deux prmeipaux evemples etudies (Jaeob-
Lsau et Gilgamcsli-I nkidu) sont modelet pour eelte fbctiofl typolo-
gique du symbole des jumeaux. Si les personnages deviennent des
paradigmcs du destin individucl ou collectif, l'hisloirc cllc-meme. ä
son niveau. sc trouve slrueturee et assumee per une leeture orientee.
Rappeions le eas exeinplane du palriarehe Jacob et ses niveaux de
leeture. du plus recent au plus aneien. . . . t 'ependanl. ees lextes repris
ainsi pur une theologie eonnaissent sans doule dejä une orienlation
plus aneienne. de type soeiologique: Jacob et l.sau sont deux types
sociaux. commc Abel et Cüin ou fagricullcur et Ic beiger des contro-
verses mcsopolainicnncs.»(p. 2 I 7)

In bezugaul die Kcrubcn arbeitet Vf. ihre wesentlichen Ligcnschaf-
ten heraus, berücksichtigt jedoch die Ikonographie etwas zu wenig.
Hierzu hätte die ausführliche Studie von O. Kcel, Jahwe-Visionen
und Siegelkunst (SBS 84/ 85. Stuttgart 1477). manche wertvolle Information
liefern können.

«Lei trois tcxlcs narrcnl la rcncontrc entre Jacob et son Dicu, mais
cette rencontre n'esl pas im episode banal de la vie religieuse d'un
nomade. En (in 28.10-22. Ic patriurche est campe a la fronticre du
sacre et du profane, lä oü les espaecs div in et humain sc conlöndent: et
c'cst la qu'il londe Ic sanetuaire de Bethel; pour (in 32.1-22. Jacob,
alfronte succcssivcmcnt au camp de Dicu et ä eclui de son jumeau
Lsau. eprouve Ic danger de rcnconlrcs qui pourraicnl le delruire;
enfin, en Gn 32.23-33. les deux (hörnet preeedenis culminenl dans la
lutte de I'initiationm, avec toul le scenario usuel en pareil eas: la
vcillee solitaire. la nuil. le combat avec un aulre lui-meme, la marque
initiatique et le changemenl de nom.»(p. 131)

Der 2. Hauptteil (pp. 137-212) reflektiert das Thema in den alt-
orientalischen Astralmy Iben und in der gnostiseben Literatur; u. a.
werden das (lottci paar Sehamar und Schalim. sowie die fraditionen

v on Thomas dem Zwilling behandelt.

Die vorliegende Studie ist souverän geschrieben und zeugt von der
großen Sachkenntnis des Autors. Nicht zuletzt weist auch die umfangreiche
Bibliographie (pp. 221-248!) auf die hervorragende Literaturkenntnis
des Verlässers hin. Das schon sehr Übersichtlich geschriebene
Buch gewinnt auch weher dadurch, daß präzise Zusammenfassungen
gegeben und am Ende der Studie nochmals kurz die l rgebnisse
dargestellt werden (pp. 2 I 3-2 14). Dankbar wird jeder Benützer des
Buches dafür sein, daß ein ausführliches Register der zitierten Quellen
(pp. 244-254) sowie ein Namens- und Sachverzeichnis (pp. 255-254)
beigegeben wurde.

Obwohl natürlich einzelne Ansichten des Verfassers angefochten
werden können und manchmal zu Widerspruch reizen könnten, bietet
die gesamte Studie eine gelungene Synthese des umfangreichen
Materials.

Wien KarIJaros

Menzel, Brigitte: Assyrische Tempel. I: Untersuchungen zu Kult.
Administration und Personal. XV. .322 S. II: Anmerkungen. fext-
bueh, Tabellen und Indices. VIII. 24.3* S.. 1218 S.. P 3 5 s.. 1 18 S.
Rome: Biblieal Institute Press 1481. 4* = Studia Pohl, Series Maior,
10/1/11. Kart. Lire 25.000.

Das hier zu besprechende Werk war zunächst als Heidelberger Dissertation
unter dem Titel ..Ncuassy risehe Tempel - Untersuchungen
zu Kult. Administration und Personal" entstanden. Die Erweiterung
des Themas ergab sieh aus der späteren Einbeziehung des älteren assyrischen
Materials, womit die Arbeit nun den gesamten Zeilraum umläßt
, aus dem schriftliche Nachrichten zum assyrischen Tempel als
kultischem Mittelpunkt und wirtschaftlichem Organismus innerhalb