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Ausgabe:

1984

Spalte:

474-476

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Glaubensbekenntnis und Kirchengemeinschaft 1984

Rezensent:

Zeddies, Helmut

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Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang 1984 Nr. 6

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sehe Sicht und Werteinsicht. Der Schüler soll ein Gespür und Verständnis
für die Lebenslage der Kranken, Schwachen und Unterdrückten
bekommen und zu solidarischem und helfendem Handeln
motiviert werden (204).

Ein solcher Erfahrungsansatz, der die konkreten lebensgeschichtlichen
Erfahrungen Jugendlicher in verschiedenen Situationen ernst
nimmt, ist auch das Anliegen eines problemorientierten Religionsunterrichts
. Dieser situationspädagogische Ansatz könnte vom
Gegenstand wie vom Standpunkt der Schüler her beiden Fächern gemeinsam
sein.

Die Einzelanalysen von K. Thomas (Niedersachsen). H. Weiler
(Niedersachsen) und J. Wolf (Bayern, Niedersachsen und Rheinland-
Pfalz) machen deutlich, daß es noch langwieriger Arbeiten an den
Lehrplänen bedarf, ehe an eine administrative Normierung zu denken
ist.

Aus dem Material der Beiträge von G. Schreiner (Zum Verhältnis
von moralischer Erziehung und politischer Bildung). W. Quitzow
(Wissenschaftliches Weltverständnis als Wertorientierung des naturwissenschaftlichen
Unterrichts) und F. Johannsen/K. Sehiltko(..Sterben
und Tod" - ein Unterrichtsmodell für das Fach „Werte und Normen
" in der Sekundarstufe 1) ergibt sich der Eindruck, daß es durchaus
möglich sein könnte, für den Ethikunterricht eine stimmige didaktische
Konzeption zu entwerfen.

Greifswald Günther Kehnscherper

Nastainczyk, Wolfgang: Religiös erziehen. Grundfragen und
Lösungshilfen. Freiburg-Bascl-Wien: Herder 1981. 141 S. 8° =
Theologie im Fernkurs, 8. Kart. DM 17.80.

Das Buch bietet einen für Fern- und Direktstudium gedachten
..Basiskurs", der in die wissenschaftlichen Grundfragen einer „christlich
orientierten Erziehung und Bildung" einführt. Für die sieben
Kapitel stehen 120 Seiten zur Verfügung. Das ist ein enger Rahmen
Für ein thematisch weitgespanntes Unternehmen. Der Vf. weiß, daß er
sich zu beschränken und „eher informativ als argumentativ" vorzugchen
hat (8).

Die Stärke seiner Darstellung liegt in der Systematisierung des
Materials. Situation. Geschichte, Aufgaben, Träger und Wirkungen
der christlich orientierten Erziehung und Bildung werden umrissen
(Kap. I und 4-7), dazu das Verständnis von Erziehung und das damit
zu verbindende Verhältnis von Glaube und Religion (Kap. 2 und 3).
Tabellen und Schaubilder unterstützen die Ausführungen, ja oft ist
der laufende Text nur ein Kommentar zu den tabellarischen Uberblicken
. Immer wieder betont der Vf., daß er vereinfachen muß. Aber
sein Vereinfachen zeigt sich weniger in sparsamer Auswahl als in Ballung
und Reihimg.

Damit ist schon gesagt: Mit der Stärke der Darstellung hängt ihre
Schwäche eng zusammen. Wie „informativ" können - zumal für die
gedachten Studienanfänger - Mitteilungen über Denkansätze, Richtungen
und Strömungen sein, wenn die zwar begrifflich benannt und
durch Autorennamen angezeigt, aber nicht „argumentativ" nahegebracht
und also auch nicht dem verstehenden Urteil anheimgegeben
werden? Diese Frage stellte sich mir bei der Lektüre immer wieder,
besonders dringend aber bei dem Abschnitt über „zeitgenössische
Sehweisen christlich orientierter Erziehung und Bildung" mit dem dazugehörigen
„Schaubild 7" (54IT). Die vier Konzeptionen, die hier
nebeneinandergestellt werden, begegnen tabellarisch unter der
„Kennzeichnung": Traditionsorientierung, Humanorientierung,
Dialektische Strukturicrung, Dialogische Strukturicrung. Sind das
Kategorien, die Unterschiedenes vergleichbar machen? Und wenn
dann allein für die vierte der Konzeptionen - der Vf. selbst vertritt sie
- unter „Zielsetzung" reklamiert wird: „Orientierung an der ganzen
Wahrheit", dann ist der Informationswert dieser Spaltennotiz doch
denkbar gering!

Um meinerseits mit Schlagworten zu reden: Das Buch ist geprägt
durch einen religionspädagogischen Positivismus, der seinen Her-
kunfts- und Geltungsbereich, den auf Synthese bedachten Reformkatholizismus
in der Bundesrepublik, erfreulich offen bejaht. Ich
werde es gewiß wieder zur Hand nehmen, besonders wegen seiner begrifflichen
Distinktionen und hier wieder wegen der Zuordnung von
Enkulturation, Sozialisation, Personalisation, Erziehung und Bildung
(21 ff). Aber theologisch angeregt hat es mich nicht. Inj Gegenteil: Sein
letzter Satz läßt mich ratlos und, weil ihm eben kein weiterer mehr
folgt, voller Widerspruch zurück: Den christlichen Erziehern stehe
„nur der Weg der doppelten Treue offen, den Gott selbst weist: der
immer erneute Versuch, Jesus Christus nachzugehen (. . .) und sich
am Kind zu orientieren, insofern es den .neuen Menschen' repräsentiert
, der ,nach dem Bild Gottes geschaffen ist* (Eph 4,24 . . .)."

Petershagen b. Berlin Jürgen Henkys

KL'-Praxis für die Arbeit mit Konfirmanden. 19. Modelle 4: Heiliger Geist,
Abendmahl. Arm und Reich, Vorstellungsgottesdienst „Er weckt mich alle
Morgen". Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1983. 89 S. Beilage:
20 Fotoblätter geheftet. 4' DM 19,80.

Kittel, Helmuth: 50 Jahre Religionspädagogik. Erlebnisse und Erfahrungen.
Vortrag anläßlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Philosophische
Fakultät I der Universität Augsburg am 22. Juni 1983. Augsburg: Lehrstühle
für Evang. Theologie 1983. IV, 32 S.. I Tai'. 8' = Augshurgcr Universitätsreden
.

Schlüter. Richard: Identitälsproblcmatik und christliche Sakramente. Theologiedidaktische
Überlegungen zum spezifischen Beitrag des Religionsunterrichts
türdie ldentitätsfindung(ThGI 73, 1983 S. 312-328).

Voith, Franz: Gehört Religion zum Wesen des Menschen? Auskünfte gegenwärtiger
Pädagogik und Theologie I (WuA(M) 24, 1983 S. 131-136).

Weinrich, Michael: Abschied von den programmatischen Entwürfen? Themen
, Thesen und Trends in der gegenwärtigen Religionspädagogik (VuF28.
I983S. 25-62).

Ökumenik: Allgemeines

Lehmann, Karl, u. Wolfhart Panncnbcrg [Hrsg.]: Glaubensbekenntnis
und Rirchengcmeinschaft. Das Modell des Konzils von Konstantinopel
(381). Freiburg-Bascl-Wien: Herder; Göttingen: Vanden-
hoeck& Ruprecht 1982. 126 S. gr. 8° = Dialog der Kirchen. I. Kart.
DM 22,-.

Mit diesem Band wird die Schriftenreihe „Dialog der Kirchen"
eröffnet, in der unter dem Protektorat von Hermann Kunst und Hermann
Kardinal Volk künftig Referate und Ergebnisse der Tagungen
des „Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer
Theologen" in der BRD publiziert werden sollen. Der Arbeitskreis
selber kann inzwischen auf eine mehr als 25jährige Geschichte des
theologischen Gespräches zwischen namhaften Vertretern beider
Konfessionen zurückblicken. Im Jahr 1981 fand bereits die
42. Arbeitstagung statt, die aus Anlaß der I 600. Wiederkehr des
I. Konzils von Konstantinopel dem Thema „Glaubensbekenntnis
und KirchengcmcinschalV gewidmet war. Das auf dieses Konzil
zurückgehende Nicaeno-Constantinopolitanum (NC) stellt als das
einzige wirklich ökumenische Glaubensbekenntnis eine der wenigen
Klammern dar, die die getrennte Christenheit verbinden, und ist
schon deshalb lür das Problem der Kirchengemeinschaft in mehrfacher
Hinsicht von erheblicher Bedeutung.

Daß das NC diese Implikation von Anfang gehabt hat. verdeutlicht
das Referat von Wolf-Dieter Hauschild über „Das trinitarische
Dogma von 381 als Ergebnis verbindlicher Konsensusbildung". Verfasser
geht der wegen der kaum vorhandenen Quellen schwer zu erhebenden
Entstehungsgeschichte des Bekenntnistextes von Konstan-
tinopcl nach und sucht seine Zuordnung zum Nicacnum zu bestimmen
. Durch die Entscheidung des Konzils von 381 wird nach langen